Drei Wochen intensive Planung – zwei mysteriöse Frauen – eine geheime Mission.

Innerhalb von 72 Stunden eine Story entwickeln, ausarbeiten, verfilmen, schneiden, vertonen und graden? Man nehme sechs MMP-Studierende, einen Selecta-Automat, vier Kilo Schokolade, sechs Esslöffel Kreativität und ein grosses Glas Essiggurken. Das Resultat: Der 72 Sekunden lange Kurzfilm «Selhackta» für den Online Wettbewerb des Zurich Film Festival zum Thema «Hacking».

(lhu)

Kritik
von Lucy Schön, Seline Freiburghaus, Sariana Berchtold, Yanis Wälti, Nicola Fischer und Jan Leibacher

Mission «Selhackta»: Startet.

Idee
Der Film «Selhackta» wurde von uns im Rahmen des Zurich Film Festivals 72 Wettbewerbs produziert. Im Vorfeld mussten wir uns als Gruppe für die Teilnahme anmelden. Das Thema «Hacking» wurde dann am 27. September um 12 Uhr Mittags bekannt gegeben. Von da an hatten wir 72 Stunden Zeit, einen Film von maximal 72 Sekunden zu kreieren.

Planung
Im Vorfeld reservierten wir von der Technikausleihe eine grosszügige Equipment-Auswahl, da wir nicht wussten, worauf wir uns filmisch einlassen werden. Da die 72 Stunden sehr intensiv werden sollten, stellten wir sicher, dass wir in dieser Zeit keine anderen Verpflichtungen hatten. Für unseren Arbeitsraum kam nur der Produktionsraum im SRF in Bern in Frage, da wir dort genügend Platz hatten. Wir vergaben im Vorfeld keine grosse Rollenverteilung, sondern entschieden uns laufend. Wir kennen uns als Menschen nach zwei Jahren Studium und Freundschaft sehr gut und wussten so, wer welche Stärken und Vorlieben hat. So konnten wir uns super unterstützen und in den Fähigkeiten ergänzen.

Umsetzung
Nachdem das Thema «Hacking» online bekannt gegeben wurde, setzten wir uns zusammen und fingen mit dem Brainstorming an. Schnell war klar: Eine Themenfindung mit sechs Personen ist nicht einfach. Jeder von uns hatte eine andere Vorstellung im Kopf. Von typischen Hackern bis Hackbrettern über Hackfleisch war alles dabei. Der Freitagnachmittag wurde für uns zur Qual, bis wir nach Stunden endlich die «Erleuchtung» hatten und alle mit der Geschichte einverstanden waren. Danach fertigten wir gleich den Szenenplan an. Unsere Geschichte spielt in der Nacht, deshalb begannen wir noch am selben Abend an verschiedenen Orten in Bern mit dem Aussendreh. Da wir sechs Personen waren, konnten wir sehr gut alle Rollen abdecken, sogar die der SchauspielerInnen. Dabei war es aber wichtig, dass wir uns fortlaufend zusammensetzten und besprachen, was angepasst oder getan werden musste. Am Freitagabend regnete es, doch bewaffnet mit Regenschirmen überstanden wir die Nachtschicht.

Am Samstag drehten wir aufgeteilt in zwei Dreiergruppen alle Innenräume ab. Eine Gruppe filmte die «Hackerin», die andere die «Einbrecherin». Dabei hielten wir uns an den Drehplan, besprachen aber laufend unsere Arbeit. Gegen Abend machten wir uns dann an den ersten Rohschnitt.

Der Sonntag war vor allem für die Post Production und Werbemittel da. Den Teil der Post-Production konnten wir uns gut aufteilen: Jemand übernahm den CGI-Teil. Dort mussten Greenscreens ausgewechselt werden und Lens-Flares gesetzt werden. Eine weitere Person kümmerte sich um den Ton. Dort mussten teilweise Geräusche und Stimmen neu vertont und anschliessend synchronisiert werden. Gleichzeitig zu den Audioarbeiten setzte jemand das Color-Grading um. Beim Color-Grading orientierten wir uns an Nachtszenen aus Hollywoodfilmen. Die Schwierigkeit war, eine stimmige Atmosphäre zu schaffen, die auf allen Bildschirmen gut aussieht.

Da ein Teil der Gruppe vor einem Jahr schon einmal am Wettbewerb teilgenommen hat, wussten wir, dass es sehr schwierig ist, im Online Voting genügend Stimmen zu bekommen. Denn nach den 72 Stunden Produktion bekamen wir vom Zurich Film Festival weitere 72 Stunden Zeit, um Stimmen für unseren Film zu holen. So konzentrierte sich ein Teil des Teams auf die Herstellung von vorgefertigten Social-Media-Posts und Plakaten mit integriertem QR-Code, die wir nach der Veröffentlichung unseres Films nutzten, um für «Selhackta» Werbung zu machen.

Durch unser Marketing auf  allen verfügbaren Kanälen (Instagram, Facebook, LinkedIn, Mail, Whatsapp etc.)  schafften wir es im Online Voting unter die 20 Beliebtesten von 200 eingereichten Filmen. Im Jury Voting schafften wir es zum Schluss unter die Top 72 Filme und wurden damit für den Jury Preis nominiert, was für uns ein schönes Highlight ist.

Learnings
Die DJI Ronin bereitete uns beim Dreh Sorgen: Sie funktionierte nicht gut, wenn der Monitor auf der Kamera montiert war. Der Schwerpunkt war dadurch sehr weit hinten und konnte nicht optimal ausbalanciert werden. Wahrscheinlich war das Gesamtgewicht von Objektiv, Kamera und Monitor auch eher zu hoch für den Motor des Gimbals. Wir konnten dies beheben, indem wir mit einem Magic Arm den Monitor seitlich an die Ronin montiert haben. Durch das Ändern der Brennweite am Objektiv verschob sich der Schwerpunkt und die Ronin musste auch jedesmal wieder leicht angeglichen werden.

Wir lernten auch, dass das Ausleuchten im Dunkeln sehr schwierig ist, da wir uns auf die Schatten achten mussten. Zudem ist das Filmen einer Nachtszene am Tag auch kein leichtes Unterfangen. Mit Backdrops haben wird versucht, die Fenster und Türen im SRF ab zu dunkeln, denn trotz heruntergelassenen Storen ist noch Licht hindurch gekommen.

Der Sound gab am Schluss am meisten Stress. Die Musik musste genau auf den Schnitt passen, was nicht immer funktionierte. Zudem war der Spannungsbogen in den ersten Sound-Versionen nicht befriedigend, was zu einigem Haare-Raufen führte.

Equipment

  • 2 x Sony A7lll + Akkus
  • 1 x Manfrotto Videostativ
  • 1 x Ronin S
  • 2 x Aladdin Headlight
  • Rotolight
  • 3 x Backdrop
  • Zoom H6
  • AVX Bodypack
  • Small HD Focusmonitor

Requisiten (Alphabetisch geordnet) 

  • Basketball
  • Bier (Wurde nicht gezählt)
  • Büro
  • Design Thinking
  • Einbrecher-Outfit
  • Eine Prise Humor
  • Essiggurkenglas
  • Gipfeli
  • Hacker-Hoodie
  • Schlaflose Nächte
  • Schwangerschaftskleider
  • Selecta-Automat
  • Taschenlampen
  • Wein
  • Weisse Socken
  • 1.2 kg Nerven
  • 4 Döner
  • 4 kg Schokolade gemischt
  • 6 EL Kreativität
  • 6 Pizzas

Fazit
Die  72 Stunden Dreharbeiten und 72 Stunden Verbreitungs-Zeit waren anstrengend aber sehr cool. Wir harmonierten als Team und hatten viel zu lachen. Auch ohne Preise sind wir stolz auf unsere Arbeit.

Mission «Selhackta»: Geglückt.

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