Geschichtliche Kontextualisierung
Wir schreiben das Jahr 1938. Damals wurde die Münchner Konferenz ins Leben gerufen. Und genau zu dieser Zeit entstand auch das Gemälde „der erhabene Augenblick“ von Salvador Dali. Das Bild ist eine Anlehnung an die Münchner Konferenz und der Titel des Werks ist eine Anspielung auf die drohende Kriegsgefahr. In München wurde am 29. September 1938 das Abkommen zwischen Deutschland, dem Vereinigten Königreich, Frankreich und Italien unterzeichnet. Das Abkommen bestimmte, dass die Tschechoslowakei das Sudetenland an das Deutsche Reich abtreten und binnen zehn Tagen räumen musste. Hitler wollte Lebensraum im Osten gewinnen und forderte die deutschsprachigen Gebiete Böhmens und Mährens ans Deutsche Reich anzugliedern. Der Kopfhörer auf dem Gemälde „der erhabene Augenblick“ symbolisiert das Telefongespräch zwischen Hitler und dem damaligen tschechoslowakischen Präsidenten Emil Hacha. In diesem Telefongespräch zitierte Hitler Emil Hach nach Berlin und zwang diesen die Tschechoslowakei als Protektorat des Deutschen Reiches anzuerkennen. Am 15. März 1939 marschierten die deutschen Truppen in der Tschechoslowakei ein. So begann der 2. Weltkrieg und damit das Ende der Appeasement-Politik.
Die Idee
Musik weckt Emotionen. Im Film wird Musik eingesetzt um Stimmungen zu erzeugen, Emotionen hervorzurufen, eine Vorahnung anzudeuten oder um ästhetische Szenen einfach akustisch zu unterstützen. Doch wie verhält es sich, wenn Musik verwendet wird um ein Bild audiovisuell zu erfassen, zu beschreiben, eine Botschaft zu senden. Diese Fragen interessierten mich und ich wagte mich an einen ganz grossen Meister: Salvador Dali. Seine surrealen Bilder verströmten auf mich immer eine unheimliche Anziehungskraft. Salvador Dali’s traumhafte, mystische aber auch Science-Fiction ähnliche Inszenierungen wirken wie Magie. Es hat mich extrem interessiert, mich mit seinen Bildern auseinander zu setzen und ich wollte wissen was wirklich hinter diesen Gemälden steckt. So habe ich mich entschlossen, über Salvador Dali und seine Bilder zu recherchieren und ganz speziell zu seinem Bild: „der erhabene Augenblick“.
Das Konzept
Das Gemälde „der erhabene Augenblick“ sollte akustisch für den Zuhörer fassbar werden. Er sollte sich das Bild alleine durch aufmerksames Hören vorstellen können. Dabei wird mit Sounddesign gearbeitet. Der Zuhörer hört alle Gegenstände so, wie sie auf dem Gemälde abgebildet werden. Der Küstenwind, der Telefonkopfhörer, die brutzelnde Pfanne, die Tropfen etc. werden akustisch wiedergegeben und vermitteln dem Zuhörer so, ein akustisches Bild vom Dargestellten. Dabei spielt die Musikalität eine entscheidende Rolle. Die Stimmung und Ausstrahlung des Bildes soll musikalisch vermittelt werden. Das Bild wirkt eher bedrohlich und düster, daher ist auch die Musik eher düster und bedrohlich.
Die Umsetzung
Zusätzlich zum Sounddesign und den vertonten Gegenständen wie Pfanne, Telefonkopfhörer etc. und der Musik, welche eher düster und bedrohlich wirkt um eben die Stimmung des Bildes wiederzugeben, war die Auseinandersetzung mit dem Inhalt und der Interpretation des Bildes sehr wichtig. Das Bild ist ein sehr politisches Gemälde, dadurch sollte das Hörspiel auch politisch sein. Dabei war es wichtig die Dramaturgie des Hörstücks chronologisch nach historischen Ereignissen aufzubauen. Es werden Geräusche wie Reden, Bomben, Marschschritte verwendet. Diese vermitteln ein Gefühl der Bedrohung. Die Reden von Emil Hacha, Chamnberlain (Peace in our Time) und Hitler sind zerstückelt und teilweise mit einem Loop in die Soundkulisse eingebaut. Das Bild mahlte Salvador Dali 1938 und es ist eine Momentaufnahme dieser Zeit, kurz vor Beginn des 2. Weltkrieges. Alle Redner in diesem Hörstück spielen zu dieser Zeit eine wichtige Rolle im weiteren Verlauf des Krieges. Das Hörstück hat einen treibenden Beat und wirkt immer überladener. Die Bomben und Marschschritte werden dabei immer schneller und lauter. Das soll versinnbildlichen, dass der Krieg unausweichlich ist. Chamnberlains „Peace in our Time“ versucht wie ein Beat gegen die Rede Hitlers anzukämpfen. Er beschwört ihn sozusagen. Doch wie wir wissen, liess sich Hitler nicht beeinflussen und so begann der 2. Weltkrieg und damit eine der dunkelsten Kapitel der Menschheit. Am Schluss endet das Hörstück mit den Worten von Chamberlain: „Peace? It wasn’t Peace“. Recht sollte er haben.
Die Herausforderung
Die Herausforderung war zum einen die Beschaffung von Informationen über das Gemälde „der erhabene Augenblick“ von Salvador Dali. Die Recherche erwies sich als schwieriger als gedacht. Es war schwer genauere Informationen darüber herauszufinden, vor allem wie das Bild im geschichtlichen Kontext zu verstehen ist. Die Suche nach geeignetem Sounddesign um die abgebildeten Gegenstände akustisch darstellen zu können, erwiesen sich als ziemlich schwierig. Die grösste Herausforderung jedoch war das Zusammenfügen der verschiedenen Puzzles zu einem grossen Ganzen. Dabei sollten die Reden zur Musik passen und sich rhythmisch organisch einfügen. Auch die Geräusche der Gegenstände sollten sich gut einfügen und zusammen zu einem musikalischen Hörerlebnis führen. Das ganze Hörstück sollte eine Einheit bilden und die verschiedenen Aspekte wie Sounddesign, Musik und Reden berücksichtigen. Der Zuhörer sollte sich vor seinem geistigen Auge das Meisterwerk Dali’s regelrecht visuell vorstellen können.
Fazit
Ein Hörstück zu Salvador Dali’s Gemälde zu kreieren hat sehr viel Spass gemacht. Es hat aber auch sehr viel Zeit in Anspruch genommen und ich habe erst durch die Recherchen erfahren, wie politisch Salvador Dali eigentlich war. Obwohl seine Kritik sehr subtil zum Vorschein kam. Seine Bilder sind sehr surreal und daher abstrakt zu verstehen. Es war für mich eine völlig neue Erfahrung ein Gemälde akustisch darzustellen. Dabei musste ich zuerst herausfinden, was der Künstler eigentlich mit diesem Bild aussagen will und was dieses für eine Wirkung auf mich hat. Diese intensive Auseinandersetzung mit einem Bild und der Versuch dieses zu interpretieren war sehr anspruchsvoll. Das Bild musikalisch und akustisch zu erfassen und es auf meine Art wieder zu geben, war sehr herausfordernd. Es hat mir aber sehr viel Spass bereitet.