Rock

Männer müssen nicht immer die Hosen anhaben.

Überzeug dich davon auf unserer Website: Rock

Kritik
von Maja Gobeli und Delia Sackmann

Idee

Maja
Wie auf der Website beschrieben, geschah die erste Berührung mit dem Thema schon vor vier Jahren. Seitdem hat mich eine spielerische Faszination nicht mehr losgelassen.
Das Thema gehört ja wirklich nicht zu den Bereichen, die auf der Prioritätenliste für eine «bessere», gerechtere Welt ganz oben stehen. Und dennoch ist es einer dieser kleinen Puzzlesteine auf dem Weg dorthin; ein Punkt von vielen, die dafür stehen, dass noch viel zu tun ist.
Das Projekt war aber um einiges grösser angedacht – was fast dazu geführt hätte, dass es nie zu einer Umsetzung gekommen wäre. «Das schaffen wir nie.» Ein guter freundschaftlicher Rat hat schliesslich eingeleitet, was nun Wirklichkeit ist. «Macht es doch einfach kleiner, setzt halt nur einen Teil davon um.» So einfach kann’s sein, aber manchmal verkopft man sich selbst zu sehr.
Der Mut zum Fotoprojekt kam aus der Lust am Thema heraus – wir sind beide nämlich, was Fotografie angeht, totale «Noobs». Einige Wochen zuvor hatte ich während eines Videodrehs ziemlich erfolgreich Making-of-Bilder gemacht, was uns anspornte, es doch zu wagen.

Preproduktion
Dem Shooting ging eine intensive Vorbereitungsphase voraus. Zu allererst verwöhnten wir uns mit einigen Runden Pinterest-Inspiration – mit der freudigen Erkenntnis, dass unter den richtigen Suchbegriffen ja doch schon eine ganze Palette an Fashion und Streetstyles zu dem Thema zu finden ist. Mithilfe dieser Bilder erstellten wir ein Look-Book und ein Konzept, um zu visualisieren, wie wir uns den Stil der Fotos und Kleider etwa vorstellen.
MODELS
Konzept schön und gut – zur Umsetzung brauchten wir aber vor allem noch eins: Männer. Wir dachten, es werde eine ordentliche Herausforderung, im eigenen Umfeld Herren zu finden, die sich für das Projekt begeistern lassen. Zumal wir selbst niemanden kennen, der Röcke trägt.
Zu unserer Überraschung bereitete dieser Punkt überhaupt keine Schwierigkeiten. Alle drei Kollegenr die wir spontan aus dem Freundeskreis angefragt hatten, sagten sofort und mit viel unterstützender Attitüde zu.

KLEIDER/LOOKS
Da wir budgetmässig eher knapp ausgestattet waren, beschlossen wir, in erster Instanz unseren eigenen Fundus zu durchforsten. Mütter, Schwestern und Väter lieferten schliesslich eine Auswahl an Kleidungsstücken, mit denen sich arbeiten liess.
Die ungefähren Looks hatten wir ja im Konzept festgelegt – logischerweise wichen wir davon ab und passten sie unserem eigenen Kleider-Repertoire an.
Was für uns von Anfang an feststand war das Schuhwerk. Dunkel soll es sein, und möglichst schwer.
Einmal mehr erwiesen sich unsere Models als sehr engagiert, jeder nahm sich Zeit für ein persönliches Fitting. Im Vorfeld stellten wir die Looks zusammen und liessen dann jedes Model alle durchprobieren und nach dem eigenen Geschmack selbst zusammenstellen. Sie sollten sich in den Outfits ja auch wohl fühlen können. Besonders faszinierend zu sehen war, dass uns die Zuordnung der Looks zu den Models überhaupt keine Schwierigkeiten bereitete. Durch die doch sehr unterschiedlichen Grössen und Körper stand bei jedem sofort fest, was bei wem in welcher Kombination funktioniert.

LOCATIONS
Bezüglich Mobilität stand eine Einschränkung im Raum: Niemand von uns hat ein Auto zur Verfügung. Wir beschlossen also, die Locations in Fussdistanz zueinander und im Nahraum Bern zu wählen. In zwei Scouting-Sessions wurden die schliesslich insgesamt vier Orte festgelegt. Diese orientierten sich wiederum an den im Konzept festgelegten Fotolooks.
Für uns stand von Anfang an fest, dass wir ein Outdoor-Shooting möchten. Dies aus zwei Gründen:
1) Streetstyle-Vibe
2) Lichtverhältisse
Trotz Fashion-Look der Bilder wollten wir keine künstliche Studiosituation. Da wir beide nicht besonders bewandert sind in Sachen Lichtsetzung, setzten wir auf natürliches Licht. Somit war auch der zeitliche Rahmen gesetzt: Von Sonnenauf- bis kurz vor -untergang. Wenn nötig würden wir über Mittag aussetzen müssen.
So erstellten wir einen Shootingplan, der für jedes Model einen 2-stündigen Slot inklusive Locationwechsel vorsah. Wenn möglich wollten wir mit jedem auch noch ein kurzes Interview führen.

Produktion
Der «Tag der Wahrheit» segnete uns mit bewölktem Himmel. Bei strahlender Sonne hätten wir versuchen müssen, uns im Schatten zu halten – was bedeutet hätte, die Reihenfolge der Locations sehr vorsichtig zu wählen. So hatten wir freie Hand.
Dafür war es kalt – sehr kalt und windig. Einmal mehr waren wir dankbar, Jungs an Bord zu haben, die mit Freude und Durchhaltewillen bei der Sache waren. Mit Tee und Decken haben wir versucht, sie soweit warm zu halten, dass auf den Fotos das Frieren nicht allzu stark sichtbar ist. (Und sie sich natürlich nicht erkälten!)
Ansonsten lief der Tag überraschend reibungslos. Wir blieben bis zum Schluss im Zeitplan und konnten sogar die Interviews noch drehen. Beim letzten Shooting begann es immer wieder zu regnen – wir fürchteten schon, die unüberdachten Locations streichen zu müssen. Doch wir nutzten jeden lichten Moment und konnten so doch noch alle Fotos schiessen.
Keine 10 Minuten, nachdem wir das letzte Model verabschiedet hatten, begann es zu blitzen, hageln und zu schneien. Als wir den Weg vom Blutturm hinauf zum Bahnhof geschafft hatten, waren wir tropfnass, durchfroren und mit 2 cm Schnee bedeckt.
Wir hatten also so RICHTIG Glück!

Gear
Canon 5D Mk. III
Objektive: 100mm, 18-55mm
Canon 70D
Manfrotto Videostativ
Sennheiser Bodypack AVX
Rode Videomic Pro
Regenschirm

Postproduktion
Am Ende des Shooting-Tages hatten wir das Gefühl, das Gröbste sei getan. Little did we know...
Für uns war klar, dass die Fotos eine eigene Website brauchen und nicht einfach in einer Digezz-Galerie dargestellt werden sollten. Die nun folgenden Posten beinhalteten also Bildbearbeitung, Videoschnitt und Programmieren der Website.

WEBSITE
Bei der Website haben wir uns an Bootstrap gehalten und dieses nach unseren Wünschen verändert (mit etwas Unterstützung einer bekannten guten Seele - MERCI MYRIAM! Wir wollten die ganze Page möglichst schlicht und reduziert gestalten und hatten beide ähnliche Vorstellungen vom Aufbau: Hauptfokus ist die Bildergalerie.
Obwohl die Seite responsive sein musste, war unser Fokus für dieses Projekt ganz klar «Desktop first» - wir finden, die Bilder müssen einfach so gross wie möglich angeschaut werden. Wer das anders sieht, kann das tun, tut sich aber damit keinen Gefallen.

BILDBEARBEITUNG
Vor dem Shoot stellten wir uns die Frage: Hochformat oder Querformat? Querformat würde bei unserer späteren Vollbild-Galerie natürlich hübscher rauskommen. Schliesslich entschieden wir uns aber, das zu schiessen, was das jeweilige Bild verlange und uns nicht einzuengen. So entstanden schlussendlich beide Formate.
Die digitale Bildbearbeitung fand in Photoshop statt. Der Look sollte kontrastreich und eher kühl wirken. Wir entschieden uns bewusst, keine Schönheitsretouchen zu machen, da wir ja zeigen möchten, dass jedermann Röcke tragen kann, auch wenn man kein mit Photoshop getuntes Model ist. Die wohl grösste Herausforderung stellte die farbliche Anpassung der verschiedenen Hauttöne dar. Durch die vielen anderen Bildanpassungen (Kontrast, Blauwerte erhöhen, Schwarz-Weiss Balance etc…) war es zentral, die Hautfarbe der Models zwar auch anzupassen aber gleichzeitig natürlich wirken zu lassen. Das kostete einige Zeit, brachte jedoch auch einen enormen Lerneffekt mit sich.
VIDEO
Das Interview-Video betrachten wir als «nice to have». Natürlich sollte es gewissen qualitativen Ansprüchen entsprechen und später attraktiv anzusehen sein. Es ist aber nicht das Herzstück des Projektes und deshalb haben wir uns an die grundlegenden Produktionsstandarts gehalten,uns aber kein Bein ausgerissen. Besonders am Aufnahmetag lag unser Fokus woanders.

Den ganzen Prozess haben wir auch in einem Konzept-Dokument festgehalten.

Reflexion
Dieses Projekt lässt sich fast nur mit einem Wort beschreiben: «rewarding». Es war für uns auf der ganzen Linie eine einzige positive Überraschung. Selten hat etwas von Anfang bis Schluss so reibungslos geklappt. Nicht zuletzt dank der grossartigen Arbeitssymbiose zwischen uns im Team. Jede hat 100% gegeben, wir waren uns häufig (fast immer) einig und haben aufeinander acht gegeben. Wenn’s doch bloss immer so sein könnte!
«Es paar Fötteli» - man könnte meinen, ein solches Projekt geben bei Weitem nicht so viel Aufwand wie ein Videoprojekt. Wir waren erstaunt, wie viel Arbeit wir bis zum Endprodukt investiert hatten. Dennoch fiel es uns kaum auf und fühlte sich nie als «task» an, sondern war ein Spass.
Natürlich ist auch dieses Ergebnis nicht perfekt. Besonders beim letzten Durchlauf wurde es immer nur noch kälter und die Finger hatten zunehmend Mühe, die Schärfe richtig zu erwischen. Für ein Erstlingswerk wollen wir da aber darüber hinwegsehen. Ja, wir sind echt stolz!

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