Milky Way

So sieht unsere Milchstrasse aus… Fasziniert von den Lichtern, Sternen und Galaxien, die sich im Weltall befinden, wollte ich schon immer ein hochauflösendes Foto der Milchstrasse aufnehmen. Um ein gutes Foto davon samt den Sternen machen zu können, gibt es einige Dinge, worauf man achten muss. Das Allerwichtigste, um ein solches Foto schiessen zu können, ist die Vorbereitung.

Zuerst muss der Ort für die Aufnahme ausgesucht werden. Dieser Ort sollte mit Bedacht und nicht zufällig gewählt werden. Mit anderen Worten, es gibt einige Faktoren, die das Foto beeinflussen und für die Aufnahmen relevant sind. Dazu gehört die Lichtverschmutzung. Es ist schwierig, ein Foto der Milchstrasse in der Nähe einer Stadt zu machen. Die Kamera nimmt anstelle des Lichts der Sterne mehrheitlich das Licht der Strassenlampen und der Gebäude wahr. Am besten eignet sich ein Ort ohne künstliche Beleuchtung, damit nur die Lichter der Sterne zu sehen sind. Diese sind später auf dem Foto viel besser erkennbar. Wie finde ich nun heraus, wie sehr die Umgebung vom künstlichen Licht beeinflusst ist?

Dafür gibt es die Webseite Light Pollution Map (www.lightpollutionmap.info). Wie bei Google Maps kann hier ein Ort eingegeben werden. Ist der Ort ausgewählt, wird auf der Karte die Stärke der Lichtverschmutzung angezeigt. Starke Lichtverschmutzungen sind auf der Karte gelb eingezeichnet. Je dunkler ein Ort auf der Karte angezeigt wird, desto weniger lichtverschmutzt ist dieser. Mit den Tools auf der linken Seite des Bildschirms können die genauen Werte angezeigt werden. Am besten wäre ein Wert, der möglichst nahe bei null liegt. In meinem Fall habe ich die Falkenfluh ausgewählt. Dies ist ein Ort mit sehr wenig Lichtverschmutzung in der Nähe meines Wohnortes. Der Wert der Lichtverschmutzung dort beträgt gerade mal 0.16, in der Stadt Bern liegt der Wert bei 58.84.

Ist der Standort für die Aufnahmen gewählt, muss der genaue Zeitpunkt des Sonnenuntergangs ausfindig gemacht werden. Auch der Zeitpunkt, wann der Mond nicht mehr am Nachthimmel zu sehen ist, ist relevant. Der helle Mondschein kann das Foto ruinieren. Um das herauszufinden, gibt es die Web-App «Photographers Ephemeris» (www.app.photoephemeris.com). Hier werden für den eingetragenen Standort die genauen Zeitangaben des Sonnen- und Monduntergangs angezeigt. Jetzt weiss man, ob es eine klare Nacht geben wird oder nicht.

Wird das Bild weder durch Mondlicht am Nachthimmel, noch durch Lichtverschmutzung der umliegenden Dörfer/Städte beeinflusst, muss weiter bekannt sein, wo sich die Milchstrasse zum Zeitpunkt der Aufnahmen befinden wird. Mit blossem Auge ist die Milchstrasse beinahe nicht zu erkennen und beim Fotografieren wollen wir nichts dem Zufall überlassen.

Mit dem Tool «Stellarium» (www.stellarium.org/de) kann man sehr genau herausfinden, was sich wann, wo am Nachthimmel befindet. Es ist kein Online-Programm und muss daher zuerst heruntergeladen und installiert werden.

Auch hier sind wieder als erstes die Koordinaten des gewählten Standorts einzutragen. Danach kann man mit der Maus nach links oder rechts wischen, um im Programm zu sehen, was wo am Himmel ist. Da das Programm beim Start die aktuelle Computeruhrzeit annimmt, kann man je nach Tageszeit nichts im Tool erkennen. Aus diesem Grund stellen wir das Programm auf die Uhrzeit ein, an der wir die Milchstrasse fotografieren wollen. Hat man die Milchstrasse nun am Himmel gefunden, kann man sich an den Angaben Norden, Süden, Westen und Osten orientieren. Wir merken uns also, wo sich zu dieser Uhrzeit die Milchstrasse ungefähr befinden wird. In meinem Fall lag sie ziemlich genau zwischen Süden und Westen, also Südwesten.

Die Vorbereitungen sind nun abgeschlossen. Wenn am geplanten Tag das Wetter stimmt und wir keine Wolken am Himmel haben, können wir uns mit dem nötigen Equipment an den ausgesuchten Ort begeben.

Wir nehmen mit: ein Stativ und eine Kamera mit geladenem Akku und SD-Karte. Bei der Kamerawahl ist es am besten, eine DSLR mit einem möglichst grossen Sensor zu nehmen. Je grösser der Sensor bei einer Kamera ist, desto lichtempfindlicher ist dieser.

Vor Ort gibt es noch einiges an der Kamera einzustellen. Da wir sehr lange belichten werden, darf sich die Kamera kein bisschen bewegen. Obwohl wir die Kamera auf einem Stativ haben, kann es sein, dass beim Drücken des Auslösers sich die Kamera etwas bewegt. Um dies zu vermeiden, kann man bei der DSLR-Kamera einstellen, dass das Foto erst 2 Sekunden nach dem Drücken des Auslösers aufgenommen wird. Weiter sollte die Blende der Kamera möglichst geöffnet sein, damit viel Licht auf den Sensor treffen kann. Ausserdem sollte der ISO-Wert nicht zu hoch eingestellt werden. Meiner Erfahrung nach nicht höher als 3200. Jeder höhere Wert kann ein Rauschen auf dem Bild erzeugen.

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort, aber nicht den richtigen Fokus. In der Nacht mit der Kamera den richtigen Fokus einzustellen ist sehr schwierig und es können schnell unscharfe Bilder entstehen. Deshalb ist es wichtig, früh genug am Standort zu sein, um noch bei Tageslicht den Horizont zu fokussieren. Am besten sich dabei an etwas sehr weit weg liegendem, z. B. einer Bergkette, orientieren. Denn bei einem einfarbigen und wolkenlosen Himmel kann wie beim Nachthimmel schlecht der richtige Fokus gesetzt werden. Wenn alles eingestellt ist, sollte der Fokus nicht mehr verändert werden. Dazu den Fokus am besten mit einem Klebeband befestigen.

Alles bereit, stellen wir die Kamera in die geplante Himmelsrichtung auf. Dafür habe ich mit dem Kompass auf meinem Smartphone die Mitte zwischen Süden und Westen ermittelt und die Linse danach gerichtet.

Nun ist es an der Zeit, endlich ein Foto zu schiessen. Dabei empfiehlt es sich, zwischen 15 und 20 Sekunden zu belichten. Wenn man länger belichtet, sind die Sterne auf dem Foto als Linie und nicht mehr als Punkt zu sehen, weil sich die Erde bekanntlich dreht. Natürlich kann das auch ein schönes Stilmittel sein, aber in unserem Falle ist es nicht erwünscht. Jetzt den Auslöser drücken und auf das Ergebnis warten.

Am besten gleich zwei, drei Fotos schiessen. In den 15 oder 20 Sekunden Belichtungszeit könnten unbemerkt ein Flugzeug oder ein Satellit am Himmel auftauchen und somit auf der Aufnahme zu sehen sein.

Nach den Aufnahmen kann in der Postproduktion das Bild noch etwas bearbeitet werden, um die Milchstrasse noch besser hervorzuheben.

(le)

Kritik
von Pascal Lüthi

Reflexion:

Als ich mich dieser Aufgabe angenommen hatte, hätte ich nie gedacht, dass eine solch aufwendige Planung erforderlich ist, um die Milchstrasse fotografieren zu können. Dennoch habe ich mich dieser Herausforderung gestellt und es hat mir sehr viel Spass bereitet. Mit der Planung und dem nötigen Glück konnte ich die Fotos beim ersten Versuch gleich aufnehmen. Denn in der vorgesehenen Nacht hatte ich perfektes Wetter mit einem wolkenlosen Himmel.

Was ich dabei gelernt habe ist, dass die aufwendige Planung vonnöten ist und nicht ohne Vorbereitung solche Bilder gemacht werden können, ausser natürlich mit sehr viel Glück. Ich hätte nicht erwartet, dass die Schweiz so sehr lichtverschmutzt ist und der Einfluss auf die Fotos so gross sein wird. Obwohl ich mir einen Ort ausgesucht hatte, der sehr wenig von der Lichtverschmutzung betroffen ist, waren die Lichter der umliegenden Dörfer und Städte deutlich sichtbar. Sehr spannend fand ich zu sehen, wie viele Sterne am Himmel sind. Da wird einem einmal mehr bewusst, wir klein unsere Welt eigentlich ist. Durch die Postproduktion haben die Bilder ihren nötigen Schliff erhalten, wodurch die Sterne und die Milchstrasse besser zu erkennen sind. Die Postproduktion macht sehr viel aus! Solche Fotos wollte ich schon sehr lange einmal machen und bin vom Resultat begeistert.

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