Queerbeet

Geschlechter grenzenlos, Biografien jenseits der Normen. Hier lebt Vielfalt! So que(e)r wie die hier porträtierten Menschen sind auch die ihnen gestellten Fragen: Zum Leben, der Liebe und sich selbst.

In dieser bunten Porträtreihe, die Parallelen zur Vielfalt der Pflanzenwelt zieht, lernst du drei unterschiedliche queere Charaktere kennen und erhältst einen persönlichen Einblick in deren Biografie.

Die 22-jährige Archäologie-Studentin Cora ist bisexuell und lebt polyamor. Fynn, der 23-jährige Grafiker identifiziert sich als non-binär transmaskulin und Salvi, der 29-jährige Journalist, ist schwul.

Die Fragen und Diskussionspunkte sind ohne festgelegte Richtung entstanden und rücken somit die Persönlichkeit im jeweiligen Moment, verbunden mit einer spontan erzählten Anekdote in den Fokus.

Die einzelnen Porträts findest du gesammelt auf der Projektseite von Queerbeet.

(nsc)

Kritik
von Maria-Isabel Ochsner

Idee und Konzept

Mich faszinieren Porträts und Dokumentationen über Menschen und ihre Geschichten seit je her. Nun wollte ich im Rahmen dieses Semesters auch einmal selbst eine solche Serie realisieren.

Von der anfänglichen Idee, Menschen mit bewegenden Schicksalen zu interviewen und sie in Retrospektive über ihr Leben berichten zu lassen, kam ich nach reiflicher Überlegung ab. Zu breitgefächert waren die einzelnen Protagonist*innen, die ich dafür vorgesehen hatte; zu wenig kam ich auf einen mir passenden, gemeinsamen Nenner, um die einzelnen Geschichten zu rahmen.

Da ich Fynn, einen Bekannten, jedoch unbedingt porträtieren wollte (seine Wandlung berührt mich sehr), kam es dazu, dass ich nach vielen Gedanken, Ideen und reiflichen Überlegungen auf die Idee kam, "Queerbeet" ins Leben zu rufen.

Genau wie die Natur an sich oder hier im Konkreten die Pflanzenwelt, ist auch das Spektrum der queeren Community vielfarbig und -fältig. Diese Kombination bzw. die Parallelen erschienen mir passend. Zudem bot die Wortspielerei aus "querbeet" und "queer" das verbindende Element der beiden Welten.

So sollten sich neben den bunten Protagonist*innen auch die Fragen oder Inhalte nicht an einem bereits bestehenden Produkt orientieren, sondern wild durcheinander gefragt werden.

Ziel von Queerbeet war es, einerseits das "Queere" der Personen zu beleuchten, sich andererseits aber nicht nur auf die sexuellen Identität/Orientierung abzustützen, sondern auch individuelle Züge jeder/-s Einzelnen hervorzuheben. Diese Infos sollten in einem kurzen, individuellen Porträt zusammengefasst und in einem vielschichtig blühenden Beet aus Geschlechtern und Geschichten repräsentiert werden.

Die Interviews sollten, passend zur Jahreszeit und dem Namen der Serie, draussen im Grünen stattfinden. Dabei war es mir wichtig, dass die Protagonist*innen den Drehort selber wählen konnten. Neben der klassischen Interviewsituation waren spontane Moodshots auf dem jeweiligen Gelände geplant.

 

Vorbereitung

War der Rahmen des Projekts erst einmal gegeben, begann die Suche nach passenden Protagonist*innen.

Neben Fynn, dem non-binären transmaskulinen Protagonisten, den ich bereits kannte und für dieses Projekt begeistern konnte, gelang es mir über Social Media einige Interessent*innen zu erreichen. Ich war auf der Suche nach einer bisexuellen Cis-Frau und einem schwulen Cis-Mann; da ich nach wie vor der Meinung bin, dass die Repräsentation genau dieser Identitäten vorerst relevant sein könnten, da oft nicht ernstgenommen oder untervertreten (natürlich gäbe es da noch etliche weitere Identitäten, die hoffentlich zu einem späteren Zeitpunkt noch porträtiert werden können).

So kam es, dass ich mit Salvi, einem ebenfalls mir bekannten Gesicht, sowie Cora, eine mir bis dahin unbekannten Frau, zwei interessante Persönlichkeiten ins Beet holen konnte.

Für die Interviews legte ich mir einen Katalog an offenen und etwas konkreteren Fragen an, die ich jedem der Protagonist*innen jeweils vor Ort stellte; zusätzlich dazu aber auch auf individuelle Aussagen konkreter einging oder nachgefragt habe.

Die essenzielle Frage, welche Pflanze sie wären, wenn sie denn wählen müssten, sollte die drei Persönlichkeiten einerseits "vergleichbar" machen und andererseits den Bogen zum Serientitel spannen.

 

Dreh

Für jede der drei Personen habe ich jeweils einen Drehtag eingerechnet (inkl. Anreise ect.)

Cora interviewte ich im botanischen Garten in Basel, Salvi in der Parkanlage Villa Boveri in Baden und Fynn auf dem Friedhof Sihlfeld in Zürich.

Da die Drehs draussen stattfanden, war gutes Wetter Grundvoraussetzung für die Durchführung. Glücklicherweise herrschten in diesem Frühling optimale Bedingungen.

Zusätzlich dazu habe ich einige Moodshots von Blumenfeldern und -wiesen für die Intro-Animation sowie die jeweiligen Texttafeln gedreht, dies bei mir vor Ort in Zürich.

 

Equipment

Bild

  • Canon 70D
  • Canon Legria HF G25
  • Canon EF 50mm f/1.8
  • Canon EFS 18-135mm IS
  • Objektiv Filterset 67mm ND2, ND4, ND8 (kam erst im Verlauf des Projekts dazu)
  • kleines Kamerastativ
  • Bean Bag Kamerastativ

Ton

  • Audiorecorder Tascam DR-50
  • Rode Rodelink Wireless Funkmikrofon
  • Rode VideoMic Pro R

 

Postproduktion

Pro Protagonist*in ergab sich jeweils eine gute Stunde reines Interviewmaterial sowie die jeweiligen Moodshots, die es zu verarbeiten galt.

Zusätzlich dazu wollte ich ein schlichtes, gleichzeitig das Thema unterstreichendes Intro gestalten, das sich durch alle drei Porträts zieht und dem ganzen auch visuell einen passenden Rahmen verleiht.

Bei der Auswahl der Aussagen für die fertigen Filme legte ich besonderen Wert darauf, dass nie eine Frage zweimal gestellt wurde, damit Wiederholungen und Einfältigkeit ausbleiben (ausser natürlich die Intro-Frage betreffend der Pflanze, die man/frau gerne wäre). Zudem konnte ich so etwas mehr auf die Anliegen und Persönlichkeiten der einzelnen Charaktere  sowie das Konzept des Formats selbst eingehen.

Sämtliche Arbeiten in der Post wurden in Adobe Premiere Pro erstellt.

 

Selbstkritik

Ein solches Projekt alleine zu stemmen erwies sich zugegebener Massen als herausfordernd; was ich jedoch unbedingt so durchführen wollte. Nicht zuletzt deshalb, weil die diskutierten Inhalte der Protagonist*innen auch ein wenig Fingerspitzengefühl und Intimität voraussetzen, die mit einem grösseren Team nicht gleich gegeben gewesen wäre.

Dementsprechend anspruchsvoll waren vor allem die Drehs mit zwei Kameras und das zusätzliche Führen des Interviews. Ich denke, dass genau diese Punkte dem Projekt ein paar Abstriche verpassen, da die Kameraführung in den Interviewszenen statisch bleibt, teilweise sogar etwas über- oder unterbelichtet ist (vor allem von der zweiten Kamera ausgehend).

Auch bereitete mir die direkte Sonneneinstrahlung grundsätzlich etwas Mühe, weshalb ich dann im Verlauf des Projekts auch ein eigenes ND-Filterset erworben habe. Die Lichtverhältnisse im Freien sind ohnehin nicht zu unterschätzen; so verändert sich die Location auch bereits innerhalb einer Stunde durch die Bewegung der Sonne total; etwas was ich in Zukunft auf jeden Fall besser zu berücksichtigen versuche.

Auch war es eine für mich besondere Herausforderung, die Moodshots, die direkt anschliessend an das Interview durchgeführt wurden, umzusetzen. So hatte ich, vor allem bei Cora, der Protagonistin, die ich selber nicht persönlich kannte, etwas Mühe in der Umsetzung. Es fiel mir schwer, ihr Anweisungen zu geben, ohne direkt Einfluss auf das Bild zu nehmen, es gestellt wirken zu lassen.

Bei allen drei Persönlichkeiten habe ich versucht, sie so natürlich wie möglich interagieren zu lassen, spontane Dinge beim Durchlaufen der Szenerie zu improvisieren etc. Diese Möglichkeit ist einerseits schön, da die Personen so natürlich(-er) wirken, andererseits läuft man etwas in Gefahr, schwammige Aufnahmen zu machen und nicht immer mit der Kamera on Point scharf gestellt zu sein, wenn etwas Spannendes passiert. Der Wechsel von Licht und Schatten war auch hier eine Hürde. Zudem habe ich die Kamera simpel in der Hand geführt, was ich beim nächsten Mal auch etwas geregelter auf einem Shoulder-Mount durchführen würde; worauf ich mangels Gepäckauslastung bei diesem Dreh verzichtete.

Hätte ich beim Dreh selbst bereits konkret gewusst, wie sich die späteren Filme konkret gliedern würden (Roter Faden: mit Texttafeln), hätte ich auch besser in der jeweiligen Drehsituation gewusst, was ich bräuchte und hätte es minuziöser angehen können.

 

Fazit/Erkenntnisse

Ein Projekt dieser Grösse alleine zu meistern war sehr lehrreich und herausfordernd. Gleichzeitig erkennt man jedoch viel deutlicher, was alles hätte besser gemacht werden können, bzw. wo man hätte direkt selbst Einfluss nehmen können, da alle Fäden in den eigenen Händen zusammenlaufen.

Für künftige Projekte werde ich versuchen, mich noch genauer und konkreter in die jeweiligen Endprodukte einzudenken, um bereits im Vorfeld gewisse künstlerische, gestalterische Entscheidungen zu manifestieren und dementsprechend konkreter umsetzen zu können.

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