von Bettina Monn, Fabio Coray und Rahel Vetsch
Idee / Motivation
Ursprünglich hatten wir letzten Sommer einen Auftrag für ein Zürcher Start-up-Autovermietungsunternehmen in Aussicht. Geplant war ein kurzes Moodvideo über einen Bus, welchen sie in ihrem Angebot hatten. Wir hatten bereits das Konzept geschrieben und die Drehtage eingeplant, als wir die Nachricht des Unternehmens erhielten, dass sie uns aus zeitlichen Gründen, doch absagen müssen. So standen wir also vorerst ohne Auftrag aber mit viel reservierter Zeit da. Wir setzten uns zwei Tage zusammen und arbeiteten unsere Idee, ein Moodvideo zu machen weiter aus.
Schnell stellten wir fest, dass die Themen Wandern, Fernweh, die grosse weite Welt erkunden und ein Abenteuer erleben, hoch im Kurs lagen bei uns. Hand aufs Herz: Wer möchte das schon nicht? Leider hatten wir nicht die nötigen finanziellen Mittel, um selbst spontan die grosse weite Welt zu erkunden und ein Video darüber zu drehen. So versuchten wir diese Sehnsucht nach der Ferne, im nah gelegenen Bündnerland einzufangen. Doch nur schöne Aufnahmen genügten uns nicht. Zur Unterstreichung der Bilder sollte das Video mit einem passenden Text ergänzt werden.
Locations
- Grauberg
- Crestasee
- Wildpark Goldau
- Chur Fürstenwald
- Rheinschlucht
Dreh
Voraus zu sagen ist, dass wir uns mit der Textsuche zum Film zu Beginn etwas schwer taten. So hatten wir an allen sechs Drehtagen noch nicht eine textliche Vorlage, an die wir uns halten konnten. Wir filmten, was wir dachten, gebrauchen zu können.
18. August 2016
An diesem Tag gingen wir etwas auf Locationsuche. Da das Wetter gerade sehr schön war, wagten wir uns in die Höhe und unternahmen eine etwas grössere Wanderung. Wir gingen auf den Grauberg in Flims. Dort machten wir vor allem Stills, da eigentlich geplant war, mit unseren Protagonisten nochmals hochzukommen, um dort die richtigen Aufnahmen zu machen. Zum Glück gewährten wir der Drohne ab und zu einen kleinen Flug, denn das Wetter spielte an den weiter geplanten Drehtagen mit den Protagonisten, nicht mehr mit. So hatten wir aber bereits ein paar schöne Aufnahmen im Sack.
25. August 2016
Wir gestehen, dieser Drehtag im Tierpark Goldau machten wir vor allem unser wegen. Kindheitserinnerungen muss man auch mal wieder aufleben lassen. Dennoch ruhten wir uns nicht aus, sondern filmten die meisten Tiere, welche uns über den Weg liefen. Uns war es dabei wichtig, dass man bei den Aufnahmen nicht sieht, dass wir uns in einem Tierpark befinden. Dies war zum Teil gar nicht so leicht, und so mussten wir mit Einfallsreichtum und viel Futter die Tiere an die gewünschte Stelle locken. Und Obacht: Rehe können beissen!
26. August 2016
Will man das Fernweh visuell einfangen, kann man von Naturaufnahmen nicht genug in der Tasche haben. So gingen wir hinaus in die Wälder und an den Crestasee. Das Augenmerk an diesem Tag lag vor allem bei Detailaufnahmen. Spinnennetze, Blätter und Beeren wurden mit Wasser besprüht, damit sie noch spannender, noch geheimnisvoller wirkten.
24. September 2016
Wir wollten unbedingt einen alten VW-Bus in unserem Film haben. Und als ob unsere tiefsten Wunschvorstellungen erhört wurden, konnten wir wirklich mit einem roten VW-Bus filmen. Wir achteten darauf, dass wir die Zeit der Besitzer des Busses nicht all zu sehr beanspruchten und sehr zügig voran kamen. Die Szenen mit dem Bus konnten wir am Vormittag drehen und so haben wir am Nachmittag noch mit den zwei Protagonisten, andere Locations aufgesucht und sie im wahrsten Sinne des Wortes ins kalte Wasser springen lassen.
14. Oktober 2016
Wir hatten doch noch etwas bedenken, dass wir nicht genügend Naturaufnahmen hatten, da der eine Drehtag wettertechnisch ins Wasser fiel. So gingen wir noch in den Wald bei Churfirsten und machten nochmals einige Aufnahmen.
29. Oktober 2016
Wir wollten weitere Drohnenaufnahmen vom Crestasee haben, wo wirklich keine anderen Menschen zu sehen waren. Morgenstund hat bekanntlich Gold im Mund und dies bestätigte sich auch an diesem Tag. Der Crestasee war leicht mit etwas Nebel bedeckt, was für ein Augenschmaus.
Equipment
Unsere Aufnahmen planten wir an Orten, die nur zu Fuss erreichbar waren. Deshalb beschränkten wir uns auf ein möglichst leichtes Equipment, welches wir aber vielseitig einsetzen konnten. Not macht erfinderisch und so griffen wir zu kreativen Mitteln, um die Shots so zu bekommen, wie wir sie uns vorstellten. Zum Beispiel hätten wir in einer Aufnahme ein schweres Schwebestativ oder einen Gimbal benötigt, wir setzten jedoch dafür eine Drohne ein, welche wir stets dabei hatten.
In unsere Rucksäcke hatten wir eingepackt:
- Kameras: Panasonic Lumix GH4 & GoPro Hero 4
- Stative: Video-Stativ, Monopod und Video-Slider
- Drohne: DJI Phantom 4
Postproduction
Schnitt
Bevor wir an den Schnitt gingen, setzten wir uns mit dem Text nochmals intensiv auseinander. Endlich fanden wir das passende Gedicht «Sehnsucht» (Was zieht mir das Herz so?) von Goethe.
Als wir das ganze Material sichteten, viel uns auf, wie viel Material wir eigentlich hatten. Irgendwie hatten wir immer Angst, dass wir doch nicht genug im Kasten haben. Wahrscheinlich, weil wir bis dahin den Text noch nicht hatten. Wir wollten einfach nicht in die Situation kommen, dass es uns doch an Bildmaterial fehlte.
Beim Schnitt orientierten wir uns sehr an dem Text. Wir versuchten möglichst gut, das Gesprochene visuell darzustellen. Bei einigen Stellen mussten wir aber einsehen, dass es passendere Bilder gegeben hätte. Uns fehlte aber die Zeit, nochmals etwas filmen zu gehen und so war erneut Einfallsreichtum gefragt. Schlussendlich waren wir aber mit dem Schnitt ganz zufrieden.
Sprecher
Da wir mit unserem ersten, über eine Webseite angefragten Sprecher, nicht zufrieden waren, fragten wir spontan Nicolas Franken an, ob er uns vielleicht den Text einsprechen könnte. Dieser hatte zum Glück gerade Zeit und machte seine Arbeit wirklich gut.
Grading
Für den Schnitt haben wir Bilder der GH4 sowie der DJI Phantom 4 verwendet. Damit wir schöne Farben aus den Aufnahmen rausziehen konnten, haben wir mit der GH4 im Flat-Modus gefilmt. Beim Grading bestand die Schwierigkeit darin, die Bilder an den 2 Kameras anzupassen. So konnte man bei den Aufnahmen der Drohne nicht zu fest Graden, da die Qualität dieser Bilder nicht so hoch aufgelöst war. Die Bilder der GH4 mussten dann dementsprechend angepasst werden.
Audio
Ursprünglich war mal geplant, den Film mit GarageBand zu vertonen. Dies stellte sich aber ohne grosse Musikkenntnisse etwas schwierig heraus. Wir hatten eine sehr genaue Vorstellung für die Musik und mit den Loops von GarageBand konnten wir diese Stimmung nicht ausreichend einfangen. Uns war es wichtig, dass die Musik gut im Hintergrund funktionierte. Im Fokus sollte immer noch das Gedicht von Goethe stehen. Wir suchten nach einer ruhigen, atmosphärischen Musik, welche die Stimmung des Gedichts nochmals etwas unterstreicht. Die passende Musik fanden wir bei Musicbed.
Fazit
Das Projekt hat uns grossen Spass gemacht. Wir hatten für die Drehaufnahmen in den Ferien wirklich genügend Zeit gehabt und so waren wir zeitlich nicht so sehr unter Druck. Die Stimmung im Team war dadurch sehr ausgelassen und wir genossen alle, die gemeinsame Zeit zusammen. Was wir für ein solches Projekt in Zukunft anders machen würden, ist: Den Text vor den Drehtagen zu finden. So kann man wirklich sicher sein, dass man die perfekt passenden Bilder dazu bekommt und auch Zeit sparen kann, da die Bilder gezielt gemacht werden. Für das, dass wir ihn aber nicht hatten, kam der Film doch noch sehr schön raus. Da hatten wir wohl auch einfach sehr viel Glück und es hat sich gelohnt, so viele Tage für einen 1.5 minütigen Film zu investieren.