Sag’s mit…

Die heutige moderne Art zu kommunizieren ist meistens abhängig von diversen elektronischen Hilfsmitteln wie Smartphone, Laptop, elektronische Wand usw. Die Bilder und Worte werden meistens in digitaler Form produziert, versendet und auch digital empfangen. Der wirklich persönliche Austausch zwischen den heutigen Menschen wird zunehmend wichtiger in einer Welt voll von E-Mails, Emojis und Social-Media-Plattformen. Unsere getestete, andere Form von «Kommunikation nur mit Bildern» ist eine von vielen Möglichkeiten.

Kommunikation ist immer ein gegenseitiger Austausch. Ohne Worte, also nur mit Bildern zu kommunizieren, kann durchaus misslingen oder oft Verständigungsprobleme verursachen. Jedoch kann sich auch ein solcher nonverbaler Austausch weiterentwickeln und zu einem Ziel gelangen, welches zu Beginn überhaupt nicht absehbar war.

Der gegenseitige Austausch zwischen den Menschen via Bilder wird bereits seit Jahrhunderten gepflegt und wird vor allem in der Kunst genutzt. Jede Betrachterin und jeder Betrachter macht sich über ein Bild oder ein Gemälde eine eigene Meinung und lässt ihrer bzw. seiner Interpretation freien Lauf. Oder man denke an die Hunderten von Strassenverkehrssignalen in unserer modernen Zeit!

Sobald sich, wie wir beide, zwei Personen zu einem beliebigen Thema sich Gedanken machen und diese anschliessend visualisieren, lassen sich Dutzende verschiedener Gedanken herauslesen.

Zum Thema «Kommunikation» soll nun durch zwei Personen auf einem grossformatigen weissen Papier ein gemeinsames Bild entstehen. Ohne Absprache, einzig mit Bildern, sollen dem «Gesprächspartner» abwechslungsweise Aussagen übermittelt werden. Ein solches wechselseitiges Vorgehen lässt kontinuierlich ein Gemeinschaftswerk entstehen. Die bereits bestehenden Bilder dürfen ergänzt, erweitert, aber auch teilweise oder sogar ganz übermalt werden.

Welche Gedanken entstehen bei DIR zum Thema Kommunikation?»

Kunstwerk

Kritik
von Marco Egger und Michael Fischer

Idee:

An einer unkonventionellen Kunstausstellung in Zürich sind wir auf eine interessante Abschlussarbeit des Street-Art-Künstlers «Yeah» gestossen. Bei dieser Arbeit ging es darum, dass Yeah zusammen mit verschiedenen Künstlern ohne jegliche Kommunikation mehrere Bilder entstehen liess. Leider ist diese Arbeit nicht mehr öffentlich einsehbar.

Zu unserer aktuellen Arbeit «Sag’s mit...» hat uns das «Wochenblatt» von Emil Steinberger und seiner Ehefrau inspiriert. Sie beide haben jede Woche abwechselnd ihre Skizzen zusammen aufs gleiche Blatt Papier gemalt. Jeweils Ende der Woche wurde das entstandene Werk begutachtet und analysiert.

Umsetzung:

Für unser Projekt haben wir uns vor allem eine Frage gestellt: Sollen wir dieses «Gemeinschaftswerk» digital oder analog erstellen? Die digitale Variante bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten, um das jeweils aktuelle Bild zu bearbeiten, und zwar hauptsächlich mit den Programmen Photoshop und Illustrator. Jedoch gestaltet sich bei der digitalen Variante die filmische Aufnahme der Arbeit extrem kompliziert und unbefriedigend. Die vielen Zoom-in und Zoom-out lassen des Betrachters Augen beim schnellen Abspielen der vielen Sequenzen rasant ermüden und überfordern.

Deshalb entschieden wir uns für die analoge Technik. Bei der analogen Dokumentation der unzähligen Sequenzen kann man den jeweiligen Künstler beim Entstehen des Gemeinschaftswerks visuell viel angenehmer betrachten.

Nachdem wir uns für die analoge Variante entschieden hatten, begaben wir uns auf die Suche nach einem passenden Raum, in welchem wir über eine Woche lang unsere Installation in Sicherheit wussten. Mit drei Scheinwerfern und einer fest installierten Kamera konnten wir die vielen Arbeitsschritte ohne ein «Verrutschen» des Bildausschnitts filmisch dokumentieren. Niemand ausser uns durfte während dieser Zeit den Raum betreten, wir beide dagegen mussten 24 Stunden im Tag den Raum sorgfältig betreten können.

Bei den Testaufnahmen stellten wir rasch fest, dass in jeder einzelnen Timelapse-Aufnahme ein perfekter Mini-Zoom zu sehen war. Dies passierte wegen des Eigengewichts des Kamera-Objektivs und der Shutter-Bewegung des Spiegels. Dieses Problem lösten wir ganz einfach mit ein paar Klebstreifen ums Objektiv herum.

Für das Timelapse-Video machten wir alle zwei Sekunden ein Foto in einem mittelgrossen JPEG-Format. Raw-Aufnahmen hätten die Kapazitäten um ein Vielfaches gesprengt. Zuerst wollten wir eigentlich längere Wartezeiten, aber dies stellte sich nicht als geeignet heraus. Denn bei vielen Bildern wird zudem der einzelne Fortschritt der Zeichnung besser sichtbar.

Uns war wichtig, dass wir verschiedene Maltechniken und -stile auf das Papier bringen konnten. Dies erweiterte unsere Kreativität und ist zudem für die Zuschauer/innen interessanter.

Ein herzlicher Dank geht an Milo Ruder, bei dem wir eine Nachhilfestunde in Sachen Einstellung der Lichter und der Kamera bekamen.

Postproduction:

Wie wir es zu Beginn bereits befürchtet hatten, bekamen wir trotz exakter Planung eine riesige Menge an Rohdaten. Diese galt es nun möglichst gut zu verwerten. Beim Zeichnen und Malen entstehen derart schnell grosse Fortschritte, dass wir einen Kompromiss bei den Video-Aufnahmen eingehen mussten.

So entschieden wir uns sowohl auf eine «Kurzversion» als auch auf eine «Langversion» der Videos. Die Kurzversion ist für jene Zuschauer gedacht, welche nicht endlos lange Videos anschauen möchten, denn das Timelapse wird in 200%iger Geschwindigkeit abgespielt. – Bei der umfassenderen, viel längeren Version setzten wir die Geschwindigkeit der einzelnen Sequenzen je nach Bedarf auf 100%, 150% oder 200%. Bei dieser Version sind sämtliche Zeichnungsfortschritte zu sehen, denn wichtigere Fortschritte werden verlangsamt gezeigt.

Die Timelapse-Aufnahmen haben wir chronologisch aneinandergeschnitten, damit der Fortschritt vom weissen Papier bis zum «fertigen» Kunstwerk vollends gut ersichtlich ist.

Beim Schnitt haben wir darauf geachtet, dass es keine «springenden» Bewegungen gibt.

Sound:

Aufgrund des Tempos der Videos fiel unsere Wahl auf die elektronische Sparte. Den Free Sound haben wir auf Musicfox gefunden. Im Themenbereich Technology sind wir auf den passenden Sound gestossen.

Fazit:

Da wir beide als passionierte Zeichner je einen ganz anderen Malstil haben, waren grosse Unterschiede auf den einzelnen Skizzen zu erwarten. Diese Einschätzung bestätigte sich nur zu Beginn.

Als das Blatt noch grösstenteils weiss war, hatten wir beide z.T. unsere Schwierigkeiten, was wir eigentlich zeichnen wollten, da das Thema «Kommunikation» riesig ist. Wir arbeiteten gemäss dem Motto: Aller Anfang ist schwer. Meistens hatten wir jeweils gedanklich etwas geplant. Aber als wir dann das jeweils aktuelle Gemälde erblickten, änderte jeder von uns die vorgefassten Ideen spontan, denn wir wurden jedes Mal inspiriert von der Zeichnung des Partners.

Das «fertige» Bild erinnert an eine Collage von mehreren Künstlern, aber die Durchmischung zweier unterschiedlicher Stile zeigt dagegen eine spezielle Form der Kommunikation.

Marco Egger: «Ein interessantes Phänomen war, dass ich mich im Verlaufe des Projekts immer mehr dem Stil von Michael Fischer angepasst hatte. Dies kann mehrere Gründe haben: Der Hauptgrund meinerseits ist, dass das Bild stetig ausgefüllter und farbiger wurde. Dadurch passte ich mich den ausgefallenen Farben und dem Stil meines Kollegen Michael an. Denn ich musste mich bemerkbar machen! Also entstand eine Art der unbewussten Kommunikation! Eigentlich bevorzuge ich im Allgemeinen eher Schwarz-Weiss-Techniken mit Schattierungen.»

Michael Fischer: «Die Spontaneität war manchmal die grösste Herausforderung. Selbst eine gute Idee im Kopf änderte sich vor Ort schlagartig. Der Stil meines Kollegen Marco Egger hat mich anfänglich etwas eingeschüchtert, bewegte mich aber dazu, mit meinen Malstil mit ihm zu kommunizieren. Das Resultat unseres Projekts ist bunt und schrill ‒ und auch die Kommunikation ist manchmal laut und direkt.»

Kommentar (1)

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