Raus aus der Komfortzone – Lookbook

Raus aus der Komfortzone und etwas Neues wagen. So lautete das Motto dieses Projektes. Ziel war es, über meinen eigenen Schatten zu springen und ein neues Format auszuprobieren, welches ich mir ansonsten eher weniger zutrauen würde. Hierbei handelt es sich um das Video-Konzept «Lookbooks».

Online Urban Dictionaries beschreiben «Lookbooks» als eine Sammlung von Fotos oder Videoausschnitten, die ein Model, einen Style oder eine Modelinie zeigen. Normalerweise sind es aber vor allem Blogger (mit Bildern) oder Vlogger (in Videoform), die vor der Kamera stehen. Der Sinn dahinter besteht darin, dem Zuschauer eine Idee zu geben, wie man aktuelle Outfits kombinieren kann.

Ich würde mich nicht als besonders modisch und schon gar nicht als Model bezeichnen. Auch wenn ich mich ab und zu zur Kategorie der Vlogger dazuzähle, kann ich versichern, dass «Lookbooks» nicht zu meinen bevorzugten Content-Ideen gehören. Und genau das sollte die Challenge sein: Nämlich sich an einem Youtube-Format zu versuchen, welches weit ausserhalb der eigenen Komfortzone liegt. Meinen Kleidungsstil, der zugegeben manchmal etwas aussergewöhnlich ist, vor der Kamera zu präsentieren, fiel mir anfänglich sehr schwer. Ich fühlte mich nicht sehr wohl dabei, im Video quasi «Blogger-Model» zu sein, gerade weil ich mich in meinem eigenen Körper oft nicht so ganz wohl fühle. Es handelte sich daher auch um eine sehr persönliche Challenge.

Doch nachdem ich über meinen Schatten sprang, mit viel Zuspruch und eigener Auseinandersetzung mein Body-Image etwas auf die Reihe bekam, entstand ein Konzept, welches verschiedene Sommer- und Herbst-Outfits im Kontrast zwischen Stadt- und Land zeigt. Schlussendlich habe ich mehr als nur die Kleidungsstücke ins Video mit einbezogen, um dem Video meinen eigenen Video-Stil zu verleihen.

«And without further ado», hier mein fertiges Video «City X Nature | Lookbook»:

(nsc)

Kritik
von Joel Dähler

Idee / Motivation:

Die Idee entstand daraus, dass ich neben meinem Studium im Multimedia-Bereich gelegentlich als „Youtuber/Influencer“ Videos produziere. Das Video-Konzept „Lookbook“ war mir daher nicht fremd. Ich empfand es schon immer als ein sehr interessantes Format, jedoch lag es meist weniger in meiner Content-Orientierung. Lookbooks werden oft als oberflächliche Selbstdarstellung von Bloggern/Vloggern gewertet. Deshalb blieb ich dem Format lange fern. Doch es kribbelte mir immer mal wieder in den Fingern, es doch irgendwie zu versuchen. Jedoch hatte ich grosse Angst davor, dass so ein Video schlecht ankommen könnte öffentlich. Schlussendlich bin ich definitiv kein Model, weder von meiner Statur, noch von meinem Style her. Zudem hatte ich kein grosses Selbstvertrauen, wenn es um mein Body-Image ging. Der Zwiespalt war also gross. Dennoch wollte ich versuchen, das Format auf meine eigene Weise umzusetzen, damit es dann auch weniger oberflächlich und persönlicher wirkt. So, dass es dem Video mehr Tiefe und Bedeutung verleiht, mehr mit schnitt-technischen Übergängen spielt und ich mich letztendlich auch wohler damit fühlte.

Vorbereitung:

Da ich mit diesem Projekt versuchte, persönliche Unsicherheiten zu überwinden, wollte ich nichts dem Zufall überlassen. Ein genaues Konzept musste her. Zentrale Idee des Lookbooks war es, nicht einfach irgendeinen Hintergrund zu haben, sondern die Locations genau auszusuchen und in einen narrativen Kontext zu stellen. Schlussendlich viel die Themenwahl auf „Stadt Vs. Land“. Dabei ging es mir darum, anhand von Outfits und der Locationwahl aufzuzeigen, wie ich eher ländlich aber auch in der Nähe der Stadt lebe und beide Seiten geniesse, auch wenn sie sehr unterschiedlich scheinen. Dynamische und kurzweilige Schnitte zwischen so unterschiedlichen Orten klangen in der Konzept-Phase nach einem guten Plan. Beruhend darauf wurden für das Lookbook drei „Nature“-Looks und drei „City“-Looks zusammengestellt. Ein finaler siebter Look erhielt den Arbeitstitel „Between the worlds“. Es sollte ein neutraler Look zwischen Stadt- & Land-Leben sein, der die anderen Looks zusammenbringt. Um das Konzept noch mehr meinen eigenen Vorstellungen anzupassen, erhielt jeder Look noch ein passendes Gadget (ein „Addon“). Von Konfetti über Seifenblasen bis hin zu einer Rauchbombe landeten im Repertoire, um die Looks durch etwas mehr Inhalt und durch „sich selbst nicht zu ernst nehmen“ aufzulockern.

Ein immer wiederkehrendes Merkmal von Lookbooks sind taktisch gesetzte Schnitte, die auf die Hintergrundmusik abgestimmt sind. Dieses Merkmal wollte ich unbedingt beibehalten. So habe ich mich schon in der Konzept-Phase auf die Suche nach einem passenden Song gemacht. Ein gutes Sammelsurium an Copyright-freien Songs, die extra für die Verwendung auf Youtube bereitgestellt werden, findet man auf dem Youtube-Kanal von „NoCopyrightSound“. Nach dem ein passender Upbeat-Song gefunden war, ging es darum den gesamten Song durchzutakten und in Abschnitte und Szenerien zu unterteilen.

Aus den einzelnen Locations, die den Outfits zugeordnet wurden, konnte so jedem Takt eine Szene zugewiesen werden.

Auf diesem Konzept aufbauend konnte dann eine detaillierte Shotliste erstellt werden, die genau beschrieb, welche Videoshots von einem Outfit gemacht werden mussten. So konnte der Tag des Videodrehs effizient geplant werden.

Da ich nicht gleichzeitig vor und hinter der Kamera stehen konnte, galt es eine gute und schon geübte Freundin als Kamerafrau anzufragen. Vielen Dank an Andrea Schnyder an dieser Stelle. Als Director lag es jedoch immer an mir, Andrea wissen zu lassen, wie ich mir die einzelnen Shots und Einstellungen vorstellte.

Dreh:

Die Shotliste war lang. Dennoch wollte ich versuchen, alle Shots an allen Locations innerhalb eines Tages zu filmen. Wir sind früh los und haben zuerst die Szenen in der Stadt gefilmt. Durch eine Nummerierung der Shotliste hatte man so stehts den Überblick und konnte jedes Outfit gleich an einem Stück filmen, was uns sehr viel Effizienz einbrachte. Gerade die Stadt-Locations waren für mich eher herausfordernd, da man des öfteren von Passanten beobachtet wurde, was mir etwas unangenehm war. Zudem musste man die Outfits ja auch wechseln zwischen den Locations.

Die Stadtlooks beinhalteten einen Look in einer kleinen Unterführung, einen Look bei der stätischen Kirchtreppe, der durch die Öffnung der Kette eine gewisse Freiheit symbolisierte und einen Look, der nah am Wasser (mein Element) gedreht wurde.

Die ländliche Location zeigte sich in Form eines nahe gelegen Waldes und einer Wiese, die wir nutzten. Diese Looks zeigten dann auch mehr die spielerische Seite der Outfits und meiner Persönlichkeit. Zum Schluss wurde es dann schon fast dunkel, als wir den neutralen Keller-Look filmten.

Gesamthaft verlief der Dreh aber ohne nennenswerte Probleme. Trotz der klaren Anweisungen gab es auch immer wieder kreativen Spielraum für spontane Einstellungen. Von Szene zu Szene fühlte ich mich wohler vor der Kamera. Der sich immer ändernde Sonnenstand machte einige Einstellungen nicht so leicht, weshalb wir manchmal lange einen passenden Winkel gesucht haben. Ebenso galt es, genügend Akkus (4 Stück – just in case) dabei zu haben.

Postproduction:

Die Postproduction fühlte sich durch das genaue Skript sehr angenehm an. Man hatte schon sehr genau Vorstellungen, welches Shots man wo wie verwenden wollte, was einem viel Zeit sparte. Die zuvor schon durchgetaktete Musik trug zu einem effizienten Arbeiten in der Postproduction bei.

Als besonders schwierig stellte sich das Timing heraus. Nicht alle Videoclips waren lange genug / passend, um den vorher bestimmten Takt auszufüllen. So musste ich des öfteren mit Slowmotion und dergleichen arbeiten, um die Shots passend auf die volle Länge des Taktes hinzubekommen.

Was mir meiner Meinung nach besonders gut gelang, waren die verschiedenen Transitions, die ich ins Video eingebaut habe. Sei es der Übergang mit der Hand vor der Linse oder der Effekt mit dem schnellen Schwenker. Mit diesen Übergängen konnte ich mein handwerkliches und kreatives Geschick noch zusätzlich unter Beweis stellen. Ebenso wagte ich mich an einen Glitch-Effekt heran und spielte seit langer Zeit mal wieder mit Splitscreens herum. 

  • Geschnitten und mit Effekten versehen wurde das Video mit Sony Vegas Pro 13.
  • Idee, Konzept, Drehplan, Equipment, Effects & Postproduction by: Joel D.
  • Camera by: Andrea Schnyder (Nikon D5500).
  • Für das Video fand keine Zusammenarbeit mit einer Firma statt.
  • Music by: Lizenzfreie Musik von https://www.youtube.com/user/NoCopyrightSounds
  • Das Video ist auf meinem Influencer-Kanal verlinkt. Normalerweise werden Videos über den Youtube-Kanal von Digezz gezeigt, dies hätte in diesem Fall jedoch aufgrund des persönlichen Bezuges keinen Sinn gemacht.
  • Ein grosses Dankeschön an meine Kamera-Helferin Andrea Schnyder für all ihre Geduld.

Fazit:

Ich bin froh, dass ich über meinen Schatten gesprungen bin und das Format „Lookbook“ ausprobiert habe. Ich hoffe, ich konnte hiermit auch andere Multimedia-Production-Studenten dazu anregen, mal aus ihren gewohnten Formaten auszubrechen und etwas ihnen ganz fremdes auszuprobieren. Auch wenn der ganztägige Dreh sehr anstrengend war und es nicht immer leicht war, aus dem Rohmaterial die passenden Szenen herauszufischen, bin ich dennoch sehr stolz auf den Schnitt des Videos mit zahlreichen Effekten, die ich vorher noch nie verwendet habe. Gerade, dass ich dem Format meinen ganz eigenen Spinn mit z.T. tiefgründigen Motiven in den Outfits gegeben habe, macht mich stolz. Sollte ich Lookbooks wieder einmal angehen, würde ich mir vornehmen, noch mehr zu wagen hinter der Kamera, bzw. noch selbstbewusster vor der Kamera zu sein.

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