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Musikvideo – 2.30 AM

Für den Luzerner Rapper ENZO durften wir in diesem Semester ein Musikvideo drehen.

«2.30 AM» ist der Name jener Audiospur, welche unser Wohnzimmer an einem Februarabend mit verträumten Klängen füllt. «Da fehlt noch was», hiess es damals von den fünf jungen Luzernern, die sich NVS nennen. Wir erhielten die Möglichkeit, dazu ein Musikvideo zu drehen. Tatsächlich war der Track noch ziemlich roh, der zweite Verse war noch nicht aufgenommen.

Und doch reichten diese Klänge mit all ihren Ecken und Kanten aus, um uns zu einer frühsommerlichen Late-Night Geschichte zu inspirieren. Doch genug gesagt, hier das Endresultat:


(bae)

Kritik
von Dominik Villoz und Jan Müller

Vorproduktion

Zusammen mit Lairan Koch, der bei NVS für alles Visuelle zuständig ist, machten wir uns bald konkret an die Arbeit. Inhalt und Songtitel zeigten uns klar: Dieses Video soll im Dunkeln spielen. Es folgten stundenlange Planungssitzungen, wir diskutierten, entwarfen und verwarfen etliche Ideen bis unsere finale Storyline endlich von allen abgesegnet war. Teamwork war die Devise.

Unser Vorgehen versuchten wir bereits von Anfang an so strukturiert wie nur möglich zu gestalten. In gemeinsamen Drive-Ordnern legten wir ein Brainstorming-Dokument, eine Shotlist sowie eine Liste für sämtliches Material an. Die Shotlist selbst fungierte auch als Drehbuch. In einer Tabelle führten wir zu jeder Einstellung Informationen zu Handlung, Kameraperspektive oder Bewegungsablauf bis hin zu Objektivwahl oder geschätzten Timecodes auf. Für ein längeres Video mit mehreren Beteiligten würden wir auch ein richtiges Drehbuch schreiben, in diesem Fall funktionierte es aber auch gut ohne.

Nachdem wir eine halbe Ewigkeit um mögliche Drehtermine gerungen und auch tatsächlich welche gefunden hatten, machte uns eine Woche vorher der Lockdown einen unübersehbaren Strich durch die Rechnung. Nach zwei oder drei Wochen Funkstille wollten wir das Projekt in der geplanten Form sogar fast ganz hinschmeissen, zu ungewiss war die Lage.

Zum Glück taten wir das nicht, denn wenige Tage später wurde ein wenig unverhofft ein Zeitraum frei, in welchem alle Beteiligten sich vorstellen konnten, ein Video unter erschwerten Bedingungen zu drehen. Diese Chance packten wir, suchten spontan fehlendes Equipment zusammen (s/o @Andrin) und passten das Drehbuch ein wenig an. Neben Fribourg wurde nämlich Bern unser zweiter Drehort, weil der Feature-Gast Ben Whale sich diese Tage auch dort aufhielt.

Als Stilmittel entschieden wir uns, durch das ganze Video hindurch einen Tiffen Promist Filter zu verwenden. Dieser Diffusionsfilter gibt, gerade bei Nachtaufnahmen, dem Bild einen soften Look, was die verträumte Stimmung des Videos unterstützt.

Dreh

Beim Dreh selbst hatten wir Glück, dass alles sehr reibungslos verlief. Die Autoszenen hatten wir bereits vorher in Chur getestet, deswegen funktionierte das Aufbauen des Rigs ohne grössere Schwierigkeiten. Einzig die Lichtsetzung der Szene am Schreibtisch verschlang viel Zeit. Dies würden wir beim Nächsten Mal im Vorherein testen, um am Set weniger Zeit zu verlieren. Das Gebot des Abstandes sorgte ein paar Mal für knifflige Situationen, die wir jedoch gut meisterten. Desinfektionsmittel und regelmässiges Händewaschen taten das übrige, zudem waren bei Bedarf Masken vorhanden.

230AM Behind the scenes 2

230AM Behind the scenes 1

Für den Dreh verwendeten wir folgendes Material:

  • Sony A7iii
  • Festbrennweiten 24mm, 50mm, 85mm
  • Tiffen Promist Filter
  • SmallHD Monitor
  • Dji Ronin S
  • Slider
  • Car Mount
  • Diverse LED Panels
  • Viel Gaffa

Postproduktion

Drei Drehabende später starteten wir beladen mit über 100 Gigabyte Rohmaterial in die Postproduktion, welche nochmals eine Zeitspanne von zwei Wochen beanspruchte.

Wir hatten im Video einige Schlüsselszenen, welche ein wenig aufwändiger waren. Hier half es uns, dass wir uns genau überlegten, welche Einstellungen wir für die Umsetzung brauchten. So hatten wir in der Postproduktion weniger Probleme, die gewünschten Ergebnisse auch umzusetzen. Damit jeder für sich selbst seinen Teil schneiden konnte, legten wir eine einheitliche Ordnerstruktur an, die dann nicht mehr verändert wurde.

Für den Rohschnitt teilten wir das Video in Anfang, Mittel- und Schlussteil, sodass jeder von uns an einem Abschnitt arbeiten konnte.

Die Teile wurden dann in einem Masterfile zusammengefügt, wo das gesamte Video einen Feinschliff sowie ein Grading erhielt. Wir entschieden uns passend zur Stimmung des Songs für eine eher kühlere Farbgebung. Das Video exportierten wir im Format 2:1, welches einen Kompromiss aus dem gängigen 16:9 und dem breiten Kinoformat 2.35:1 darstellt.

Hier hätten wir uns im Vorhinein noch ein bisschen besser überlegen können, welches Format wir nehmen wollen, das hätte uns ein paar Anpassungen beim Schnitt erspart. Auf die Qualität hatte dies jedoch keinen Einfluss.

Fazit

Für uns war es eine der grösseren Videoproduktionen, welche wir selbst auf die Beine gestellt haben. Wir sind weitgehend zufrieden, wie wir unsere Planung umsetzen und uns auf diese verlassen konnten. Die vielen Stunden, die wir in die Vorproduktion investierten, haben sich definitiv ausgezahlt.

Trotzdem konnten wir auch einiges dazulernen und uns wurde erneut bewusst, dass alles immer viel mehr Zeit beansprucht als man plant. Dies wiederspiegelte sich auch in den Drehs, welche zum Teil bis vier Uhr morgens andauerten.

Wir sind rückblickend sehr zufrieden mit dem Resultat und bedanken uns bei allen, die mitgewirkt haben!

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