Musik zwischen Luzern und Dakar

KEXP, KCRW, Radio 3FACH. Auf Youtube findet man heute tausende Live-Sessions, die Bands bei Radiostationen einspielen. Einerseits schön für die Fans, denn so kann man sich ein Bild davon machen, wie eine Band live klingt, andererseits ist es für die Radiostationen eine Möglichkeit, sich bei einem globalen Publikum bekannt zu machen. Und natürlich profitieren auch die Bands davon, zumal sie dadurch viele Leute erreichen können. KEXP und KCRW sind grosse Radiostationen aus dem Westen der USA und produzieren diese Live-Sessions sehr professionell. Doch auch bei lokalen Radios scheut man sich nicht, Gäste für Live-Sessions einzuladen. Das Luzerner Unikom-Radio 3FACH produziert seit längerem Live-Sessions. Mal schauen grössere Namen wie «Chet Faker» oder «Vök» vorbei, aber auch lokale Bands schaffen es vor die Linse.

So ganz lokal sind «Siselabonga» aber eigentlich gar nicht. Nur zwei Drittel der Band stammen aus Luzern, der Dritte, Tarang Cissokho, kommt aus dem Senegal. Zusammen haben sie eine Band formiert, welche verschiedene Kulturen verschmelzen lässt und aufzeigt, dass Musik keine Grenzen kennt. Allerdings ist der Weg zur Live-Session steinig. Aufgrund der strikten Visa-Anforderungen war es Tarang lange nicht möglich, in die Schweiz einzureisen. Über Beziehungen klappte es schlussendlich, und die Band konnte ein Jahr nach der Veröffentlichung ihres Debut-Albums erstmals durch die Schweiz touren. Wie Siselabonga live klingen, hörst du hier:

(mm)

Kritik
von Linus Rast

Ziel:

Ziel war es, eine saubere Live-Session zu produzieren, welche der Band helfen sollte, sich online promoten zu können.

Hintergrund:

Als Redaktor und Moderator des World-Specials "Les Couleurs Musicales" auf Radio 3FACH komme ich selten in Kontakt mit lokalen Bands, welche einen exotischen Einfluss haben. Siselabonga ist da eine Ausnahme, daher war es für mich eine seltene Gelegenheit, eine Band für "meine" Sendung zu gewinnen.

Vorgehensweise:

Mit der Band stand ich bereits seit Längerem in Kontakt. Allerdings war es Tarang lange nicht möglich in die Schweiz zu reisen, weshalb auch keine Session möglich war. Als er das Visa dann endlich kriegte, vereinbarte ich mit der Band einen Interview-Termin sowie Zeit für die Live-Session.

Drehtag:

Der Drehtag begann eigentlich ganz gut. Die Session war im Kasten, der Ton sauber aufgenommen. Nur musste ich nach der Session dringend auf den Zug nach Bern. Es reichte mir daher nicht mehr, die Dateien auf eine Harddisk zu laden. Daher ging ich am gleichen Tag nochmals ins Studio, um die Bild- und Tondateien auf die Harddisk zu laden. Zurück im Studio, ein mittelgrosser Schock: Die Audioaufnahme war nicht mehr da. Es stellte sich heraus, dass ich ein falsches File abgespeichert habe und die richtige Tonaufnahme mit dem Schliessen des Programms verloren ging. Alles im Eimer, denn eine Studioversion des Songs hätte nicht unter die Bilder gepasst. Es war nur schon schwierig den einen Termin zu finden, da die Band in der Schweiz auf Tour war. Was nun? Zwei Tage später schaffte es die Band nochmals ins Studio, aber die Zeit drängte. Die Band kam relativ knapp und um 12 Uhr musste das Studio frei sein, da wir dann on Air gingen. Alles lief also etwas gedrängt ab. Als wir den Song wiederum beinahe perfekt im Kasten hatten, schlug die Kora (Tarangs Instrument) so hart ans Mikrofon, dass Störgeräusche entstanden, die man keineswegs hätte auskorrigieren können. Wir mussten den Song nochmals von vorne aufnehmen, schlussendlich klappte es, wir waren zwei Minuten vor 12 Uhr fertig.

Herausforderung:

Wie oben beschrieben war die Zeit eine unglaubliche Herausforderung. Der Druck machte alles etwas hektischer und unkoordinierter. Ich hatte eine Person, die mir half zu filmen. Durch das Chaos vergass ich allerdings, ihr noch ein paar Tipps zu geben, wie sie zu filmen habe. Demnach waren viele Bilder unbrauchbar. Zudem waren es vier völlig verschieden Kameras, welche auf die Schnelle eingestellt werden mussten, respektive zum Teil ziemlich eingeschränkte Einstellungen hatten. Ich filmte nur mit dem Equipment, welches im Radio zur Verfügung stand, da die Session ungeplant wiederholt werden musste.

 

Format:

Die Live-Sessions sind ein Format, welches eine Band konzertant abbilden soll, also einen Einblick gibt, wie eine Band live tönen kann. Oft unterscheiden sich Studio- und Live-Versionen von Bands ziemlich fest. Daher ist es ein passendes Format, Bands anders präsentieren zu können, als sie auf dem Album klingen.

Film Equipment:

  • Kamera: Canon EOS 60D
  • Objektiv Canon EF-S 18-55mm F3.5
  • Kamera: Sony FDR AX53 4K Handycam
  • Kamera: Panasonic Lumix DMC-LX15
  • Kamera: Sony RX100 II
  • Mikrofone: Sennheiser & Shure

 Audio:

Die Instrumente wurden über Sennheiser und der Gesang über Shure Mikrofone abgenommen. Der Perkussion wurde etwas Hall beigefügt, was die Aufnahme etwas kosmischer und verträumter machte.

Der erste Versuch musste kurz vor Ende des Songs abgebrochen werden, da Tarang mit seiner Kora mehrmals das Mikrofon berührte, was massive Störgeräusche verursachte. Auch beim zweiten Versuch berührte er das Mikrofon in kurzen Abständen mehrmals (hörbar ab 05:45). Es war allerdings nicht mehr so extrem und es blieb uns keine Zeit mehr für eine zweite Wiederholung. Mittels dem "Healing Brush" in Audition konnten die Störgeräusche aber reduziert werden.

Post Production:

Zumal es vier ziemlich verschiedene Kameras waren und im Chaos vergessen wurde, den Weissabgleich zu setzen, stand ich bei der Postproduction mit vier völlig verschiedenen Sättigungen und Lichtverhältnissen da. Diese waren ziemlich schwer auszugleichen. Zumal aber alle Sessions des Radios schwarz-weiss veröffentlicht werden, kam mir dies etwas entgegen, zumal man die Unterschiede nicht mehr so stark warnimmt. Leider erscheine ich gegen den Schluss mehrmals im Bild. Dies, weil die seitliche Kamera während des Songs ausstieg und es während dessen keine andere guten Bilder gab, die ich hätte verwenden können. Allerdings darf man ja auch sehen, dass es eine Live-Session ist. Es sieht zwar nicht sehr sexy aus, aber ist auch nicht so schlimm.

Fazit:

Die Live-Session kostete ziemlich viel Nerven. Ein Fehler, die nicht abgespeicherte Audio-Aufnahme brachte das ganze Kartenhaus zum Einstürzen. Immerhin konnte ich das Projekt wieder reproduzieren, auch wenn es manches zu bemängeln gibt. Die Bilder sind nicht schön aufeinander abgestimmt, da der Weissabgleich nicht übereinstimmte. Zudem hätte klarer definiert werden sollen, wer was filmt, zumal viele Bilder unbrauchbar waren, weil sie ohne eine klare Linie gefilmt wurden.

 

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