MMP-Pingpong-Tournament: Livestream

Nach zwei Jahren wagten sie sich endlich ins Scheinwerferlicht. Im Gepäck: unzählige Stunden schweisstreibendes Training in einem Keller, der den Charme eines illegalen Hinterhof-Casinos versprüht. Ein Ort, der nicht nur Trainingsstätte, sondern auch Refugium für Abende abseits von Projekten, Abgabeterminen und Blockwochen geworden ist. Was im Verborgenen gedieh, fand seinen krönenden Abschluss im grellen Licht des Medienhauses. Ein Tisch, sechs Spieler. Jeder motiviert bis in die Haarspitzen, mit nur einem Ziel: Am Ende des Tages den Heimweg als Champion anzutreten. Im MMP-Pingpong-Tournament sollte die endgültige Entscheidung fallen. Ruhm und Ehre für die Ewigkeit inklusive.

Zwei Stunden Pingpong auf höchstem Niveau – und der Sieger war gekrönt! In einem epischen Finale setzte sich Fabio «Die Wand» Follador gegen Luca «Der Smasher» Toneatti mit einer unglaublichen Aufholjagd selbst die Krone auf und entschied das MMP-Pingpong-Tournament für sich. Mit diesem heroischen Sieg geht er in die Geschichtsbücher als Champion ein und sonnt sich nun in Ruhm und Ehre bis in alle Ewigkeit.

Neben der sportlichen Herausforderung stellten wir uns auch einer neuen Aufgabe: Wir setzten unsere erste «Live-Erfahrung» in die Tat um und streamten das gesamte Turnier über YouTube inklusive Kommentator und Replay-Funktion. Für uns bedeutete dies – nebst dem sportlichen Fokus – auch Anspannung, Nervosität und Emotionen aus der multimedialen Perspektive.

Für alle, die das Turnier verpasst haben, gibt es die Möglichkeit, den ganzen Stream nochmals auf YouTube nachzuschauen, und sich auf unserer Website über das Turnier detailiert zu informieren.

(mm)

Kritik
von Lucas Nold, Silvano Pellin, Simon Sägesser und Fabio Follador

Umsetzung

Material & Aufbau

  • 4 Canon XF105
  • 1 LED Panel SWIT 35x35
  • 4 Manfrotto Video-Stative
  • 4 Verlängerungskabel
  • 2 Walimex Lights inkl. Lichtstativ
  • 4 SDI-Kabelrollen
  • 1 Live-Regie Box mit Vmix
  • 2 19’ Screens
  • 1 Headset für Kommentator

Aufgrund des grossen Materialeinsatzes war die Entscheidung, das Turnier vom Ping-Pong-Keller ins Medienhaus zu verlegen, richtig. So starteten wir mit dem Aufbau um ca. 17.00 Uhr und benötigten rund 1.5h, bis das gesamte Spielfeld mit dem Live-Stream-Equipment bereit war. Die Kameras platzierten wir so, dass kein Achsensprung bei möglichen Replay-Einspielungen entstand und das gesamte Spielfeld abgedeckt wurde. So richteten wir die Hauptkamera aus einer erhöhten Perspektive auf die Mitte des Tischtennistisches sowie eine zweite Kamera tiefer, welche das Netz im Fokus hatte. Dazu richteten wir je zwei Kameras seitlich versetzt hinter den Spielern aus. Dies ermöglichte uns, Punktgewinne bei einem Angriffsball sowie Fehler im Replay in Slow-Motion zu zeigen. Die Live-Regie platzierten wir ebenfalls vor der Mitte des Ping-Pong-Tisches, damit der Regisseur und der Kommentator gute Sicht auf das Spielgeschehen hatte. Gegenüber der Regie platzierten wir einen grossen Screen mit der Resultatanzeige, welche über eine Applikation manuell gesteuert wurde.

Durchführung

Nachdem der Aufbau abgeschlossen und die Live-Regie eingerichtet war, erfolgte eine Einführung, wie man die Regie bedient durch Fabrizio Reich, welcher uns als Tutor zur Verfügung stand. In der Regie arbeiteten wir mit der Software Vmix, mit welcher Fabrizio bereits mehrere Live-Übertragungen bewältigte. Er erklärte uns die wichtigsten Funktionen, das Wechseln zwischen den Kameras und die Shortcuts für Replays. Ebenso erfolgte ein Soundcheck mit dem Kommentator. Um 19:00 Uhr starteten wir den Livestream und es erfolgte jeweils eine Rochade zwischen Kommentator, Regie und Spielstand-Applikation.

Während den ersten Spielen erfolgten Anpassungen. So war es schwierig, dem Spielverlauf zu folgen und gleichzeitig die Replays einzublenden, da die Spieler zwischen den Ballwechseln sich zu wenig Zeit liessen. Dies konnten wir teilweise beheben, in dem die Regie das Aufschlagspiel freigab. Ebenfalls stellten wir fest, dass beim Einblenden der Replays ein Hinweis fehlte, dass der Zuschauer nun ein Replay sieht. So war es teilweise schwer zu unterscheiden, ob es sich nun um einen laufenden Ballwechsel handelt oder um das Replay des vergangenen Ballwechsels.

Wie weiter unten in den Ausbaumöglichkeiten erwähnt, kam es öfters zu kleineren Pausen, in denen kein Kommentar zu hören war und nur der leere Ping-Pong-Tisch angezeigt wurde. Diesen Umstand konnten wir live vor Ort nicht beheben.

Community-Management

Während des Livestreams hatten die Zuschauer die Möglichkeit, Live-Kommentare abzugeben. Die Anzahl der Kommentare hat uns sehr überrascht. 132 waren es am Ende der Übertragung! Eine Person in der Regie hatte laufend den Chat vor Augen. So konnte er auf die Kommentare eingehen und diese beantworten. Es gab eine rege Diskussion im Chat, über die verschiedenen Spieler und wer gewinnen soll. Der Umgang mit der Community war für uns sehr spannend, da uns das Ausmass der Anzahl Kommentare Vorab nicht bekannt war. Wir blickten spannend auf den Chat, da die Community bereit war, Kommentare abzugeben und somit auch am Turnier teilzunehmen als Zuschauer. Es entstand eine eigene Community, die am Ausgang des Turniers sehr interessiert war. Wir stellten selbst Fragen in den Chat und die Antworten kamen rasch zurück.

Erkenntnisse

YouTube und Analytics Tool / Erkenntnisse

Das Analytics Tool von YouTube gab uns spannende Einblicke in das Verhalten der Zuschauer. So stellten wir fest, dass die meisten Zuschauer über WhatsApp auf den Livestream zugegriffen haben. Die meisten Zuschauer schauten das Turnier auf dem Handy. Mit Stolz können wir sagen, dass wir eine Internationale Übertragung gestreamt haben. Denn die Zuschauer kamen nicht nur aus der Schweiz, sondern wenige Zuschauer konnten wir aus Deutschland und einen Zuschauer aus Österreich gewinnen. Auch die Zielgruppe überraschte uns. Die meisten Zuschauer waren aus der Altersgruppe der 15–24-jährigen. Doch auch einen Zuschauer aus der Altersgruppe 65+ und 5 Zuschauer aus der Altersgruppe 55–64 Jahre schauten dem Ping-Pong Turnier gebannt zu. So interessierten sich also nicht nur junge Leute für das Ping-Pong Turnier.

Leider mussten wir feststellen, dass der Chatverlauf auf YouTube nicht gespeichert wird. Das finden wir schade, da wir aus den Kommentaren Rückschlüsse für die Verbesserung des Turniers heraus filtern wollten. Das nächste Mal werden wir eine Bildschirmaufzeichnung vornehmen, da wir die Kommentare behalten und diese noch analysieren wollen.

Ausbaumöglichkeiten

Einen Aspekt, den wir erst nach dem Turnier bemerkten, war die Betreuung der Zuschauer während der Spielpausen. Ein Rahmenprogramm wie zum Beispiel ein Spielerprofil oder kurze Interviews, hätten gut in die Spielpausen gepasst. Wir haben durch die Kommentation darauf hingewiesen, dass es nun eine Pause gibt. Jedoch konnten wir nicht verhindern, dass einige Zuschauer während den Spielpause absprangen.

Um den Live-Stream weiter auszubauen, benötigt es mehr Inhalte, welche im Vorfeld produziert werden. Beispielsweise Portraits der einzelnen Spielern, Hintergrund-Videos zum Turnier, Grafiken und Animationen zum aktuellen Turnierverlauf (bspw. Rangliste) und Werbung. Werbung ist bei der Einbindung auf YouTube ein sehr komplexes Thema, da es zahlreiche Richtlinien einhalten muss. Im Nachgang des Turniers kam uns jedoch die Idee, fiktive Werbespots in den Live-Stream einzugliedern, wie beispielsweise im TV-Format «Circus Halligalli».

Eine weitere Ausbaumöglichkeit sind manuelle und automatisierte Einblender. Beispielsweise wäre es so möglich, die Spielernamen einblenden, den Spielstand anzuzeigen, die Wechsel zwischen Live und Replay mit einer Animation zu hinterlegen oder Intro und Outro einzufügen. Für diesen Ausbau benötigt es jedoch eine weitere Software sowie Manpower, welche diesen Teil der Regie bedient.

Feedback von Peers

Während des Turniers erhielten wir zahlreiche Rückmeldungen über den Live-Chat von YouTube. Leider kann dieser Chat-Verlauf nach dem Live-Event nicht mehr aufgerufen werden, da er aus Datenschutzgründen von YouTube entfernt wird. Wir erhielten sehr positives Feedback zu den Replays, welche als echte Aufwertung des Turniers wahrgenommen wurden. Ausserdem erhielten wir ebenfalls die Rückmeldung von unseren Peers, dass es interessant war zuzuschauen, da es keine Hochglanz-Produktion war und so der Spirit des «Pöngler-Kellers» sehr gut nach aussen getragen wurde. Ebenfalls wurden wir auf kleinere Unstimmigkeiten beim Ton hingewiesen, sowie dass es den Zuschauern zum Teil schwerfiel, zu erkennen, ob es sich nun um ein Live-Bild oder um ein Replay handelte.

Fazit

Wir waren überrascht vom Impact, welches unser Ping-Pong Turnier erzeugte. Wir wurden darauf angesprochen und hatten das Gefühl, dass wir etwas wirklich Narratives erzeugten. Für uns alle war es eine Premiere, eine Live-Schaltung zu streamen. Das Turnier verlief reibungslos und der Stream ging ohne Unterbrüche vonstatten. Des Weiteren hat sich der Aufwand für uns gelohnt, da wir nochmals viele neue Eindrücke im Bereich des Live-Sports und Community-Managements gewinnen konnten.

Anhang

Bilder aus YouTube Analytics können über diesen Link aufgerufen werden.

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