Mercedes Benz Fashion Days ’14

«There is no future without young talents», sagt der berühmte französische Designer Jean-Charles De Castelbajac kurz vor der Verleihung des 11. Annabelle Awards an den Mercedes Benz Fashion Days in Zürich. Soeben haben fünf Jungdesignerinnen ihre Kollektionen der Öffentlichkeit gezeigt. De Castelbajac wird gleich eine von ihnen mit dem Award küren und ihr zugleich einen sechsmonatigen Praktikumsplatz in seinem Atelier in Paris anbieten. Die Stimmung auf und neben dem Laufsteg im Zürcher Schiffbau ist gespannt.

Einige Momente später ist klar: Elisa Kaufmann kann nach diesem Abend auf eine grosse Zukunft in der Modewelt hoffen – sie gewinnt den Annabelle Award 2014.

Gleich nach der Preisverleihung sprechen wir mit der frischgebackenen Gewinnerin. Zudem treffen wir uns mit Julia Winkler, die zwei Jahre zuvor den Annabelle Award gewann und sich mittlerweile in Berlin einen Namen als Designerin gemacht hat. Daraufhin wagen wir uns mit der Kamera backstage – während auf dem Runway alles geregelt abläuft, ein Model auf das nächste folgt und elegant über den Catwalk schreitet, herrscht hinter den Kulissen  Chaos. Dutzende gestresste Personen tummeln sich dicht gedrängt zwischen Kleiderständern. In verschiedenen Schritten werden die zahlreichen Models für den grossen Auftritt auf dem Laufsteg vorbereitet: Ankleide, Make-Up, Hairstyling, letzte Anweisungen vom Designer und ab auf die Bretter, die für die Models die Welt bedeuten.

Unsere Eindrücke vom Annabelle Award 2014 im Video:

zur Bildergalerie:

Kritik
von Martina Horber, Katia Kaiser und Tobias Imbach

Konzeptgedanke:
Unser Video-Beitrag sollte Zuschauern nicht nur das Geschehen auf dem Laufsteg bei den Mercedes Benz Fashion Days in Zürich zeigen, sondern auch einen Einblick hinter die Kulissen und in das VIP-Zelt gewähren. Wir planten, den Beitrag mit einer Anmoderation durch ein Moderatorenpaar zu eröffnen und dann mit Laufsteg- und Backstage-Aufnahmen sowie Statements von Modeschau-Besuchern, Models, Designern und Veranstaltern zu strukturieren.

Workflow:
Im Vorfeld der Mercedes Benz Fashion Days traten wir mit den Organisatoren in Kontakt, um uns akkreditieren zu lassen. Uns wurde erst die Akkreditierung von vier Personen zugesichert, wir erhielten zu einem späteren Zeitpunkt aber Bescheid, dass doch nur drei Personen zugelassen seien - nicht weiter tragisch, auch zu dritt konnten wir unsere Pläne umsetzen. Wir hatten vor, im Vorfeld möglichst viel zu organisieren und versuchten so etwa, Interview-Termine mit den Jungdesignern zu sichern. Diese waren allerdings sehr beschäftigt und zogen es vor, spontan vor Ort am Abend der Preisverleihung mit uns zu sprechen.

Gesagt, getan … nachdem wir uns vor Start der Runway-Show trafen und unsere Zugangs-Pässe organisiert hatten, wollten wir mit ersten Aufnahmen (Moderation & Mood-Bilder) beginnen, stellten dabei aber fest, dass beim Videomikrofon, welches wir bei der HTW-Ausleihe organisiert hatten, der Akku fehlte. Eine rechtzeitige Überprüfung des Equipments hätte sich hier ausgezahlt. So sahen wir uns gezwungen, zurück zum Fahrzeug zu hetzen, um stattdessen das TASCAM-Aufnahmegerät zu holen, das wir zufälligerweise auch dabei hatten. Zum Glück schafften wir es gerade noch rechtzeitig zurück - hinter uns schlossen sich gleich die Türen.

Zurück im Schiffbau gerieten wir unter Zeitdruck. Der Beginn der Show stand gleich bevor - die geplante Anmoderation vor laufender Kamera strichen wir. Wir teilten uns auf: Martina filmte das Geschehen auf dem Runway, Katia und Tobias gingen backstage, um einen Einblick hinter die Kulissen zu erhalten und dort Kurz-Interviews zu führen.

Der Platzmangel hinter dem Vorhang erschwerte die Dreharbeiten. Wir waren zwar mitten im Geschehen, aber um den gehetzten Models und Stylisten nicht im Weg zu stehen, sahen wir uns doch an den Rand des Geschehens gedrängt. Die Lichtverhältnisse hinter den Kulissen waren ohnehin schwierig und ohne die Möglichkeit, uns frei zu positionieren, waren wir gezwungen, ISO-Werte stark zu erhöhen, um überhaupt Bilder einfangen zu können.

Wer uns backstage oder im VIP-Zelt vor die Kamera lief, wurde interviewt. Veranstalter, Mitarbeiter, Models, Prominente, Blogger... dass wir für den finalen Videobeitrag aber nur die Aufnahmen von den Gesprächen mit zwei Designerinnen verwendeten, lag nicht etwa daran, dass die anderen nichts Interessantes gesagt hätten – im Gegenteil. Viel mehr hätten wir mit der Verwendung der anderen Aufnahmen den erzählerischen roten Faden verloren, keine stringente Geschichte mehr erzählen können. Schade um die teils doch ziemlich witzigen und inspirierten Aussagen, die wir eingefangen hatten ... und für einen zweiten, separaten Beitrag gaben sie doch nicht genug her.

Zusammenarbeit:
Die Zusammenarbeit zu dritt erwies sich als durchaus angenehm. Zwar hatten wir in dieser Konstellation noch nie zusammengearbeitet, aber wir kamen zielstrebig voran. Wir trafen uns im Vorfeld der Fashion Days mehrfach, tauschten Ideen aus, einigten uns rasch auf ein Konzept und verteilten die Aufgaben nach unseren Präferenzen. Wir wollten uns nicht gross einschränken und gingen so relativ spontan an die Fashion Days. Zurückblickend hätte eine etwas ausführlichere Planung in der Anfangsphase sicherlich positive Auswirkungen gehabt.

Selbstreflexion Katia (Kamera Backstage&Schnitt):
Backstage habe ich bereits in den ersten Minuten gemerkt, dass es nicht die besten Aufnahmen werden können, auf Grund der bereits erwähnten schlechten Lichtverhältnisse. Des Weiteren wurde uns ein fixer Platz zugeteilt, so dass die Bilder oft aus dem selben Winkel gemacht wurden. Trotzdem versuchte ich Diversität reinzubringen. Ich konnte darum mein Ziel, gute Aufnahmen, nur teilweise erreichen. Für einen nächsten Event, muss ich vorher unbedingt abklären wie es an der Location aussieht und das unterstützende  Equipment mitnehmen.

Einen Tag nach der Fashion Show traf ich die Auswahl der Bilder backstage, vom Runway und der Interviewteile, an der ich viel Zeit verlor. Jeder Clip wurde geöffnet und ganz durchgeschaut, eventuell würde ja noch etwas Passendes kommen. Doch passend zu was? Genau festgelegt, was denn der Videobeitrag zeigen soll, haben wir nicht. Dies erschwerte mir die Auswahl, da ich gar nicht wusste, nach was ich suchen sollte. Wir hätten im Vorraus genau abmachen müssen, was eigentlich unser Ziel ist.

Ich merkte schnell, vor allem nach Anhören der Interviewteile, das man hier eine Geschichte basteln könnte, die den ganzen Abend erklärt. Mittlerweile hatte ich einen Anhaltspunkt und konnte dementsprechend genau diese Bilder suchen, welche die Geschichte unterstützen würden. Leider zeigt der Video die zwei Personen, die interviewt wurden, nur kurz. Warum? Diese Ausschnitte wurden gewählt, da sie die Personen genau im besten Licht und ohne Gewackel zeigen. Das Bewegen der Interviewten irritierte mich und brachte mich dazu schnell  wieder neu zu positionieren, was zum Wackeln führte. Hier würde ich für ein weiteres Mal bei einer Sprechpause kurz höflich unterbrechen und sie bitten noch ein wenig mehr ins Licht zu rücken.

Nach dem Zusammenschnitt der besten Bilder, wurde aber noch kein Interview verwendet. Wieder zurück zur Vorbereitung...wenn eine klare Story hier gewesen wäre, wären treffende Fragen gestellt worden und man hätte mehr von den durchgeführten Interviews verwenden können. Nach Absprache mit dem Team einigten wir uns, dass wir eine erklärende Off-Stimme brauchen, die durch die ganze Geschichte führt. Sonst wäre es überhaupt nicht klar geworden und hätte keine Wirkung erlangt.

Ein weiteres Problem gab es bei dein Soundaufnahmen des Interviews. Beim Anhören ist es mir nicht aufgefallen, erst im Ganzen zusammen mit der Musik. Es hatte ein leichtes Pfeifen im Hintergrund, welches stark störte. Dies ist darauf zurückzuführen, dass wir keine Probe gemacht haben und uns diese angehört haben.  Somit hätten wir gemerkt, dass der Input zu hoch gestellt war, was dieses Pfeifen auslöste. Dfür lernte ich anhand einigen Tutorials , wie man dies in Adobe Audition rausfiltern konnte. Das Endresultat zeigt unsere besten Aufnahmen und gute Statements, zusammengepackt in einer erklärenden Story.

Die grösste Schwierigkeit war, die Aufnahmen so gut wie möglich zu machen unter diesen Verhältnissen. Ich war nicht sehr zufrieden mit meinem Aufnahmen, doch weiss genau, auf was ich das nächste Mal achten muss. Neue Erkenntnisse erlernte ich mit dem Programm Audition, was mir persönlich besonders viel Spass bereitete. Nächstes Mal würde ich einen genauen Plan für das Video erstellen, damit es im Nachhinein kein Durcheinander gibt und somit keine Zeitverzögerung im ganzen Prozess.

Selbstreflexion Tobias (Interview Backstage):
Den Notizzettel voller Fragen in der einen Hand, das Aufnahmegerät in der anderen und mit Katia im Schlepptau wagte ich mich backstage. Herrschte dort allgemein ziemliche Hektik, gab es doch immer wieder einzelne Personen, die ruhig warteten und gut und gerne Zeit fanden, um mir eine Handvoll Fragen zu beantworten. Ich wählte bei jeder Person einige passende Fragen aus meinem Fragenkatalog aus, allerdings ohne wirklich ein Konzept im Hintersinn zu haben. Ich stellte Fragen für ein Video mit verschiedenen Statements, deren Zusammenhang durch den Modebezug gegeben sein sollte. Auch im VIP-Zelt ging ich ähnlich vor. Dazu kamen aber auch die Gespräche mit den Jungdesignern zum Annabelle Award. Schliesslich waren die Statements der Blogger, Showbesucher, Promis und Models zu divers, um sie mit dem Geschehen auf dem Runway und der Award-Verleihung zusammenzubringen. Für ein nächstes Mal würde ich nicht losziehen, ohne genaue Vorstellungen vom Endprodukt zu haben.

Etwas schade war auch, dass unser ursprünglicher Plan aufgrund des fehlenden Akkus über den Haufen geworfen wurde und wir nicht genügend Zeit hatten, das anstelle des Mikrofons zum Einsatz gekommene Aufnahmegerät in Ruhe zu überprüfen. Wir mussten improvisieren, was man der finalen Publikation meiner Meinung nach aber nicht anmerkt.

Um die Statements der Jungdesignerinnen und die Runway- und Backstage-Bilder zu einem koherenten Ganzen werden zu lassen, kommentierte ich die Aufnahmen nachträglich aus dem Off. Für diesen Arbeitsschritt hatten wir etwas zu optimistisch nur eine Viertelstunde eingeplant, schliesslich sassen wir doch ungefähr 60 Minuten daran.

Selbstreflexion Martina (Kamera Runway):
Der spannendste Aspekt dieses Projektes war für mich der Einblick in das Leben eines Foto-Journalisten. Dabei fiel mir auf, dass ich mir nie zuvor konkrete Gedanken gemacht habe, unter welchen Bedingungen z.B. die Fotos einer Fashionshow entstehen. Übermengen von Fotografen in eine kleine Ecke gequetscht, Ellenbögen vor der Linse, schlechte Lichtverhältnisse und ein grosser Zeitdruck, um die besten Szenen nicht zu verpassen - so sah schlussendlich die Realität aus!

Für mich war dies absolutes Neuland und eine fantastische Erfahrung, die ich durch das Projekt machen durften.

Mein Teil des Projektes hat überraschenderweise gut funktioniert, da die Lichtverhältnisse auf dem Runway doch um einiges besser waren, als bei den Backstage-Aufnahmen. Jedoch geriet ich teilweise ziemlich unter Zeitdruck, da ich von wichtigen Momenten Video-, sowie Fotoaufnahmen haben wollte, um den Beitrag schlussendlich multimedial aufbereiten zu können und wir eine genügende Auswahl an Material haben. Teils hat dies gut funktioniert, teils ging es aber auch daneben, da die erwähnten “Ellenbögen” anderer Fotografen eine rechtzeitige Aufnahme verhinderten. Dies war sehr schade. Leider konnte ich nichts dagegen tun, da ich einen zugewiesenen Platz hinter dem Runway hatte.

Tipp: Journalismus gehört teils auch zum Studium eines Multimedia Produzenten. Doch auch wenn man sich vielleicht später nicht in dieser Branche sieht, ist es auf jeden Fall einen Einblick wert, um die Arbeit eines Journalisten besser nachvollziehen zu können. Einfach bei der Presseabteilung des gewünschten Events eine “Akkreditierung” anfragen (Studenten haben da meist gute Chancen) und es geniessen, für einen Tag bei einem Event hautnah dabei sein zu können.

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