Tag zu Nacht-Timelapse

Ein Timelapse ist ein Verfahren, bei dem die Geschwindigkeit eines Videos stark beschleunigt wird. Damit bei den Aufnahmen nicht unnötig Speicher verbraucht wird für Bilder, die bei einer Zeitraffung gelöscht werden, kann man auch Fotos in gleich grossen Abständen schiessen. Diese Fotos können mit verschiedenen Programmen zu einem Video zusammengeführt werden und schon hat man ein Timelapse-Video. Solche Aufnahmen haben einen erhöhten Schwierigkeitsgrad, wenn die Fotos mit einer Spiegelreflexkamera, bei wechselnden Helligkeitsbedingungen gemacht werden. Mit diesem Tutorial will ich zeigen, wie solche Aufnahmen am einfachsten gemacht werden können.

Vorbereitung

Die Vorbereitung, um eine Tag zu Nacht Timelapse-Aufnahme zu machen, ist sehr wichtig!

Erstens ist ein Stativ notwendig. Ohne ein Stativ kann man keine Timelapse-Aufnahmen machen, denn diese werden über längere Zeit gemacht und die Kamera muss stabil sein, um ein stetes und unverwackeltes Motiv zu erzielen. Wenn wir dies haben, stellt sich die Frage nach der Kamera. Am besten ist eine Kamera, welche über eine WLAN-Funktion verfügt und direkt einer Stromquelle angeschlossen werden kann. In meinem Fall habe ich die Canon 70D genommen, welche zwar nicht direkt einer Stromquelle angeschlossen werden kann, dafür WLAN-fähig ist. Damit wir nicht stundenlang hinter der Kamera stehen und andauernd auf den Auslöser drücken müssen, gibt es Software für das Smartphone, die uns diese Funktion abnehmen kann. Hier empfehle ich die DSLR Dashboard App für iOS und Android, welche auch ich benutzt habe, um Timelapse-Aufnahmen zu machen. Damit können wir die Kamera fernsteuern und ihr die Anweisungen geben, in welchem Intervall die Fotos aufgenommen oder wann die Einstellungen ISO-Wert und Shutterspeed angepasst werden sollen. Für die Postproduktion benötigen wir eine Software, die aus den erstellten Bildern ein Video macht. Dazu eignet sich LRTimelapse besonders gut. Wie der Name bereits verrät, ist dies Programm speziell für die Timelapse-Bearbeitung gemacht. Diese Software funktioniert nur optimal im Zusammenspiel mit Adobe Lightroom, deshalb gehört auch das in unser Repertoire. Nun haben wir das Wichtigste zusammen, um ein Timelapse-Video zu erstellen.

Durchführung

Ganz am Anfang muss die Kamera mit dem Smartphone, dem Tablet oder einem anderen Computer verbunden sein. Dazu stellen wir mit einem USB-Kabel oder über WLAN die Verbindung zwischen den jeweiligen Geräten her.

wlan
In meinem Beispiel habe ich die Verbindung über WLAN zum Smartphone hergestellt. Wenn die Verbindung steht, öffnen wir die App DSLR Dashboard und nehmen dort folgende Einstellungen vor:

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  • Den Auto Holy Grail einstellen, der sorgt dafür, dass es die Kameraeinstellungen anpasst, wenn das Bild zu dunkel wird. Dies ist sehr wichtig bei Tag zu Nacht Timelapse Aufnahmen, weil wir sonst nach einiger Zeit ein schwarzes Bild haben, wenn die Sonne untergegangen ist.
  • Dann stellen wir ein, ob es ein Sonnenuntergang oder ein Sonnenaufgang ist, damit die App die Anpassungen vom richtigen Ausgangswert vornehmen kann. So dass, wenn die Sonne untergeht, zum Beispiel die Belichtungszeit verlängert und nicht verkürzt wird.
  • Auto Direction benötigen wir nicht, da wir zuvor die Richtung Sunset bereits gewählt haben.

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  • Set Reference ist die Einstellung, um den Lichtwert / Helligkeitswert festzulegen, ab wann die Einstellungen geändert werden sollen. Das heisst, wenn der Wert des zulezt aufgenommenen Fotos unter dem Referenzwert ist, wird beim nächsten Foto die Belichtungszeit oder der ISO-Wert angepasst. Damit wird verhindert, dass die Bilder zu hell oder zu dunkel werden. Um den Referenzwert optimal zu setzen, stellen wir bei der Kamera das Bild so ein, bis uns die Helligkeit passt und klicken dann auf Capture Sample. Danach sehen wir rechts die «Floating average», das ist der Lichtwert des eben aufgezeichneten Bildes und an diesem können wir die Referenz angleichen.

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  • Danach stellen wir die maximalen Abweichungen der Kameraeinstellungen ein. Das heisst, wir stellen den grösst- oder kleinstmöglichen Shutterspeed und den höchsten und tiefsten ISO-Wert ein. So dass die Kamera zum Beispiel bei einem zu dunklen Bild nicht den ISO-Wert auf 16´000 erhöht und somit das Bild schlecht wird. In meinen Einstellungen habe ich den slowest Shutterspeed auf 4 Sekunden eingestellt. Der ISO-Wert startet bei 100 und wird erhöht bis maximal 3200.

TIPP: Zuerst wird der Shutterspeed erhöht oder verkürzt und erst wenn dieser sein Limit erreicht hat, wird der ISO-Wert angepasst.

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Nach diesen Einstellungen kann die Aufnahme gestartet werden, indem wir auf das rote Diagramm klicken. Dann erscheint ein Fenster, bei dem die Intervallzeit eingestellt und anschliessend die Aufnahme gestartet wird. In meinem Fall macht die Kamera alle 5 Sekunden eine Aufnahme.

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Postproduction

In der Postproduction arbeiten wir mit Adobe Lightroom und mit dem zusätzlichen Programm LRTimelapse. Zwei Programme, die kostenpflichtig sind. Beim LRTimelapse kann auch die nicht lizenzierte Version gebraucht werden, es stehen lediglich einige Feautures nicht zur Verfügung. Diese benötigen wir in unserem Beispiel nicht zwingend. Zu Beginn starten wir das Programm LRTimelapse und laden dort die zuvor aufgenommenen Fotos. Dazu wählen wir den Ordner mit den Fotos in der Ordnerstruktur auf der linken Seite des Programmes aus. In der Vollversion können hier beliebig viele Fotos geladen werden. In unserer Version können lediglich 400 Bilder geladen werden, was in unserem Beispiel ausreicht.

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Nun gilt es den ganzen Workflow in LRTimelapse zu befolgen. Wir arbeiten mit dem «Visual Workflow», dieser ist speziell für Holy Grail-Aufnahmen. Wie im Programm vorgegeben, befolgen wir die Anweisungen Schritt für Schritt.

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Zuerst erzeugen wir Keyframes, welche wir später bearbeiten werden. Dabei ist es zu empfehlen, nicht zu viele Keyframes zu erzeugen, damit nicht zu viele Bilder bearbeitet werden müssen.

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Wenn dies gemacht ist, kommen wir auch bereits zum «Holy Grail Wizard», dem Herzstück dieses Tools. Damit gleicht es die Helligkeitsprünge, die durch die Einstellungsanpassungen enstanden sind, an, so dass es aussieht, als wären nie Einstellungen an der Kamera vorgenommen worden. Auf dem Bild sehen wir die blaue Kurve, welche die enstandenen Helligkeitssprünge darstellt. Die orange Linie ist die Helligkeitsanpassung, die der «Holy Grail Wizard» vorgenommen hat.

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Beim nächsten Schritt speichern wir die neuen Metadaten in den einzelnen Bildern. So dass es die vorherigen Helligkeitsanpassungen auf jedes Bild überträgt.

Anschliessend öffenen wir Lightroom und ziehen den Button «Drag to Lightroom» aus dem LRTimelapse in das Bibliothekfenster von Lightroom. Dort erscheint ein Fenster mit der Frage, welche Bilder importiert werden sollen. Wir wählen alle an und klicken unten rechts auf importieren.

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Anschliessend geht es darum, einige optische Korrekturen an den Bildern vorzunehmen. Damit wir nun nicht jedes Bild einzeln bearbeiten müssen, haben wir zuvor Keyframes erstellt. Mit dem Filter unten rechts in Lightroom können wir einstellen, dass nur die Keyframes angezeigt werden. Anschliessend wechseln wir in das Menü «Entwickeln». Hier können wir Farbanpassungen usw. vornehmen. Wichtig dabei ist, dass wir nichts am Belichtungsregler einstellen, weil der «Holy Grail Wizard» zuvor die Belichtung der Bilder angepasst hat, damit die Helligkeit der Bilder aufeinander abgestimmt ist. Das würden wir sonst damit kaputt machen.

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TIPP: Damit nicht alle Einstellugen bei jedem Bild erneut gemacht werden müssen, kann man die Anpassungen unten links kopieren und auf die anderen Keyframes übertragen.

Wenn die Anpassungen wie gewünscht vorgenommen wurden, werden alle Keyfotos ausgewählt und über «Metadaten» > «Metadaten in Dateien speichern» gespeichert. Wenn das gemacht ist, wechseln wir wieder zum LRTimelapse. Dort werden mit «Reload» die Metadaten neu geladen. Nachdem die Metadaten eingelesen sind, kommt auch schon der nächste Schritt. «Auto Transition» passt die Bilder zwischen den bearbeiteten Keyframes an. Damit werden flüssige Übergänge zwischen den Farbanpassungen generiert. Die Anpassungen werden wie folgt mit «Speichern» gesichert. Die drei weiteren Schritte können nur gemacht werden, wenn die Bilder keine JPG-Dateien sind. Die «Visual Previews» zeigen die Helligkeit der Bilder an (pinker Graph). Mit dem «Deflicker» wird dazu eine fliessende Helligkeitsänderung errechnet (grüner Graph). Damit bei den bearbeiteten Bildern die Helligkeit nicht schwankt.

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Anschliessend werden die nun fertigen Bilder nochmals gespeichert und wir wechseln zum Lightroom. Dort lesen wir die Metadaten, indem wir alle Bilder anwählen und auf «Metadaten» > «Metadaten aus Dateien lesen» klicken. Schliesslich müssen wir die Bilder noch als Video exportieren und dies funktioniert folgendermassen: Wir klicken zuerst mit der rechten Maus auf ein Bild und wählen dann «gehe zu Ordner in Bibliothek», sonst erscheint eine Fehlermeldung wenn wir exportieren wollen. Danach gehen wir auf «Datei» > «Exportieren» und es öffnet sich ein Fenster, wo wir Einstellungen für den Export vornehmen können.

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Wichtig hierbei ist, dass in der linken Spalte Vorgaben aus LRTimelapse ausgewählt werden. In der Light-Version von LRTimelapse können wir nur die JPG- und nicht TIFF-Exportoptionen auswählen. Wenn der Speicherort gewählt ist, können wir das Timelapse exportieren. Dabei speichert Lightroom die bearbeiteten Bilder auf der Festplatte. Wenn dies geschafft ist, geht in LRTimelapse ein weiteres Fenster auf. Erst hier können wir das Video erstellen.

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Auch hier sind durch die Light-Version einige Optionen gesperrt. Dennoch können wir ein Full-HD-Timelapse in hoher Qualität exportieren.

Timelapsevideos:

(fs)

Kritik
von Pascal Lüthi

Reflexion

Idee:

Ich hatte schon einige Male im Internet Timelapse-Videos vom Tag in die Nacht gesehen und war begeistert davon. Deshalb wollte ich selber eines aufnehmen. Ich dachte ich könnte gleich ein Tutorial dazu machen, weil ein Timelapse doch einiges an Wissen und Vorbereitung beinhaltet.

Umsetzung und Schwierigkeiten

Als erstes fragte ich mich, wie ich ein Timelapse vom Tag in die Nacht aufnehmen kann, wo ich nicht immer selber hinter der Kamera stehen muss und die dabei notwendigen Einstellungen an der Kamera vornehmen muss. Denn für eine Aufnahme von hell nach dunkel, muss man bei der Kamera hin und wieder die Belichtungszeit verlängern oder den ISO-Wert erhöhen, damit man in der Nacht auf den Aufnahmen noch etwas erkennen kann. Also habe ich bei Google nach Antworten gesucht und einige Vorschläge erhalten. Es gibt verschiede Programme, mit welchen man Einstellungen an der Kamera automatisieren kann. Nach einigen Recherchen habe ich mich dann für die App DSLR Dashboard entschieden, weil sie mir als beste Lösung erschien und weil auf der Webseite auf eine Software verwiesen wurde, mit der man die erstellten Fotos auf dem Computer zu einem Video verarbeiten kann. Also habe ich mir das DSLR Dashboard App fürs iPhone gekauft, damit ich mobil bin und nicht einen Laptop mit mir herumschleppen muss. Danach musste ich mir überlegen, mit welcher Kamera ich die Aufnahmen am besten mache. Denn nicht jede Kamera ist Wlan fähig und kann nur über ein USB-Kabel verbunden werden. Was wiederum ein Problem darstellte, da ich kein Kabel besitze mit einem iPhone zu Mini-USB Anschluss. Meine private Kamera, die Canon EOS 60D und die Canon 5D aus der Ausleihe Bern kamen auch nicht in Frage, da diese nicht Wlan fähig sind. Also lieh ich die Canon 70D aus, welche ich mit meinem iPhone verbinden konnte. Ausserdem ist für ein Timelapse ein Stativ wichtig, damit die Kamera stabil steht und das Video nicht verwackelt. Soweit so gut. Ich startete einen ersten Versuch und lernte zugleich die App kennen. Probieren geht  über Studieren, wie man so schön sagt. Die App ist nicht sonderlich kompliziert, weshalb ich den Dreh schnell raus hatte und mit den Timelapse-Aufnahmen beginnen konnte. Dabei bemerkte ich, dass die Akkuleistung durch die Wlan-Verbindung mit dem Smartphone schneller abnahm als erwartet. Leider hat die Canon 70D keinen direkten Stromanschluss, weshalb ich auf den vorhandenen Akku vertrauen musste. Schliesslich hatte es doch gereicht, um ein, in der Länge, angemessenes Timelapse, aufzunehmen. Nachdem ich die Rohdaten im Kasten hatte, ging es darum diese aufzubereiten und zu einem Video zu verarbeiten. Da mein Budget begrenzt ist und die Aufnahme nicht für kommerzielle Zwecke gedacht ist, habe ich nicht die Vollversion der Software LRTimelapse heruntergeladen. Deshalb konnte ich unter anderem nur 400 Bilder auf einmal zu einem Video verarbeiten. Was mir in meinem Fall zugutekam, da ich durch den schnellen Akkuverbrauch bei den Aufnahmen nicht viel mehr Bilder bereit hatte. Das LRTimelapse und Adobe Lightroom welche zusammen genutzt wurden, um das Timelapse-Video zu erstellen, kannte ich zuvor noch nicht und ich musste mich mit diesen zuerst befassen bevor ich loslegen konnte. Als ich das Video bearbeitete, fiel mir auf, dass es einen Bildsprung drin hatte. Ich vermutete, dass die Kamera bei der Aufnahme eine kurze Zeit nicht mit dem Smartphone verbunden war. Dieses Problem konnte ich mit dem After Effects Plugin Twixtor korrigieren. Dieses Programm dient Grundsätzlich dazu Slow-Motion zu generieren, indem es zwischen den bestehenden Frames Bilder berechnet. Dies habe ich genutzt, um die fehlenden Bilder zu generieren. Auf dem Video ist dieser Sprung nun nicht mehr zu erkennen. So konnte ich mein Tag zu Nacht Timelapse doch noch erfolgreich fertigstellen.

Lernings

Bei dem Projekt ein Tag zu Nacht Timelapse zu erstellen, konnte ich sehr viel lernen. Am meisten geprägt hat mich, dass es eine sehr durchdachte und gut organisierte Vorbereitung benötigt, um ein solches Video zu realisieren. Die Fehler die ich dabei gemacht habe, werde ich mir zu Herzen nehmen und bei einem nächsten Mal vermeiden. So zum Beispiel habe ich mich im Nachhinein schlau gemacht und nach einem Akku gesucht und gefunden, den ich an einer Stromquelle anschliessen kann, weil die Kamera dies nicht bietet. Damit kann ich die nächsten Aufnahmen viel länger machen. Auch mein iPhone werde ich nun direkt neben der Kamera platzieren, damit die Verbindung stabil bleibt und ich so eine Lücke in den Aufnahmen vermeiden kann.

Fazit

Es hat mir sehr viel Freude bereitet, mich mit diesem Thema auseinander zu setzen und zu sehen, was alles dazugehört solche Aufnahmen zu machen. Zuvor hätte ich nie gedacht, dass eine Funktion die bereits auf dem iPhone vorhanden ist, mit der Spiegelreflexkamera eine solche Herausforderung ist. Deshalb habe ich mich intensiv mit diesem Thema auseinander gesetzt und konnte sehr wertvolle Erfahrungen sammeln. Auch weiterhin will ich solche Timelapse-Aufnahmen machen und diese verbessern. Dieses Projekt war dazu der perfekte erste Schritt. Ich hoffe, dass dieses Tutorial anderen helfen wird, damit sie nicht dieselben Fehler machen wie ich und erfolgreich ihr erstes Timelapse-Video erarbeiten können.

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