The Art of Macro

Etwas ganz nahe zu sehen, das mit blossem Auge fast nicht erkennbar ist: Das ist die Essenz der Makrofotografie. Seien es die Kratzer auf einem Fünffrankenstück, der fast unsichtbare Text der Schweizer Banknoten oder die Oberfläche einer Kiwi – das sind alles Dinge, über die fast nie nachgedacht wird.

«Mikroskope verwirren eigentlich den reinen Menschensinn.»
– Johann Wolfgang von Goethe

«Ohne teures Equipment sind solche Makroaufnahmen nicht zu fertigen», wurde mir gesagt.
Das stimmt aber nicht ganz. Es braucht keine teures Makroobjektiv, um eine Oberfläche in vergrösserter Form aufzunehmen. Alles was benötigt wird, ist eine Kamera, ein Weitwinkelobjektiv, ein Verbindungsring und viel Licht.

Auf meiner Website kannst du die Objekte in gross und noch grösser anschauen. Die interaktive Lupe hilft dir dabei. Falls du es selber ausprobieren willst, in der Kritik wird die Praktik besser erklärt.

(mm)

Kritik
von Marius Baumgartner

Die Idee
Jeder, der im Internet unterwegs ist, stolpert früher oder später über die Makrofotografie. Die Sujets sind meistens Köpfe von Insekten oder Blüten von Pflanzen. Jedoch wird oft vergessen, dass auch Objekte, welche von Menschenhand gefertigt wurden, interessant sein könnten. Eine Aufnahme einer Reisetablette, den Text auf den Schweizer Banknoten oder einen schon gut gebrauchten Fünfliber sind Sujets, welche man nicht oft sieht.

Meine Idee war es, mit dem vorhandenen Equipment der MMP-Ausleihe qualitativ hochwertige Makroaufnahmen zu tätigen.

Die Umsetzung
Makrofotografie ist ein weit verbreitetes Hobbie. Es besteht die Möglichkeit, teueres Equipment zu kaufen wie ein Canon MP-E 65mm für ca. 1000.-. Dazu kommt noch diverse Zusätze, um diese Objektive auch richtig nutzen zu können. Die andere Möglichkeit besteht darin, ein Zoomobjektiv zu benutzen, und dieses mit sogenannten Makroringen zu verändern.

Dann gibt es aber auch noch eine weitere Möglichkeit, Makroaufnahmen zu tätigen. Das meiste, was dazu benötigt wird hast du schon an deiner Kamera, nämlich die Kamera selbst und das Objektiv. Wenn bei einem Feldstecher verkehrt herum durchgeschaut wird, wird das Bild verkleinert. Bei einem Objektiv verhält es sich genau gleich. Wird das Objektiv um 180° gedreht, vergrössert sich der Bildausschnitt enorm. Ein Weitwinkel wird zu einer Lupe. Mit einem dazugekauften Filterring war es mir möglich, das Objektiv verkehrt herum an der Kamera zu befestigen

 

Die Wahl des Equipments:

  • Canon 5D MKII mit Verbindungsring (AliExpress)
  • Fernauslöser
  • Samyang 24mm f1.5 mit manueller Blende
  • Schweres Sachtlerstativ
  • Magicarm
  • 5 Scheinwerfer für 5 Punktelicht

Fotografie
Das Fotografieren gestaltete sich schwieriger als angenommen. Ich musste aus der Vogelperspektive fotografieren, da mein Fokusbereich nur 2-3mm betrug. Die fünf Scheinwerfer wurden gleichmässig von allen Seiten aufgestellt um mögliche Schatten zu verhindern.Für das Fünffrankenstück und die Taschenuhr wurden um die 70 Fotos pro Sujet aufgezeichnet, um das Gesamtbild zu erhalten.

Lightroom und Photoshop
Im Lightroom habe ich die Bilder für Photoshop vorbereitet. Der Kontrast erhöht und die chromatische Aberration manuell verringert.  
Für Panoramaaufnahmen gibt es in Photoshop ein eigenes Skript. Füge alle Fotos dazu und es wird automatisch zusammengefügt. Durch die Verzerrung im Objektiv war dies bei meinem Projekt nicht möglich. Die einzige Möglichkeit, die 60-70 Bilder pro Sujet zusammenzufügen war Handarbeit. Jedes Foto musste an die richtige Position und von Hand zurückverzerrt werden. Nach dem Zusammenfügen des Makropanoramas investierte ich noch ca. 3h pro Sujet für die Korrektur. Fehlende Stellen wurden korrigiert, die Hintergründe auf Schwarz geändert usw.

Internetseite
Ich suchte eine Idee für die Präsentation meiner Fotos. Wie schaffe ich es, die erstellten Fotos auf einer Internetseite interessant darzustellen. Ich fand nach langem Suchen ein Skript, welche genau das macht, was ich mir vorgestellt hatte. Das JQuery Skript konnte ich in die selbsterstellte Internetseite einbinden und mit meinen Bilddateien verknüpfen. Dies gelang mir auch nach mehreren Versuchen und ich bin zufrieden mit dem Ergebnis. Ausserdem habe ich ein kleines JQuery File geschrieben mit den Animationen und der Farbänderung der Links.

Herausforderungen
Ich habe bis vor diesem Projekt noch nie Makroaufnahmen auf diese Art erstellt. Das dazugekaufte Equipment kaufte aus einem asiatischen Internetshop, da solche Kleinteile in der Schweiz gar nicht auffindbar sind. Ich hatte Bedenken, dass der Verbindungsring nicht rechtzeitig ankommt. Die Lieferfrist war jedoch mit 2 Wochen enorm kurz. Kostenpunkt für Artikel und Lieferung: ca 7.-.

Für das Fotografieren benötigte ich ca. 10 Stunden. Das Studio in der Eduzone war der geeignete Ort dafür. Probleme bereitet hat mir die Fokussierung der Kamera. Da eine Fokussierung nur mit einer Verringerung oder Vergrösserung des Abstands zum Sujet möglich war, musste ich jedes Mal mit dem Magicarm den Abstand von Hand einstellen. Nach jeder Bewegung des Objekts oder Objektivs vergingen um die 10 Sekunden, bis wieder Ruhe ins Bild eingekehrt war.

Beim Zusammenfügen in Photoshop gab es ein grosses Problem, welches ich erst zu spät erkannte. Die Verzerrung der Bilder. Bei der Taschenuhr fing ich einfach mal an, das ganze Zusammenzusetzen. Von Oben nach Unten. Am unteren Teil angekommen fehlten mir vier Minuten auf dem Zifferblatt. Die Korrektur hätte zuviel Zeit in Anspruch genommen. Ich bastelte mir eine einfache Uhr (12 Teile zu je 5 Minuten) und fing nochmals von Vorne an. Dieses Mal jedoch passte ich die Fotos in das Raster meiner Uhr ein.

 

Fazit

Die Möglichkeit von einfacher Makrofotographie ist vorhanden. Ausserhalb einer kontrollierten Studioumgebung wird es jedoch schwierig sein, richtig zu Fokussieren.

Meiner Meinung nach war mein Experiment ein Erfolg. Ich konnte Mikroskopische Aufnahmen mit Hilfe des bereits vorhandenen Equipments tätigen. Die finanziellen Kosten dafür waren mit 7.- für einen kleinen Zwischenring sehr gering. Die Erlernung dieser Praktik könnte sich in Zukunft als Nützlich erweisen.

Bei einem weiteren Versuch würde ich schauen, dass ich noch mehr Fotos der einzelnen Sujets schiesse, da so mehr Spielraum in der Nachbearbeitung vorhanden ist.

 

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