Schubladisieren

In nur wenigen Augenblicken schubladisieren wir Menschen – wir urteilen über ihr Aussehen respektive über ihr Auftreten in Bruchteilen von Sekunden.

Menschen tendieren dazu, sich ein stark ausgeprägtes Bild von ihrem Gegenüber zu machen, ohne irgendwelche Informationen über ihr Visavis zu besitzen. Allein das optische Paket gaukelt uns aufgrund unserer Erfahrungen und Vorlieben oft vor, dass wir genau wissen, was diesen Menschen ausmacht und was nicht. Das führt dazu, dass wir unseren Mitmenschen einen Stempel aufdrücken und sie in Boxen stecken. Dieses Phänomen wollten wir auf eine spielerische Art und Weise darstellen.

(fms)

Kritik
von Gion Hunziker und Morris Müller

Idee:

Das Phänomen der Schubladisierung ist seit jeher allgegenwärtig und gerade im 21. Jahrhundert ist es präsenter denn je. «Kleider machen Leute», dieses alte Sprichwort stimmt für viele tatsächlich beziehungsweise machen Kleider und die Menschen darin, verbunden mit ihrem Auftreten denn Menschen sofort aus. Gewisse Vorlieben und Abneigungen lassen das Gegenüber sofort in ein gutes oder schlechtes Licht rücken. Wir urteilen also binnen kürzester Zeit über diesen Menschen und ob wir seinen optischen Auftritt mögen. Da wir uns selbst auch öfter als gewollt beim "Schubladisieren" erwischen, entstand die Idee, Freunde und uns selbst „abzustempeln“ und uns als Figuren in eine Schachtel zu stecken, welche man dann fiktiv in einem Online Shop bestellen kann - und das ganz nach den eigenen optischen Vorlieben.

Umsetzung:

Das Vorbild aller Darstellungen von Figuren, die in Schachteln stecken, liefert natürlich der Disney/Pixar Klassiker «Toy Story». Auf genial animierte Art werden hier aus Puppen lebendige Objekte, die gefangen in den vier Wänden einer Schachtel im Spielzeugladen stehen.

Für unser Projekt haben wir uns entschieden ein Fotoshooting durchzuführen, damit wir gut ausgeleuchtete und einheitliche Fotos von unseren “Puppen“ hatten. Voraussetzung für einen realistischen Look ist also ein gutes Foto, welches wir im Fotostudio schossen.

Fotoshooting:

Beim Probeshooting versuchten wir Licht und Hintergrund und vor allem die Haltung der “Figuren“ so zu kombinieren, dass einerseits ein natürliches Bild entstand, die Körperhaltung einem jedoch schon das Gefühl von etwas Statischem gibt, bis hin zu einer puppenartigen Haltung. Ebenfalls wollten wir versuchen, den ein oder anderen Gegenstand mit den Personen zu koppeln, damit unsere Action Figuren sich nicht nur durch den Look unterscheiden, sondern auch durch ihr Accessoires, welche ebenfalls einiges über die Person aussagen können.

Post-Production:

Orientierungshilfen für die Post Production waren Star Wars-Action Figuren und eine Spiderman Box. Das Freistellen der Figuren mit Photoshop war der erste Arbeitsschritt, um die Figuren aus dem Fotostudio herauszuholen und für ihre Schachtel bereit zu machen.

Verschiedene Grössen und Erscheinungsstile von Schachteln wurden diskutiert und ausprobiert. Die klassische Schachtel bekam dann vor der etwas moderneren Variante (Kartonscheibe mit aufgesetztem Plastik) den Vorrang und wurde mit einem durchsichtigen Behälter ausgestattet. Eine einheitliche Linie in der Verpackung muss sich bei allen Figuren durchziehen und somit wurde das optische Layout sowie Grösse und Stil der Box mit Hilfe der Farben und Betitelung vereinheitlicht. Die jeweilige Hauptfarbe der Schachtel sollte das Outfit der entsprechenden Puppe unterstreichen und die Figur mit der Schachtel in Verbindung setzen. Damit nicht nur die Figur realistisch wirkt, wurde mit verschieden Glow und Shine-Effekten und leicht transparenten Layers eine plastische Wirkung der Verpackung erzeugt. Mit dem Kernstück, der durchsichtigen Folie, wollten wir versuchen, einerseits das Dreidimensionale realistisch darzustellen und zugleich auch das Gefühl einer Spielzeugschachtel, wie wir sie alle aus der Kindheit kennen, aufkommen zu lassen.

Herausforderungen:

Den Spagat zwischen der realen Fotografie und der digitalen Ergänzung zu meistern, war eine der grössten Challenges. Die Fotos sahen in Kombination mit dem Gezeichneten teils zu realistisch aus und liessen den gewünschten Effekt verfliegen - die Puppen sahen schlicht und einfach zu realistisch aus. Jedoch konnte mit Schatten und der Anpassung der Helligkeit und Farbintensität etwas dagegengesteuert werden. Die grösste Challenge war jedoch klar die Plastikfolie, welche direkt vor der Puppe angebracht ist und den eigentlichen Effekt haben soll, eine Plastikbox zu suggerieren. Verschiedene Kombinationen aus schwarzem, stark strukturiertem Papier und transparenten Farblayers liessen uns zu einem befriedigenden jedoch nicht wunschgemässen Ergebnis kommen. Ebenfalls war die Schaffung eines dredimensionalem Raumes in der Schachtel, um diesen mit den zweidimensionalen Figuren zu füllen, eine echte Herausforderung. Die Alternative, die 2-D Option der Schachtel, eignete sich unserer Meinung nach jedoch zu wenig, um den gewünschten Schubladisierungseffekt darzustellen.

Fazit:

Wir sind grundsätzlich zufrieden mit dem Endresultat. Die Arbeit und vor allem das Shooting haben uns Spass gemacht und wir sind der Meinung, dass die gewünschte Aussagekraft zur Geltung kommt mit diesem Produkt. Wir sind gegen die Schubladisierung und wollen mit diesem Produkt lediglich aufmerksam machen auf dieses Phänomen, welches in unserer Zeit omnipräsenter denn je ist.

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