Rapunzel, Rapunzel…

… lass mir dein Haar herunter! Und das tut sie auch wirklich – in der folgenden kurzen aber handgezeichneten Gif-Animation.

Es war einmal eine kleine Geschichte, von Hand gezeichnet, doch weder ganz Bild noch ganz Film. Ein Gif eben, ein Graphics Interchange Format, wie das ausgeschrieben so schön heisst. Im Grunde sind das aber nichts anderes als hunderte von aneinandergereihten Einzelbildern, die als Animation interpretiert und in einer sich unendlich wiederholenden Schleife dargestellt werden. So ein Gif war das, und dieses Gif handelte von Rapunzel.

Rapunzel ihrerseits braucht wohl nicht vorgestellt zu werden, denn wer kennt sie nicht, das märchenhafte Mädchen mit dem langen geflochtenen Haar? Diesmal jedoch wartet nicht der lang erwartete Märchenprinz, sondern eine böse Überraschung auf sie…

gif_rapunzel

Kritik
von Beatrice Burkart

Alles begann mit einem Informationsmail betreffend Fantoche, dem internationalen Festival für Animationsfilm. Gifs würden unter anderem gesucht und könnten eingereicht werden und das hiess: Eine neue Herausforderung für Digezz! Wie genau das aussehen sollte, war im Grunde ebenfalls schnell entschieden, denn für Zeichentrick-Animationen hatte ich grundsätzlich schon immer eine Schwäche. Die Frage war also nur … wie macht man so etwas?

Folglich musste ich mich erst einmal auf Recherche und Tutorial-Suche begeben - und mich davon überraschen lassen, wie unerwartet simpel es im Grunde ist, eine Gif-Datei zu erstellen. Einfach in Photoshop eine Timeline anzeigen lassen, jedes Bild der Animation wie bei einem Daumenkino auf einen eigenen Layer setzen und diese dann zeitlich passend in dieser Timeline platzieren. Natürlich immer 30 Bilder pro Sekunde - und das wurde zum grösseren Problem.

Problematisch deshalb, weil ich zwar wusste, dass so eine Arbeit mit viel Handaufwand verbunden war, die ganze Sache aber trotzdem gewaltig unterschätzte. Ganze 317 handgezeichnete und penibel in der Timeline auf 1/30 Sekunde genau platzierte Layer umfasst mein schlussendlich entstandenes Gif. Klar konnte ich gewisse Grundbausteine immer wieder ins nächste Bild übernehmen, doch ganz so einfach war das auch wieder nicht, denn schliesslich musste das Ende der ganzen Geschichte optisch haargenau mit dem Anfang übereinstimmen.

Ebendiese Tatsache war es, die es mir nahezu unmöglich machte, mich während der Arbeit zu korrigieren. Nach der Hälfte - und nachdem ich eigentlich schon ein ganzes Stück geübter war und meine Fehler erkannte - konnte ich also nicht einfach ein paar Dinge auszubessern, hätte das doch bedeutet diese minimale Anpassung bei all den vorhergehenden Bildern ebenfalls zu machen.

Eine weitere Schwierigkeit war die Kontrolle über die animierte Bewegung. Anfangs fehlte mir jedes Gefühl dafür, wie viel Veränderung ich pro 1/30 Sekunde zeichnen durfte, damit die Bewegung meines Rapunzels einigermassen realistisch und dynamisch daher kam. Nach den ersten rund 50 Bildern ging das dann zwar schon bedeutend besser, aber wie gesagt: Das mit den rückwirkenden Verbesserungen war eine Sache für sich. Trotzdem habe ich es versucht (und teils bitter bereut) und bin mit dem Endergebnis letztlich ganz zufrieden. Auch wenn ich noch immer finde, dass mein Rapunzel einen etwas zu hektischen Eindruck macht und am Ende (beziehungsweise an der Stelle, an der ich wieder an den Anfang meiner Animation anschliessen MUSSTE) etwas gar zappelig wirkt.

Alles halb so schlimm, doch durch all diesen kleinen, bösen Überraschungen verzögerte sich die Fertigstellung meines Gifs immer mehr und für die Eingabe bei Fantoche reichte es dann leider doch nicht mehr. Sowieso war eigentlich geplant, das Ganze am Ende noch einzufärben, eventuell mit Realbild zu kombinieren, doch auch dafür blieb erstens nicht die Zeit, zweitens wäre dieser Schritt zum jetzigen Zeitpunkt kaum noch machbar gewesen (jedes der 317 Bilder hätte einzeln und natürlich exakt gleich koloriert werden müssen). Auch hier zählt also der Erfahrungswert: hätte ich das Gif kolloriert gewollt, hätte ich die ganze Zeichnung von Beginn weg mit Farbe anpacken müssen.

All diese Dinge sind aber reine Übungs- und Erfahrungssache und gerade deshalb war dieses Projekt am Ende jede Minute Aufwand wert. Definitiv würde ich bei einem zweiten Versuch vieles von Anfang weg anders angehen, vieles von Grund weg verändert anpacken und für manches anderes einfach schon bedeutend besser im Gefühl haben. Wer weiss, wann dieses nächste Mal sein wird.

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