Menschen und ihre Devices – eine Fotoreportage

Ein Blick in die Mails, mal eben WhatsApp checken, ein Game zum Zeitvertreib – wir benutzen das Smartphone oft häufiger als uns lieb ist. Meistens bleibt es nicht nur beim Smartphone, denn auf der Arbeit wartet ein weiterer Bildschirm auf uns.

Zusätzlich zum Smartphone, vereinfachen uns auch Tablets, Computer und Smart Watches unser Leben und stehen uns im Alltag jederzeit zur Verfügung. All diese Geräte haben etwas gemein: Nicht selten stören sie angeregte Gespräche oder unseren persönlichen Austausch mit unserem Umfeld. Sind wir uns noch bewusst, wie viel Zeit wir an technischen Geräten verbringen? Wo und in welchen Situationen benutzen wir diese Geräte und weshalb?

Bei der Fotoreportage sind Menschen mit unterschiedlichem Alter abgebildet, die ihren Tätigkeiten auf den unterschiedlichsten technischen Geräten nachgehen. Wie zum Beispiel der Fotograf, welcher seine Bilder nachbearbeitet, eine Pensionierte, die ihre Mails liest oder ein Kleinkind, das auf dem iPhone seiner Mutter ein Video schaut. Die Bilder sind provokativ dargestellt, im kühlen Ton und der Fokus liegt auf dem jeweiligen Gesicht, um die Thematik aufzugreifen und für das Thema des Medienkonsums zu sensibilisieren. Die Bilder sollen zeigen und auch verdeutlichen, dass die technischen Geräte in unserem Alltag für viele Menschen stets allgegenwärtig sind.

(lhu)

Kritik
von Anja Rüfenacht

Idee
An einem Familienfest, war die Aufmerksamkeit auf den kleinsten in unserer Runde gerichtet. Seine Aufmerksamkeit jedoch richtete sich den Smartphones. Jeder der kurz eine Nachricht las oder ein Foto machte, wurde direkt von dem kleinen unterbrochen, indem er laut sagte «Was hast du da?». Da wurde mir wieder einmal bewusst, wie viel Aufmerksamkeit wir uns diesem Gerät widmen und es schleichend einen grossen Platz in unserem Alltag eingenommen hat. Doch nicht nur das Smartphone: längst kommen viele weitere technische Geräten hinzu, die wir oft selbstverständlich brauchen und vielfach nicht mehr wegzudenken sind für unsere Arbeit oder für unsere Unterhaltung.
Dieses Thema liess mich nicht mehr los und ich entschied mich dem nachzugehen und es anhand einer Fotoreportage aufzuzeigen. Denn Bilder können Gefühle und gleichzeitig Informationen übermitteln und im besten Fall den Betrachter mit einer Thematik verbinden und ihn zum Denken anregen.

Konzeption
Wie will ich diese Thematik darstellen? Liegt der Fokus auf dem Gerät oder auf den Menschen?
Um einerseits die Vielfältigkeit der Geräte darzustellen, mit denen wir heutzutage umgeben sind, schrieb ich eine Liste mit den verschiedensten Möglichkeiten. Als zweites wollte ich aufzeigen, dass wir von klein bis alt damit konfrontiert sind. Dann versuchte ich eine realistische Kombination zu finden, die diese Vielfältigkeit verbinden konnte. Dabei war es mir wichtig, dass die fotografierten Personen, sich im natürlichen Umfeld bewegen und sich dem widmen, was sie alltäglich tun.
Als zweiter Komponente machte ich mir Gedanken um den Text, der auf dem Bild stehen wird. Was für zusätzliche Informationen ist für den Betrachter relevant? Es kristallisierten sich drei Punkte heraus: den Anfangsbuchstaben der Person, den Beruf und die Nutzungsdauer des jeweiligen Gerätes. Denn diese Informationen sind auf dem Bild nicht ersichtlich und tragen doch einen wesentlichen Teil zu der Aussage meiner Fotoreportage dazu.

Planung
In der Konzeption machte ich mir die Liste mit den jeweiligen Kombinationen und fragte die Personen an. Danach definierten wir einen Termin, wo und mit welchem technischen Gerät das Ganze stattfinden sollte. Da es meistens bei der Location der jeweiligen Person stattfand, nahm ich mir genügend Zeit für die Besichtigung dieser Orte und für den geeigneten Aufnahmewinkel. Ausserdem war es wichtig, auch genügend Zeit einzuplanen um mit den Personen zuvor ein Gespräch zu führen. Dies half auch, eine lockere Stimmung zu erzeugen, so dass die Nervosität wegfallen konnte und auf den Bildern die Natürlichkeit sichtbar blieb.

Umsetzung
Um die Natürlichkeit auf den Bildern beizubehalten, entschied ich mich ohne Blitz zu arbeiten. Ich fotografierte mit meiner Fujifilm Kamera X-Pro 1 mit dem Fixobjektiv 27mm, mit hoher ISO Zahl bis zu 3200, kleiner Blendenzahl 2.8, ruhiger Hand und mit RAW Aufnahmen. Das Licht nutze ich nur vom technische Gerät und setzte den Fokus darauf, dass das Gesicht der Person ausgeleuchtet wurde. Dazu suchte ich einen Winkel aus, der sowohl das Gesicht wie auch das technische Gerät abbildet.

Nachbearbeitung
Die Bilder der jeweiligen Fotosessions wurden mit Bridge selektiert und favorisiert. Die Bilder von der engeren Auswahl wurden mit den anderen gegenübergestellt, so dass eine Einheitliche und in sich stimmige Fotoserie entstand. Dabei musste ich gegen einzelne ausdruckstarke Bilder entscheiden. Im RAW Bearbeitungsfenster, passte ich die Helligkeit und den Weissabgleich an. So, dass die Bilder einen einheitlich dunkel und eher blaustichigen Farbanteil erhielten. Im Photoshop maskierte ich den jeweiligen Bildschirm aus und färbte ihn ganz weiss. Zum Teil wurde der Bildausschnitt noch angepasst und die Farbanpassungen verfeinert, mittels Curves, Farb Balance und Levels.

Herausforderungen
Technische
Zum Teil waren die Lichtverhältnisse schwierig, da ein Bildschirm eines Nokias oder Iphones nicht sehr viel Licht abwirft. Da ich mich frei bewegen wollte um möglichst den passendsten Aufnahmewinkel zu finden, war mir das Stativ mehr im Weg als eine Hilfe. Allgemein war es schwierig den richtigen Winkel zu finden, so dass die Emotion des Gesichtes sichtbar ist, aber auch das Gerät erkennbar bleibt.
Konzeptionelle
Wie stellt man die Thematik dar? Ohne zusätzlichen Text wäre die Herausforderung noch grösser gewesen, die Aussage darzustellen. Zuerst wollte ich den Text auf dem Bild integrieren. Doch ich fand es schwierig, eine passende Stelle auf dem Bild zu finden. Auch die Schriftfarbe und die Schriftgrösse bereiteten mir Schwierigkeiten und deshalb entschied ich mich dann für eine Bildunterschrift.
Menschliche
Als ich das Kleinkind fotografierte, war die Mutter auch im Raum und es verstand nicht ganz, dass es jetzt einfach stillsitzen sollte und ein Video anschauen dürfe. Für das Kind war diese Situation inszeniert und deshalb liess es sich zuerst, trotz dem Smartphone, von mir und der Kamera noch ziemlich ablenken.

Selbstkritik
Die nächste Fotoreportage würde ich ganz anders angehen, als diese Arbeit. Mit mehr Vertiefungsarbeit in die Recherche, so dass das Thema noch vielfältiger dargestellt wird und an Tiefe gewinnt. In meiner Fotoreportage fehlt mir der Anfang und der Schluss. Ich kann mir vorstellen, dass die Porträts in Ergänzung zu anderen Sujets gut funktioniert hätten. So sind die Bilder aber ein bisschen verloren und ergeben nicht wirklich eine ganzheitliche Fotoreportage. Ausserdem hätte ich, bei mehr Zeit, gerne noch mehr Menschen porträtiert in diversen alltäglichen Situationen und verstärkt den Fokus auf den Ausdruck der jeweiligen Gesichter gelegt. Denn am Schluss merkte ich, dass wir uns am meisten in ein Thema oder in eine Person reinversetzen können, wenn gleichzeitig unsere eigenen Emotionen angesprochen werden.
Mein Fazit: Eine gute Teilarbeit, aber die Einbettung in eine ganzheitliche Geschichte leider nicht ganz gelungen.

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