1. Der Auftrag
Unser Auftraggeber wünschte sich eine kurze zusammenfassende Eventdokumentation von zwei bis drei Minuten über die christlichen Musiktage 2015 in St. Gallen . Nach einigen Kundenbriefings wurde klar, dass der Kunde selbst eine beschränkte Vorstellung vom Endprodukt hatte. Das Video sollte jung, dynamisch, frisch, frech und "quick & dirty" werden. Die Stimmung des Events mit einem Mood-Clip einzufangen war wichtiger als die lückenlose Dokumentation.
2. Herausforderungen
– 80 Musikformationen und Bands
– 1100 Musiker
– 8 Bühnen
– Konzertdauer von 20 bis 40 Minuten
– parallel laufende Konzerte unterschiedlicher Genres
– breites Spektrum an Musikgenres (Brass, Klassik, Gospel, Pop, Rock, Hip-Hop)
– unterschiedlichstes, breit gefächertes Zielpublikum
Im Laufe der Vorbereitungen auf den Anlass stellten sich uns folgende Fragen für den Rückblick-Clip, den wir produzieren sollten:
– Wie können wir die grosse Anzahl an Konzerten in einem Clip verarbeiten?
– Passen die diversen Musikgenres in ein und denselben Clip?
– Sind die Zielgruppen der verschiedenen Musikgenres die gleichen?
– Hat der Clip Originalton aus den Konzerten oder unterlegte Musik?
– Wenn der Clip unterlegte Musik hat, welches Stück passt für alle Genres?
3. Entscheidungen in der Vorbereitungs-Phase
Nach all diesen Fragen erachteten wir es als nahezu unmöglich, 80 Musikformationen und Bands unterschiedlichster Musikgenres auf einem gemeinsammen Clip zu vereinen. Es galt zusammen mit dem Auftraggeber vorab eine gute Lösung zu finden und Entscheidungen zu treffen:
Entscheidung 1: Kein Live-Tonaufnahme vor Ort
Aufgrund der parallel laufenden Konzerte konnten wir nicht jeden Auftritt filmen. Um trotzdem möglichst viele Impressionen einzufangen trennten wir uns, gingen von Bühne zu Bühne und zeichneten jeweils ca. 10-15 Min. Filmmaterial auf. Um den Ton auf jeder Bühne optimal aufzunehmen, auch wenn wir nicht vor Ort sind, wäre einzig eine Aufnahme ab Mischpult optimal gewesen. Alle Videoclips in der Postproduction mit den Aufnahmen ab Mischpult zu synchronisieren, wäre ein immenser Aufwand gewesen (zeitlich und kostentechnisch). Zudem haben wir für je einen Audiorecorder pro Bühne kein Budget erhalten. Auch das Endprodukt wäre wohl kaum zufriedenstellend, wenn nach jedem Kamera-Schnitt die Musik in Art, Stil und Qualität ändern würde.
Entscheidung 2: Nicht nur einen Clip erstellen
Durch die Entscheidung kein Originalton aus den Konzerten zu verwenden wurde klar, dass wir lizenzierte Musik unterlegen mussten. Dies wiederum ermutigte uns dem Kunden vorzuschlagen, nicht einen dreiminütigen Mood-Clip für den ganzen Event zu machen, sondern kurze Clips pro Musikgenre. Wir waren uns einig, dass die Zielgruppen der unterschiedlichen Musikgenres in den meisten Fällen nicht dieselben waren (z.Bsp. Brass und Hip-Hop). Um die Vielfalt des Events und die generationenverbindende Kraft der Musik trotzdem zu zeigen, einigten wir uns mit dem Auftraggeber auf drei Videoclips:
4. Die Art der Videos
Rückblick-Teaser
Der Rückblick-Teaser zeigt alle Genres in einem kurzen Clip. Der Clip ist mit relativ neutraler, elektronischer Musik unterlegt. Ziel war es, ein Musikstück zu finden, das den Betrachter nicht stört, obwohl das Gehörte nicht dem Gesehenen entspricht. Gleichzeitig war es uns wichtig, ein sommerliches, gutes Gefühl zu erzeugen. Nach einer kurzen Umfrage bei diversen Alterskategorien war klar: Die Mehrheit fand die Musik des Teasers sehr gelungen gewählt!
Alle Clips haben wir mit einem sehr warmen Colorgrading versehen. Zudem haben wir so oft wie möglich darauf geachtet, dass die Filmsequenzen jeweils auf den Takt der Musik geschnitten sind, um die Dynamik des Bildes zu verstärken.
Brass
Da dieser Event in früheren Jahren als reiner Blasmusik-Anlass startete und dieses Jahr zum ersten Mal auch weitere Musikstile integrierte, waren die Brass-Konzerte in der Überzahl. Dadurch war es naheliegend diesem Genre ein eigenes Video zu widmen.
Der Schnitt auf die Musik stellte sich als sehr schwierig heraus. Denn auch wenn der Betrachter versteht, dass die unterlegte Musik nicht dem Bild entspricht, erwartet er unbewusst, dass die Bewegungen der Musiker zur gehörten Musik passen. Somit ist die Kopplung von Gesehenem und Gehörtem bei Blasmusik weitaus wichtiger als bei anderen Musikgenres. Wir haben das versucht in lustiger Form umzusetzen.
Pop/Rock | Hip-Hop | Gospel
Einen jungen, schnellen Sound sollte die Stimmung an den urbanen Pop-Rock-Bühnen repräsentieren. Der Clip vereint sehr viele Genres in sich und repräsentiert die musikalische Vielfalt des Events sehr schön. Auch hier waren wir darauf bedacht, ein Musikstück zu unterlegen, das den Betrachter nicht zu fest von den Bildern ablenkt oder ihn gar stört.
5. Fazit, lessons learnt
Durch ein sehr offenes Kundenbriefing hatten wir grosse Freiheiten, aber auch grosse Verantwortung. Dadurch haben wir uns eingehend Gedanken über das passende Endprodukt gemacht. Zielgruppendenken hat uns von einem Clip zu mehreren Clips geführt. Der Auftraggeber war offen für Vorschläge und hat unsere Gedanken als wertvolle Tipps in seinen Entscheidungsprozess eingebunden.
Colorgrading und die Wahl der Hintergrundmusik sind hoch subjektive Entscheidungen. Wir fanden es schwierig einen einheitlichen Look und passende Musik zu definieren, so dass ein breites Zielpublikum angesprochen wird.
Der Kunde ist mit den Produkten äusserst zufrieden und promotet diese auch via Social Media, was uns natürlich freut und bestätigt: Jede Minute die wir in die Vorbereitung gesteckt haben hat sich positiv auf unseren Workload in der Postproduction und auf den Erfolg des ganzen Projektes ausgewirkt.