Meisterköche – Bildrezepte für den Alltag

Meisterköche – Bildrezepte für den Alltag

Bist du ein Meisterkoch? Noch nicht? Jetzt schon! Auf den Spuren eines Kochbuchs, das viel mehr ist als ein Kochbuch.

Tabea Kurz, Jaël Schmied und Fiona Brühwiler – drei junge Frauen haben mit ihrer Berufsmatura Abschlussarbeit ein Projekt auf die Beine gestellt, das Menschen zu Meisterköchen macht, die sich diesen Titel niemals zuvor selbst gegeben hätten.

Tomaten-Mozarella SalatEin Herzenswunsch
Alles begann mit dem Wunsch im Rahmen der Berufsmatura ein Projekt zu realisieren, das Menschen hilft, welche auf Hilfe angewiesen sind. Es entstand die Idee, ein Kochbuch umzusetzen für Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung. Der Antrieb dieses Projekt umzusetzen war der Wunsch, diesen Menschen mit einfachen Hilfsmitteln das tägliche Kochen zu ermöglichen und in ihnen dadurch die Freude am Kochen zu wecken.

Penne-Auflauf mit GemüseKochen trotz kognitiver Beeinträchtigung?
Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung sind durchaus in der Lage zu kochen. Was sie brauchen sind unterstützende Hilfsmittel. Die Förderung von Selbständigkeit und Selbstbestimmung in alltäglichen Dingen ist elementar im Umgang mit behinderten Personen. Das Kochbuch soll aber nicht nur die Autonomie in der Küche steigern, sondern auch dabei helfen Erfolgserlebnisse zu generieren. Doch wie wird ein brauchbares Hilfsmittel für kognitiv beeinträchtigte Menschen gestaltet? Was ist zu beachten und wie ist die Vorgehensweise?

Prinzip «Einfachheit»
Durch Interviews mit Fachpersonen eines Betreuungsinstituts erlangten die Autorinnen das nötige Fachwissen, um die Inhalte und das Produktdesign zu definieren. Von den Rezepten über die Kochanleitung bis hin zu den Massangaben – alles musste soweit möglich vereinfacht werden. Schritt-für-Schritt Anleitungen, wenig Text und viele Bilder sollten den Kochprozess detailliert dokumentieren. Ein übersichtliches Layout und Design soll die Leserschaft dabei unterstützen, einen schnellen Überblick zu haben. Nebst den formalen Ansprüchen, war es dem Autoren-Team wichtig Rezepte zu verwenden, welche eine gesunde Ernährung sicherstellen. Die Rezepte sollten, im Hinblick auf die Ernährungspyramide, eine ausgewogene Mahlzeit ergeben. Die Recherche nach passenden und doch einfachen Rezepten konnte beginnen. Fündig wurden die jungen Frauen im nächsten Umfeld: «Viele der Rezepte, welche es in die finale Version geschafft haben, stammen aus dem direkten Familienumfeld», so eine der Autorinnen.

Inhalt_HauptmenüsDas Kochbuch nimmt Form an
Jedes Rezept wurde getestet und von den Autorinnen selber gekocht. Dabei wurde der ganze Kochprozess detailliert in Bildern festgehalten. Die Schritt-für-Schritt Anleitung wurde mit bewusst kurz gehaltenen schriftlichen Inhalten ergänzt. Auch die Mengenangaben sind auf zwei einfache und bekannte Masse reduziert worden: Yoghurt-Becher und Esslöffel.

Die geringen Textmenge und die grossen Bilder sind optimal, um sich jederzeit orientieren zu können. Für den optimalen Überblick sorgt auch eine bebilderte Liste aller notwendigen Zutaten eines Rezeptes. Diese Einkaufskarten werden in laminierter Form als Anhang im Buchumschlag verstaut. Somit überleben sie nicht nur unzählige Kücheneinsätze, sondern können auch als handliche Einkaufsliste mitgenommen werden.

Gestalterisch wurde das Kochbuch klar und übersichtlich gegliedert. Doch nicht nur formal und inhaltlich gab es hohe Ansprüche. Auf einen hochwertigen haptischen Eindruck wurde ebenfalls grossen Wert gelegt. Das Ziel: ein qualitativ hochwertiger Farbdruck mit möglichst stabilen Seiten, die auch Feuchtigkeit gut absorbieren. Für eine lange Haltbarkeit des Kochbuches und einfaches umblättern war eine metallische Ringheftung die optimale Lösung.
Schritt-für-Schritt KochanleitungTestphase
Das Projekt «Meisterköche» startete im August 2014. Das fertige Produkt geht Ende Dezember 2014 in den Druck. Darauf folgt die Testphase des Kochbuch-Prototyp im Januar 2015: «Meisterköche» wird dabei von Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung in einem Heim getestet. Verschiedene Interviews mit dem Betreuungspersonal und Heimbewohnern sind geplant. Der Praxisversuch soll zeigen, ob das Konzept Anklang findet und gegebenenfalls ausbaubar ist.

ApfelkuchenKommentar
Die ambitionierte Arbeit dieser vier Berufsmatura-Absolventinnen ist ein leuchtendes Beispiel, wie ein durchdachtes Konzept über seinen eigentlichen Zweck hinauswachsen kann. Denn das Kochbuch ist längst nicht nur für Personen mit kognitiver Beeinträchtigung eine hilfreiches Produkt, sondern ein durchaus willkommene Ergänzung für Leute wie Du und Ich. Die vier jungen Frauen präsentieren eine Lösung für Menschen die gerne kochen, jedoch noch nicht den passenden Helfer gefunden haben. Das Herz der Autorinnen für beeinträchtigte Menschen, sowie der gemeinsame Wille ein nützliches Hilfsmittel zu generieren, dringt auf jeder Seite des Kochbuches durch. Vielleicht ist es genau diese Liebe, welche in diesem Projekt steckt, die das Kochbuch für ein weit grösseres Zielpublikum als ursprünglich angedacht interessant macht. Denn Liebe geht ja bekanntlich durch den Magen.

Downlaod
Wir sind begeistert vom Endprodukt. Deshalb möchten wir diese kleine Perle an dieser Stelle nicht vorenthalten. Nachfolgend steht die interaktive digitale Version sowie Einkaufskarten für jedes Rezept als PDF zum Download bereit – und nun, viel Spass beim kochen.

Das Kochbuch: Meisterköche – Bildrezepte für den Alltag
Die Einkaufskarten: Meisterköche Einkaufskarten

Kritik
von Tobias Grimm und Roy Stahl

Projektaufgaben

Für das im Artikel beschriebene Kochbuch «Meisterköche – Bildrezepte für den Alltag» wurden wir schon früh im Projekt durch die vier Autorinnen hinzugezogen. Die Anfrage der jungen Berufsmaturandinnen bezog sich fokusiert auf die Unterstützung im grafischen Bereich. Zu unseren Aufgaben zählten:

  1. Grafische Ideenfindung und Konzeption
  2. Erarbeitung von Bild-, Farb- und Typografie Konzept
  3. Umsetzung von Layout und Design des Kochbuches mittels InDesign
  4. Erstellen einer Druckvorlage für den Buchdruck
  5. Umsetzung eines interaktiven PDF's für die digitale Veröffentlichung

 

Eigene Zielsetzungen

Die grafischen Komponente dieses Projekts mitentwickeln zu können, war eine spannende Herausforderung. Da der Inhalt als Buch sowie als interaktives PDF veröffentlicht werden sollte, stellten wir uns die Frage: Sind die Anforderungen der Formate trotz gleichem Inhalt unterschiedlich? Wie kreieren wir ein verlinktes, interaktives PDF aus der Buch-Vorlage? Mit diesen Fragen im Hinterkopf machten wir uns an das Projekt und setzten uns folgende Ziele für die Mitarbeit am Projekt «Meisterköche»:

  1. Konzeption und Realisierung des Layout und Design inkl. Bildbearbeitung
  2. Erstellen eines interaktiven PDFs für die einfache Navigation

Auch für die Veröffentlichung auf Digezz haben wir Zielsetzungen formuliert, welche der Artikel erfüllen soll. Zielsetzung für den Beitrag auf Digezz:

  1. Bekanntmachung der Projektarbeit «Meisterköche»
  2. Publizitische Einbettung in Form eines Berichts mit Kommentar
  3. Digitale Veröffentlichung des interaktiven PDF-Kochbuchs

 

Medienwahl

Die Medienwahl wurde durch den Auftraggeber (Team von Autorinnen) vorgegeben. Das gewünschte Endprodukt ist ein Kochbuch – zu erstellendes Medium also ein Printprodukt. Die Entscheidung, daraus ein digitales, interaktives PDF abzuleiten fiel erst nach Projektstart. Das Buch wird Ende 2014 in Druck gehen. Das PDF wird bereits vorab hier auf Digezz erstveröffentlicht. Wir fokusieren mit diesem Beitrag die rein digitale Veröffentlichung und beantworten nur vergleichend die Unterschiede zum Endprodukt «Buch».

Produktionsweise

Layout

Das Layout für das Kochbuch wurde mittels InDesign erstellt. Auf die Beachtung der Formvorgaben (grosse Bilder, grosse Textgrösse) wurde besonderes Augenmerk gelegt. Da das Kochbuch ein spezifisches Zielpublikum hat, war die Erfüllung der Designvorgaben wichtig. Die Herausforderung bestand darin, auch mit gestalterischen Vorgaben ein stimmiges Design zu kreieren. Schwierig wurde dies insbesondere bei den sich gegensätzlich gegenüberstehenden Anforderungen, viele grosse Bilder für die Kochanleitung zu verwenden und trotzdem möglichst wenig Seiten für ein Rezept zu belegen um unnötiges hin- und herblättern zu vermeiden. Für die PDF Version wurde die Anzahl Bilder verringert und die Bildgrösse minimiert.

Obwohl die Formate (Print vs. PDF) unterschiedlich sind, blieben weitere Designanpassungen minim. So mussten für die Buch-Vorlage korrekte Druckränder (3mm Anschnitt inkl. Schnittzeichen) in die Formatvorlage eingearbeitet werden, welche für die digitale Version nicht nötig waren. Weiter wollten wir die digitale Version «interaktiv» sprich mit verlinkten Inhalten ausgeben. Dieser Vorteil eines digitalen Mediums muss genutzt werden. So implementiereten wir in jedes Menübild im Inhaltsverzeichnis einen Link zur jeweiligen Rezeptseite. Auf der Rezept-Seite stehen jeweils Schaltflächen zu den Inhaltverzeichnissen der Vorspeisen, Hauptmenüs und Desserts.

Kritik

Die gelieferten Bilder der Rezepte im Kochbuch wirken teilweise unnatürlich. Eine stimmige Inszenierung der gekochten Menus, sowie der einzelnen Zutaten auf den Rezeptkarten hätten dem Endprodukt zu massiv grösserer Attraktivität verholfen. Insbesondere da die grossen Bilder im Gestaltungskonzept eine wichtige Rolle einnehmen, wären qualitativ bessere Bilder ein grosses Plus für das Kochbuch. Diese Kritik am Endprodukt wäre mit einer Umsetzung der Bilder mit stimmigem, weichem Blitzlicht vermeidbar gewesen. Auch ein einheitlicher Hintergrund bei den jeweiligen Rezepten in einer attraktiven Koch-Umgebung würde den Bildern einen grösseren Stellenwert einräumen.

Workflow

Wie interaktive Links in einem PDF etabliert werden, zeigt die nachfolgende Dokumentation in Form eines kurzen Tutorials:

1. InDesign Dokument öffnen, Exportieren

Tutorial Interaktives PDF - Schritt 1

2. Format «Adobe PDF (Interaktiv)» auswählen

Tutorial Interaktives PDF - Schritt 2

3. Tools, Link hinzufügen

Tutorial Interaktives PDF - Schritt 3

4. Gewünschter Bereich zum verlinken markieren

Tutorial Interaktives PDF - Schritt 4

5. Link auf unsichtbar stellen, Bestätigen

Tutorial Interaktives PDF - Schritt 5

6. Aktion bearbeiten

Tutorial Interaktives PDF - Schritt 6

7. Gewünschte Aktion und Ansicht definieren

Tutorial Interaktives PDF - Schritt 7

Zusammenarbeit

Die Zusammenarbeit verlief problemlos. Bei jeglichen Prozessen im Projekt konnte von den unterschiedlichen Fähigkeiten der Teammitgliedern profitiert werden.

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