SchuSchu – my life as a blog

Wenn das Leben ein Instagram-Account wäre… Bei Anja Gasser, erfolgreiche Schweizer Bloggerin und Influencerin, scheint dies tatsächlich der Fall zu sein. Schau rein!

Süsse Farben, exotische Orte, üppige Muster, ein Traum in Pastell – Anja Gasser’s Lifestyle Blog «SchuSchu» setzt das Leben perfekt in Szene. Seit bald acht Jahren ist die 26-jährige dick im Geschäft und gehört damit zu den Urgesteinen der Schweizer Blogger-Szene. Fashion, Beauty-Produkte und Reisen gehören zu ihrem Repertoire, welches sie mit Erfolg ihren mehreren tausend Followern näherbringt.

Die Bilder sind so stimmungsvoll, dass man erwartet, sie erwachten jetzt dann gleich zum Leben. Ein leises Rascheln von Blättern, welche der Wind zärtlich anstupst, Vogelgezwitscher, ihre sanfte Stimme, die dich umhüllt, ein graziles Schlendern, ein verführerischer Augenaufschlag … Moment mal… beschreibe ich da etwa gerade unseren Film? So was…

(fms)

Kritik
von Shkurte Berisha, Charleen Bretteville und Rojda Oernek

Idee & Konzeption

Der erste Input, etwas mit einer Influencerin zu machen, kam von Shkurte Berisha, die persönlich mit Anja Gasser, unserer Protagonistin befreundet ist. Wir schlossen uns als Team zusammen und besprachen in mehreren Treffen, auf welche Art und Weise, wir dieses Thema umsetzen könnten. In einem zweiten Schritt interviewten wir Anja, um sie besser kennenzulernen und reisten gemeinsam nach Winterthur um zu begutachten, ob sich ihr Atelier, in welchem viele ihrer Blog-Fotos entstehen, für einen Dreh eignen würde.

Von Anfang an stand für uns im Zentrum, dass wir uns unabhängig von der Story, auf die Bilder, Licht und Ton fokussieren wollten, um uns in diesem Bereich weiterzuentwickeln. In bisherigen Projekten blieben diese Aspekte etwas auf der Strecke.

Es war nicht ganz einfach, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen, da wir drei sehr unterschiedliche Vorstellungen von der Umsetzung hatten. Wir entschieden uns dazu neun kleine Videos zu machen, welche einen realen Aspekt aus ihrem Bloggerleben präsentieren, um der Aussenwelt einen authentischen Einblick in ihren Alltag zu geben. Geplant waren hierfür zwei Drehtage. Doch kurz davor musste Anja, aufgrund eines gebuchten Fotoshootings in Portugal, diese bereits wieder absagen. Wir setzten einen nächsten Termin fest.

Am Tag vor dem neu festgelegten Dreh erreichte uns die Nachricht, dass Anja auch diesmal wieder aus terminlichen Gründen, nur noch einen Tag drehen konnte. Für uns hiess das alles fallen lassen oder schnell eine Alternative entwickeln. Denn unser Skript wäre mit nur einem Drehtag unmöglich umsetzbar gewesen. Innerhalb eines Abends krempelten wir unser Konzept um und schrieben ein neues Drehbuch.

«my life as a blog» zeigt Anjas Bloggerleben nicht wie es in Wirklichkeit abläuft, sondern eine idealisierte Version davon. Genau wie auch ihre Posts eine schöngemalte Realität zeigen, wollten wir mit unserem Film ein Bewegtbild-Pendent dazu erschaffen.

Equipment

Sony PXW X-70
LED Panel SWIT 35x35cm
Videostativ
Dolly
Reflektor

Zoom H6
Richtmikrofon
Tonangel

Dreh

Gedreht haben wir innerhalb eines Tages im Atelier, das Anja mit ihrem Freund teilt. Es befindet sich in Winterthur und da sie erst nach dem Mittag für uns Zeit hatte, holten wir den Schlüssel schon am Vorabend ab. So konnten wir den Morgen des Drehtags ausnutzen, um vor Ort letzte Entscheidungen zu treffen: Wir gingen jede einzelne Einstellung durch, testeten die Kameraführung, wählten die Kleider aus und positionierten die Möbel im Raum um.

Diese Vorbereitung hat uns sehr geholfen. Zum einen konnten wir das Drehbuch, welches wir am Abend zuvor umschreiben mussten, nochmals zusammen durchgehen und Unklarheiten besprechen. Zum anderen konnten wir während dem eigentlichen Dreh sehr zügig arbeiten. Da wir nur rund drei Stunden Zeit mit Anja hatten, hätte es nicht gereicht, noch Tests zu machen oder Bildausschnitte zu diskutieren.

Während dem Dreh arbeiteten wir durch den Zeitdruck effizient und konzentriert. Die Aufgaben teilten wir folgendermassen untereinander auf: Eine Person führte Regie und gab unserer Darstellerin Anweisungen. Die zweite Person kümmerte sich um die Kamera und besprach eng zusammen mit der Regie die Aufnahmen. Die dritte Person, die Aufnahmeleitung half mit, wo es noch jemanden brauchte und regulierte das Licht. Auch Anja war sehr professionell. Sie setzte unsere Ideen meist schon beim ersten Mal genau um, wie wir es uns vorgestellt hatten.

Schwierigkeiten bereitete uns vor allem der Ton. Obwohl wir bereits in ihrem Atelier gewesen waren, entging uns beim ersten Mal, dass die riesige Baustelle uns einen Strich durch die Rechnung machen würde. Sie übertönte die feinen Geräusche für unsere Aufnahmen total, sodass wir uns entschieden, den Ton wegzulassen und uns im Nachhinein um diesen zu kümmern. Zudem war die riesige Fensterfront ein Problem, denn durch die vielen Szenenwechsel im Film waren wir gezwungen alle Ecken des Raumes auszunutzen. So mussten wir auch im Gegenlicht filmen.

Am Ende des Drehtages waren wir aber alles sehr erleichtert und glücklich darüber, dass trotz kurzfristigen Änderungen alles so gut geklappt hat.

Postproduction

Da nicht alle von uns Kenntnisse im Post Production besassen, war es umso mehr eine Herausforderung so gut wie möglich unser Konzept umzusetzen.

Nach dem langen Drehtag kümmerten wir uns später um den Umgebungston und der Off-Voice. Dafür haben wir zuhause alle Töne nachgemacht und die Off-Stimme im mobilen Radiostudio der Schule aufgenommen. Es war nicht einfach die Off-Stimme aufzuzeichnen, denn es hat immer wieder gehallt. Improvisieren war angesagt. Wir gingen hinter einem Vorhang mit dem Radiostudio und es war sehr eng, aber nach unzähligen Takes war der Off-Voice Teil endlich gemacht. Bei der Bearbeitung mussten wir uns anstrengen und es effizient ausarbeiten.

Beim Rohschnitt wurden die Szenen passend aneinandergelegt. Da wir genau nach Drehbuch gefilmt und nicht wirklich die Zeit für weitere Aufnahmen hatten, war somit der Rohschnitt schnell gemacht.

Im Feinschnitt war es nicht ganz einfach die Überblendungen nahtlos aneinander zu schneiden, da die Aufnahmen wackelten. Aufgrund der kurzfristigen Drehbuchänderungen waren wir technisch nicht korrekt ausgerüstet gewesen. Auch die Suche nach den richtigen Musik-Tracks, zum unterlegen der einzelnen Szenen, beanspruchte einiges an Zeit. Sowie das richtige Pegeln und Überblenden von Off-Stimme und Sound. Das Darunterlegen vom Umgebungston war auch nicht gerade der einfachste Teil. Denn kein Ton durfte laut repräsentiert werden, wenn sie beispielsweise die Decke aufschlägt. Auch musste präzis die richtigen Tonstellen für jede kleine Bewegung angepasst werden, ansonsten wirkte es sehr seltsam und unreal.

Für die Animation am Schluss bauten wir mit Adobe XD Anja Gassers Blog nach und kombinierten Bilder vom Dreh mit realen Einträgen von ihrer Website.

Die grösste Challenge war dann aber das Color Grading. Unzählige Stunden flossen in das Angleichen der Szenen und ins erschaffen eines Blog-Looks. Wir wollten mit den Farben spielen, die Anja auf ihren Fotos auch anwendet; es ist das Graue im Hintergrund und die Pastellfarben im Vordergrund, die richtig auffallen sollten. Im Adobe Premiere war es extrem schwierig dies so umzusetzen, da es Szenen gab, die viel Kameraschwenk beinhalteten und zum Teil verschiedene Atmosphären des Gegenlichts aufkamen. Ein anderer Punkt war, dass jedes Computer Bildschirm die Farben anders repräsentiert und so mussten immer wieder Korrekturen vollzogen werden. Es war eine grosse Hürde zu meistern und es ist immer noch nicht ganz so entstanden, wie wir es uns vorgestellt haben.

Software

Adobe Premiere Pro CC (2018)
Adobe Audition CC (2018)
Adobe XD CC
Adobe After Effects CC (2018)

Fazit

Wenn wir alles Revue passieren lassen, dann stellen wir wieder mal fest, dass die Kommunikation das A und O ist. Es gab zu Beginn unterschiedliche Ansichten zum Konzept, somit war es auch schwierig eine Lösung zu finden. Zugleich war es nicht einfach mit der Protagonistin zu kommunizieren, da sie rund um die Uhr beschäftigt war. Sie hatte ihre eigenen Vorstellungen einer Zusammenarbeit und die hatten wir natürlich auch. Es gab ab und zu Meinungsverschiedenheiten zwischen uns und der Protagonistin, bei der wir sehr flexibel sein mussten. Im Allgemeinen war es für uns eine sehr gute Erfahrung mit einer professionellen Person zu arbeiten, die trotz ihrem vollen Terminkalender für uns die Zeit gefunden hat.

Ausserdem hat die technische Umsetzung nicht einwandfrei geklappt, da wir für die neue Umsetzung das falsche Equipment hatten. Ansonsten wäre uns die Planung vom Filmmaterial gelungen. Es wäre angebrachter gewesen, wenn wir die Location vorher noch besser kontrolliert und vielleicht auch Testaufnahmen bezüglich des Lichts gemacht hätten. Grundsätzlich hätten wir beim Post Production viel mehr Zeit gespart.

Diesen speziellen Blog-Look haben wir, unsere Meinung nach, nicht so richtig hinbekommen.  Für das, dass wir improvisieren und flexibel sein mussten, sind wir mit dem Film sehr zufrieden. Unsere Zusammenarbeit hat gut geklappt und zukünftig ist es wichtig, dass wir schnell eine gemeinsame Idee erkennen und umsetzen. Dafür braucht es natürlich von Beginn an Ehrlichkeit und gemeinsames unter die Arme greifen.

Und wie Aristoteles schon mal gesagt hat: «For the things we have to learn before we can do them, we learn by doing them.»

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