Meine Mitbewohnerin bäckt gerade Sauerteigbrot. Soweit ich das verstanden habe, ist das eigentlich ganz normales Hefebrot, das man allerdings ohne Zugabe von Hefe herstellt. Also: Man nährt den Hefepilz im Mehl mit Wasser und lässt ihn so lange quellen (oder so ähnlich), bis er sich hefeartig verhält. Dann bäckt man aus dieser Wasser-Mehl-Pampe, die Kenner als Hefe-Starter bezeichnen, ein Brot. Easy. Vielleicht habe ich das auch gänzlich falsch verstanden und mein Brot würde – wie zu erwarten – eher backsteinartig aus dem Ofen kommen – wie ein Backstein aus der Asche. Tja.
Langer Rede, kurzer Sinn: Ich fühle mich wie Hefepampe. Ein gekillter Hefepilz, der durch Zugabe von zu wenig oder zu viel Wasser in seinem Mehl-Pflatsch qualvoll verendet ist. Ich fühle mich faul. Nutzlos, pampig, kompostierbar, wie die Katze auf dem Sofa, wie Schneematsch im Frühling.
Corona macht mich alle. Der Lockdown – ich kanns nicht mehr hören, will nicht mehr dran denken – setzt mir mehr zu, als ich jemals geahnt hätte. Ich krieg nichts auf die Reihe.
Und dann ist da die Schule: Abgaben, Deadlines, Prüfungen, Leistungsnachweis. Und ich – mittendrin, all alone, so ein bisschen Bärengraben-Feeling – versuche, mich mit dem Einzigen zu retten, was mir noch irgendwie erreichbar erscheint: Das Schreiben. Denn: Die zwei Jobs, die ich hatte, sind weg. Die beiden Hobbys auch. Die sozialen Beziehungen eh, kein Thema. Und es geht jedem gleich. Und es geht irgendwie grade so, aber eher schlecht als recht. Und dann gibt es da noch die, die eine neue Sprache lernen, endlich gesund essen – «schaut mal, Menschen auf Instagram, was ich tolles gekocht habe» – und die, für die Puzzles und Spaziergänge etwas Neues sind, etwas, mit dem sie die Lücke füllen, die der Lockdown in ihr Leben gerissen hat. Aber ich habe das schon immer gemacht und langsam gehen mir die Spazierrouten aus und die Puzzles und die Ideen eh und mein einziger Versuch, «mindful» zu sein, also mich auf mich selbst zu konzentrieren, endete in meinem – mittlerweile wieder verworfenen – Entschluss, bis zur Wiedereröffnung der Welt und des Lebens in meinem Bett zu bleiben und gar nichts mehr zu tun.
Also habe ich nicht Spanisch gelernt, habe nicht jeden Abend mit Freunden geskypt und nicht an einem internetbasierten Chorprojekt teilgenommen. Ich habe Runden in meinen zwei Zimmern gedreht und gehofft, dass es bald vorbei ist. Und auf einer dieser Runden, als wäre es vorher nie da gewesen, stiess ich auf ein Buch, das ich tatsächlich noch nicht gelesen hatte. Ein Buch übers Schreiben. Und zwar nicht irgendeines, sondern die Unterrichtslektüre aus dem ersten Semester, die wohl niemand ganz gelesen hat – was ja auch nicht Pflicht war… – und die ich mit viel Enthusiasmus gekauft und dann unter anderen Printprodukten auf Nimmerwiedersehen auf meiner Couch vergraben hatte. Der Federfux.
Das Buch, geschrieben von Monika Vogt, richtet sich an «Menschen, Tiere, Bäume, Kobolde und andere Geistwesen.» Ach wie praktisch, denke ich mir, während ich das Vorwort lese. Dann kann der Hefepilz ja auch mitmachen.
Und so fing ich an.
Um jeden, der sich dieses Intro hier bis zum Ende durchgelesen hat, angemessen zu entschädigen, verkünde ich euch nun noch eine frohe Botschaft – quasi das Fazit des ganzen Gelabers: Der Federfux funktioniert. Die Geschichte, die ich nach genauer Anleitung geschrieben habe, findest du auf meinem Blog. Laufend, den ganzen Sommer über, Kapitel für Kapitel veröffentlicht. Und falls du lieber liest als schreibst, findest du zwischen den einzelnen Kapitel auch den einen oder anderen Slam, ab und an Songtexte und bestimmt auch mal ein Mini-Drama.
Slams, Songs und Texte von der Insel
(bae)