Republik Crowdfunding Videos

Project R – Eine Kampagne für guten Journalismus

Vor einigen Wochen brach das Crowdfunding von «Project R/Republik» alle Rekorde. Wir waren (beinahe) ein Teil davon.

«Ich bin sicher, eine kleine Rebellion hie und da ist eine gute Sache; sie ist in der Politik so notwendig, um die Dinge zu klären, wie ein Sturm für das Wetter.»
– Thomas Jefferson

Nach diesem Prinzip haben sich ein paar der wichtigsten Medienköpfe der Schweiz zusammengesetzt und beschlossen, dass die Schweiz ein neues, ehrliches und neutrales Medium braucht. Republik soll das Ganze heissen und wie das so ist, geht das nicht ohne Geld. Aus diesem Grund startet Ende April eine Crowdfunding-Kampagne um dieses neuartige Format zu finanzieren. Dieses Digezz-Projekt setzt sich mit dieser Kampagne auseinander und unterstützt jene mit einem Bienenschwarm an Videos. In diesen Kurzfilmchen präsentiert Republik, wofür sie stehen wollen und wofür nicht.


No Bullshit

Haben Sie schon gewusst, dass Angelina Jolie ihr zwölftes Kind adoptiert hat? Was macht eigentlich der Bachelor aus Staffel 1 heute und wird sich DJ Bobo’s Büsi je wieder von seiner Erkältung erholen? Diese und andere wichtige Fragen quälen die Schweiz jeden Tag. Auch Republik quälen diese Fragen. Aber nicht weil die Inhalte sie interessieren würden, sondern weil es einfach Wichtigeres gibt, über das man schreiben müsste. So ist der Claim «No Bullshit» entstanden. Im dazugehörigen Video haben wir uns mit eben jener prominenten Katze auseinandergesetzt und haben ein Züritram mit Pushnachrichten terrorisiert. Dazu haben wir etwa zehn Statisten in zwei Abteile gequetscht und ganz viele wichtige Nachrichten auf ihr Handy geschickt.

Informiert – Ohne gute Informationen fällt die Demokratie ins Wasser

Jedes Kind weiss, dass man auf keinen Fall in der Badewanne die Haare föhnen sollte und doch sind in Deutschland zwischen 1998 und 2009 144 Todesfälle Haartrocknern zuzuordnen. (Quelle) Selbstverständlich waren laufender Föhn und Wasser nie gleichzeitig in Berührung mit unserem Schauspieler und wir haben höchste Vorsicht walten lassen und doch sieht das im Video verblüffend real aus. Hier haben wir viel mit dem logischen Denken des Menschen gearbeitet. So sind wir davon ausgegangen, dass wenn ein Mensch einen Föhn hört, während er eine Badezimmerszenerie gezeigt bekommt, er davon ausgeht, dass sich jemand die Haare trocknet.


Wahrheitsgetreu – Auf Falschinformationen hat es keinen Warnhinweis, gefährlich sind sie dennoch.

Fakenews ist wohl das Unwort des Jahres 2017 und auch wenn der Begriff erst jetzt richtig polarisiert, ist er doch schon seit Jahren ein wichtiges Thema. Denn wie wir gelernt haben, wird die Korrektur einer falschen Nachricht nie die gleiche Reichweite haben, wie die originale falsche Nachricht. Dazu kommen noch die ganzen bewusst falsch gestreuten Informationen. Republik will sich klar von solchen Nachrichten distanzieren. An dieser Idee haben wir eine Weile herumstudiert und fanden die Idee mit der Spritflasche dann am passendsten. Diese hat zwar explizit einen Warnhinweis drauf, aber da unsere Gesellschaft alles als gegeben und sicher nimmt, macht man sich gar keine Gedanken mehr darüber, dass etwas gefährlich, unwahr oder einfach falsch sein könnte.


Gewaschen – Richtig informiert fällt man bessere Entscheide. Unsere Recherchen haben sich gewaschen.

Mit was schockt man Menschen besser, als mit teuren Geräten, die man zerstört? Da mein Laptop aber sowieso schon seit zwei Jahren tot ist, haben wir dieses Opfer gerne gebracht. Auch in diesem Video geht es gesamtheitlich darum, dass man nur richtig handeln kann, wenn man auch richtig informiert ist. Dass man einen Laptop nicht ins Waschbecken wirft, sollte ja eigentlich klar sein. Aber es gibt ja auch Menschen, die ihr Handy in der Mikrowelle trocknen. Oder Eier kochen. Oder Hamster ärgern.


Werbefrei

Jeder kennt das, man surft im Internet, sucht nach illegalen Streamingseiten, dem neusten Klatsch oder seriösen News. Hat man dann endlich gefunden, was man sucht, ploppen da überall Pop Up’s auf. Ob sexy Mädchen in deiner Nähe oder die nächste grosse Verdienstmöglichkeit, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Wer dann aber tatsächlich die gewählte Seite sehen möchte, muss sich zuerst durch einen Dschungel von Closebuttons kämpfen, die meistens eher dazu führen, dass die Seite nur noch farbiger und wilder blinkt. Republik sagt nein dazu. Nein zu unnötigen Pop Up’s, nein zu Werbung, nein zu Adblockerzwang, um überhaupt konsumieren zu können. Dies haben wir genau in so einer Seite umgesetzt, die es einfach unmöglich macht, den gewünschten Artikel tatsächlich zu lesen. Diese Seite hat Pascal auf einfache Weise programmiert, während Alex all die wunderschönen Werbungen gebastelt hat.

(ae)

Kritik
von Alex Kälin, Pascal Albisser, Giulia Merki und Nathan Beer

Preproduction

Wie kommen wir dazu, die Videos für eine Crowdfundingkampagne zu produzieren? Wie kommen wir dazu, einen Laptop zu waschen? Und was haben Peniserektionen mit unserem Projekt zu tun? Diese und viele andere Fragen haben wir uns fortlaufend gestellt. Man muss zugeben, das Ganze war eher Zufall. Tatsächlich schrieb Pascal einfach genau zur richtigen Zeit die richtige Mail. So hatten sich schon viele Journalisten bei Project R gemeldet, jeder wollte Teil des nächsten grossen Dinges sein und dann kommen vier Zweitsemestler und dürfen deren Videos machen. Auch uns hatte das überrascht, doch schon nach dem ersten Treffen mit dem Crowdfundingteam fühlten wir uns pudelwohl. Wir hatten sehr viele Freiheiten in unserer Arbeit und die Zusammenarbeit verlief erstaunlich harmonisch.

Natürlich haben wir die Hälfte unserer Ideen nach den Sitzungen wieder in den Mülleimer geworfen, aber die andere Hälfte war durchaus brauchbar und mit der einen oder anderen Skizze sind wir sogar auf Begeisterung gestossen. Unsere konkrete Aufgabe war dann unterstützend zur Crowdfundingkampagne einen «Bienenschwarm» an kurzen Videos zu produzieren, in denen wir verschiedene Claims von Project R vertreten haben («No Bullshit», «Werbefrei», etc.). Nach zwei Sitzungen mit Project R, unzähligen Tassen Kaffee zu viert und etwa dreitausend Mails haben wir uns dann an die Produktion gewagt. Rückblickend hat die lange Vorlaufphase extrem viel gebracht. Während die einen Videos noch in Planung waren, konnten wir andere schon fast fertigstellen. So waren wir immer mit genug Arbeit versorgt und unser Projekt ist nie zum Stillstand gekommen. Auch die ganze Drehplanung inklusive Storyboards und Shotlist waren sowohl für uns, als auch für Project R sehr hilfreich, um konstruktiv zu arbeiten.

Rollenverteilung

Die Rollenverteilung hat sich ohne grosse Diskussion selber ergeben. Unsere Gruppe setzt sich aus vier sehr unterschiedlichen Menschen mit unterschiedlichen Talenten zusammen. So hatten die einen schon viel Filmerfahrung, während andere Schreib- oder Programmiererfahrung hatten. Natürlich soll ein solches Projekt jeden weiterbringen, man soll Neues lernen und seinen Horizont erweitern und doch muss man zeitlich effizient produzieren. Selbstverständlich sind wir alle im Schnitt gesessen und keine Sekunde Film ist ohne das Einverständnis und die Diskussion aller Beteiligten entstanden und doch konnte jeder seine Stärken gut ausspielen.

Zusammenarbeit mit der Republik

Das Ganze wäre so viel einfacher gewesen, wenn die Crowdfunding nicht schon in den ersten Stunden durch die Decke gegangen wäre. So war die Republik natürlich ziemlich ausgelastet und um ein paar Videos von Studenten (die sie sowieso nicht mehr brauchten, da sie ihr erstes Ziel schon nach wenigen Stunden erreicht gehabt hatten) kümmerte sich niemand mehr. Plötzlich merkte man eben, dass die seriöse Schiene ganz gut fährt und dass solche Spassvideos vielleicht nicht mehr ins Konzept passen.

So haben wir bis jetzt nicht die letzten Dinge bekommen, die wir eigentlich benötigen, um das Projekt abzuschliessen. Weder hat die Republik uns den Abspann geschickt, der zwingend am Schluss ins Video kommen soll, noch haben wir eine definitive Rückmeldung zu unseren Videos bekommen. Jetzt ist die Crowdfundingkampagne vorbei und gehört haben wir gar nichts. Den Abspann ziehen wir jetzt halt notgedrungen aus ihren Videos und Überarbeiten können wir das ganze Projekt nur nach unserem Gutdünken. Ein nächstes Mal müssen solche Videos abgenommen sein, bevor ein solches Projekt startet, denn ab dem Startschuss herrscht ein Monat lang nur Chaos.

 

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