Sintflut – Kapitel II

Du kennst das sicher: Du liegst abends im Bett, kannst aber nicht einschlafen, weil dich etwas beschäftigt. Deine Gedanken drehen sich im Kreis und das Grübeln will einfach kein Ende nehmen – eine Gedankenflut.

Sintflut geht aus dem mittelhochdeutschen sin(t)vluot, althochdeutsch sin(t)fluot hervor, dass so viel wie «andauernde, umfassende Überschwemmung» bedeutet.

Auch im zweiten Teil des Webcomics «Sintflut» wird die Hauptfigur Marla «überflutet» – wie genau, erfährst du im Comic. Hier geht’s zum zweiten Kapitel.

(lhu)

Kritik
von Milena Steiner und Alexander Mazzone

Idee & Konzeption
Wie bereits im ersten Teil unseres Comics, wollten wir die Sintflut weiter als Metapher für unsere Geschichte verwenden. Wir fragten uns, was uns nebst Smartphone-Nachrichten sonst noch “überfluten” kann. Zusätzlich war es uns beiden wichtig, ein Thema aufzugreifen, dass uns persönlich oder allgemein Studenten beschäftigt und gesellschaftsrelevant ist.

Schlussendlich entschieden wir uns für das Thema Gedankenflut – oft auch Gedankenkarussell oder Overthinking genannt. Unter dem Begriff Overthinking verbirgt sich nichts anderes als zu viel Gedankengänge auf einmal. Natürlich ist es vollkommen normal, dass wir Menschen manchmal viel nachdenken, wenn uns etwas beschäftigt, aber sobald das Denken unser Leben kontrolliert, spricht man von Overthinking. Gerade als Studierende gerät man schnell in eine solche Situationen. Auslöser dafür können anstehende Prüfungen oder Projekt-Abgaben sein, aber auch simple Alltagsdinge die es zu erledigen gilt, bis hin zu Grundsatzfragen zum eigenen Leben.

Doch wie kann man eine Gedankenflut überhaupt visualisieren? Nach mehreren ernüchternden Brainstormings suchten wir Rat in Form eines Coachings bei Ulrike Mothes. Sie brachte uns letztendlich auf die Idee, die Gedankenflut symbolisch darzustellen, beispielsweise mit einem Gedankenwald. Dieses Stichwort war der nötige Anstoss für die visuelle Umsetzung und die Storyentwicklung. Des Weiteren gab sie uns den Tipp, damit zu spielen, unterschiedlich schlimme Gedanken gleichzustellen – oft passiert nämlich genau das bei einem Gedankenchaos.

Story
Da wir uns nun dazu entschieden hatten, die Gedankenflut in Form eines Waldes darzustellen, bestand nun unsere Aufgabe darin, eine passende Story dazu zu entwickeln.

Wir entschieden uns dafür, die Story direkt im Wald beginnen zu lassen - warum  sich sich die Protagonistin genau dort befindet, wollten wir den Leserinnen und Lesern offen lassen. Sie sollten zuerst mal ein bisschen rätseln.

Nun war die Challenge, eine Brücke von der Waldsituation zu Marlas Gedankenflut zu schlagen. Wir gestalteten die Geschichte so, dass die Protagonistin immer tiefer in den Wald eindringt, ziellos umherirrt, nicht vorwärts kommt und Angst kriegt– eine Situation die man oft aus Albträumen kennt. Irgendwann wenn der Weg kaum noch erkennbar ist, versperren ihr Dornenäste und Sträucher den Weg. Sie muss sich sozusagen durchs Dickicht kämpfen – und genau hier ist der Punkt an dem wir mit den Gedankenblasen einsetzen: Nach jedem Busch den sie vor sich wegschiebt, taucht ein Gedanke auf. Mal ist es nur eine simple Alltagssache die sie erledigen sollte, wiederum macht sie sich Sorgen um die Prüfungen – mit dieser willkürlichen Aneinanderreihung von Gedanken, versuchten wir, wie von Ulrike Mothes empfohlen, die Gedanken einander gleichzustellen.

Doch wie kommt die Protagonistin nun wieder aus diesem Gedankenchaos heraus? Wir entschieden uns dafür, die Gedankenflut inmitten des Waldes als Traum aufzulösen. Mithilfe des Weckergeräuschs wird Marla wieder in die Realität gerissen. Sie wacht auf und weiss, es war bloss ein Traum, doch die Gedanken sind immer noch da.

Drehbuch
Wie genau gestaltet sich ein Drehbuch für ein Comic? - das haben wir uns zu Beginn auch gefragt. In unserem Studium setzten wir uns bisher nur mit dem filmischen Drehbuch auseinander. Doch wie muss man ein Comic planen und inszenieren damit er nicht wie ein Film wirkt? Wie gestalten sich die Übergänge zwischen den einzelnen Szenen? - Fragen über Fragen die ein Umdenken in der Vorgehensweise von uns forderten.

Wir machten folgende Unterteilung:

  • Sequenz – pro Handlungsort ergibt sich eine neue Sequenz, z.B Wald, Zimmer etc.
  • Fliesstext – der Erzähltext, Stimmung und Hintergrundinformationen zusätzlich zu den Sprech- und Denkblasen liefert. Er wird auf der Website seitlich eingeblendet
  • Denkblase – alles was unsere Hauptfigur spricht oder denkt, wird in Blasen auf der Website ein- und ausgeblendet 
  • Besondere Geräusche werden in einzelnen Wörter visualisiert, z.B. “KRRSCH”
  • Zeichnungen

Nachfolgend ist unser Drehbuch ersichtlich: Drehbuch_2.0

Visuelle Umsetzung 
Bei der anfänglichen Ideensuche stiessen wir auf den Webcomic “The Boat”  http://www.sbs.com.au/theboat/ Wie sich herausstellte ein wahres Meisterwerk eines Webcomics, dass mehrfach mit Preisen ausgezeichnet wurde. Nebst den Animationen gefiel uns besonders der Zeichenstil. Wir entschieden uns daher, unseren Webcomic ähnlich zu gestalten. Die Zeichnungen sollten möglichst “rough” und handgezeichnet aussehen. Bei der Farbwahl beschränkten wir uns auf Schwarz-Weiss und Grautöne, da dies unserer Meinung nach die bedrückte  Stimmung und das Regenwetter am besten darstellt.

Die Zeichnungen wurden von Hand mit dem WACOM-Tablet im Adobe Photoshop gezeichnet. Dazu verwendeten wir verschiedene Brushes. Zum einen ein Öl-Brush für die Konturen und zum anderen ein Aquarell-Brush für die Flächen. Der Aquarell-Look sollte die regnerische Stimmung des Comics untermalen.

Eine Herausforderung beim Zeichnen war sicherlich, immer denselben Zeichenstil beizubehalten. Da die Zeichnungen über einen längeren Zeitraum entstanden sind, war das gar nicht so einfach – denn Zeichnen ist stimmungsabhängig. Je nach Stimmung, werden die Zeichnungen rougher oder detaillierter. Schlussendlich sollten die Zeichnungen aber alle denselben Look haben. Darum mussten teilweise einige Zeichnungen überarbeitet werden, damit letztendlich alles wie aus einem Guss aussah.

Sounddesign
Anders als beim ersten Teil des Webcomics, gibt es bei diesem Teil kein zentrales auditives Element (beim ersten Tei war es der Regen), dass den Leser/die Leserin durch den Comic begleitet. Dennoch haben wir einige Geräusche verwendet. Wir beschränkten uns dabei jedoch auf die Geräusche, welche es im Wald zu hören gibt und natürlich das Wecker-Klingeln.

Website
Bei der Website hatten wir zu Beginn des Projekts die Schwierigkeit herauszufinden, wie wir die Übergänge und Animationen überhaupt umsetzen möchten. Beim Comic “The Boat” funktionieren alle Animationen mit Scrollen. Wir haben uns entschieden, auch alle Animationen über Scrollen zu machen, da diese Bewegung am wenigsten verwirrt. Allerdings besteht “The Boat” aus mehreren Ebenen und Effekten und ist damit äusserst aufwendig. Ausserdem ist nicht direkt ersichtlich, wie er technisch aufgebaut ist.

Deshalb suchten wir selbst nach Möglichkeiten. Wir versuchten es zuerst mit PlugIns wie AOS (Animate on Scroll) und auch P5 aus. Beides funktionierte allerdings nur für einen Teil der Animationen. Bei P5 hatten wir beispielsweise die Schwierigkeit mehrere Canvas an verschiedenen Scroll-Positionen zu platzieren.

Im ersten Teil des Comics entschieden wir uns, alle Javascript-Funktionen für jede Animationsart selbst zu schreiben. Die Seite wurde so aufgebaut, dass sich von jedem einzelnen Element, die Startposition, die Bewegung und den Parallax-Scroll einstellen lässt. Im zweiten Teil haben wir nun aber das Plugin “Skrollr” genutzt.

Beim ersten Kapitel mussten wir uns aus Zeitgründen  beim Browser auf Google Chrome beschränken. Bei Firefox und Safari gab es beim Scrollen eine fehlerhafte Darstellung. Im zweiten Kapitel haben wir dieses Problem nun behoben – der Comic sollte nun auf allen Browsern funktioneren.

Verwendete Tools

  • Adobe Photoshop
  • Adobe Audition
  • Adobe After Effects
  • Wacom Tablet
  • Soundlibraries

Tipps-Seite
Da wohl einige Leserinnen und Leser selbst einmal bereits eine Gedankenflut erlebt haben, entschieden wir uns, einige Tipps zusammenzustellen, die bei einem akuten Gedankenchaos helfen können. Mithilfe einer Internet-Recherche stellten wir die meist genannten Tipps zusammen und hielten sie auf einer separaten Seite fest.

Fazit & Learnings
Das Projekt hat uns im Grossen und Ganzen sehr Spass gemacht. Wir haben Einiges ausprobiert und Vieles dazugelernt. War wir auch beim zweiten Teil bereuen ist unser Zeitmanagement  – hätten wir früher mit dem Projekt begonnen, so wäre das Endergebnis sicherlich nun um Einiges ausgereifter. Leider begannen wir auch in diesem Semester mit der Konzeption ziemlich spät, was uns gegen Ende Semester dafür umso mehr ins Schwitzen brachte. Trotz allen Schwierigkeiten die wir im ersten und zweiten Kapitel des Comics hatten, erfreuen wir uns sehr an unserem eigenen Webcomic.

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