Puzzelfie

Es ist mehr als nur «smart», sprich hübsch, klug und geschickt. Es ist auch «handy» und begleitet uns in beinahe allen Lebenssituationen. Wir sind ständig erreichbar, und wenn wir ständig sagen, dann meinen wir das auch so. Nur wenige Momente eines Tages vergehen ohne einen Blick darauf. Das rechteckige Objekt begleitet uns immer und überall hin, mehr als alles andere. Oder darf dich deine Identitätskarte (ID), die du eigentlich immer bei dir tragen solltest, etwa auf die Toilette begleiten? Ohne es fühlen wir uns nackig.

Die Rede ist von unserem geliebten Smartphone.

Ein Schweizer Jugendlicher (12- bis 19-jährig) nutzt sein Mobiltelefon durchschnittlich zwischen 3 und 3,5 Stunden pro Tag. Am Wochenende verbringt er sogar noch eine Stunde mehr an seinem Smartphone. Das sind Ergebnisse aus der neusten JAMES-Studie der ZHAW. Drei Viertel der Schweizer Jugendlichen schauen regelmässig Videos auf dem Handy oder produzieren Filme und Fotos selbst. Zusätzlich fand man heraus, dass die Jugendlichen neben der Haupt-Kommunikations-Applikation WhatsApp folgende drei Applikationen am häufigsten brauchen: Instagram, Snapchat und YouTube. Seine meiste Zeit verbringt ein Jugendlicher also auf Sozialen Netzwerken.

Das Puzzle-Experiment

Die Jugendlichen sind Profis im Sich-Selber-Darstellen. In Form von Fotos oder Bewegtbildern dokumentieren sie ihr ganzes Leben auf den Social-Media-Plattformen und teilen es mit ihrem Freundeskreis. Weil wir zwei Studentinnen nicht mehr zu den 12- bis 19-Jährigen gehören, wollten wir in einem Experiment nach unserer inneren Selfiequeen suchen. Gelingt es uns in natürlichen Situationen unseres Lebens, Selfie-Videos zu machen, ohne dass wir uns dabei schämen oder stören? Wir sind nicht, wie die meisten Jugendlichen heutzutage, mit Selfies aufgewachsen und sehen die Selbstdarstellung deshalb wohl noch immer nicht als etwas Natürliches und Alltägliches.

Alles was man für dieses Experiment braucht, ist ein funktionierendes Smartphone mit Videofunktion, ein paar kreative Ideen und eine Erzähllust. Der Rest ergibt sich von alleine.
Das entstand in dem wir unser «Selfie-Talent», mit ein wenig Storytelling kombinierten.

Unser Fazit nach diesem Experiment ist, dass wir wohl keine richtigen Selfiequeens sein werden und dass das Smartphone nicht in jede Lebenssituation hineingehört. Wir empfanden es teilweise sogar als peinlich, sich beispielsweise an einem öffentlichen Ort so in Szene zu stellen. Doch insgesamt machte es Spass, sich für längere Zeit in das Leben eines Vloggers hinein zu versetzen.

(le)

Kritik
von Carmen Wenger und Noémie Bont

Die Idee

Seit Beginn des Semesters war klar, wir wollen zusammen ein Digezz-Projekt veröffentlichen, in welchem Improvisation und Audio eine wichtige Rolle spielen. Da wir beide Radio-Fans sind und im Sprechunterricht von dem Live-Senden gepackt wurden, bestand unsere erste Idee daraus, einen Radiomoderations-Marathon zu absolvieren. Dafür wollten wir zwölf Stunden am Stück live senden. Die Beiträge dazwischen wären tagesaktuell gewesen und und teils auch schon vorbereitet. Nach einigen Überlegungen sahen wir aber ein, dass dies wohl für den Moment ein zu großes Projekt für uns ist.

Weiter ging die Digezz-Themensuche. Dann überflog uns die Idee einer speziellen Strassenumfrage. Mit einem Anfangssatz einer Geschichte, fremde Personen auf der Straße anzusprechen und sie die Geschichte weiter erzählen zu lassen. Das wäre unser Plan gewesen. Auch diese Idee wurde aufs Eis gelegt und weiter entwickelt zu dem endgültig umgesetzten Projekt.

Im finalen Projekt improvisierten wir weiterhin eine Geschichte. Begrenzten uns jedoch auf zwei Erzählerinnen, wir zwei. Zudem wurde alles mit dem Smartphone auf Video festgehalten, um dem Zuschauer eine gewisse Authentizität der Improvisation zu geben.

Das Konzept

Jemand beginnt mit einer Geschichte – der andere spinnt sie weiter, nimmt sich dabei auf und schickt es der Kollegin per Whatsapp. Die Improvisation ist der Verfasser der Geschichte. Niemand kann im Vorhinein sagen, was der Inhalt der Geschichte sein wird, wohin sie führt und ob diese am Ende aufgehen wird.

Damit die Improvisation eine Authentizität gewinnt, filmten wir unsere Parts jeweils mit der Frontkamera unserer Smartphones. Egal wo wir den weiteren Verlauf der Geschichte erfanden, sei es im Zug, während dem Rennen, am Weihnachtsmarkt oder auf dem Sessellift – das Gesagte wurde filmisch festgehalten. So wird der Zuschauer nicht nur auditiv und durch den Inhalt der Geschichte auf eine Reise genommen, sondern auch visuell. Neben diesem Aspekt war es uns auch ein Anliegen, die Selbstdarstellung in der momentanen Umgebung mittels Selfie-Video auszuprobieren. Eine Anlehnung an die beliebte App Snapchat. Wobei in jeder erdenklichen Situation Selfies geschossen werden, ohne jegliche Hemmungen.

Die Umsetzung

Nachdem das ungefähre Konzept sass, entschieden wir uns dafür, dass Carmen das erste Video und somit auch den Beginn der Geschichte aufnimmt. Es dauerte eine Weile, bis ein geeigneter Anfang gefunden wurde, doch ab dann lief die Geschichte wie von selbst. Die Aufnahmen entstanden an den verschiedensten Orten und Situationen, mitten aus unserem Leben. Wir versuchten zudem, das Gesagte mit unserer Umgebung zu verknüpfen. So glitzerte beispielsweise der Pulverschnee auf einer Aufnahme tatsächlich so schön wie in der Geschichte erzählt wurde. Weiter war der Boden wirklich wahrhaft eisig, wie Rosmarie es in der Geschichte erfahren musste.

Die Probleme

Eine darauffolgenden Szene für die Geschichte zu finden und diese passend zu formulieren war sicherlich eine der schwierigsten Aufgaben.

Da neben diesem Digezz Projekt noch gut ein halbes Dutzend andere Projekte anstanden, dauerte es oft einige Tage, bis eine Fortführung der Geschichte aufgenommen war. Wir versuchten die Geschichte nach dem Spannungsbogen/Heldengeschichte aufzubauen, was die Improvisation zusätzlich erschwerte. Zudem sind wir zwar digital Natives, aber für den Umgang mit Selfie-Videos fühlten wir uns doch oft zu alt.

Mehrmals kamen Hemmungen auf, in einer öffentlichen Situation das Smartphone herauszunehmen und irgendwelche lustigen Sachen zu sagen. Für die Personen rund um uns waren dies nämlich oft zusammenhanglos.

Die Lösung

Um eine geeignete Fortführung der Geschichte zu finden, musste man sich gezwungenermaßen ausmalen, wie die Geschichte zu Ende gehen könnte und ob diese eventuelle Endung gewünscht ist oder nicht. Denn mit jedem weiteren Teil lenkte man die Geschichte in eine andere Richtung. Diese Überlegungen haben geholfen, einen ungefähren roten Faden zu halten und nicht aus dem Nichts einen Teil improvisieren zu müssen.

Dem Problem mit den Hemmungen mussten wir uns ganz einfach stellen und überwinden. Obwohl es uns eigentlich nicht zu kümmern brauchte, was andere von uns denken.

Das Fazit

Als wir alle Videos zusammen geschnitten hatten, stellten wir erfreut fest, dass es sehr spannend und nicht billig wirkt, wenn eine Geschichte aus verschiedensten Aufnahmen zusammengeschnitten wird. Dank den unterschiedlichen Locations, Tageszeiten und Bekleidungen von uns, ergibt sich neben der erzählten Geschichte zusätzlich noch eine unbewusste Erzählung durch uns. In der Postproduktion verzichteten wir bewusst auf eine Aufwändige Bearbeitung. Man sollte sehen und hören, dass Alles mit unseren Smartphones aufgenommen wurde und zudem sollte der Fokus auf der erzählten Geschichte liegen. Einzig die Audiospuren haben wir so angepasst, dass alle gleich laut sind. Die ganze Geschichte hätte etwas länger sein dürfen, doch fanden wir die Schluss Pointe zu gut, um sie mit einer Fortführung zunichte zu machen.

Das Aufnehmen in allen möglichen Situationen lehrte uns einmal mehr, über den eigenen Schatten zu springen. Das Improvisieren stärkte uns in unserer eigenen Fantasie und geschichtlichen Entwicklung. Unserer Meinung nach ein gelungenes, experimentelles Digezz-Projekt!

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