Schnipseljagd!

Wer hier liest heute noch regelmässig Zeitung? Druckerschwärze an den Fingern, ständiges Verheddern beim Versuch, dieses übergrosse Format vernünftig auszubreiten…

Gut, so schlimm mag es noch nicht sein, aber trotzdem: Der Schritt in die Online-Welt ist längst vollzogen und reine „Papier-Medien“ dürften wohl (langsam, aber immer sicherer) um ihren Fortbestand fürchten. Man darf sich also fragen: „Wozu noch Zeitungen?“ Oder: „Was kann man mit ihnen noch so alles anstellen?“

Hier ein Versuch, Zeitungen einmal anders zu „lesen“, ihre Inhalte wortwörtlich neu auszulegen und (ganz nach dem Vorbild altmodischer Bestechungsbriefe) zu plakativen Botschaften zusammenzustellen. Also auf zur Schnipseljagd! Mal sehen, was noch so alles in den Zeitungen steht – und was sie vielleicht sogar über sich selbst als Medien zu berichten wissen…

Kritik
von Beatrice Burkart

Die Idee verschiedene Zeitungen zu „verschnipseln“ und die so freigestellten und aus dem Zusammenhang gerissenen Worte zu plakativen, visuell ansprechenden Botschaften neu zusammenzufügen, schwirrte mir schon längere Zeit im Kopf herum. Hier bot sich nun die Gelegenheit, das Ganze zu realisieren.

Die Umsetzung stellte sich als mühsamer und zeitaufwändiger heraus, als ursprünglich angenommen. Ich entschied mich für insgesamt sechs ausgewählte Zeitungen (Die Südostschweiz und das Bündner Tagblatt von Somedia, die NZZ und 20 Minuten von Tamedia sowie den Tagesanzeiger und den Blick von Ringier), aus denen jeweils ein eigenständiges Plakat entstand. Diese sollten am Ende optisch noch immer so gut es ging die ursprünglichen Zeitungen widerspiegeln, inhaltlich allerdings sowohl witzig sein, als auch eine tatsächliche Aussage über die Medienwelt oder die Zukunft von Zeitungen machen.

Die Nachbearbeitung der gescannten Plakate in Photoshop beinhaltete vor allem die Glättung des schwarzen Hintergrundes, einige Anpassungen am Layout sowie die Ausbesserung kleinerer Unreinheiten. Alles in allem gab es in diesem Schritt aber doch erstaunlich wenig zu tun.

Die Schwierigkeiten hielten sich im Grossen und Ganzen sehr in Grenzen, doch ich bin nicht mit allen sechs Plakaten im gleichen Masse zufrieden. Das liegt vor allem daran, dass gewisse Zeitungen, gerade der Tagi oder die NZZ, nur wenig mit Farben arbeiten, was sich natürlich auch auf meine Bilder übertrug und sie dementsprechend eintönig zurückliess. Als Lösung versuchte ich in solchen Fällen zusätzlich Grafiken einzubeziehen, was grundsätzlich sehr gut funktionierte, die fehlende Abwechslung aber nur teilweise ausgleichen konnte.

Eine weitere Problematik war das Gestalten von konkreten und dennoch interpretierbaren Aussagen mit den mir zu Verfügung stehenden, immer nur unvollständigen Wortschnipseln. Manchmal gelang das wunderbar, manchmal gäbe es beim Auf-den-Punkt-bringen jedoch noch Verbesserungspotenzial.

Das Ergebnis entspricht trotz allen Schwierigkeiten meinen Vorstellungen und das experimentelle Suchen und Zusammenfügen von Phrasen war eine spassige und insgesamt sehr spannende Arbeit.

Kommentare (3)

Schreibe einen Kommentar