von Melanie Zanga, Noémie Bont und Sandra Savin
Idee
http://walcherbild.ch/index.php?id=8
In einer Fotoausstellung im Glarner Braunwald dokumentierte der Glarner Fotograf Fridolin Walcher in Bildern das Glarner Gaden-Problem. Was für ein Gaden-Problem dachten wir uns? Davon hatten wir noch nie was gehört. Wir besuchten Fridolins Fotoausstellung und waren vom Thema begeistert. Wie kann man tagtäglich durch die Schweiz fahren, die schweizerische Landschaft geniessen und nicht bemerken, dass über 100’000 kleine Holzhäuschen am zerfallen sind? Und genau so müsste es auch unseren Kollegen und Kolleginnen gehen. Wir nahmen es in die Hand!
Umsetzung
Bildkomposition
Ein moderner Kunstfilm sollte es werden. Das war unsere Idee,die jungen Konsumenten auf den Schweizer Gaden-Zerfall aufmerksam zu machen. Für die alternativen Schnitte und die Bildkompositionen ließen wir uns vom folgenden Musikvideo von Jarryd James inspirieren:
https://www.youtube.com/watch?v=QQ7XJG0Z2ho
Wir konzentrierten uns auf Bildausschnitte, die in sich Strukturen aufwiesen und auf Bilder die sehr kontrastreich waren. Dazu spielten wir mit den Effekten hell/dunkel und dem Einsetzen von Rauch mittels Räucherstäbchen. Ein starres Bild wollten wir vermeiden und filmten deswegen aus der Hand.
Orte finden
Für die Locationwahl nahmen wir mit dem Fotografen Fridolin Walcher Kontakt auf. Er empfahl uns für die Aufnahmen diverse Orte im Glarnerland. Wir vertrauten dem Glarner Gaden-Spezialisten und haben auf eine Rekognoszierung der Ortschaften verzichtet.
Schnitt
Das langsame und mystische Lied Polarstern war perfekt für diesen Kunstfilm. Da es zu Beginn noch zu lange war, kürzten wir es auf knapp 1.5 Minuten. Polarstern eignet sich super um freche, ungewohnte Schnitte zu machen. So wurden die Schnitte auf die gehörten und ungehörten Takte gesetzt. Das macht den Film abwechslungsreich und nicht langweilig.
Colour Grading
Der Film sollte anfangs Schwarz-Weiss (SW) sein. Änderten dann aber schnell wieder unsere Meinung. Denn die schönen Farben die ein Gaden mit sich trägt kommen im SW-Effekt nicht zur Geltung. Wir entschieden uns für Farbe mittels flat (abgeflachter Farbkurve). So wird der Zerfall und das Alter des Gadens zusätzlich wiederspiegelt.
Tracking
Die eingeblendeten Sätze wollten wir mittels Tracking an das wackelige Bild anpassen. Jedoch erwiesen sich die schnellen Bildwechsel als problematisch. Wir haben zwei Versionen des Filmes erstellt, einmal mit und einmal ohne Tracking. Der getrackte Film hat den Handheld-Effekt negativ verstärkt. Das Bild sah unverwackelt und unruhig aus. Daher verzichteten wir auf ein Tracking.
Learnings und Probleme
- Der alternative Schnitt, den wir anstrebten, erwies sich als sehr schwierig nachzumachen. Da es nicht ganz einfach war den Bildwechsel so auszurichten, dass er auf den Takt der Musik passte, sah es anfangs schnell nach einem Schnittfehler aus. Nach gefüllten 100 verschiedenen Schnittvariationen passe es doch noch.
- Bei einem eher ungewohnten Schnitt auf die Musik, muss extrem präzise gearbeitet resp. geschnitten werden. Besten zwischen den 100 Schnittvarationen eine mehrtägige Pause einlegen. Denn irgendwann sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr.
- Das handheld gefilmte Bild wirkte sehr gut. Jedoch war es oft zu verwackelt, so dass in der Postproduktion lange nach den passenden Bildausschnitten gesucht hatten und einen Stabilisator benötigten. Kombiniert mit einigen Stativ-Aufnahmen wäre der Stabilisator nicht zum Zug gekommen.
Fazit
Seit dem Projekt laufen wir mit einem veränderten Blick durch unsere Heimat. Wir sehen an altbekannten Plätzchen plötzlich einen Gaden, wo wir vorher nur eine grüne, flache Landschaft gesehen hatten. Beim nächsten Projekt würden wir sicherlich das Thema Gaden noch größer ziehen und Umnutzungsmöglichkeiten in das Projekt miteinbeziehen. Ansonsten sind sehr zufrieden mit dem Resultat und dem Arbeitsablauf. Wir denken, das Ziel, die Konsumenten auf das Thema aufmerksam zu machen, haben wir mit diesem Kunstfilm erreicht.
Material:
- Requisiten (Räucherstäbchen, Spiegel)
- Taschenlampe
- gutes Schuhwerk (wandern angesagt)
- Kamera: Canon C100