Produkt Release – Simon klärt auf

Integrierter Produktionsprozess? Hero Piece? Bewegtbild Content? Um was geht es eigentlich?

Beim integrierten Produktionsprozess geht es darum, möglichst viel aus einem Drehtag, Set oder Projekt herauszuholen. Gerade bei Multimedia Produzenten wird dies je länger je mehr gefordert. Man hat als Zentrum der Kommunikation ein Hauptprodukt (Hero Piece), nutzt jedoch den gesamten Produktionsprozess, um möglichst viel weiteren multimedialen Content herauszuholen.
Dreht man beispielsweise einen Film, werden zusätzlich behind the scene Fotos und Interviews mit den Schauspielern gemacht und auf Facebook gepostet, oder man organisiert ein Fotoshooting, macht mehrere Instagram-Stories am Shooting-Tag und schreibt gleich noch einen Blogbeitrag über das Leben als Fotograf – möglichst viel aus einem Dreh herausholen also.

Insbesondere bei Jungunternehmen ist eine solch effiziente Nutzung der Ressourcen das A und O. In diesem Projekt ging es darum, für das Startup Vaterland fashion Erklärvideos für ihr Erstprodukt zu erstellen und am gleichen Set Mitarbeiterfotos zu schiessen. Zwölf kurze Produktvideos, ein Fotoshooting aller Mitarbeiter sowie behind the scene Bilder an nur einem Drehtag zu machen, das war eine Herausforderung für uns.

 





















(ae)

Kritik
von Bianca Meyer und Stephanie Künzler

Der Startschuss eines Startups ist oft mit der Produktion und dem Verkauf des ersten Produkts verbunden. So verlief es jedenfalls bei dem Startup Vaterland fashion GmbH. Das häufigste Problem dabei sind die Finanzen und dementsprechend die eingeschränkten Ressourcen der Mitarbeiter. Dabei spielt ein integrierter Produktionsprozess eine wesentliche Rolle, denn Ressourcen effizient einzusetzen ist sehr essentiell bei Jungunternehmen.

Motivation
Bianca Meyer hatte im letzten Jahr die Möglichkeit, in dem Startup mitzuwirken und als multimediale Unterstützung beizutragen. Aufgrund dessen wollten wir dem Unternehmen mit dieser Marketingmassnahme bei dem ersten Produkterelease eine Hilfestellung leisten.

Das Unternehmen:
Vaterland ist ein junges Unternehmen mit Sitz in Süddeutschland und dem Ziel, qualitativ hochwertige und nachhaltige Textilien herzustellen. Die Näherei für die Fertigung von Kleidung arbeitet mit Textilexperten, die ihr eigenes Vaterland verlassen mussten. Das erste Produkt ist die VJ1, eine Jacke aus Langstapelbiobaumwolle, die sehr nachhaltig hergestellt wird. Das Anliegen von Vaterland ist es, die Kleidungsstücke von der Herstellung bis zum Verkauf verantwortungsbewusst, nachhaltig und fair zu produzieren.

Problem
Die Vaterland Jacke ist handgefertigt, besteht aus sehr nachhaltigem Material und hat viele durchdachte Eigenschaften, wodurch der Preis bei 400 Euro pro Stück liegt. Für viele potentielle Kunden ist jedoch noch unklar, was das Spezielle an dieser schwarzen Jacke ist und wie der Preis gerechtfertigt wird. Die Menschen, die von dem Label und deren Produkt erfahren, sind zwar sehr interessiert, haben jedoch noch einige Fragen zum Produkt und zögern aufgrund ihrer Unsicherheit beim Kauf.

Wir haben uns also gefragt, wie und mit welchem Medium wir das Erstprodukt des Fashionlabels den Kunden so erklären können, dass möglichst viele Fragen beantwortet sind. Das Ziel dabei war, für die Interessenten eine Aufklärung aller Features der VJ1 zu geben. Die Firma wollte bewusst nicht anhand Push Mitteilungen dem Kunden die Jacke aufzuschwatzen, sondern mit transparenter Kommunikation überzeugen.

Lösung/Umsetzung
Sollen wir einen ausführlichen Text über die Jacke schreiben, ein Realvideo oder doch lieber eine Animation erstellen? Wir entschlossen uns für das Real Bild und entschieden, eine mehrteilige Videoserie für Social Media zu erstellen, bei welcher eine Person schlicht und direkt die Spezialitäten der Jacke aufzeigt. So können wir kurz und in verschiedenen Etappen erklären, was das Tolle an der Jacke ist. Der Kunde muss somit nicht ein langer Produktetext lesen, sondern  bekommt verbunden mit Social Media in gewissen Tageabständen immer wieder ein neues Erklärvideo zu sehen.

Die Videoserie soll persönlich sein und Patzer sowie eine Portion Humor dürfen drinbleiben – das wiederspiegelt das Team von Vaterland. Die Länge der Videos wollen wir auf ca. 45-70 Sekunden pro Video halten, wobei es mit möglichst einer Standaufnahme gefilmt werden soll.

Vorarbeit
Obwohl der Drehtag selber nur einen Tag benötigte, brauchte es einiges an Vorbereitung. Wer ist der «Presenter in den Videos», wo wird gefilmt, welche Features müssen erzählt werden und welches Filmmaterial benötigen wir dazu?
Da das Unternehmen durch die Videos möglichst transparent und nahe an den Kunden wollten, entschlossen wir uns, den Geschäftsführer als Presenter einzusetzen.

Material

  • Canon EOS 70D
  • Objektiv Canon EFS 17-55mm f2.8
  • LED Headlight F&V
  • Videomikrofon Rode
  • Objektiv Canon EF 28mm f1.8
  • Sony Alpha
  • Tiffen Variabler ND-Filter 77mm
  • Videostativ
  • Zwei Lichter
  • Lichtstative

Dreh
Als Drehort diente uns ein Präsentationsraum mit Betonwänden in Eimeldingen, Deutschland. Da in diesen Räumlichkeiten bereits ein früheres Fotoshooting für Vaterland stattgefunden hat, wollten wir ein ähnliches Setting erstellen. Wir haben deshalb zuerst die Bilder vom Fotografen analysiert und diese mit Hilfe dem Licht und den Einstellungen der Kamera nachgestellt.
Am Dreh selbst haben wir festgestellt, dass die Kamera resp. das Objektiv eine ungenügende Schärfe in den Videos aufweist. Nach ein paar Telefonaten war es uns möglich, eine Sony Alpha ans Set zu bekommen, wodurch das Schärfenproblem gelöst war. Jetzt konnten wir loslegen. 12 Kurzvideos, jeweils ein Kurzvideo pro Funktion der Jacke. Da wir die Videos ohne Schnitt produzieren wollten, war es eine grosse Herausforderung für den Protagonisten, sein Erzähltes in einem Stück kurz und knackig zu vermitteln.
Bei den Audioaufnahmen haben wir uns auf ein Rode Videomikrofon beschränkt, da die Gefahr bei dem Lavalier-Ansteckmikrofon dessen Sichtbarkeit oder das Geräusch der Jacke bestand. Zudem genügte das Videomikrofon für diese Verwendung.
Nach dem Dreh, gab es noch ein Fotoshooting für den Release der Vaterland Website. Auch dort wurden die Bilder des Fotografen berücksichtigt und versucht, einen möglichst ähnlichen Stil hinzubekommen.

Bild Fotograf

Bild von unserem Fotoshooting

H&M
Welches sind die wichtigsten Hair and Makeup Korrekturen, welche bei jedem noch so «kurzen oder spontanen» Filmdreh oder Fotoshooting anfallen? Primer, Concealer, Mattier-Puder und wenn nötig einen Abdeckstift für Unreinheiten. Die Haut wirkt dadurch ebenmässig, die Augen sind nicht dunkel und beim Fotografieren glänzt die Haut nicht unerwünscht. Stephanie Fuhrer hat bei allen Protagonisten vor dem Dreh ihr Handwerk angelegt und uns somit in der Post Production einige Retusche-Arbeiten erspart.

Postproduction
In der Postproduction mussten zuerst das gesamte Filmmaterial gesichtet und die jeweils besten Videos festgelegt werden. Anschliessend mussten wir die Farben im Video anpassen. Da wir keinen Schnitt benötigten, ging es insbesondere noch um die Animation des Logos, sowie der Musik und dem Abspann. Nach langer Suche nach passender Musik, haben wir uns im Endeffekt trotzdem entschieden, keine Musik unter das gesamte Video zu legen, da es sonst zu sehr einem Youtube Tutorial ähnelt. Nachdem wir alle Videos fertiggestellt und exportiert haben, fiel uns dank Kopfhörern auf, dass der Intro- und Outrosound viel lauter war als das Gesprochene. Alle Videos mussten erneut angepasst und die finale Version nochmals gerendert werden.

After Effects
Die Logoanimation haben wir mit After Effects umgesetzt. Zuerst wollten wir, dass sich das Logo um die eigene Achse dreht, was nicht sehr frisch daherkam. Deshalb versuchten wir in einem zweiten Schritt, das A von V wie einen Steinschleuder aufzuziehen. Auch dies wirkte etwas komisch, weswegen wir die Animation letztendlich so angepasst haben, wie es jetzt zu sehen ist.

Veröffentlichung Social Media
Wir werden die Videos nun benutzt? Die Videos der 12-teiligen Video-Serie werden Mitte Dezember bis Mitte Januar alle paar Tage auf der Webseite veröffentlicht. Des Weiteren werden die Social-Media-Kanäle Facebook und Instagram mit den Videos bespielt.

Fazit
Das Endprodukt gefällt uns persönlich sehr gut. Dafür ist auch der Protagonist verantwortlich, der seinen Text authentisch und sympathisch vermittelt hat. Unserem Empfinden nach konnten wir viel Content aus dem einen Drehtag herausholen und haben erkannt, wie wichtig der integrierte Produktionsprozess ist.

Natürlich haben wir auch aus Fehlern gelernt. Beispielsweise ist es ein «Muss», das Kameraequipment vor dem Dreh zu testen. Somit hätten wir das Problem mit der Unschärfe nicht am Drehtag selber lösen müssen. Des Weiteren haben wir einmal mehr gelernt: Immer Kopfhöher tragen, wenn man mit Audio am Werken ist!

Die dritte Anmerkung betrifft die Lichtsetzung. Durch beschränktes Licht konnten wir die Aufnahmen nicht so hell aufnehmen, wie gewünscht. Bei den Fotos sind somit Schatten entstanden, welche auch in der Nachbearbeitung nicht komplett retuschiert werden konnten. Deshalb wollen wir für künftige Fotoshootings immer eine Blitzanlage oder genügend Licht vor Ort haben und die Models mit einem genügenden Abstand zur Wand fotografieren.

 

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