von Sven Schnyder, Tobias Imbach, Yasmine Sihite, Sarah Vettori, Celia Gerber und Christina Brun
Mit diesem nicht mehr so ganz spontan entstandenen Projekt wagten wir ein weiteres filmisches Experiment. Thema, Geschichte, Arbeitsteilung, Dreh, Schnitt und Aufbearbeitung wurden diesmal nicht in einer Nacht, sondern während einer besonders intensiven Arbeitsphase bestimmt, verwirklicht und vollendet. Festgelegt war zu Beginn nur, wer am Projekt mitwirkte - aber nicht in welcher Form oder Funktion. Wie schon beim Vorgängerprojekt waren die gegebenen Eckpfeiler Kunst, Konvergenz und Kooperation. Nun galt es, die verschiedenen Aufgaben anzupacken:
Thema / Form
Thematisch waren wir uns relativ einig, dass ein solches Projekt nicht eine Kopie des ersten Filmes werden darf. Wir entschlossen uns, ein weiteres Mal mit dem Thema der Kommunikation in der Moderne zu befassen und so einen thematischen Nachfolger zum Erstling zu drehen, aber mit anderen Stilmitteln und einer anderen Location zu arbeiten. Wie schon bei "MHENG" ist auch der Titel dieses Projekts an einen Song des Popsängers Drake angelehnt: Nach "Worst Behaviour" stand nun sein letztjähriger Hit "Hotline Bling" Pate.
Geschichte
Da wir überhaupt nicht unter Zeitdruck standen und der Drehtermin schon lange fest stand (Zeitpunkt der Digezz-Awards-Afterparty), konnten wir uns reichlich Gedanken über die Geschichte und die Handlung machen - taten wir aber nicht. Wie beim ersten Film sollte das Ganze ohne Drehbuch und im Affekt entstehen. Die Computerwelten wurden bewusst ausgelassen - zuviele Ähnlichkeiten zum ersten Teil sollten vermieden werden. Die komplexe Erzählstruktur wurde aber auch hier bewusst so gewählt - auch hier aus den gleichen Gründen, wie beim ersten Film.
Arbeitsaufteilung
Dieses Mal versuchten wir uns alle in Rollen, die uns noch weniger geheuer waren als beim letzten Film. Statt an den Festivitäten nach den Digezz-Awards teilzunehmen, versammelten wir uns in einem Hotelzimmer und teilten die verschiedenen Aufgaben auf. Anders als bei Teil 1 standen nun alle Beteiligten vor der Kamera. Gleich ein Teil der Beteiligten in den Stunden zuvor mit Digezz-Awards ausgezeichnet worden. Dieser überraschende Erfolg spornte uns aber nur noch zusätzlich an.
Dreh
Der Drehbeginn wurde schon Wochen zuvor auf die Digezz-Awards-Afterparty fest gelegt. Diese wurde im Rahmen des Multimedia Festival im Hotel Schweizerhof auf der Lenzerheide durchgeführt. Wir konnten nicht planen, was an diesem Abend passieren würde und genauso wenig konnten wir ahnen, wie wir uns fühlen würden. Und doch sollte der Film auch unseren temporären Gemütstzustand widerspiegeln. Diese Idee hat auch wunderbar gefruchtet. Wir versuchten zudem, das riesige Gebäude in seiner ganzen Pracht zu zeigen und alle möglichen Räumlichkeiten zu nutzen.
Schnitt/Aufbearbeitung
Der Schnitt war keine Herausforderung und startete nicht zeitgleich mit dem eigentlichen Dreh. Während knapp einem Monat beschäftigten wir uns in kurzen Arbeitsschritten mit der Bearbeitung der Aufnahmen und versuchten passende Gradings, Stilmittel und Musik zu finden.
Fazit
Im direkten Vergleich zum ersten Teil scheint uns Machern "Hot Ling Bling" etwas weniger aufregend und radikal zu sein. Dies mag allerdings damit im Zusammenhang stehen, dass diesmal nicht sämtliche Arbeiten innert einer Nacht beendet wurden. Schnitt und Post-Production beanspruchten rund zwölf Stunden Arbeit - auf mehrere Wochen verteilt. So blieb mehr Zeit zur Reflektion - ob sich diese positiv oder negativ auf das Projekt ausgewirkt hat, ist für uns zu dem Zeitpunkt noch etwas schwer abzuschätzen. Wir sind aber nach wie vor davon überzeugt, dass diese avantgardistische und freie Art des Filmens ein ideales Gefäss für ein kreatives Austoben bildet. Das Experiment mit mutigen Ideen, die in kommerziellen medialen Produkten so nie zur Anwendung finden, dürfte sich als langfristig sinnvoll erweisen - weil Fragmente davon eben doch auch im serioösen Berufsalltag Einzug halten könnten.