Neuinterpretation der Stiftskirche

Schon im Jahr 719 begannen St. Galler Mönche, die Stiftskirche in der Ostschweizer Stadt zu errichten. Heute ist sie ein Wahrzeichen, und zieht jedes Jahr hunderte von Touristen an. Vor allem die Ostfassade, mit den zwei prägnanten Türmen, dient als ideale Kulisse für einen Schnappschuss.

Nach etlichen Vergrösserungen und Renovationsarbeiten sollte die Kirche anfangs des 18. Jahrhunderts neugestaltet werden. Ein wunderschöner Barockbau entstand. Skulpturen, goldverzierte Fenster und detaillierte Formen schmücken die Ostfassade, die aus grauen Quadersteinen besteht. Unumstritten ein individuelles Meisterwerk, unverwechselbar.

Meine Neuinterpretation basiert auf der im 21. Jahrhundert beliebten minimalistischen Lebensweise. Durch die digitale Bearbeitung mittels Polygonen, verschwindet ein grosser Teil der liebevoll herausgearbeiteten Elemente von der Fassade. Sie wurden minimalistisch auf eine Ebene reduziert. Das prunkvolle Ziffernblatt und der detailliert ausgearbeitete Mittelsockel blieben jedoch von der Reduktion verschont. Das St. Galler Wahrzeichen sollte durch die Verformungen ihrer Struktur dabei nicht «zerstört» werden. Die Stiftskirche steht immer noch erhobenen Hauptes und mächtig über den Dächern von St. Gallen. Ihr Anstrich wurde durch meine Interpretation lediglich zeitgemäss angepasst.

(mm)

Kritik
von Max Eschler

Das Konzept
Die Grundidee war, Visuals zu produzieren, weil ich das schon lange mal ausprobieren wollte. Da ich aus St. Gallen bin, bot sich die Kathedrale im Stiftsbezirk an. Ich fand ihre Grösse und der prachtvolle Stil schon immer sehr schön und dachte, dass sich mit der Ostfassade sicher etwas Kreatives machen lässt. Ich entschied mich dann, die Fassade mit Hilfe von Polygone neu zu visualisieren. Sie auf das Wesentliche zu reduzieren, ohne die Stiftskirche zu zerstören. Ein hilfreicher Input habe ich von Thomas Weibel, dem Modulverantwortlichen bekommen, er schlug mir vor, sich mit der Geschichte und der Aussage meines Projekts noch weiter auseinander zu setzen und so entstanden die Textelemente.

Die Umsetzung
Ich habe an einem sonnigen Nachmittag, die Stiftskirche aus verschiedenen Winkeln, fotografiert und gefilmt. Als ich mit meinem Footage zufrieden war konnte ich mit der Produktion der Formen beginnen. Die Polygone zeichnete ich in Adobe Illustrator und färbte sie in einen Schatten- und Licht- Teil ein. Schlussendlich waren es über 1’300 Ebenen, welche dann animiert werden mussten. Animiert habe ich in Adobe After Effects. Weil es so viele Ebenen gab, unterteilte ich das Animieren ich 8 Kompositionen, um diese dann übereinanderzulegen. Die Textanimation habe ich ebenfalls in After Effects gemacht. Als Vorbild half mir da die Facebook Seite von Nouvo.

Zum Schluss konnte ich die After Effects- Files in Adobe Premiere laden. Wo ich dann auch die selbstproduzierte Musik einfügte. Nach Anpassungen am Ton und dem Zeitpunkt des Erscheinens der Textelemente, konnte ich das Projekt als mp4 herausladen.

Equipment: Canon 5D Mark 3

Schwierigkeiten
Während der Produktion stoss ich mehrfach auf Probleme, deshalb musste ich mein Konzept immer wieder anpassen. Das Video sollte zuerst ein bewegtes Bild werden, wegen dem grossen Datenvolumen entschied ich mich schlussendlich aber für ein Standbild. Das Datenvolumen machte mir am meisten zu schaffen, ich wusste zu Beginn meines Projekts nicht genau, wie ich es umsetzen will und was alles zusammenkommt. Deshalb war die Arbeit in After Effects auch sehr mühsam und brauchte sehr, sehr viel Geduld. Ich musste das Animieren mehrmals von Vorne beginne, weil mein Computer mit dem riesen Volumen der Daten nicht klargekommen ist.

Ein weiterer Punkt war die Fehlerbehebung. Bei 1’300 Formen, ist es schwierig zu wissen welches Polygon noch nicht richtig animiert ist. Der Spannungsaufbau des Videos machte mir zum Schluss auch noch Kopfschmerzen. I hatte die Musik, die animierten Formen und die Textelemente. Alles musste aufeinander abgestimmt werden um den Zuschauer nicht zu langweilen.

Fazit
Abgesehen von den verlorenen Nerven und der aufwendigen Produktion der Formen, hatte ich sehr Spass an der Realisation meines Projekts. Ich lernte, wie man Probleme, durch ausprobieren beheben kann und wie man mit einer grossen Dateigrösse arbeitet. Ich bin sehr stolz auf mein Endprodukt, ich schaue es mir gerne an. Es ist nicht nur schön anzusehen, sondern bringt einem auch zum Nachdenken, in was für einer Welt wir uns gerade befinden.

Nochmals machen würde ich es aber nicht, der Aufwand war riesen gross die Formen zu zeichnen und diese dann nacheinander zu animieren. Gelernt habe ich hingegen viel, was für mich der grösste Mehrwert ist.

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar