Spinne, Engel und Grätschsalto – Der Tanz mit dem Tuch

«Vertikaltuech» / «Hä, was?» / «Ja, da wicklet mer sich i de Luft so i zwei Tüecher i – wie im Zirkus» / «Ah … ja, ich glaub, ich weiss was du meinsch»

Es ist nicht wirklich ein Sport, der einem als erstes in den Sinn kommt, wenn man eine neue Freizeitbeschäftigung sucht. Oft kennt man es nicht, meistens denkt man sich aber: «Das kann ich sowieso nicht».

Das Vertikaltuch wurde 1995 von André Simard ins Leben gerufen, als er für den Cirque du Soleil neue Arten der Akrobatik entwickeln sollte. Mittlerweile steht das seidige Tuch bei jeder Zirkusshow auf dem Programm. Ist man nicht Teil von Monti, Knie oder dem Ohlala kann man Vertikaltuch auch in einer Turnhalle oder zuhause ausüben. Es ist keine Sportart, die man beim ersten Versuch mit links hinkriegt. Es erfordert einen gewissen Respekt und Durchhaltevermögen, denn ganz ungefährlich ist Vertikaltuch nicht. Trotzdem kann es mit genug Übung jeder schaffen.

Es braucht vor allem Kraft in den Armen und etwas Beweglichkeit, um lange genug in der Luft ausharren zu können. Nebst Einwickeln und Standfiguren wie «Spinne» oder «Engel» gibt es auch verschiedenste «Abfaller» wie der Grätschsalto, die, wenn man sie beherrscht, gut aussehen und richtig Spass machen.

Lili und Minea turnen schon seit Jahren am seidigen Tuch. Durch wöchentliches Trainieren und Dehnen haben sie sich ein grosses Repertoire an Übungen angeschafft. In unserem Video zeigen sie euch die anstrengende, aber schöne Kunst des Vertikaltuchs.

(sba)

Kritik
von Gina Gysi und Nuria Spycher

Idee
Gina betreibt seit 5 Jahren Vertikaltuch und es ist zu ihrer grossen Leidenschaft geworden. In anderen Ländern ist die Sportart schon viel bekannter, daher möchten wir der Schweiz diese Zirkuskunst etwas näherbringen. Einige Freundinnen von Gina haben schon Fotoprojekte über das Vertikaltuch gemacht, worin sie die Eleganz des Sports perfekt eingefangen haben. Nach diesem Stil soll sich auch unser Video richten. Mit Nahaufnahmen, verschiedenen Winkeln und Spielereinen mit dem Licht erschufen wir die passende Szenerie für unser Video.
Dies gelang uns aber nur mit der Hilfe von Liliana Jenny und Minea Mäder, zwei Mitturnerinnen von Gina. Herausgekommen ist ein Video, welches das Vertikaltuch von seiner besten Seite präsentiert.
Meistens versucht Gina, Vertikaltuch mit «Zirkus-Akrobatik an so zwei Tüchern in der Luft» zu erklären. Meistens genügt diese Definition auch, jedoch würden wir diesen Sport und dessen Eleganz möglichst vielen Menschen verständlich machen.

Planung & Umsetzung
Wir haben schon früh Ginas Mitturnerinnen um Hilfe gebeten und auch sie waren begeistert von der Idee. Wir fanden schon bald einen passenden Termin und waren ready für den Dreh. Die Organisation einer Location und den Vertikaltüchern stellte sich jedoch als viel schwieriger heraus, als gedacht. Wir hatten viel Zeit damit verbracht, eine einzigartige Location zu bekommen, welche uns schlussendlich doch nicht zur Verfügung stand. Also machten wir uns auf die Suche nach einer freien Turnhalle. Nach kurzem Hin und Her erhielt ich die Erlaubnis, die Turnhalle Mülimatt in Brugg für den Dreh zu benutzen.

Bei der Organisation der Tücher hatten wir unsere erste Chance aus Vergesslichkeit leider verpasst, zum Glück kannten wir aber noch weitere Personen, die uns zwei Vertikaltücher zur Verfügung stellen konnten.

Am Sonntag, 21. April fand der Dreh statt. Die Turnhalle stand uns für fünf Stunden zur Verfügung, was uns den Zeitdruck nahm und wodurch wir vor Ort noch Zeit hatten das Setting, Licht und Equipment vorzubereiten. Anfangs tüftelten wir beide etwas mit den Kameras herum und filmten aus allen möglichen Winkeln. Wir fanden aber schon bald einen Rhythmus und einigten uns darauf, dass jeweils jemand Nah- und jemand Totalaufnahmen filmt. Da das Video keine Tonaufnahmen benötigte, konnten wir während des ganzen Drehs miteinander kommunizieren, den Turnerinnen Anweisungen geben und waren sehr flexibel. Gemeinsam hatten wir schon im Voraus besprochen, welche Übungen, Posen und Abfaller wir gerne filmen würden. So hatten wir eine klare Vorstellung davon, was auf uns zukommen würde und aus welchen Winkeln wir bestimmte Dinge filmen möchten. Während des Drehs fielen uns immer wieder neue Ideen ein und auch Lili und Minea gaben uns sehr viele Inputs. So kam es dazu, dass wir bei manchen Aufnahmen unter dem Tuch lagen oder uns in die Tücher wickelten, um etwas von oben filmen zu können. Wir bemerkten schon zu Beginn, dass die Stative für die Kameras viel zu tief sind, um etwas zu filmen, was auf 6m Höhe stattfindet. Also mussten wir improvisieren. Zum Glück fand der Dreh in einer Turnhalle statt, denn so hatten wir Zugriff auf jegliches Sportequipment. Um auf die gleiche Höhe wie die Turnerinnen zu gelangen, bauten wir aus zwei Schwedenkästen einen sehr hohen Schwedenkasten. Um lange, ruhige Fahrtsequenzen filmen zu können setzte sich jeweils eine von uns mit der Kamera auf einen Schwedenkasten, während sie von einer der anderen Mädels um das Tuch herumgestossen wurde. Unsere improvisierten Stunts funktionierten zum Glück sehr gut und wir sind sehr zufrieden mit den daraus entstandenen Videos.

Gefilmt wurde mit folgendem Material:

  • Lupo Quadrilight 2000
  • Filmklapppe
  • Audio Kabel: XLR m - XLR f
  • Manfrotto Lichtstativ 3-Bein
  • Sennheiser Richtrohrmikrofon MKE 600
  • Mikrofonstativ K&M 210/9
  • 2x Sony PDW X-70 SET UHD
  • 2x Videostativ Manfrotto
  • Zoom H5 Audiorekorder

Postproduction
Von Anfang an hatten wir ein Bild des fertigen Filmes im Kopf. Um dies umsetzen zu können sortierten wir zuerst aus allen Videoclips das brauchbare Material heraus. Anschliessend sortierten wir alle Clips nach den einzelnen «Figuren» und mischten die Nah- und Totalaufnahmen. Wir fingen an, die Videos so zusammenzuschneiden, wie wir es uns vorgestellt hatten. Nach einer Zeit fiel uns wieder ein, dass wir ja eigentlich noch Musik zum Hinterlegen brauchen. Also machten wir uns auf die Suche nach einem kostenlosen, passenden Musikstück. Dies stellte sich als sehr schwierig heraus, da jedes Stück entweder zu langsam oder zu schnell, zu kurz oder lang, zu melancholisch oder zu poppig war. Nach stundenlanger Suche fanden wir endlich einen Remix von Steve Gibbs’, «Patterns (Cyrus Reynolds Remix)», der uns gefiel. Jedoch war dieser Lizenzgeschützt. Wir konnten es aber mit dem Label abklären und den Song für unser Video verwenden.

Fazit
Zu Beginn des Projektes hatten wir eine Vorstellung des fertigen Videos in unseren Köpfen und wir können mit Stolz sagen, dass wir diese Vision sehr gut umsetzen konnten. Dabei haben wir viel gelernt, vor allem im filmischen Bereich. Es ist etwas völlig anderes, wenn man die Kamera nicht einfach auf ein Stativ setzen und geradeaus filmen kann. Da wir uns im Voraus auf die Einstellungen geeinigt haben, konnten wir uns während des Drehs gegenseitig vertrauen und uns auf unsere eigenen Aufnahmen konzentrieren.
Wir hatten sehr viel Spass während des Drehs und sind froh, dass Lili und Minea so viel Energie mitgebracht haben und geduldig mit uns waren. Das Projekt hat uns eine andere Art des Filmemachens gezeigt und wir würden künftig gerne wieder ein Video in diesem Stil produzieren.

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