Songbird Festival Davos: Emanuel Reiter

Die Schweiz ist ein Land der Festivals. Gemäss EDA Präsenz Schweiz haben die Eidgenossen gar das Land mit der weltweit grössten Festivaldichte. Am häufigsten sind Musikfestivals, derzeit über 200. Ein charmantes Festival findet sich mitten in der Bündner Berglandschaft – das Songbird Festival in Davos.

Seit 2007 gibt es diese Festival-Perle im ostschweizer Bergkanton – das einzige Singer/Songwriter Festival der Schweiz. «Unverfälschte Musik an stimmungsvollen Orten», berichtet die SI Style. «Eines der interessantesten hiesigen Festivals. Hier tritt heute auf, der morgen angesagt ist.», schreibt die Schweizer Illustrierte. 20 Minuten über den Geheimtipp aus dem Bündnerland: «Das Songbird Festival Davos ist das wichtigste Festival für heimische Singer/Songwriter» und Friday Magazine meint kurz und knackig: «Hingehen!». Gesagt, getan.

Musik spüren, Musik erleben und dies in der einzigartigen Atmosphäre eines historischen Jugendstilhotels, einer authentischen Zimmerei, eines Wohnzimmer ähnlichen Bakery-Cafés und einer zum Jazzkeller umfunktionierten Weinbar: So präsentiert sich das Songbird Festival Davos auf seiner Website.

Und genau dies scheint nicht zu viel versprochen zu sein. In heimeliger Atmosphäre gab es am 12. Dezember 2015 im Steigenberger Grandhotel Belvédère ein exklusives Showcase auf die Ohren. Auf der kleinen aber feinen Bühne: Emanuel Reiter, Singer/Songwriter aus St.Gallen mit Wurzeln im deutschen Oberbayern. Mehr zu Emanuel gibt es im Artist Check von Digezz.

Acht Songs aus diesem charmanten Akustik-Set von Emanuel Reiter und Band gibt es an dieser Stelle zu geniessen. Authentisch und Live.

Ab ans Meer – Live

Hin & Weg – Live

Wo fängt der Himmel an – Live

Weisst du eigentlich – Live

Danke – Live

Meilenweit – Live

Alles gute und viel mehr – Live

Ich weiss nicht wie – Live

Kritik
von Tobias Grimm und Roy Stahl

Konzeptgedanke

Live, echt und authentisch. So lautete der Wunsch des Künstlers für diese Produktion als Ausgangslage. Die acht Clips zu den acht Songs wurden im Rahmen des Konzerts von Emanuel Reiter am Songbird Festival 2015 mit Publikum in der Hotelbar des Steigenberger Grandhotel Belvédère in Davos live festgehalten.

Die Location versprach ein schönes Wohnzimmer-Ambiente, welches es einzufangen galt. Was die Location bietet, sollte nicht mit grosser Bühnentechnik verstellt werden. So gab es keine grosse Bühne, keine zusätzliche Beleuchtung und keine grosse Audioanlage. Klein und fein in jeder Hinsicht war das Motto. Dies beeinflusste unsere Equipment-Wahl deutlich. Klein, handlich und lichtstark mussten unsere Kameras sein, um gegenüber dem Publikum nicht negativ aufzufallen und trotzdem gute Bilder schiessen zu können.

Equipment

Bild
Für die Produktion der acht Videoclips entschieden wir uns mit drei Canon 5d Mark 3 DSLR-Kameras zu arbeiten. Wir entschieden uns für diese lichtstarken Kameras mit Vollformat-Sensor weil wir wussten, dass die Szenerie während dem Konzert nicht besonders gut ausgeleuchtet wird und die Location in einem Luxushotel es nicht zulässt, ein zusätzliches Licht-Set-Up und Stative aufzustellen. Ebenfalls wollten wir trotz spärlich ausgeleuchteter Bühne, helle und trotzdem heimelige Bilder mit grosser Tiefenschärfe einfangen. Auswechselbare Objektive waren ebenfalls sehr wichtig. Wir haben ausschliesslich mit diesen optisch Stabilisierten Optiken gefilmt: Tamron 24-70mm f2.8 für die fliegende Kamera, Canon 24-105mm f4 für die unbediente Stativkamera und eine Canon 70-200mm f2.8 für die zweite fliegende Kamera.

Gerne hätten wir mit Kameras gefilmt, welche uns einige Hilfsmittel wie Peaking und Histogramm geliefert hätten. Vorallem um Fokuspulling etwas einfacher zu gestalten. Leider hatten wir kein Budget für drei Sony A7s Kameras inkl. den gewünschten Optiken, welche für dieses Low-Light Setup unser Favorit gewesen wäre. Auch auf Magic Lantern Hacks, externe Monitore und Recorder verzichteten wir, um in der Hotelbar möglichst unauffällig filmen zu können. Wenn Budget und Produktionszeitraum begrenzt sind, gilt es Kompromisse zu machen. Wir sind mit der Qualität der Bilder zufrieden. Da und dort sitzt die Schärfe nicht perfekt oder es ruckelt ein wenig bei handgeführten Kamerafahrten – wir denken aber, dass die Art und Weise der Live-Videos dies verschmerzen lässt und nicht störend wirkt.

Audio
Wo ursprünglich ein Tontechniker mit Mischpult versprochen wurde, trafen wir und die Musiker auf ein kleines analoges Mischpult ohne professionelle Betreuung. Was für die drei-Mann-Band nicht weiter schlimm war, war für uns ein herber Dämpfer. Wir gingen nach den Vorabklärungen davon aus, dass ein Stereomitschnitt ab Mischpult gesichert war. Nun galt es zu improvisieren. So richteten wir uns zum einen einen eigenen Mitschnitt ab dem analogen Mischpult ein, zum anderen nahmen wir Raumklang mit einem (für diesen Zweck nicht geeigneten) Rode Videomic auf der Stativkamera auf. Die Audioqualität dieser improvisierten Mitschnitte lässt zu wünschen übrig und führte zu grossem Aufwand in der Postproduction.

Workflow

Eine Canon 5D Mark 3 DSLR-Kamera wurde fix auf einem Stativ positioniert mit Ausrichtung auf den Leadsänger. Dies war unsere unbediente Hauptkamera und Fall-Back-Lösung, falls in einigen Sequenzen die die beiden fliegenden Kameras kein brauchbaren Bilder generieren.

Die zwei weiteren Canon 5D's wurden von uns bedient und als fliegende Kameras eingesetzt. Der Auftrag war, Beauty Shots und Close Up's des Konzerts einzufangen. Dabei teilten wir die Art der Aufnahmen nach den verwendeten Objektiven auf. Die Kamera mit dem eher weitwinkligen Zoom-Objektiv sollte Totalen und weite Close-Ups aufnehmen, jedoch immer nahe zum Objekt stehen, damit der Hintergrund unscharf bleibt. Das Tele-Objektiv sollte Aufnahmen generieren, welche den Vorder- und Hintergrund klar trennen und dabei auf Objekte fokussieren, an welche man nicht nahe heran kann (z.B. Leadsänger). Mit dieser Aufteilung konnten wir sehr schöne Bilder einfangen ohne zu riskieren, dass wir viele gleiche Einstellungen und Sujets filmen.

In der Post Production haben wir die Videospuren der drei Kameras mittels Multikamera-Funktion in Adobe Premiere Pro miteinander synchronisiert und anschliessend in mehreren Durchläufen geschnitten.

Das Colorgrading ist für den komprimierten H264 Codec und das 4:2:0 Chromasubsampling eine Herausforderung und stösst ab und an Grenzen, was sich in unschönem ausbrennen der Farbinformation und Rauschen bemerkbar macht.

Zusammenarbeit

Ein Highlight dieser Produktion war die Zusammenarbeit der beiden Produzenten. Roy Stahl brachte mit seinem technischen Know-How über Video und Audio fundiertes Fachwissen nach Davos und Tobias Grimm mit seiner kreativen Ader eine gesunde Portion Kreativität mit ans Set.

Lessons learned (again)

Lichtstarke Vollformat Kameras sind in ihrem Bild einzigartig und durch nichts zu ersetzen. Die richtige Equipmentwahl entscheidet nebst dem «Können» über Erfolg oder Misserfolg.

Gewisse Dokumentations-Formate entschuldigen Unschärfe und unstabile Aufnahmen bis zu einem gewissen Grad und können in einem Live-Video sogar als Stilelement gebraucht werden.

Sich auf versprochene Dienstleistungen (Audiomitschnitt ab Pult durch einen Tontechniker) zu verlassen ist gefährlich. Man sollte Plan B, sowie das Equipment für Plan B immer mit dabei haben.

Post Production mit dem Multicam-Tool von Premiere Pro ist für Live-Mitschnitte ein unglaublich mächtiges und kreatives Werkzeug.

Fazit

Wir sind zufrieden mit den Endprodukten. Die Vorbereitung war super, wir konnten auf Herausforderungen adäquat reagieren und das Beste aus der Situation und dem nicht existenten Budget machen. Das nächste Mal würden wir aber eine dritte Person ans Set mitnehmen, welche den Ton und die Stativkamera betreut.

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