von Tobias Imbach, Yasmine Sihite, Sven Schnyder, Jonathan Jäggi, Sarah Vettori und Celia Gerber
Mit diesem spontan entstandenen Projekt wagten wir ein filmisches Experiment. Thema, Geschichte, Arbeitsteilung, Dreh, Schnitt und Aufbearbeitung wurden innert acht Stunden bestimmt, verwirklicht und vollendet. Festgelegt war nur, wer am Projekt mitwirkte - aber nicht in welcher Form oder Funktion. Die gegebenen Eckpfeiler waren Kunst, Konvergenz und Kooperation. Nun galt es, die verschiedenen Aufgaben anzupacken:
Thema / Form
Thematisch waren wir uns relativ einig, dass ein solches Projekt nach einer freien künstlerischen Umsetzung verlangte. Die Energie des Moments und die Spontaneität liess sich in Form eines Kunstfilm am besten einfangen.
Geschichte
Da wir unter Zeitdruck standen, musste der Plot relativ einfach gehalten werden und trotzdem genug Handlung bieten, um in vielseitigen und ästhetischen Bildern erzählt werden zu können. Der Aspekt des Kunstanspruchs war aber auf der anderen Seite ebenso zu beachten. Für alle von uns war dieses Genre Neuland und entsprach so gar nicht dem Storytelling, wie es uns im Unterricht vermittelt wurde.
Um unserem eigenen Anspruch gerecht zu werden, versuchten wir, jeder Szene ein gänzlich neues Gerüst aufzudrücken. Innerhalb des reduzierten Plots erlaubten wir uns aber erzählerische Freiheiten. So erfolgt etwa ein Dimensionswechsel in eine animierte Computerspiel-Welt, die deutlicher realer und greifbarer wirkt, als die Welt der Haupthandlung. Die komplexe Erzählstruktur wurde bewusst so gewählt, damit der Film auch bei wiederholtem Anschauen fordernd und interessant bleibt und auch erst nach wiederholtem Anschauen gänzlich verstanden werden kann.
Arbeitsaufteilung
Die Aufteilung der Aufgaben ergab sich durch das gemeinsame Gespräch, die Fähigkeiten der einzelnen Teammitglieder und den Plot. Sobald wir die Charakterzüge der einzelnen Protagonisten definiert hatten, war die Rollenaufteilung klar. Jeder fand sich gut mit seiner Rolle zurecht, obschon wir alle über den ein oder anderen Schatten springen mussten.
Dreh
Der Dreh stellte uns vor verschiedene Herausforderungen: Wir wollten attraktive Bilder einfangen, eine Geschichte auf unterhaltsame und fordernde Art und Weise erzählen und zu alledem sollte auch das Schauspiel einigermassen überzeugen. Diesem Anspruch konnten wir grösstenteils auch gerecht werden.
An dieser Stelle möchten wir anhand zweier Beispiele die Idee und die Umsetzung im Dreh erläutern: Unser Protagonist schminkt sich mit einer Art Maske - dies soll die Verunsicherung heutiger junger Männer widerspiegeln. Dazu werden Bilder des heroischen japanischen Films ”Harakiri” auf ihn projiziert, womit er sich zeigt, wie er sich selbst sieht - in seinem Selbstbild. In einer anderen Szene muss sich die Hauptdarstellerin zwischen den zwei Männern entscheiden. Bei dieser Szene soll die schwierige Situation, in der sie sich wieder findet, mit der Projektion einer zweiten, fliehenden Frau unterstrichen werden. Wichtig war bei all diesen Szenen immer die Diskussion zwischen Selbst- und Fremdbild. Diese Verzerrung, die bei der heutigen Generation sehr ausgeprägt ist, versuchten wir einzufangen und in eine Geschichte zu verpacken.
Schnitt/Aufbearbeitung
Der Schnitt war eine Herausforderung für sich und startete zeitgleich mit dem eigentlichen Dreh. Während knapp acht Stunden war eine Person nur mit dem Arrangement der Szenen, Musik und der Aufbearbeitung der Bilder zuständig. Durch das sehr enge Zeitfenster waren viele Kompromisse vonnöten, aber diese schufen wiederum Raum für einige schöne Ideen, die so sonst nicht in einen Film gefunden hätten.
Neben dem Schnitt war eine weitere Person nur mit den Schriften und den Animationen beschäftigt. Bei den Animationen muss man hinzufügen, dass wir uns von japanischen Filmen inspirieren liessen. Das Intro stand unter dem Einfluss von Gaspar Noés Film Enter The Void. Dieses Zusammenspiel musste sehr effizient funktionieren, um in den frühen Morgenstunden ein vertretbares Projekt zu Tage zu fördern. Zusätzlich wurde ein begleitender Monolog geschrieben, um der (Un-)Wichtigkeit dieser Szenerie mehr oberflächliche Tiefe zu geben.
Fazit
Die verschiedenen Stränge mussten schlussendlich zu einem Ganzen zusammengeführt werden, selbstverständlich auch in derselben Nacht. Obwohl das ganze Abenteuer von der Konzeptionierung bis zum finalen Export des Films nur acht Stunden dauerte, war es ein sehr hartes Stück Arbeit. Ohne Pause wurde die ganze Nacht durchgearbeitet, in einem Tempo, das uns rückblickend selbst erstaunte.
Dies funktionierte nur, weil wir uns gut miteinander verstanden und alle von demselben Ziel angetrieben wurden, gemeinsam etwas Tolles zu erreichen. Die beschränkte Zeit liess keine Szenenwiederholungen zu und zwang die Schauspieler, sich ohne Anpassungszeit aufeinander einzulassen. Doch es herrschte ein sehr professionelles und zielgerichtetes Arbeitsklima, was schliesslich auch zu einem Endprodukt geführt hat, welches sich sehen lässt und unserer Meinung nach mit seinen unzähligen Facetten und Ideen auch nach der zehnten Vorführung noch interessant wirkt.