Minimalistic Songtitles

Weniger ist mehr – vor allem in Zeiten der totalen Reizüberflutung. Da kommt minimalistische Kunst gerade Recht.

Viele kreative Köpfe haben es schon vorgemacht und mittlerweile kann sich jeder was darunter vorstellen: Minimal Art in Form von Postern. Vor allem Filmplakate werden gerne und häufig genutzt, um sie auf kreative Weise auf das Wesentliche zu reduzieren. Ein Beispiel dazu lieferte Chanel Mülhaupt, die nach den Oscars die Poster nominierter Filme neu interpretiert hat. Inspiriert davon, haben wir einen eigenen Versuch gestartet und bekannte Songs illustriert.

Schaut euch die Poster ohne Titel an und testet, ob ihr echte Minimalisten seid:



Na, rausgefunden? Hier seht ihr die Auflösung.

Kritik
von Manuela Eberhard und Simona Vallicotti

Idee

Minimalismus ist ein Begriff, über den man überall und immer wieder stolpert. Ob in der Kunst, der Architektur oder in der Musik - Minimalismus hat Stil und das nicht erst seit gestern. In den 60er-Jahren wurde der Begriff langsam eingeführt, detaillierte Formen und Skulpturen waren out, Reduzieren bis aufs Minimum in. Heute boomen Bilder, die aus nicht mehr als ein paar wenigen Formen und Linien bestehen und überall im Internet kann man sogenannte «Minimalistic Poster» bestellen. Wir waren begeistert und wollten auf den Zug der Minimalisten aufspringen.

Vorbereitung

Die Ideenfindung gestaltete sich als der schwierigste Teil der Produktion. Wir wussten zwar haufenweise Songs, die jeder kennt, fragten uns jedoch gleichzeitig, wie man diese Titel grafisch umsetzen kann, sodass nur ein Minimum an Bildinformationen dargestellt werden muss, welche einerseits ansprechend aussehen und trotzdem eindeutig interpretierbar sind. Dass unsere grafischen Kompetenzen relativ beschränkt sind, vereinfachte uns den Entwurf der Poster - denn viel mehr als Strichmännchen hätten wir wohl ohnehin nicht zeichnen können. Trotzdem beanspruchte dieser Teil mit Abstand die meiste Zeit und von ca. 40 detaillierten Entwürfen gaben wir uns schlussendlich nur mit gerade mal sechs zufrieden.

Vorlagen

Umsetzung

Dass wir alle Poster schon auf Papier visualisiert hatten, erleichterte uns natürlich die Arbeit am Computer enorm. Wir mussten uns nicht mehr überlegen, wie die Darstellung schlussendlich sein sollte und konnten uns darauf konzentrieren, uns durch die Funktionen eines uns relativ unbekannten Programms zu wühlen.

Die digitale Umsetzung erfolgte in Adobe Illustrator, wobei wir mehrere verschiedene Techniken zum Erstellen der Grafiken nutzten. Einige Bildteile, wie zum Beispiel die muskulösen Arme bei «the power of love» zeichneten wir mittels Zeichenstift-Werkzeug grob von einer Fotografie ab. Für die Strichmännchen nutzten wir das Pinselwerkzeug, die wir von Hand auf einem Grafiktablet zeichneten. Geometrische Formen wie Linien, Kreise oder Quadrate liessen sich durch Eingabe der Grössenverhältnisse direkt in Illustrator als Form einfügen. Mit dem Glätten-Werkzeug konnten wir unschöne und eckig-geratene Pfade glätten und mit dem Pfad-Radiergummi überschüssige Teile, die wir mit dem Zeichenstift-Werkzeug nicht korrekt erstellt hatten, wieder entfernen, ohne dass die Form verfälscht wurde. Sämtliche Werkzeuge sind übrigens hier einfach erklärt und illustriert.

Stolpersteine

Die grösste Hürde stellten unsere fehlenden Kenntnisse in Illustrator dar. Will man in bestimmte Grafiken zoomen, erkennt man stets einige Linien und Übergänge, die nicht ganz sauber sind. Bei einem geübteren Umgang mit den Werkzeugen hätten wir bestimmt ein besseres Resultat erzielen können.

Zudem machten sich unsere unkalibrierten Monitore bemerkbar: Auf dem Laptop der jeweils anderen Autorin sahen die Ergebnisse im Extremfall befremdend anders aus. Da wir aber getrennt arbeiteten, hatte das zum Vorteil, dass wir auf dieses Problem noch rechtzeitig aufmerksam wurden, die Poster überarbeiten konnten und sie erneut auf verschiedenen Bildschirmen überprüfen konnten.

Zusammenarbeit

Die Zweiergruppe war in diesem Projekt ideal. Während die eine mit Kreativität punktete, konnte die andere mit technischen Inputs aushelfen. So entstand eine Symbiose, die einen effizienten Workflow ermöglichte.

Fazit

Learning by doing macht definitv Spass. Dieses Projekt bot viele verschiedene Lernziele, was wir erst während der Umsetzung erkannten. Wir mussten kreativ sein, einfach denken und uns auf das Wesentliche konzentrieren - wobei «einfach» denken nicht heisst, dass das auch einfach ist! Unser logisches und geometrisches Denken wurde stark trainiert: Wie erstellt man ein Herz, wenn man es nicht freihand zeichnen kann? Zudem haben wir uns erstmals intensiver mit Illustrator auseinandergesetzt und einige nützliche Werkzeuge entdeckt, die Illustrator-typisch sind und wir nicht schon aus anderen Adobe-Programmen kennen.

Das Resultat sind sechs verschiedene, minimalistische aber bunte Grafiken, die zwar weit entfernt von «Kunst» sind, die wir aber gerne und mit grosser Freude anschauen. Die grafische Arbeit in einem vektorbasierten Programm ist zudem äusserst dankbar: Es ermöglicht das unendliche Vergrössern des Bildes / der Grafik mit gleichbleibender Schärfe. Ein Grund mehr mit diesem Programm zu arbeiten, sollte man sein Poster später in einer beliebiger Grösse ausdrucken wollen.

Kommentar (1)

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