Schlager – früher top, heute flop

Obwohl Schlager heute so beliebt ist wie kaum jemals zuvor, lässt sich die Jugend von heute nur mässig begeistern. „Bauernmusik„ oder „ Musik für die ältere Generation“, hört man sie oft sagen. Die meisten hören lieber Electro, Techno oder Pop und nur an den wenigsten Feten wird Schlager gespielt.

Kaum jemand würde dazu stehen Schlagermusik zu hören, auch wenn dem so wäre.
Hören sie aber die Schlager aus den 20/30ern, muss doch der eine und der andere über den Text schmunzeln. Denn diese Texte haben nichts mit den Texten von heute gemeinsam.
Anfangs noch beeinflusst von Jazz- und Swing-Klängen, ging es damals nicht um perfekten Gesang und möglichst aufwendige Tontechnik, sondern um gemeinsames Musizieren verbunden mit Spass. Die eher einfachen Texte, die gute Laune verbreiten und zum Lachen und Mitsingen animieren, sind heute noch fast allen bekannt.

„Mein kleiner grüner Kaktus steht draußen am Balkon,
hollari, hollari, hollaro!“
Comedian Harmonists

Aber nicht nur lustig, sondern manchmal, besonders für die damalige Zeit, auch sehr erotische Schlager wurden produziert. Mit spielerischem Charme wurden anzügliche und frivole Texte in lustige Reime verpackt, was heute beinahe keinem Künstler mehr so gut gelingt.

„Ich hab’ das Fräul’n Helen baden sehn, das war schön!
Da kann man Waden sehn, rund und schön im Wasser stehn!“
F. Raymond / F. Grünbaum

Obwohl Texte wie diese ziemlich anzüglich sind, sind sie trotzdem ehrenvoll und nicht billig oder abschätzig.
Wie heute auch, verpackte der Schlager schon damals gesellschaftskritische Themen in musikalische Unterhaltung. Dabei wurde auch die Emanzipation der Damen immer wieder aufgegriffen.

„Warum soll eine Frau kein Verhältnis haben?
Können Sie mir sagen warum?“
Fritzi Massary

Die Schlager in den 20er/30er Jahren waren direkt und wahrheitsgetreu. Die Texte waren zwar wie heute simpel aufgebaut, aber meist lustig und gut verständlich. Somit konnte jeder mitsingen und man hatte sie noch lange im Kopf.

„Mein geliebter Bimbambulla,
schrei noch einmal “Hulla, hulla”!
Und er fletscht die weißen Zähne und sagt nur: Hu-hu!

Karl M. May / Charles Amberg

Folgendes Video stellt den Schlager aus den 20er/30er dar:

Und dann kam die Wend:

Der Schlager wurde von den „moderneren“ Musikgattungen verdrängt und war plötzlich nicht mehr so bekannt und beliebt. Um den Schlager zu retten versuchte man ihn etwas aufzupeppen und daraus ergab sich der Pop-Schlager.

Zwar unterscheiden sich die Texte in ihrer Einfachheit nicht von den früheren Texten, sie sind allerdings bei weitem nicht mehr so lustig und frech wie damals. Obwohl auch heute eines der meist verwendeten Themen im Schlager die Liebe ist, sind die Texte nicht so provokant und direkt wie die aus den 20ern. Vielmehr sind sie idealisiert und manchmal gar kitschig.

„Atemlos durch die Nacht,
Bis ein neuer Tag erwacht
Atemlos einfach raus
Deine Augen ziehen mich aus!“
Helene Fischer

Ein erkennbarer Unterschied ist, dass Schlager heute kaum noch A capella gesungen wird sondern Playback und mit möglichst perfekter und aufwendiger Tontechnik aufgepimpt wird.

“Komm hol das Lasso raus wir spielen Cowboy und Indianer…
wir reiten um die Wette ohne Rast und ohne Ziel”
Michael Wendler

In keiner anderen Musikgattung gibt es so viele Hochs und Tiefs wie im Schlager.
Obwohl sich die Zuneigung zum Schlager bei der jüngeren Generation in Grenzen hält, ist er heute doch wieder auf einem seiner Höhepunkten angelangt.

Allerdings ist und bleibt der Schlager von heute mit dem aus den 20/30er unvergleichbar.

Kritik
von Anna Muff

Idee:

Reto Bugmann ist ein Freund von mir und ich habe ihn schon oft singen gehört. Eines Tages  kamen wir auf die Idee, dass wir einen Anlass organisieren können, auf welchem er singt und ich filme. So kann er die Leute für Schlager aus den 20/30er begeistern und ich kann meine Filmskills etwas auffrischen.

Reto organisierte die Lokalität und machte den Anlass publik und ich organisierte das Filmequipment und Leute, die mir beim Filmen helfen.

Vorgehen:

Wir filmten das Konzert mit zwei Kameras. Eine war statisch auf dem Stativ und eine auf dem Rig. Die verschiedenen Töne, Gesang, Klavier und Publikum, haben wir auf den H6 aufgenommen. Leider haben wir erst vor Ort erkannt, dass wir im Restaurant kein Platz für das mitgebrachte Licht haben. So mussten wir mit dem Licht, das vorhanden war, leben. Da es zu Beginn des Konzerts draussen noch hell war und dannl stetig dunkler wurde, war es in dem Holzgebäude sehr schwierig die optimalen Einstellungen zu finden. Die Restaurantchefin dimmte Mitten im Konzert das Licht, was uns die Situation nicht erleichterte. Und da das Konzert einen fixen Zeitplan hatte, konnten wir uns nicht lange an neuen Einstellungen versuchen.

Nach dem Konzert habe ich die besten Songs ausgesucht und daraus einen Zusammenschnitt aus verschiedenen Liedern erstellt. Bei der Sichtung des Filmmaterials und beim Ausprobieren habe ich schnell festgestellt, dass es besser aussieht, wenn ich nur Aufnahmen der statischen Kamera verwende, weil es sonst zu unruhig wirkt und zu sehr vom Gesang /Text ablenkt.

Fazit:

Für mich war es eine gute Übung sowohl im Filmen, als auch im Ton und in der Postproduktion. Ich investierte viel Zeit in die richtige Auswahl der Lieder, die Reihenfolge und in die anschliessende Postproduktion.

Für das nächste Mal wäre sehr wichtig mit gutem Licht zu arbeiten. Dies würde die Qualität der Aufnahmen deutlich steigern und das Rauschen vermindern. Und da wir mittlerweile auch etwas mehr Erfahrung im Umgang mit dem Rig haben, würden bestimmt auch diese Aufnahmen etwas ruhiger ausfallen.

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