SwitzerWanderLand

Immerzu streben wir danach, möglichst weit weg zu verreisen. Hast auch du dich schon gefragt, weshalb das so ist? Wir auch! Denn die Schweiz ist eigentlich etwas ganz Besonderes. Ein Land der unbegrenzten Vielfalt. Und das gerät viel zu oft in Vergessenheit.

Warum also ans Meer, wenn es hier wunderschöne Seen und Flüsse gibt? Warum in die karge Wüste, wenn schneebedeckte Berge dir auch ein Panorama präsentieren? Warum auf Safaris, wenn sich hier in smaragdgrünen Wäldern das Mystische verbirgt? Warum so weit weg, wenn das Schöne vor deinen Füssen liegt?

Unsere Hommage an die Schweiz:

(nsc)

Kritik
von Kim Valéry Corpataux und Charleen Bretteville

1) Idee & Konzeption

Die Ursprungsidee bestand darin, in einem Video die wunderschöne Vielfalt der Schweiz zum Ausdruck zu bringen.

  • Inspiration. Um Ideen zu sammeln, schauten wir viele bestehende Naturvideos und versuchten, die angewendeten Techniken zu analysieren. Dabei waren vor allem Instagram und YouTube unsere Inspirationsquellen.
  • Motive & Storyline. Die Ideen, welche wir sammelten, notierten wir laufend und bündelten sie in Kategorien: Seen, Flüsse Brücken, Strassen, Wälder, Pflanzen, Tiere). Wir entschieden uns auch, viele Aktivitäten zu zeigen, um Spannung und Abwechslung zu schaffen. Zudem machten wir uns erste Gedanken zur Storyline. Sollten wir beispielsweise einen ganzen Tag von Sonnenaufgang bis in die Nacht zeigen oder eher ein Moodvideo, unabhängig von der Zeit  machen?
  • Orte. Wir erstellten eine umfassende Liste mit schönen Orten in der Schweiz, welche wir in unserem Video integrieren könnten. Dazu sprachen wir mit Leuten in unserem Umfeld, recherchierten online, setzten uns einen Tag lang in eine Buchhandlung, stöberten in Büchern und nutzten die Instagram-Profile bekannter Schweizer Natur-Influencer. Die Liste enthielt jeweils ein Bild zum Ort, sowie Informationen über die Zugänglichkeit, die Einschränkungen für Drohnen, die Lichtverschmutzung, die Verpflegungs- sowie die Übernachtungsmöglichkeiten. Zudem war die Liste nach Kantonen sortiert für eine bessere Routenplanung.
  • Routenplanung. Danach entschieden wir uns für gewisse Orte, wobei die Aspekte Zugänglichkeit, Filmen mit der Drohne und die Abwechslung der Motive (Seen, Brücken, Strassen, Wälder etc.) ausschlaggebend waren. Wir überlegten uns, wie wir mehrere Orte in der Tour am Besten kombinieren könnten und erstellten einen genauen Zeitplan. Nebst einer detaillierten Wanderroute mussten wir uns auch überlegen, welche Transportmittel wir nutzen (um nicht die letzte Fahrt der Seilbahn zu verpassen), was wir essen und wo wir übernachten würden.
  • Drohne. Da SwitzerWanderLand unser erstes Projekt mit einer Drohne war, investierten wir viel Zeit, um sie zu testen und sich mit ihr vertraut zu machen. Mehrmals übten wir das Fliegen und die verschiedenen Einstellungen (Point Of Interest, Follow Me). Leider mussten wir auch auch die Sensoren neu kalibrieren, was sehr zeitaufwändig war. Zusätzlich schauten wir viele Tutorials, um Tipps für die Kameraeinstellungen und das Fliegen zu sammeln.
  • Kameraeinstellungen. Damit wir während dem Dreh sicher nichts vergessen würden, bereitetn wir für jede Kamera jeweils ein Merkblatt vor. Dort notierten wir uns die genauen Einstellungen wie beispielsweise die Bildfrequenz und das Color Profile.
  • Shotlist. Anhand von Maps und bestehenden Bildern stellten wir schliesslich für jede Route eine Shotlist zusammen. Dort notierten wir auch gewisse Schnittideen (Masken, Continuity etc.).

2) Equipment

Die Technik wählten wir natürlich entsprechend unseren geplanten Aufnahmen. Jedoch floss die Wahl und Koordination des Equipments auch stark in unsere Planung ein. Eine der grössten Herausforderungen war es, genug Strom für die zahlreichen Akkus zu finden. Für die Drohne mieteten wir daher zusätzliche Akkus und fragten im Voraus bei Restaurants an, ob wir bei ihnen laden können.

Zusätzlich mussten wir sehr auf das Gewicht und die Grösse der Kameras achten. Für die erste Route gingen wir noch mit je über 20kg Gepäck los - und haben dann ziemlich rasch bemerkt, dass dies nicht die ideale Lösung war. Dank unseren Learnings haben wir unser Equipment für jede Route neu angepasst. So haben wir nach der ersten Route die beiden Canon DSLR Kameras durch die Sony a6500 getauscht: Sie punktete nicht nur mit einer besseren Stabilisierung und einer höheren Anzahl an FPS, sondern auch mit ihrer Leichtigkeit. Wir haben auch nur noch ein statt wie vorher vier verschiedene Objektive mitgenommen. Zudem sind wir von der Phantom 4 auf die Mavic Pro umgestiegen - auch hier wegen dem Gewicht und der Grösse.

Die Anpassungen haben auch in unserer Produktivität gezeigt: Während das Equipment auf der ersten Route teilweise ein Hindernis darstellte, konnten wir dieses auf der vierten Route optimal nutzen und somit effizienter arbeiten.

  • Canon 5D
  • Canon 70D
  • Sony a6500
  • GoPro Hero 4 (inkl. Gimbal)
  • DJI Phantom 4
  • DJI Mavic Pro
  • Fotostativ

3) Dreh

Insgesamt haben wir vier Dreh-Routen erstellt, wobei die Ausflüge in die Berge über die Sommermonate verteilt waren. So hatten wir immer genug Zeit, den vergangenen Dreh zu reflektieren und Optimierungen für den Nächsten zu planen.

Für die erste Route beispielsweise hatten wir zu lange Wanderstrecken eingeplant, wodurch wir nicht mehr genügend Zeit hatten, um zu filmen. Vor allem haben wir auch das Gewicht unserer Rucksäcke unterschätzt: Die Kameras, die Drohne, die Akkus, das Zelt, den Schlafsack, das Wasser und das Essen - zusammen ist das enorm schwer. Darum haben wir für die nächsten Drehs die Routen gekürzt und die Mobilität mit dem Auto erhöht, um schneller von A nach B zu kommen und so längere Film-Einheiten zur Verfügung zu haben.

Ursprünglich hatten wir unsere Aufgaben so verteilt, dass eine Person für die DSLR-Aufnahmen und eine Person für die Drohnen-Aufnahmen zuständig war. In Wirklichkeit konnten wir das aber nicht so umsetzen, da wir viele Shots gemeinsam drehen mussten.

  • Route 1: Appenzell (3 Tage). Berggasthaus Aescher, Seealpsee, Stauberen, Furgglenalp, Fälensee, Saxer Lücke
  • Route 2: Berner Oberland (2 Tage). Gelmersee, Triftbrücke, Triftsee
  • Route 3: Pilatus Luzern (1 Tag). Gfellen, Tripolihütte, Mittaggüpfi
  • Route 4: Pässe (1 Tag). Wasserfall Berglistüber, Klausenpass, Sustenpass, Wasserfall Stäuber in Unterschächen

4) Postproduction

Als der Sommer langsam zu Ende ging, die Nächte kühler wurden und wir uns entschieden, keine weiteren Routen mehr einzuplanen,, machten wir uns an die Postproduction. Der Prozess dauerte zirka vier Monate lang:

  • Sichten. Zuerst gingen wir das gefilmte Material grob durch. So konnten wir alle Bilder wieder in Erinnerung rufen.
  • Storyline. Anschliessend besprachen wir erneut die Storyline. Seit der Preproduction hatte sich für uns Einiges verändert, da beim Dreh nicht alles genau so gekommen war, wie wir es geplant hatten.
  • Musik. Um die Musik für unser Video zu finden, hörten wir uns durch die Royalty-Free-Mediatheken von audiojungle.net und premiumbeat.com. Es war schwierig ein Stück zu finden, das uns beiden gefiel, da wir hohe Ansprüche an den Song hatten. Wir wollten hier keine Kompromisse machen. Schliesslich kauften wir ein Lied von premiumbeat.com und ergänzten das Intro mit einem zweiten Song. Danach schnitten wir den Song für uns zurecht. Die Länge des Songs definierten wir nicht anhand des verfügbaren Videomaterials, sondern indem wir uns fragten, wie lange die Aufmerksamkeit eines Betrachters halten würde.
  • Struktur. Als wir die finale Musik hatten, strukturierten wir das Video endgültig. Wir definierten die Stimmung der Bilder, welche wir in den einzelnen Teilen zeigen wollten. So hörten wir bereits heraus, dass wir im ruhigeren Zwischenteil die chronologische Zelt-Szene zeigen würden und konnten uns schon vorstellen, welche Art von Einstellungen Teil des Intros sein würden. Der Aufbau des Songs hat die Struktur des Videos massgebend beeinflusst.
  • Off-Text. Die Herausforderung beim Off-Text lag darin, dass dieser aus der Perspektive der Schweiz geschrieben aber von einem Mann gesprochen werden sollte. Wir sammelten deshalb Adjektive, die zur Schweiz passten, sich aber auch auf einen Mensch übertragen liessen. Danach bauten wir um diese Adjektive herum Sätze auf. Das Texten fiel uns sehr einfach und wir waren innert kurzer Zeit beide sehr zufrieden damit.
  • Sprecher. Sobald wir den endgültigen Text hatten, starteten wir ein Online-Casting auf bodalgo.com, um einen professionellen Sprecher zu finden. Wir erhielten schnell zahlreiche Sprechproben und verliessen uns bei der Entscheidung dann vor allem auf unser Bauchgefühl. Die Zusammenarbeit lief extrem gut. Wir erhielten die Aufnahmen sehr rasch und unsere Korrekturen und Vorschläge wurden kompetent umgesetzt.
  • Bilder aussortieren. Da wir nun ein klares Gerüst, die Musik sowie den Off-Text hatten, sortierten wir unser Videomaterial aus. Wir sortierten die unscharfen, rauschenden und wackeligen Aufnahmen heraus und teilten die guten Bilder in Kategorien ein: Natur, Tiere, Aktivitäten, Zelt und Drohne. Wir wählten die Ausschnitte schon grob aus und fügten alle Einstellungen in dieselbe Sequenz in Adobe Premiere Pro, wobei wir die einzelnen Kategorien jeweils einfärbten. Zusätzlich arbeiteten wir mit mehreren Spuren, um die Aufnahmen in die vordefinierten Schnittideen zu teilen (Masken, Übergänge, Continuity etc.). Das Aussortieren nahm zwar viel Zeit in Anspruch, dafür erleichterte es uns die Arbeit im Rohschnitt: Wir hatten alle guten Aufnahmen in einer Sequenz zusammengefügt und mussten nicht mehr im Projektordner nach Material suchen.
  • Rohschnitt. Da wir unser Video inhaltlich strukturiert hatten, konnten wir problemlos gleichzeitig am Schnitt arbeiten: Jede von uns machte gewisse Abschnitte, die wir anschliessend zusammenführten. Da wir unsere definitive Musik sowie den Off-Text hatten, schnitten wir von Anfang an sehr genau. Das heisst, wir nutzten das Time-Remapping und machten spezielle Transitions auch bereits mit einer verlinkten Composition in After Effects, damit zeitlich alles genau auf den Song passte. Wir arbeiteten sehr eng zusammen, besprachen unsere Schnitte ständig und gaben uns Rückmeldungen, um sicherzustellen, dass wir denselben Stil erzeugten.
  • Color Grading. Beim Grading arbeiteten wir mit einem LUT und passten alle Aufnahmen einzeln an. Da wir mit insgesamt sechs verschiedenen Kameras gearbeitet hatten, war es eine Herausforderung, allen Bildern denselben Stil zu verleihen: Was beim einen Bild sehr stimmig wirkte, sah beim nächsten scheusslich aus. Daher stimmten wir oft einzelne Farben sehr fein aufeinander ab.
  • Sound-Effekte. Um der Natur noch mehr Leben einzuhauchen, fügten wir vereinzelt Sound-Effekte hinzu. Diese luden wir aus Musikbibliotheken wie freesound.org und youtube.com/audiolibrary herunter. Ganz im Sinne von «Eine Tonebene ist König», achteten wir darauf, am Anfang prägnanter mit den Effekten zu arbeiten, da die Musik im Intro sehr ruhig ist. Danach wählten wir nur noch einzelne Stellen aus, da auch die Musik lauter, impulsiver und intensiver wurde. Wir waren erstaunt, was es ausmacht, wenn man Dingen ein Geräusch gibt, die nicht einmal in der Realität eines haben.

5) Software

    • Adobe Premiere Pro (Schnitt & Color Grading)
    • Adobe After Effects (Transitions, Rausch-Reduzierung, Titel-Animationen)
    • Adobe Illustrator, Adobe Lightroom, Adobe Photoshop (Thumbnail)

6) Fazit & Learnings

SwitzerWanderLand hat uns sieben Monate lang fast täglich beschäftigt. Nebst der Tatsache, dass wir wunderschöne Gegenden der Schweiz kennengelernt haben, hat uns das Projekt auch dazu bewogen, technisch Neues auszuprobieren. So war es für uns beide neu, ein Natur-Video zu drehen, erstmals mit einer Drohne zu filmen und einen professionellen Sprecher zu engagieren. Wir hatten unsere Ziele für das Video hoch gesetzt - manchmal hatten wir uns auch zu viel vorgenommen und wir haben etliche Fehler gemacht. Aber: Wir haben enorm viel gelernt. Hier unsere wichtigsten Learnings:

  • Equipment & Mobilität
    • Filmequipment ist extrem schwer. Und mit 23kg auf dem Rücken kommt man nicht so schnell vorwärts, wie es auf den Wandertafeln angegeben ist.
    • Es ist besser, sich auf möglichst wenig Equipment zu beschränken. Einerseits spart man so Gewicht und damit auch Energie. Andererseits wird man kaum die Zeit haben, alles davon zu nutzen, da man im Zeitplan bleiben muss.
    • Man braucht enorm viel Zeit zum Filmen. Darum müssen die Wanderrouten sehr realistisch kalkuliert sein. Es ist besser, eine Strecke auf mehrere Tage zu verteilen. So kann man sichergehen, genügend Zeit für alle gewünschten Aufnahmen zu haben.
    • Um schnell auf Situationen reagieren zu können, beispielsweise wenn Tiere über den Wanderweg gehen, muss man die Kamera immer griffbereit haben. Darum darf die Kamera nicht in den Rucksack verstaut werden. Auch die Drohne sollte innert Sekunden startklar sein.
  • Drohne
    • Drohnen-Akkus sind schnell aufgebraucht und extrem schwer. Es war essentiell, dass wir uns die Ladestationen im Voraus überlegt und organisiert hatten.
    • Um interessante Aufnahmen mit der Drohne zu machen, muss sich im Vordergrund etwas bewegen - entweder man filmt eine Person oder man fliegt nah an einem Objekt vorbei.
    • Bei Aufnahmen mit der Drohne (Phantom 4 / Mavic Pro) braucht es immer genügend Licht. Es ist nicht möglich, in der Golden oder der Blue Hour zu filmen, weil die kleinste Erhöhung des ISOs bereits ein Bildrauschen erzeugt. Eine mögliche Lösung wäre, für solche Aufnahmen mit professionellen Drohnen wie der DJI Matrice 600 zu arbeiten.
    • Eine hohe Bildfrequenz verkleinert den Bildausschnitt und zoomt damit rein. Dies verursacht zusätzliches Rauschen.
    • Oft ist es nicht nötig, mit einer hohen Bildfrequenz zu filmen. Vor allem bei Bergaufnahmen müssen die Aufnahmen in der Postproduction eher verschnellert werden, damit es spannend bleibt (Drohne fliegt sehr langsam). Eine hohe Bildfrequenz ist vor allem dann sinnvoll, wenn eine (sich bewegende) Person im Vordergrund steht.
    • Die Qualität der Aufnahmen (Phantom 4 / Mavic Pro) ist verglichen mit der von DSLR-Kameras sehr niedrig. → Es ist noch abzuklären, wieso das so ist, eventuell könnte es am D-Log liegen?
  • Motive & Bewegung
    • Um spannende Motive zu finden, müssen Personen und Aktivitäten im Fokus stehen. Denn das Weite und Unantastbare der Berglandschaft kommt ohne einen Vordergrund nicht beim Betrachter an, weil sich in den Bergen nichts bewegt. Naturbilder können zwar schön sein, aber es muss etwas passieren, sonst wirkt es uninteressant.
    • Bewegung kann auch in der Postproduction erzeugt werden: Durch abwechslungsreiche Bilder und spannenden Schnitttechniken, kann das Ruhige der Bergen ausgeglichen werden.
  • Workflow
    • Wenn man einen gewissen Workflow befolgt und gut miteinander kommuniziert, ist es möglich, gleichzeitig an einem Projekt (Adobe Premiere Pro) zu arbeiten. Wichtig ist dabei, die gleiche Ordnerstruktur zu haben. Es hilft auch, mit der gleichen Anzahl Spuren zu arbeiten.
    • In Premiere kann man gut zwei Projekte gleichzeitig öffnen und die Änderungen einer Person in eine bestehende Sequenz einfügen. Aufpassen muss man nur, dass man die Sequenz und die Projektdatei jeweils unbenennt und man gleich viele Spuren hat.   

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