Spring Awakening in Graubünden, Switzerland

Der Winter neigt sich dem Ende zu. Das Eis schmilzt, das Wasser fliesst, die Blumen spriessen, die Käfer krabbeln, das Leben erwacht. Das Gefühl des Erwachens der Natur wollen wir mit unserem Kurzfilm zeigen. Mit eindrucksvollen Bildern der Bündner Naturwelt und der perfekt passenden Musik ist es uns gelungen, eine mystische Stimmung zu erzeugen, wie wir sie während den Aufnahmen erlebten.

Die Inspiration für unser Filmkonzept haben wir in der Natur gesucht. Kamera einpacken und ab in die Berge. Kilometerlange Märsche durch Wald und Schnee, schmelzendes Eis und erste Blumen. Das Frühlingserwachen soll das Thema des Filmes werden. Die grösste Herausforderung sind Tieraufnahmen. Gut versteckt muss man sich auf die Lauer legen, um nicht bemerkt zu werden und viel Geduld mitbringen. Dabei spielt das Equipment eine entscheidende Rolle und man muss auch Glück haben. Dass uns Aufnahmen eines Bibers in freier Wildbahn und bei Tageslicht gelangen, war das Highlight der Dreharbeiten. Eine solche Gelegenheit wird sich uns wohl nie mehr bieten, da diese Tiere nachtaktiv und eher scheu sind. Dies war ein wertvoller Beitrag zu unserem Ziel, eine breite Palette an Tieren abzudecken.

Der Schnitt soll dem Betrachter das Gefühl des Frühlingserwachens zeigen. Durch langsame Schnitte am Anfang zu lebhaften, schnelleren Schnitten am Schluss, ist uns dies sicher gelungen. Der Film war eine sehr positive und lehrreiche Erfahrung für das ganze Team. Wir machen uns bereits jetzt über eine Fortsetzung im nächsten Semester Gedanken.

(ae)

Kritik
von Roman Willi, Tobie Wittmann und David Giorno

Idee & Konzeption:
Beim ersten Drehtag hatten wir noch kein ausgereiftes Konzept. Wir fuhren Richtung Savognin und von dort aus in die Höhe. Zu Fuss wanderten wir kilometerweit durch den Wald und liessen uns von der Natur inspirieren. Makroaufnahmen von Ameisen, die Schneeschmelze, Schärfefahrten mit extremer Tiefenunschärfe; wir filmten alles, worauf wir gerade Lust hatten. Um uns herum war der Frühling am Erwachen. So entschieden wir uns für dieses Thema.

Nun war das Ziel, eine möglichst breite Palette an Tieren abzubilden. Ebenso wollten wir Timelapse- und Landschaftsaufnahmen machen. Mit diesem Ziel vor Augen waren wir zu dritt oder auch allein unterwegs in der Natur.

Dreh
Es wurde hauptsächlich mit einer Kamera gearbeitet. Unser Team bestand aus dem Kameramann, seinem Assistenten und dem Spezialisten für Audioaufnahmen, der mit dem Audiogerät Field Recordings und Foley aufzeichnete. Wir fuhren hoch in die Berge und wanderten stundenlang, um die schönsten Plätze zu entdecken. Wir konnten viel von einander profitieren und genossen die Stunden in der Natur.

Während des Mittagessens in einem Restaurant kamen wir mit Ortsansässigen ins Gespräch, die uns weitere Plätze für gute Aufnahmen empfahlen.

Tiere vor die Linse zu bekommen ist nicht so einfach. Gemeinsam waren wir meistens zu laut, um Tieraufnahmen zu machen. Deshalb gingen wir z.T. sehr früh aus dem Haus, suchten eine geeignete Stelle und warteten oft stundenlang, bis etwas geschah. Tipps und Tricks von Tierfotografen und Jägern konnten helfen, aber auch gute Musik in den Ohren machten das Warten einfacher.

Roman kümmerte sich um die Timelapseaufnahmen, da er bereits viel Erfahrung in diesem Bereich hat. Das Schneeschmelzen konnte einfach umgesetzt werden, die Timelapse der Pflanzen stellte sich als viel komplizierter heraus. Bei der Pflanzenwahl entschied er sich für das schnell wachsende Kresse . Vom zweiten Tag nach dem Einpflanzen an, wurde über einen Zeitraum von 5 Tagen alle 8 Minuten ein Foto von einem Glasbehälter mit eingebauten Licht und schwarzen Hintergrund geschossen. Im Nachhinein musste der schwarze Hintergrund im After Effects herausgekeyt werden.

Equipment
Kamera:

  • Sony alpha 6500
  • Sony alpha 7S
  • Canon 60D
  • Canon 70D

Objektive:

  • Canon EF 100mm f/2.8 L IS USM Macro
    mit Makroringen und teilweise zusätzlich 2x Konverter von Vivitar
  • Canon EF-S 18-135mm f/3.5-5.6
  • Sigma 150-600mm Contemporary f/5-6.3
    mit 2x Konverter von Vivitar
  • Sigma 18-35mm f/1.8 APS-C

Audio: 

  • Zoom H4N
  • Zoom H6
  • Sennheiser ME66
  • Rhode NTG-1

Postproduction
Nach dem Sichten des Materials mussten die Szenen sinnvoll arrangiert werden; von den winterlichen Bildern zu den gesättigten Frühlingsaufnahmen. Die Schwierigkeit dabei war, möglichst angenehme Schnitte zu setzen. Wenn zum Beispiel von einer Makroaufnahme auf eine Landschaft gewechselt wird, soll der Übergang nicht zu abrupt sein. Dabei wurde auf Ähnlichkeiten der Farben oder Stimmung geachtet.

Das Sounddesign war aufwändig. Oftmals war es wegen Nebengeräuschen nicht möglich, geeignete Audioaufnahmen zu machen. Für die Vertonung der Flügelschläge etc. musste Foley aufgenommen werden.

Wir waren uns von Anfang an einig, ein klassisches Musikstück zu wählen. Antonín Dvořáks 9. Symphonie «New World» empfanden wir als sehr treffend. Der Aufbau des Stückes passt perfekt zum Thema «Frühlingserwachen».

Software

  • Adobe Premiere Pro CC (2017)
  • Adobe Audition CC (2017)
  • Adobe After Effects CC (2017)
  • Adobe Lightroom CC (2015)

Fazit
Unser Team war gut durchmischt, was sich als sehr nützlich herausstellte. Wir hatten einen Videoexperten und einen Audiospezialisten mit viel Erfahrungen. Für die dritte Person war vieles neu, doch konnte sie sich gut einbringen und von den anderen profitieren.

Wir haben vieles richtig gemacht, hätten aber auch einige Stunden sparen können, wenn wir das Konzept früher definiert hätten. Nicht immer haben wir Audio aufgenommen, obwohl es möglich gewesen wäre. Im Nachhinein ein Fehlentscheid, der uns viel Arbeit bescherte.

Es war eine sehr positive Erfahrung für das ganze Team und wir denken bereits über eine Fortsetzung im nächsten Semester nach.

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