Beitragsbild Konzert No Limits

No Limits

Michel sitzt grübelnd an seinem Schreibtisch, vor ihm ein langfädiger Bericht über die Entwicklung der chinesischen Wirtschaft. Daraus soll er nun eine Anlageempfehlung für die Kunden der Capital Bank herleiten.

Zwei Stunden später loggt sich Michel aus dem Geschäftscomputer aus. «Endlich fertig», seufzt er erleichtert. Ein Grinsen huscht über sein Gesicht, als er an den weiteren Verlauf des Abends denkt. Er schnappt sich seine Aktentasche und verschwindet mit grossen Schritten Richtung Bahnhof.

Eine Stunde später steht er vor der Konzert-Location «Hall of Fame». Seine drei Bandkollegen warten schon im Backstage-Bereich. Kaum ist der Anzug durch ein schwarzes T-Shirt ersetzt, beginnt seine Band «No Limits» mit dem Soundcheck. «Es ist ein geiles Gefühl, den Alltag hinter mir zu lassen und mich voll auf die Musik zu konzentrieren», erzählt Michel.

Er kennt die Songs der Band wie kein anderer – er hat sie selbst geschrieben. Die Songtexte sind gesellschaftskritisch und nachdenklich, musikalisch unterlegt mit melodiösem Punk-Rock und Elementen aus Rap und Funk.

Langsam füllt sich die Konzerthalle mit Menschen – die vier Jungs trinken ihr Bier aus und greifen nach ihren Instrumenten. «Auf der Bühne fühle ich mich frei. Hier kann ich richtig die Sau raus lassen», erzählt Michel. Es wird dunkel im Saal. Mit dem ersten Gitarrenton tritt die Punkrock-Band ins Scheinwerferlicht. Nachdem Schlagzeuger Timo mit einem Solo auch den letzten Zuschauer geweckt hat, beginnt Lead-Sänger Van zu singen. Bassist Pascal macht die zweiten Stimme. Nach ein oder zwei Songs ist Michel voll da – in seiner zweiten Welt, weit weg vom Berufsalltag.

(fs)

Kritik
von Anina Eugster und Leslie Iseli

Idee

Durch die Freundschaft mit den Bandmitgliedern von «No Limits» entstand die Idee, ein Musikvideo zu drehen. Wir entschieden uns für die Aufzeichnung eines Live-Konzertes, da die Band möglichst authentisch gezeigt werden sollte. Zusätzlich porträtierten wir den Gitarristen der Band kurz in Textform. Auch die Stimmung im Raum und vor allem im Publikum wollten wir einfangen und ins Projekt einbringen. Mit den Schnappschüssen der Bildstrecke möchten wir dem Leser einen Einblick in das Treiben rund um das Konzert geben.

Konzept

Für das Video der Band wollten wir nur einen Song verwenden. Die Mitglieder suchten sich ihren Lieblingssong „So I Leave“ aus. Somit benötigten wir für die Dauer des Songs (circa drei Minuten) genügend Aufnahmen, um ihn zu bebildern. Deshalb legten wir fest, dass während des gewählten Songs ausschliesslich Aufnahmen von der Band gemacht werden. Die Nahaufnahmen sollten aus der Hand gefilmt werden, da wir mit Platzmangel vor der Bühne rechnen mussten. Ausserdem durften wir das Publikum nicht zu sehr ablenken. Ein weiterer entscheidenderer Punkt war die Flexibilität der Kamera. Wir mussten damit rechnen, dass sich die Bandmitglieder auf der Bühne grossräumig bewegen. Somit mussten auch wir möglichst beweglich sein, um den Standort der Kamera schnell verändern zu können. Den Gimbal planten wir für Totalen mit dem Publikum und der Band ein. Auch hier gingen wir davon aus, dass wir möglichst beweglich sein sollten, um nicht im Weg zu sein. Für das Audio hatten wir uns im Voraus mit dem Tonfachmann der Band in Verbindung gesetzt. Die Techniker vor Ort erlaubten uns leider nicht, unser eigenes Equipment an ihrem Mischpult anzuhängen. Sie erklärten sich aber grosszügig bereit, uns im Nachhinein die gemischte Live-Version des Konzerts zu geben. Trotzdem entschieden wir uns, den Zoom H6 Recorder während dem Konzert nahe des Mischpults zu platzieren, um zusätzliche Atmosphäre-Aufnahmen des Raums und des Publikums aufzunehmen. Da wir in Absprache mit den Konzertorganisatoren keine fix installierten Lichter verwenden durften, entschieden wir uns für ein Kameralicht, welches notfalls etwas Licht spenden könnte.

Schwierigkeiten und Herausforderungen

Eine grosse Herausforderung dieses Projekts war die Spontanität, welche wir mitbringen mussten. Wir mussten aus der jeweiligen Situation heraus reagieren und mit sehr wenig Licht und Platz auskommen. Da die Bilder zum Song «So I leave» passen sollten, mussten wir während dieses Songs möglichst viele Aufnahmen der Band, des Sängers und der Instrumentalisten einfangen. Später aufgenommene Bilder konnten lediglich für die Publikumsausschnitte, Stimmungsaufnahmen oder Technikbilder verwendet werden. Aktionsbilder der Band von einem anderen Song konnten wir nicht verwenden, da diese nicht mit dem Ton synchronisiert werden konnten. Schwierig dabei war, dass wir die Kamera, welche Nahaufnahmen von der Band machte, nicht auf einem Stativ platzieren konnten. Es musste alles aus der Hand gefilmt werden. Eine weitere Schwierigkeit stellte das Licht dar. Auf der Bühne herrschte vorwiegend grelles, buntes Licht, nach der Bühne und auch im Publikum war es hingegen sehr dunkel. Zusätzliches Licht durften wir nicht einsetzten. Eine weitere Herausforderung war die Audioaufnahme, welche wir vom Mischer zur Verfügung gestellt bekamen. Da seine Aufnahme live abgemischt wurde, fehlte für den Videogebrauch der Bass. Dieser musste für das Publikum während des Konzerts leise eingestellt werden und wurde somit kaum aufgezeichnet. Den dünn wirkenden Ton konnten wir auch in der Postproduktion nur beschränkt verbessern. Wie in unserer Equipmentliste ersichtlich ist, haben wir mit zwei verschiedenen Kameras gefilmt. Dies bereitete uns grosse Schwierigkeiten beim Colour Grading. Die Aufnahmen der beiden Kameras unterschieden sich in den Farben so stark, dass mit unseren Kenntnissen eine komplette Angleichung nicht möglich war.

Fazit

Trotz den teilweise schwierigen Umstände fand unser Dreh grösstenteils nach Plan statt. Wir konnten die Tonaufnahme der Band schlussendlich ausreichend bebildern. Rückblickend würden wir die Konzert Location im Voraus besichtigen, damit wir uns ein Bild der Licht-, Raum- und Tonverhältnissen machen können. Auch würden wir darauf bestehen, unser eigenes Equipment am Mischpult anzuschliessen, damit wir den Ton von Grund auf selbst bearbeiten können. Für eine weitere Produktion in diesem Rahmen würden wir uns für einen Kameratypen (Canon C100 oder 5D) entscheiden, da sich die Bilder, gerade bei den grellen Lichtern auf der Bühne, farblich stark unterscheiden. Wir sind glücklich, dass einige Aufnahmen gut gelungen sind, trotz den teilweise erschwerten Verhältnissen. Die Organisatoren des Konzerts waren sehr entgegenkommend, sodass wir uns in der gesamten Location frei bewegen konnten. Die Produktion hat grossen Spass gemacht, wir konnten das Konzert trotz der Arbeit geniessen.

Equipment

Audio:

  • Rode Richtmikrofon Videomic Pro
  • Audiorecorder Zoom H6

Kamera:

  • Canon C100 Set
  • Canon EOS 5D Mark III Set

Licht:

  • F&V LED Kameralicht K480

Stativ:

  • DJI Ronin

Zubehör:

  • BON 5" On-camera Monitor FM-052SC

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