Segns da craps

Dank der heutigen Lebenserwartung darf man mit 50 Jahren von Halbzeit sprechen, wenn man als Optimist gilt. Sicherlich bietet sich dann die Gelegenheit, auf das Erlebte zurückzublicken und die Stationen im Leben Revue passieren zu lassen. Diese Erinnerungen in ein Kunstwerk zu packen und damit eine Geschichte zu erzählen, versuchte Irene Nold-Schwarz im vergangenen Jahr im Rahmen der Abschlussarbeit ihrer Ausbildung zur Erwachsenenbildnerin Gestaltung IAC.

Das Projekt startete bei einer Wanderung in den Bündner Bergen und fand in einer dreitägigen Ausstellung in Winterthur seinen Abschluss. Ich begleitete dieses Projekt, welches durchaus als «family-affair» bezeichnet werden kann, während des vergangenen Jahres und kreierte schliesslich mein eigenes Projekt daraus. Für die Dokumentation begleitete ich meine Mutter als Event-Fotograf, Website-Bastler, Layouter und Texter. Doch der Fokus dieses Projekt lag meinerseits auf dem Austausch. Während ich Irene – bekennende «Digitale Immigrantin» – WordPress, Indesign und die Basics von Content-Erstellung für Website und Social Media näherbrachte, lernte ich im Gegenzug von ihr, wie man kreative Ideen in Geschichten verpackt, diese umsetzt und in bestem Licht erstrahlen lässt.

Das Kunstwerk mit dem Namen «Segns da Craps» (Zeichen der Steine) besteht aus vierzehn Orten in Graubünden, welche auf dem Lebensweg von Irene eine tiefere Bedeutung aufweisen. Die Orte wurden mittels Gipsplatten mit einem Fundstück des Ortes visualisiert. Die Färbung erhielten die Platten durch Steinpigmentfarbe, hergestellt aus Gestein vom jeweiligen Ort.

Das Buch zum Kunstwerk:
Buch Segns da craps

Die Bilder des Events:
IAC-Ausstellung Winterthur

Die Website:
ino-kreativatelier

(fms)

Kritik
von Lucas Nold

Idee

Die Idee, das Projekt meiner Mutter multimedial zu begleiten, entstand im Frühjahr 2017, als Sie mich während ihrer Planungsphase wiederholt um Rat fragte. Nach einigen Hilfestellungen bei anderen Projekten, war ich der Meinung, dass eine eigene Website für ihre Tätigkeit im Kreativbereich sinnvoll ist. Dabei war es mir wichtig, dass die Inputs, was auf der Website ersichtlich sein soll, von Irene bestimmt werden und ich lediglich die Umsetzung vornehme. Es sollte eine möglichst einfache Website werden, welche Irene selbst mit Inhalt füttern kann. Daher benötigte es eine umfassende Schulung für das Wordpress-CMS, also Wissensvermittlung.

 

Als Irene ihre Idee für ihr Abschlussprojekt gefunden hatte, plante sie nebst der Produktion des Kunstwerkes auch die Dokumentation des Arbeitsprozesses sowie die Abschlusspräsentation. Für mich bedeutete dies, dass ich im Fotografie-Bereich und beim Layout meine Unterstützung. Es sollte ein Buch entstehen, welches den gesamten Prozess der Erstellung des Kunstwerkes beinhaltet. Da es sich um ein sehr arbeitsintensives und langfristiges Projekt handelte, konnte ich nicht bei jedem Schritt dabei sein. Daher fand wiederum eine Wissensvermittlung statt, diesmal im Bereich Fotografie. Auf was muss man achten beim Fotografieren, wie belichte ich die Objekte etc. Insgesamt wendete ich rund fünf Tage als Support Fotografie auf, erklärte die Einstellungen und Funktionen einer Canon 500D, wie man die Daten strukturiert und übermittelt und welche Bilder sich für die Buchgestaltung eignen und welche nicht.

 

Zum Ende wurde das Kunstwerk in der Abschluss-Ausstellung des Lehrganges präsentiert. Hierfür bot ich meine Hilfe als „Eventfotograf“ an. Einerseits für mich als Möglichkeit, weitere Erfahrungen im Bereich Fotografie zu sammeln und andererseits um Irene Inhalte für die Website zur Verfügung zu stellen.

 

Planung und Umsetzung

Eine detaillierte Planung des ganzen Projektes war nicht existent, da ich stark von dem Fortschritt des Kunstwerkes abhängig war. Die Website wurde im April 2017 erstellt. Auch hier gab es keine fixe Deadline. Beim Buch für die Abschlusspräsentation und Dokumentation der Arbeit war der Zeitplan deutlich straffer. Nach einem ersten Brainstorming im August folgte die definitive Fixierung, welche Inhalte in das Buch integriert werden sollten. Die Abschlussausstellung fand vom 13. bis 15. Oktober 2017 in Winterthur statt. Das Buch musste bis zum 6. Oktober druckfertig sein. Somit erstellte Irene im September die Texte, zusammen erstellten wir die nötigen Fotos der einzelnen Teile des Werkes. Dies war bis zum 30. September 2017 erledigt. Es folgte die Erstellung des Layouts meinerseits. Nach dem Druck des Buches realisierte Irene die Buchbindung (handmade). Somit war am 10. Oktober das Buch präsentationswürdig. Am Freitag, 13. Oktober, folgte die Abschlusspräsentation, bei welcher ich die Event-Fotos erstellte. Diese wurden tags darauf bearbeitet und an alle Aussteller weitergeleitet.

 

Herausforderungen

Während des Projektes schlug ich mit mehreren Herausforderungen herum. Unter anderem war beim Fotografieren der einzelnen Arbeitsschritten Flexibilität gefordert, da man vom Stand des Werkes abhängig war. Bei den Fotos zum Projekt, welche Irene anfertigte, waren viele unterbelichtete, überbelichtete und teils unscharfe Bilder mit dabei. Dies bedeutete einen grossen Aufwand beim Bearbeiten der Bilder oder nochmals Bilder schiessen. Eine weitere Herausforderung im Bereich Fotografie war die Abschluss-Ausstellung. Aufgrund der verschiedenen Lichtinstallationen bei den verschiedenen Werken und den zum Teil schlechten Lichtverhältnissen war dieser Auftrag eine gute Übungsmöglichkeit, meine Skills weiterzuentwickeln.

 

Die grösste Herausforderung des Projektes war es, Irene als „digital immigrant“ in eine „digital native“ zu verwandeln. Das Problem dabei, für uns „Natives“ sind viele Begriffe, Funktionsweisen oder Abläufe einfach selbstverständlich. Dies ist für „digital immigrants“ nicht der Fall und daher benötigt es Erklärungen, welche Grundlagen bilden.

 

Fazit

Das Fazit zum Projekt fällt grundsätzlich positiv aus. Ich habe gelernt, dass es zwar Geduld benötigt, einem „digital immigrant“ die multimediale Inhaltserstellung nahezubringen, jedoch bin ich der Überzeugung, nach der Erfahrung bei diesem Projekt, dass wenn wir „digital natives“ unser Wissen an die ältere Generation weitergeben, sehr guter und spannender Content entsteht. Auch ist es schön zu verfolgen, wie man durch seine Wissensvermittlung schnelle Fortschritte beobachten kann.

 

Bezüglich der Produkte bin ich gespaltener Ansicht. Für das Layout und die Fotos haben wir viele positive Rückmeldungen erhalten. Ich selbst bin ebenfalls zufrieden mit den beiden Produkten. Die Website, welche meine erste selbst erstellte Website ist, ist einfach, jedoch hat sie sehr grossen Optimierungspotenzial. Dieses auszunutzen wird jedoch schwierig, denn wie bereits erwähnt, es benötigt Zeit und Übung, damit die Seite auch in Eigenregie von Irene bespielt werden kann.

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