Idee
Über 17 Jahre Slam-Erfahrung bringen wir gemeinsam auf die Waage. Gemeinsam organisieren & moderieren wir bereits seit einigen Jahren einerseits die u20-Slams für den Nachwuchs in der Ostschweiz oder andere Slams wie etwa in einem Kino in Herisau (AR).
Kurz nach dem Studienbeginn in Chur packte uns die Lust, die Stadt um dieses vielfältige Veranstaltungs-Format zu bereichern. Und so starteten wir bereits im 2. Semester mit der Planung, dessen Motivation auch nicht gebrochen wurde, als Pierre entschied, lieber Game Design zu studieren.
Es musste also eine Location her, ein Name für den Slam und entsprechende finanzielle Mittel.
Und durchgeführt werden musste das Ganze natürlich auch, aber schön der Reihe nach.
Location
Auf der Suche nach einer geeigneten Location wurde uns zuallererst die Werkstatt ans Herz gelegt. Dank ihrem Charme und gemütlicher Atmosphäre schien dieser Ort wie gemacht für Poetry Slam. Und so sassen wir mit dem Inhaber Romano Zoppi zusammen, um das geplante Unterfangen zu besprechen und stiessen sofort auf Begeisterung. Somit hatten wir den Grundstein für unseren Slam gelegt.
Wir entschieden uns dazu, erst einmal drei Veranstaltungen (Dezember, März und Mai) jeweils an einem Dienstag durchzuführen – unter anderem um die vielen Studenten anzusprechen.
Bei der Namensfindung wollten wir uns von den vielen Wortspielerein, die solche Veranstaltungen mit sich bringen (siehe «Tatwort», «VierWortStätterSlam» und «Uster sucht den Muster-Slammer») distanzieren.
Schliesslich landeten wir auf einem klassischen «Slam in der Werkstatt», wozu Pierre – passend zum Auftritt der Werkstatt – das geeignete Design beisteuerte.
Finanzierung
Sobald alle Details der Veranstaltungen geklärt waren, ging es an die Finanzierung. Immerhin benötigten wir Gelder um die Technik in der Werkstatt sowie Fahrspesen, Getränke und Übernachtungen der Künstler*innen stellen zu können.
Dazu gründeten wir den Verein Buntd. Unter dessen Namen ich ein Konzept zusammenstellte, samt Budget und Zeitplan und sandte es an diverse Stiftungen und Kulturförderungen. Schliesslich erhielten wir finanzielle Zusagen vom Kanton Graubünden, dem Migros Kulturprozent und der Graubündner Kantonalbank.
Planung
Natürlich mussten für die einzelnen Veranstaltungen auch noch Auftretende organisiert werden. Die meisten meldeten sich über die Szene-interne Facebook-Gruppe, das Online-Portal poetryslam.ch und wieder andere fragten wir direkt an. Ich übernahm dabei die Kommunikation mit den Teilnehmenden, und die Organisation der Übernachtungsplätze – inklusive Brunch tags darauf. Dies bot sich durch den Churer Wohnsitz auch an.
Pierre übernahm die Koordination mit der Werkstatt, während ich also die Korrespondenz mit den Geldgebern und den Slammerinnen und Slammern in die Hand nahm.
Werbung
Aufgrund von mangelndem Budget entschieden wir uns für nur geringe und zugleich kostengünstige Werbemassnahmen. Wir druckten Flyer, die wir an verschiedenen Locations auslegten und an ähnlichen Veranstaltungen auflegen konnten. Und wir druckten Plakate, welche wir vor den Veranstaltungen an den Kulturnägeln in Chur aufhängen liessen.
Ausserdem schalteten wir die Veranstaltung auf poetryslam.ch und natürlich Facebook auf, wo zudem der grösste Teil unserer Social-Media-Präsenz lag.
Auf der dazugehörigen Veranstaltung folgten nicht nur Videos der Auftretenden, um das Publikum "gluschtig" zu machen, sondern auch Animationen (siehe GIF oben) und nach dem Slam die Veranstaltungsbilder.
Durchführung
Wir planten mit jeweils ca. 8 Slammerinnen und Slammern pro Event, woraus an den Veranstaltungen schliesslich 9 bis 10 wurden. Diese wurden zu gegebener Zeit über den Ablauf und die Details der Veranstaltung informiert, wozu ich schliesslich – leider etwas verspätet – auch ein Dokument bezüglich den Informationen zur Übernachtung konzipiert hatte.
Dies hätte mir wohl einiges an Aufwand erspart, wenn ich bereits zu Beginn der Saison daran gedacht hätte.
Für den Eintritt gab es extra gefertigte «Slam in der Werkstatt»-Bändel. An jedem Abend haben wir zwei Helferinnen für die Kasse und eine Fotografin angeheuert.
Zusammen mit Pierre übernahm ich jeweils die Moderation. Dies sorgte unter anderem dafür, dass wir während der gesamten Veranstaltung sehr ausgelastet waren. Wir mussten auf die Fragen der Slammer*innen eingehen, uns mit der Werkstatt vor Ort absprechen und bei Unklarheiten an der Kasse klären. Hierzu wäre eine zusätzliche helfende Hand sicherlich eine gute Option, die wir uns für nächstes Jahr im Hinterkopf behalten werden.
Trotzdem verliefen alle drei Veranstaltungen reibungslos und konnten mit jeweils nur wenig Verspätung – die aber genau so zum Poetry Slam gehört wie der Whisky – begonnen werden.
Nach jeder Veranstaltung versuchten wir, die noch folgenden zu optimieren. Ob über die Social Media-Präsenz, dem Vorverkauf oder in der Moderation vor Ort.
Die Veranstaltungen kosteten einiges an Energie, musste man sich mit Dutzenden von Menschen absprechen, und hoffen, dass die Züge keine Verspätung haben, die Technik vor Ort funktioniert und bei der Übernachtung keine Probleme aufkommen. Doch blicken wir auf eine erfolgreiche Saison zurück und können damit gelassener zu den nächsten Veranstaltungen blicken.
Nun folgt die Abrechnung und danach kann die Saison 18/19 ruhig kommen.
Optimierung und Zukunft
Wir stecken bereits mitten in der Planung für die nächsten Veranstaltungen. Den Dienstag werden wir beibehalten, da reichlich Studierende unter der Woche zuflucht in der Werkstatt finden. Aufgrund des grossen Zulaufs haben wir die Veranstaltungen von 3 auf 5 pro Jahr erhöht. Ausserdem vollziehen wir eine leichte Erhöhung des Eintritts, um alle Unkosten decken und den auftretenden Slammer*innen eine faire Gage bieten zu können.
Eine weitere Überlegung ist die Vergrösserung des Helferpools für Eingang und Organisation.
Ein grosser Optimierungspunkt betrifft die Übernachtung. Wir haben uns bei der Planung der ersten drei Slams nach möglichst kostengünstigen Schlafmöglichkeiten umgesehen. Doch die Kommunikation mit dem gewählten Hostel gestaltete sich zwischendurch als sehr schwierig – auch weil sie primär per Mail ablief. Zwar war es für die Poetinnen und Poeten meist nicht sicht- oder spürbar, doch gab es vereinzelt Probleme mit dem Check-In und Missverständnisse bei der Kommunikation.
Da wir für die nächsten Veranstaltungen mit etwas grösserem Budget planen, sind wir auch bereit, mehr Geld in die Hand zu nehmen und uns einigen Stress zu ersparen. Und damit den Auftretenden das Übernachten in Chur gemütlicher zu gestalten. Dazu gehört auch ein ausführliches und übersichtliches Dokument mit allen notwendigen Informationen zum Slam und der Übernachtung in Chur. Andernfalls gehen jeweils ellenlange Mails raus, die nur kurz überflogen werden.
Fazit
Als erfahrene Slam-Veranstalter wissen wir, wie schwer es sein kann, Publikum für eine Veranstaltung zu mobiliseren. So waren wir enorm überrascht vom Andrang an allen drei Veranstaltungen, der uns sogleich aufzeigt, dass Poetry Slam definitiv seinen Platz im Bündnerland gefunden hat. Wir konnten einige junge Kreative für den Slam begeistern und mit dem Slam-Fieber infizieren, nachdem sie das erste Mal auf unserer Bühne aufgetreten sind.
Desweiteren brachte der Slam in der Werkstatt weitere Steine ins Rollen, wodurch wir bspw. den Nachhaltigkeits-Slam an der Swiss Sustainability Week in Chur mitorganisierten. Ausserdem laufen momentan Vorbereitungen für einen Slam im Naturpark Beverin und ein Themen-Slam gegen Food Waste.
Für die nächste Saison wollen wir nicht nur die Frequenz erhöhen, sondern auch versuchen, das Ganze professioneller und organisierter durchzuziehen.
Zudem arbeiten wir an einem neuen Event-Konzept – eine Art multimediale Lesebühne –, welches wir noch in diesem Jahr ein erstes Mal testen wollen. Und sofern es Anklang findet, ein fester Bestandteil der «Slam in der Werkstatt»-Reihe werden soll.