Stehende Raketen

Und schon haben wir dich! Kaum siehst du ein zweideutiges Bild und zwei fantasieanregende Worte, schon klickst du drauf los.

Aber in diesem Digezz-Beitrag geht es nicht um die Standhaftigkeit von irgendwem, sondern um ein Produktevideo für ein Start-Up namens Hirtuos. Irgendwie mussten wir dich ja zu unserem Beitrag locken. Schaffen wir dasselbe auch bei potenziellen Käufern des Produkts mit Hilfe unseres Videos? Siehe selbst:

(le)

Kritik
von Benjamin Baumann, Sven Wüst und Benoît Perritaz

Die Idee des Produktevideos...

...war, dass es für sich selbst spricht. Keine leeren Versprechungen, keine Wortneufindungen, kein über-den-grünen-Klee-loben. Das Video sollte den modernen Ansprüchen einer Produktevorstellung genügen und innerhalb kürzester Zeit die Produktion des Produkts, der Rakete, aufzeigen. Das Video soll an der Designgut Winterthur (http://www.designgut.ch) im November 2016 am Verkaufsstand von Michael Hirt gezeigt und danach zu Promotionszwecken verwendet werden.

Konzeptionsphase

Konzept: Um unser Ziel, ein hochwertiges dynamisches Produktevideo zu produzieren, erreichen zu können, musste der ganze Ablauf des Videos von Beginn weg strikt durchgeplant werden. Durch den Einsatz von Dynamik mit entsprechenden Bewegungsabläufen und Transitions konnten wir uns keine Fehler in der Planung leisten. Fehler in der Produktion hätten die Realisierung unseres Konzepts bedroht.

Um Dynamik in unser Video zu bringen, planten wir die Produktion mit einem Gimbal zu machen, sowie geeignete Transitions im vornhinein genau zu fixieren. Zudem entschieden wir uns dazu, erstmals eine Produktion in 4k zu machen. Da bei dynamischen Videos oft die Story vergessen geht, planten wir in der Konzeptionsphase zudem den Einsatz der Stilmittel Makroaufnahmen / Slow Motion, die einen Kontrast zu den anderen Aufnahmen werden sollten.

Story: Beim Produktevideo für Hirtuos wollten wir keine leeren Versprechungen machen, sondern ein Video produzieren, das die Holzbearbeitung in ästhetischer Form darstellt. Im knapp einminütigen Video soll der Produktionsablauf einer Rakete gezeigt werden wobei wir die wichtigsten Elemente versucht haben gekonnt in Szene zu setzen und hervorzuheben. Zudem war es Michael Hirt sehr wichtig, dem Material Holz und der Verarbeitung dessen einen hohen Stellenwert zu geben.

All diese Dinge versuchten wir in einer Story zu verpacken, die beim Zuschauer Aufmerksamkeit erregt. Dies konzipierten wir hauptsächlich mit Cuts, die Szenen dynamisch miteinander verbinden und dem gekonnten Auslassen dessen, was eigentlich genau hergestellt wird. Dies wird erst am Ende des Produktevideos ersichtlich.

Storyboard: Nachdem die Story in groben Zügen stand, wurde ein ausführliches Storyboard mit Tablet im Photoshop erarbeitet. Die Wichtigkeit dessen beim Dreh war uns durchaus bewusst, weswegen wir hier genügend Zeit aufwendeten. Nachdem das Storyboard stand, wurde es mit Michael Hirt angeschaut und anfallende Änderungen vorgenommen.

Produktionsphase

Vorbereitung: Ein weiterer nicht zu unterschätzender Punkt war die Organisation des ganzen Equipments für den Dreh. Nebst dem Material aus der Technikausleihe der HTW Chur mussten wir zusätzlich Equipment bei Privatpersonen und vom Kulturbüro St. Gallen (http://www.kulturbuero.ch/sg/) ausleihen. Hier die vollständige Liste:

  • Sachtler Videostativ
  • Rollspinne
  • Slider
  • Gimbal DJI Ronin M
  • Atomos Shogun (Recorder & Monitor)
  • Kamera Sony fs5
  • Kamera Sony a7s
  • Objektive: Makro / 24-70mm / 35mm / 55mm
  • Polarizer für Objektiv 24-70mm
  • Metabones Speedbooster
  • Scheinwerfer ARRI 650 Plus
  • Zoom H5
  • Tonangel
  • Sennheiser Richtmikrofon
  • XLR-Kabel
  • Kabelrolle
  • Vorhänge
  • SD-Speicherkarten
  • Akkus
  • Bouncer
  • HTW Bus

Was man nicht vergessen sollte, das Equipment vor dem Drehtag zu kontrollieren und einstellen, damit man am Drehtag keine Zeit verliert. Da die Zeit bei einem Dreh meistens schon zu knapp berechnet ist, darf kein Risiko aufseiten kalkulierbarer Dinge verloren gehen.

Die Organisation der Location (Lokremise Wil (http://www.stadtwil.ch/de/kulfre/kultur/kulturortesaele/lokalitaeten/welcome.php?action=showobject&object_id=9905)) sowie des Catering wurde von Michael Hirt selbst übernommen. Was uns zusätzlichen Aufwand erspart hat.

Dreh: Durch die exakte Planung stiessen wir beim Dreh auf keine grösseren Schwierigkeiten. Bei einigen Shots mussten wir jedoch trotzdem kleine Anpassungen vornehmen, da die Vorstellung vom Gewollten in Wirklichkeit nicht umzusetzen war mit unserem Equipment.  Bei der Produktion des Videos planten wir nur einen Drehtag ein. Das hiess für uns: 06:30 Uhr Abfahrt, Aufbau, Filmen, Abbau, 21:15 Uhr Heimfahrt.

Specials: Was wir bei der Planung des Produktevideos zu wenig beachtet haben war, dass beim Einsatz eines Gimbals zwar die Kamera perfekt stabilisiert ist, die Schritte beim Gehen im Bild jedoch trotzdem leicht sichtbar sind. Da unser Konzept oft auf genau diesem dynamischen Dahinschweben basiert, mussten wir improvisieren:

Bild_I
(Dreh mit Gimbal auf dem Skateboard)

Bild_II
(Dreh mit Gimbal auf dem Sackkarren)

Da wir gewisse Dinge aus dem Storyboard erst beim Dreh für nicht umsetzbar hielten, mussten wir einen Übergang improvisieren. Die Idee war ein senkrechter Shot von oben. Doch wie sollen wir diesen umsetzen ohne einen Kran oder andere Hilfsmittel? Hier die improvisierte Variante:

Bild_III
(Dreh mit Slider auf der Leiter zwischen zwei Garderobenständern)

Postproduktionphase

Schnitt: Ein erster Roh-Rohschnitt wurde bereits auf dem Nachhauseweg von Wil nach Chur gemacht. So bekamen wir auch direkt ein Gefühl für den weiteren Verlauf der Postproduktion. Nachdem wir uns das erste Mal zur Weiterarbeit getroffen haben, hatten wir einen Rohschnitt, den wir zur Abnahme dem Kunden zugesandt haben. Nach dem Feedback von Michael Hirt machten wir uns ans Finetuning im After Effects.

After Effects: Durch die exakte Planung der Shots hatten wir keine grösseren Probleme beim Finishing des Produktevideos. Die einzige Pein an der ganzen Sache waren die 4k Aufnahmen, die extreme Renderleistungen von unseren MacBooks forderten. Das braucht immer wieder Zeit, wenn man Dinge ausprobieren will. Dies wurde im vornhinein stark unterschätzt.

Sound: Ein Freund von Michael Hirt hat für das Video einen Song komponiert, den wir verwenden wollten. Jedoch hat dieser nicht unseren Ansprüchen entsprochen, weshalb wir selbst einen Song gesucht haben, der zu den Aufnahmen passte.

Sounddesign: Nachdem wir das Produktevideo so weit fertig hatten, machten wir uns ans Sounddesign. Mit Hilfe von Wischeffekten, Tempoeffekten und anderen Geräuschen gaben wir den bereits starken Bildern noch eine zusätzliche Tiefe. Dies führt dazu, dass der Betrachter des Videos die ganze Dynamik in den Bildern intensiver wahrnimmt und ihn so mehr anspricht.

Fazit

Zum Teil haben wir uns im Storyboard zu viel vorgenommen, was dazu führte, das Shots teilweise nur sehr schwer und mühsam umzusetzen waren oder ganz gestrichen werden mussten.

Zudem lässt sich sagen, dass Fremdequipment immer ein gewisses Risiko sein kann. Der DJI Ronin M (Gimbal) war zu dem Zeitpunkt, an dem wir ihn ausgelehnt hatten, am Griff defekt, was wir nur mit einer zentimeterdicken Schicht von Gaffatape fixen konnten.

Zusätzlich kam der Atomos Shogun hinzu, den wir am Drehtag das erste Mal in den Händen halten konnten. Nach einigen Minuten Einrichtzeit und googlen konnten wir jedoch alle Einstellungen machen, die für uns wichtig waren.

Zum Schluss kann man sagen, Spontaneität zahlt sich aus und mit viel Geduld in der Produktion und der Postproduktion ist uns ein sehenswertes Video gelungen. Wir sind zufrieden mit dem Endergebnis.

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