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Nationalismus in Rammsteins Deutschland

«Feuer frei» und «Heirate mich»: Die Band Rammstein ist bekannt – auch ausserhalb vom deutschsprachigen Raum. Mit ihrere ersten Single seit 10 Jahren rechneten sie furios mit der deutschen Geschichte ab.

«Wer den Holocaust und die Millionen Ermordeten als Marketing-Gag instrumentalisiert, der geht zu weit, egal in welchem Rahmen». Das sagte die Präsidentin der israelischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, als Rammstein für ihr neustes Projekt die Werbetrommel rührten.

In 30 Sekunden wurden die Bandmitglieder von Rammstein am Galgen stehend gezeigt – in KZ-Uniformen. Wenige Tage später folgte die erste Single seit zehn Jahren – und Rammstein sprengte damit kurzerhand einen Rekord: In sechs Stunden wurde das Video 5.7 Millionen Mal angeklickt. Knapp 18 Monate später hat das Lied über 122 Millionen Aufrufe. Rammstein polarisiert – auch 25 Jahre nach der Gründung noch.

In meiner Bachelor-Thesis stellte ich mich der Frage: «Wie wird der Nationalismus in Rammsteins Deutschland behandelt?». Dazu analysierte ich sowohl das Lied als auch das über 9 Minuten lange Musikvideo in der Drei-Stufen-Analyse von Erwin Panofsky. Diese Methodik wird eigentlich in der Kunsthistorik verwendet – da es mir aber eher um den Inhalt der Bilder als um die Filmtechnik ging, adaptierte ich das Verfahren kurzerhand.

Das Ergebnis war klar: Rammstein ist ein klarer Gegner des sogenannten «extremen Nationalismus», das heisst: Rammstein stellt sich gegen ein System, welches andere Länder unterdrückt – ganz egal ob links-, rechts-politisch oder aus religiösem Grund.

Rammstein-Kenner erstaunt diese Antwort kaum – und doch wird Rammstein regelmässig etwa in den rechtspolitischen Ecken gedrängt: Das rollende R von Sänger Till Lindemann, grosse, rote Banner an den Konzerten oder eine aus dem «Lied der Deutschen» adaptierte Textzeile sind immer wieder genannte Argumente dafür.

Rammsteins Kunst ist jedoch keine Kunst, welche man auf den ersten Blick verstehen kann – das Problem ist: Rammstein ist so bekannt, dass viele damit in Kontakt kommen und keinen zweiten Blick wagen. Dadurch öffnet sich die Schere zwischen den Vor-Verurteilern und den Besser-Wissenden immer weiter, je bekannter Rammstein wird.

Mit meinem Lehrprojekt möchte ich versuchen, diese Schere zu schliessen. Durch die digitale Präsentation meiner Bachelorthesis und einigen journalistischen Beispielen möchte ich aufzeigen, wie klar sich Rammstein gegen den Nationalismus positioniert und ihn nicht etwa befeuert. Die Homepage kann hier gefunden werden.