ONE DAY - 24 hours hyperlapsed

One Day – 24 Hours Hyperlapsed

Hyperlapse ist die Steigerung der Timelapse-Fotografie. Fotos werden zum Leben erweckt. Und zwar nicht nur mit dem Faktor Zeit, sondern auch mit dem räumlichen Faktor. Der Fotograf erhält die Möglichkeit, sein Motiv in einem Video aus verschiedenen Perspektiven zu zeigen, ohne den Stil der Timelapse-Fotografie zu verlieren. Wir haben uns der Herausforderung gestellt und haben uns auf die Jagd nach den schönsten Bildern in Bern gemacht.

Einmalig ist sie, die Berner Altstadt. Gebäude wie das Berner Münster, das Bundeshaus oder der Käfigturm sind weltbekannt. Mit gutem Grund gehört Bern zum UNESCO-Weltkulturerbe. Jedes Jahr lockt der Bärengraben Tausende von Touristen in die Schweizer Hauptstadt. Die Schönheiten von Bern und die Herausforderung, ein Hyperlapse-Video zu realisieren, haben uns dazu bewegt, die Stadt im Herzen der Schweiz zu zeigen, wie es zuvor noch nie jemand getan hat. Ein Tag, 24 Stunden, 1’440 Minuten oder 86’400 Sekunden. Ein Hyperlapse-Schnelldurchlauf durch die Stadt Bern mit all ihren Schönheiten.

(nsc)

Kritik
von Nicola Fischer und Lukas Brand

Ausgangslage

Hyperlapse ist die Steigerung von Timelapse-Videos. Timelapse ist relativ einfach erklärt: Eine Kamera schiesst in einem regelmässigen Zeitintervall ein Foto mit dem gleichen Bildausschnitt. In erster Linie benötigt die Timelapse-Fotografie vor allem viel Zeit. Je nach Motiv muss zwar die Belichtung von Zeit zu Zeit wieder korrigiert werden, meist ist die Arbeit aber getan, sobald die Kamera eingestellt ist und der zeitintervall-gesteuerte Auslöser läuft. Wir waren auf der Suche nach etwas Neuem, nach etwas Anspruchsvollerem und wurden schliesslich bei der Hyperlapse-Fotografie fündig. Auch hier geht es im Wesentlichen darum Fotos in bestimmten zeitlichen Abständen zu schiessen. Allerdings kommt der räumliche Faktor noch dazu, denn die Kamera bewegt sich im Gegensatz zur Timelapse-Fotografie mit. Man fokussiert sich weniger auf eine komplette Szenerie, sondern vielmehr auf ein bestimmtes Objekt, das auf dem Sensor immer am selben Ort bleibt. Der Fotograf kann dann selbst bestimmen, ob er sich auf das Objekt zu, weg, parallel dazu bewegt oder ob er es umrunden will. Dadurch kann das Motiv aus verschiedenen Perspektiven gezeigt werden.

Da wir beide in Bern wohnhaft sind und die Stadt unbestritten sehr fotogen ist, haben wir uns dazu entschlossen unseren ersten Hyperlapse-Versuch in Bern durchzuführen. Unser Ziel war es die Stadt über 24 Stunden zu zeigen.

Vorgehensweise

Zuerst haben wir nach bereits bestehenden Hyperlapse-Videos geforscht, um uns inspirieren zu lassen und rauszufinden, was funktioniert und was nicht. Schnell wurde uns klar, dass Hyperlapse-Videos bisher fast ausschliesslich in Verbindung mit Städten und Gebäuden gemacht worden sind.

Danach haben wir uns mit der Technik auseinandergesetzt:
Zahlreiche Stunden haben wir damit verbracht, uns die Technik des «hyperlapsen» autodidaktisch beizubringen und zu perfektionieren. Zuhause im eigenen Garten, oder bereits in Wohnquartieren haben wir mögliche Kameras und Herangehensweisen unter die Lupe genommen, damit zum Start unseres Projektes beide auf demselben Wissenstand waren. So konnten wir vermeiden, dass grobe Unterschiede im Endprodukt entstehen.

Im Anschluss daran haben wir interessante Gebäude, Plätze und Perspektiven in der Stadt Bern gesucht. Teilweise sind wir mehrere Male pro Tag an die verschiedenen Orte gefahren, haben diese beobachtet, wie sie sich mit dem Stand der Sonne veränderten. Perspektiven, die langweilig aussahen, veränderten sich Stunden später dank dem Einfall des Lichtes plötzlich zu sehr spannenden Motiven.
Auf einer Karte haben wir schliesslich die Spots eingetragen und später mit einer Software den genauen Sonnenstand am Ort eruiert, um die perfekte Uhrzeit zu finden für unsere Bilder.

In einem weiteren Schritt haben wir von jedem Ort ein Bild geschossen um zu ermitteln, welche Gebäude Gemeinsamkeiten aufweisen oder sonst zu einander passen würden. Anhand von diesen Bildern haben wir unser Storyboard geschrieben.

In unserer Planung waren einige Orte, die für Zusatzaufwand sorgten. Sie benötigten nämlich eine Bewilligung, sei es für das Fotografieren (SBB Bahnhof Bern und Kursaal) oder für den Transport (Gurten). Dies kostete Zeit und Nerven, da wir unser Vorhaben an diversen Stellen erklären mussten. Sei es in der Hotline oder direkt auf der Gemeinde.

Schliesslich ging es dann an die eigentliche Arbeit: das Fotografieren.
Vor Ort mussten stets noch einmal Sonnenstand, Wetter und aktuelle Begebenheiten überprüft werden. Da ein Ort bei schönem Wetter meistens am Besten aussieht, wollten wir die Fotos auch bei Sonnenschein machen. Deshalb konnten wir die Tagaufnahmen immer nur bei schönem Wetter machen, da das Video sonst inkonstant wirken würde.

Bevor wir angefangen haben zu fotografieren, sind wir die Strecke immer zuerst zu Fuss abgelaufen um die Distanz zu messen und abschätzen zu können, wie gross die Distanz zwischen zwei Fotos sein darf. Im Video ergeben 25 Einzelbilder ja erst eine Sekunde, darum mussten wir darauf Acht geben, dass wir genug Bilder machen, damit die Sequenz auch wirklich ansehnlich ist. Während wir die Strecke abgelaufen sind und teilweise unsere Intervallschritte mit Kreide auf der Strasse markiert haben, achteten wir uns gleichzeitig auch auf Störfaktoren (Vegetation, die ins Bild kommen könnte, Personen, Mauern oder Fahrzeuge). Schliesslich musste die Kamera noch richtig eingestellt werden.

Nun musste bei jedem Foto die Kamera mithilfe der Gitterlinien auf dem Display und der Wasserwaage wieder neu ausgerichtet werden. So konnten wir sicherstellen, dass unser Fixpunkt immer genau am selben Ort auf den Fotos zu sehen ist.

So arbeiteten wir uns Spot für Spot durch und schossen dabei weit über 4000 einzelne Bilder, die im Anschluss zusammengefügt werden sollten. Nach dem alle Bilder auf den Chips unserer Kameras gespeichert waren, machten wir uns an die Bearbeitung jedes Bildes. Zuerst erstellten wir für jede Sequenz einen Colorlook. Dieser musste von Sequenz zu Sequenz neu angepasst werden, damit am Ende der Film einheitlich wirkt. Da wir teilweise mit Wolken zu kämpfen hatte, mussten mithilfe einer Software Unregelmässigkeiten in der Belichtung angeglichen werden.

Sobald eine Sequenz bearbeitet war, wurde diese in einzelne JPEG Bilder gerendert und in Adobe Premiere Pro als Imagesequenz eingefügt. Schlussendlich wurden die einzelnen Sequenzen dem Storyboard entsprechend zusammengefügt.

Da es trotz der manuellen Ausrichtung pro Bild noch Unregelmässigkeiten gab, mussten diese mit Hilfe eines digitalen Bildstabilisators stabilisiert werden. Zudem mussten noch einmal Anpassungen im Colorgrading vorgenommen werden. Schlussendlich fügten wir noch einen im Adobe After Effects animierten, aussagekräftigen Titel ein und schlossen das Video mit der Würdigung aller Beteiligten im Abspann ab.

Equipment und Software

Canon 7D Mark II
Nikon D500
Stativ
Wasserwage
ND Filter
Fernauslöser
Doppelmeter
Kreide

Premiere Pro CC
LRTimelapse 5
Lightroom Classic CC
After Effects CC
PhotoPills
The Photographer’s Ephemeris

Learnings

Ein Projekt dieser Grössenordnung war für uns extrem lehrreich. Auch wenn wir das Gefühl hatten, dass wir an vieles gedacht haben, wurden wir schlussendlich doch mit Problemen konfrontiert, die wir so nicht erwartet haben. Bereits bei unseren ersten Versuchen realisierten wir, dass wir durch unsere Bewegung plötzlich im Gegenlicht standen oder der Sonnenstand sich so veränderte, dass ein Objekt ausgebrannt und unattraktiv wirkte. Daraus konnten wir aber lernen, dass wir im Vorfeld äusserst genau planen mussten, wann wir wo das Motiv optimal einfangen können ohne direkte Sonneneinstrahlung.

Des Weiteren wurden wir sehr oft angesprochen, mussten erklären was wir genau machen und wo das Endprodukt zu sehen war. So verloren wir teilweise Zeit und mussten Acht geben, dass zwischen den Bildern nicht ein zu grosser Zeitabstand entstand. Auch die Polizei hielt uns diverse Male auf.

Alle Bewilligungen einzuholen nahm deutlich mehr Zeit in Anspruch als wir dachten.

Zudem mussten wir gewisse Aufnahmen mehrmals durchführen, da das Wetter umgeschlagen hatte oder andere Störfaktoren aufgetreten sind (ein Tram, dass die Brücke so stark mit Vibrationen versetzte, dass alle Langzeitbelichtungen verschwommen waren). Einige geplante Aufnahmen konnten wir leider nicht durchführen, aufgrund von baulichen Massnahmen (z. Bsp. Zytglogge, Nationalbank).

Auch wie lange wir an einem Ort benötigen haben wir unterschätzt. Von Zeit zu Zeit wurden wir zwar schneller, jedoch ist der ganze Vorgang grundsätzlich sehr zeitintensiv und muss sehr penibel durchgeführt werden. Teilweise waren die Nächte sehr kurz, da wir bis spät nach Mitternacht noch eine Szene in der Stadt fotografierten und zum Beispiel am nächsten Morgen um 03:45 Uhr schon wieder aufstehen mussten, um den Sonnenaufgang auf dem Gurten fotografieren zu können.

Trotz genauem Storyboard war auch der Schnitt anspruchsvoll. Da gewisse Aufnahmen anders als geplant waren oder die Aufnahmen um ein paar Millisekunden nicht mit dem Takt der Musik aufgingen und dadurch gekürzt werden mussten. Folglich gingen leider einige Sekunden Bildmaterial verloren.

Obwohl wir die Bilder farblich manuell sehr genau abgestimmt hatten, reduzierte Premiere Pro bei gewissen Sequenzen sehr stark die Dynamik. Dies führte dazu, dass wir in Premiere Pro noch einmal ein neues Colorgrading zusätzlich erstellen mussten, um diese Unregelmässigkeiten zu beheben.

Auch die besten Computer waren teilweise mit der Anzahl an einzelnen Bildern, welche bereits stark komprimiert waren, überfordert. Dadurch wurden die Programme langsam und der Schneidprozess verkam zu einer mühseligen Arbeit.

Fazit

Trotz diversen Höhen und Tiefen sind wir mit dem Endprodukt sehr zufrieden. Es war zuerst enttäuschend zu sehen, dass nach all diesen Stunden „nur“ ein Video von 2 Minuten herausschaute. Jedoch ist dieses Video nur auf die besten Aufnahmen beschränkt und soll somit das bestmögliche Endprodukt darstellen. Wir durften dank des Projekts Bern noch einmal von einer neuen Seite kennenlernen, da wir uns sehr genau mit der Stadt auseinandersetzen mussten. Nach den intensiven Arbeitsstunden dürfen wir schlussendlich aber sagen, dass wir Bern in unserem Video auf eine Art zeigen, wie es noch nie zuvor getan wurde.

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