Plastic Surgery

Schönsein öffnet Türen im Leben, so heisst es im neuen Song der Band Acze Suar. Er handelt von zwei Frauen, die sich chirurgisch zu ihrem Schönheitsideal verhelfen. Das Lied heisst Plastic Surgery und ist damit ein gefundenes Fressen für visualisierfreudige Multimedia-Studierende.

Wir schreiben das Jahr 2018. Figuren wie die aktuelle Bachelorette oder die gefeierte Familie Kardashian zelebrieren ein neues und zeitgemässes Schönheitsideal: «Was nicht ist, das lässt sich machen», so das Kredo. Zumindest wenn die finanziellen Mittel stimmen.

Die einen mögen sich mit diesem Trend identifizieren, die anderen schreiben lieber ironische Songs darüber. So hat das die Band Acze Suar gemacht, in der mitunter zwei MMP-Studierende spielen/singen.

Der Song Plastic Surgery gibt dem Schönheitswahn ein Gesicht: Humoristisch werden die Geschichten zweier Frauen erzählt, die mit ihrem Naturell nicht ganz zufrieden sind und deshalb künstlich nachhelfen. Eine Thematik die sich wunderbar und witzig visualisieren lässt.

Im Rahmen eines Semesters entstanden ein Musikvideo, das über 2’000 von Hand gezeichnete Frames umfasst, und eine Website, die dem Song einen multimedialen Rahmen schafft.

Lass dich ein auf eine Geschichte rund um Botox, Brüste, Fett und schöne Füdlis.

(fms)

Kritik
von Florin Rüdisühli und Cécile Kühn

Arbeitsprozess

Cécile: Die Idee nahm ihren Lauf, als ich anfangs Semester ein animiertes Musikvideo sah, das mir sehr gefiel. Ich dachte mir, wie so oft, das muss ich auch mal ausprobieren. Ich fragte einen Freund aus meiner Klasse, der Musik macht, ob er ein Lied habe zu dem er ein Video wolle. Der Zufall wollte es, dass er gerade eines mit seiner Band aufnahm, das perfekt zu meinem Stil passt. Die Produktion des Videos verzögerte sich noch um einige Zeit. Zum einen, weil das Lied noch gar nicht aufgenommen war und zum anderen, weil ich noch die Blockwoche Visualisieren abwarten wollte, um die Technik zu lernen.

Ich hatte nicht wirklich ein Storyboard für die Umsetzung. Vielmehr hatte ich kleine Szenen im Kopf, die ich mit dem Text des Liedes assoziierte und zeichnen wollte.

Als ich dann mit dem Zeichnen begann, merkte ich ziemlich schnell, dass dies einiges länger gehen würde als gedacht. Ich zeichnete 12 Frames pro Sekunde im Film und schaffte pro Tag 15 Sekunden, also ca. 180 Bilder. 15 Sekunden pro Tag und das ganze Lied dauert 188 Sekunden... Nach wenigen Tagen merkte ich also, dass ich noch etwas abstraktere Szenen einbauen muss, für die ich weniger Zeit brauche. Was nicht ganz wahrheitsgetreu aussehen muss, geht natürlich etwas schneller. So habe ich mich im Refrain für eine Spirale entschieden, die ich beliebig oft wiederholen konnte.

Trotzdem dauerte die Produktion einfach zu lange und ich dachte schon, ich müsse in der Hälfte aufhören und einfach nur einen Teil hochladen. Das hätte ich aber sehr schade gefunden, da ich auch für die Band etwas machen wollte, dass sie brauchen können. Also hängte ich mich nochmals ein paar Tage voll rein und schaffte es tatsächlich zu Ende!

Umso mehr war ich froh, dass sich Florin um die Inszenierung des Videos, also die Homepage kümmerte. So konnte ich mich voll und ganz auf das Video konzentrieren.

Multimediales Storytelling

Florin: Cécile erzählte mir beim Abendessen von ihrem Projekt. Dass sie ein Video für unseren Kollegen zeichnen wollte, dass wusste ich bereits. Neu war mir allerdings das Thema des Songs: Plastic Surgery. Cécile erzählte von dem riesigen Workload, den sie für das Video zu bewältigen hatte. Wir besprachen, dass es toll wäre, das Video nicht einfach unbemerkt auf Youtube zu stellen, sondern dieses viel mehr in ein passendes Setting und ergänzende Inhalte einzubetten. Ihr fehlte dafür aber schlicht die Zeit. Also beschlossen wir an jenem Abend, dass ich diesen Teil für sie übernehmen werde. Ich war zu diesem Zeitpunkt zwar schon in einem grösseren Digezz-Projekt involviert, wollte mir die Chance aber nicht entgehen lassen, aus dem witzigen Thema eine lustige, ironische und vor allem multimediale Geschichte zu bauen. Die Sache wurde also abgemacht.

Ich überlegte mir also, wie wir die Sache am besten angehen könnten – und hatte dabei ein zentrales Problem zu beachten. Aufgrund der vielen Zeit, die das Zeichnen der über 2’000 Frames beanspruchte, musste die multimediale Umsetzung weit nach hinten verschoben werden. Denn wie soll eine ansprechende und passende Website entstehen, wenn ich den Inhalt und die Zeichnungen des Videos noch gar nicht kenne. Gegen Ende des Semesters schien das Ganze ein ziemlich knappe Nummer zu werden. Ich begann also noch vor der Fertigstellung des Musikvideos mit der Erstellung von multimedialen Inhalten.

Zuerst informierte ich mich über ein passendes Format. Wie gesagt musste die Umsetzung respektive der Endschliff der Seite ziemlich schnell gehen. Auch konnte es keine Subsite werden, denn den Abgabetermin für eine solche Seite auf Digezz hätten wir nicht geschafft. Also arbeitete ich mich in Adobe Spark ein, womit ich zuvor noch nie gearbeitet hatte. Mit diesem Tool lassen sich Stories ziemlich elegant für das Web optimieren, zumal man einen begrenzten Baukasten zur Verfügung hat. Ausserdem werden die Sites von Adobe selbst gehostet. Perfekt! Die Form war nun also gegeben.

Dann begann ich Fotos von der band zu sammeln und Informationen über den Song zusammenzutragen. Schliesslich bot ich zwei der Bandmitglieder zum Interview. Wir sprachen ziemlich lange über die Band selbst, den Song, Schönheit-OP’s und körperliche Ideale. Das Interview wurde zwar relativ lang, dafür sehr interessant und lustig. Später wollte ich die besten Aussagen herausschneiden und in die Seite einbinden. Das Ganze sollte multimedial stattfinden, heisst: Ich habe jeweils die Fragen ausgeschrieben und die Antworten als Audioschnipsel von Soundcloud verlinkt.

Als das Video langsam seinen Endschliff erhielt, und der Look der Bilder zu erkennen war, konnte ich Schrift und Design für die Seite bestimmen. Der Look des Videos sollte sich auf der Seite wiederspiegeln und das Betrachten des Onepagers wie das Lesen einer multimedialen Geschichte werden. Inklusive Humor. Ich denke das ist ganz gut gelungen.

Reflektion

Cecile: Wie so oft denke ich auch bei diesem Projekt, dass ich besser früher angefangen hätte. Das war aber wegen den oben beschriebenen Umständen schwer möglich. Gleichzeitig bin ich aber auch froh, dass ich am Video alleine gearbeitet habe und mir die Zeit so einteilen konnte, wie ich das wollte. Bei meinen bisherigen Digezz Beiträgen war das nie der Fall. Die Koordination mit Florin war sehr einfach, weil meine Arbeit kaum von seiner abhängig war, bloss umgekehrt.

Mit dem Ergebnis bin ich zufrieden. Es ist immer wieder ein toller Moment, wenn sich auf dem Bildschirm etwas bewegt, nachdem mal duzende Bilder gezeichnet hat. Ich finde die Illustrationen passen gut zum Video. Zum einen zum Text allgemein, zum anderen auch zu der provokanten und sarkastischen Sichtweise des Songs.

Wieder würde ich so ein Video aber nicht machen. Aufwand und Ertrag sind bei solchen Animationen nicht wirklich im Gleichgewicht. Weiter finde ich es etwas öde, Stunden lang an der gleichen Szene zu sitzen und immer wieder das Gleiche zu malen, nur um einen Millimeter verschoben.

Florin: Dazu habe ich wenig anzufügen. Nur, dass ich die multimediale Umsetzung der Rahmengeschichte um das Video sehr genossen habe. Ich konnte dabei aus dem Baukasten eines MMP-Knowhows schöpfen und Text, Bild, Audio und Web in eine Form giessen. Wann hat man schon ein Projekt, dass so wunderbar auf das Profil eines MMP-Studenten zugeschnitten ist.

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