Pretty by Yadin

Was als Lookbook begann, endete wohl in einer Ode an Eigenliebe, Individualismus und etwas Punk. Wobei es nie das Ziel war, zu provozieren. Vielmehr ging es darum zu zeigen, was geschieht, wenn man sich selbst liebt, oder vielmehr: Sich gegenseitig sein lässt. Es entstehen Styles fernab von Stereotypen und Konventionen und erweitert den Spielraum, sich selbst auszudrücken.

Lange Haare und 80er-Jahre Macho-Brille, Lipgloss und Brustbehaarung. Yadins Androgynität fesselt und lässt seine Umgebung zwei Mal hinschauen. Mit einer selbstverständlichen Leichtigkeit kombiniert er geschlechtsspezifische Mode und kreiert seine eigenen Looks ausserhalb der normativen Mode.

Die gezeigten Looks entstanden meist spontan vor Ort im Zusammenspiel mit der Location und entwickelten sich während des Shootings immer weiter. Yadins Spontanität, seine Offenheit und seine Extravaganz führte zu ungeplanten Einstellungen und machten nicht nur das Filmen zu einem Erlebnis, sondern auch die Zeit hinter den Kulissen.

(lhu)

Kritik
von Viktoria Kuttenberger und Meret Kaufmann

Idee

Lookbooks gibt es viele. Viele gute, aber auch viele schlechte. Unsere Idee war es ein Lookbook der etwas anderen Art zu Produzieren. Ein Lookbook mit Persönlichkeit. Hier stehen nicht nur die Kleidungsstücke im Mittelpunkt, sondern auch der Charakter des Models.
Noch dazu war es für uns wichtig mehr Erfahrungen mit dem DJI Ronin zu sammeln. Wir beide haben uns bisher nie getraut damit zu drehen und sehen dies als Herausforderung für uns selber.

Umsetzung

Location

Es war uns sehr wichtig an möglichst ausgefallenen und unterschiedlichen Locations zu drehen. Deswegen haben wir uns auch einen ganzen Tag nur dem Location Scouting gewidmet. Der Ausgangspunkt war Zürich. Schlussendlich haben wir uns für folgende drei Locations entschieden:

  • Toniareal (Skaterpark und Betonplatz)
  • Unterführung Rosengartenstrasse
  • Merets Wohnzimmer in Rettungsdecken gekleidet

Pro Location haben wir einen ganzen Drehtag eingeplant und schlussendlich auch gebraucht. Angefangen beim Toniareal war es uns wichtig eher gegen Abend zu filmen um die letzten Sonnenstrahlen und die Dämmerung einzufangen. Da man um solche Aufnahmen zu filmen einen gewissen Zeitdruck hat, haben wir am Morgen/Nachmittag einen Probedreh mit Yadin gemacht und die Kameraeinstellungen besprochen.

Am zweiten Tag haben wir 2 Stunden lang das komplette Wohnzimmer von Meret zuerst ausgeräumt und schliesslich mit Rettungsdecken ausgekleidet. Um den metallischen Look noch futuristisch zu ergänzen haben wir ausserdem eine Nebelmaschine organisiert. Als das Set stand, konnten wir dann auch mit dem Dreh loslegen.

Am dritten Tag filmten wir in der Unterführung am Wipkingerplatz.

Dreh
Für den Lookbook-Dreh haben wir folgende Technik verwendet:

- DJI Ronin1 Canon EOS 5D Mark 3
- 1 Objektiv Canon EF 50mm f1.4
- 1 Faltreflektor 5in1 110cm
- 1 Objektiv Samyang 35mm f1.5 1 Sony PXW-FS5
- 1 Sony PXW-FS5

Den Dreh für unser Lookbook haben wir bezüglich der Locations sehr genau durchgeplant. Die Outfits sind dann aber vor Ort sehr spontan von Yadin zusammengestellt und stetig ergänzt worden.

Beim Dreh haben wir mit zwei Kameras gedreht. Die Canon 5D haben wir auf dem Gimbal installiert und mit der Sony FS5 haben wir aus der Hand gefilmt. Hierbei haben wir und immer abgewechselt, weil der Gimbal auf Zeit ziemlich in die Arme geht. Die Sony FS5 haben wir vor allem gewählt, da man mit dieser Kamera Slowmotion-Aufnahmen machen kann.

Trotz vielen geplanten Shots haben wir am Dreh festgestellt, dass auch spontan sehr coole Aufnahmen gedreht werden können. Yadin hat uns sehr viel angeboten und durch das drehen mit zwei Kameras konnten wir auch fast jede nicht vorhergesehene Bewegung einfangen.

Um es Yadin noch einfacher zu machen haben wir während dem Filmen noch Musik abgespielt.

Die Locations haben natürlich auch ihre Schwierigkeiten mit sich gebracht. In Merets Wohnzimmer war der Platz sehr beschränkt und wir konnten viele ursprünglich geplante Shots nicht so umsetzen wie gewollt. Dementsprechend mussten wir spontan umdenken und ein neues “Konzept” für den Raum entwickeln. Wir haben uns dann für eher ruhige, langsame Aufnahmen entschieden.

In der Unterführung mussten wir vor allem darauf achten, dass keine Passanten im Bild sind und wir die Passanten aber auch nicht aufhalten. Glücklicherweise war an diesem Tag nicht allzu viel los und wir sind plangerecht mit unseren Dreharbeiten fertig geworden.

Postproduktion
Um mit dem Schnitt beginnen zu können musste erst ein Musikstück her. Da wir den Clip veröffentlichen musste es natürlich ein Lizenzfreies Stück sein. Die Suche hat sich als ziemlich schwer herausgestellt. Wir hatten zuerst ziemlich konkrete Vorstellungen, wie wir uns das Lied vorstellen. Auf Youtube haben wir auch sehr viel passende Musik gefunden, aber aus rechtlichen Gründen konnten wir diese nicht verwenden oder sie passte nicht auf alle Locations und Aufnahmen. Da wir ausser Yadin keine Verbindungsstücke hatten zwischen den Locations war es uns wichtig, dass wir uns auf ein Lied beschränkten, dass für alle Aufnahmen passt. Nach längerer Suche haben wir jedoch einen Song gefunden der wie die Faust aufs Auge passt und sogar kommerziell verwendet werden darf.

Ursprünglich hatten wir geplant die 3 Szenen abgeschlossen aneinanderzureihen. Nach ein Paar ersten Versuchen wurde aber klar, dass es abwechslungsreicher und spannender ist die “Szenen” zu vermischen. Hierbei haben wir sehr darauf geachtet, dass die Aufnahmen zur Musik bzw. dem Beat passen.

Ein sehr grosser Teil der Postproduction war das Grading. Da wir mit zwei unterschiedlichen Kameras und an unterschiedlichen Drehorten mit unterschiedlichem Lichtverhältnis gedreht haben, mussten wir als erstes die Aufnahmen farblich aneinander anpassen. Dies raubte uns sehr viel Zeit. Als die Aufnahmen einigermassen ähnlich aussahen konnten wir uns mit dem Look beschäftigen. Hier war es ziemlich schwierig einen einheitlichen Look über die 3 unterschiedlichen Szenerien hinweg zu gestalten. Vor allem die Szenen in der Unterführung waren sehr farbintensiv und hoben sich schon von allein vom Rest ab.

Fazit
Was als Lookbook begann, endete wohl in einer Ode an Eigenliebe, Individualismus und etwas Punk. Wobei es nie das Ziel war zu provozieren. Vielmehr ging es darum zu zeigen, was geschieht, wenn man sich selbst liebt, oder vielmehr: sich gegenseitig sein lässt. Es entstehen Styles fernab von Stereotypen und Konventionen und erweitert den Spielraum sich selbst auszudrücken.

Mit unserem finalen Lookbook sind wir sehr zufrieden. Wir konnten auf technischer so wie auch persönlicher Ebene viel dazu lernen und hoffen, dass es den einen oder anderen inspiriert.

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