The daily struggle of wanting that cookie

Freud Says Hi

Cookies come in so many shapes and forms don’t they…

And the outtakes…

(nsc)

Kritik
von Rojda Oernek

Aller guten Dinge sind drei

 

Erster Dreh

Die Idee, einen Kurzfilm zum Strukturmodell der Psyche zu machen, hatte ich schon vor ein paar Jahren. Die Story war allerdings eine ganz andere. Damals hatte ich absolut keine Film Erfahrung und unterschätzte den Aufwand massiv. Ich stand dann mit Kamera & Crew am Nine Miles Beach in Jamaika und hatte ein hartes Aha-Erlebnis. Es blieb bei den Aufnahmen von diesem einten Drehtag.

 

Zweiter Dreh

Für dieses Projekt, jetzt ein bisschen älter und vielleicht klüger, nahm ich mir eine Woche Zeit, um das Drehbuch zu schreiben, die Aufnahmen zu planen und zu üben.

Eine der grössten Herausforderungen war tatsächlich die Koordination der Szenen. Jede Persönlichkeits-Einheit musste einzeln gedreht werden, und ich konnte auf niemand anderen reagieren, wie (witziger weise) die Stimmen in meinem Kopf. Ich musste mir also die Abläufe genauestens einprägen.

Auf eine einzelne imaginäre Person zu reagieren geht ja noch, aber gleich zwei – es hat sich tatsächlich etwas schizophren angefühlt. So ich alleine, mit mir selbst und mein anderes ich. Eine weitere Herausforderung war das Schauspiel – starre mal eine leere Fläche böse an, hahaha.

Hinzu kommt, dass ich keine Möglichkeit hatte, zu schauen, ob meine Takes funktionieren. Ich hätte drehen müssen, einlesen und sofort zusammenschneiden – beim Vorbereiten und Üben habe ich zwar Testaufnahmen gemacht, doch während dem Dreh hätte dies zu viel Zeit gekostet.

Im Schnitt habe ich dann bemerkt, dass ich mich in den Nahaufnahmen verkalkuliert habe. Die Einstellungen waren zu weit und in der Nachfolge auf die Totale stimmte die Kontinuität zu wenig. Das Lavalier hatte ich direkt an die Kamera angeschlossen, was zu schlechter Audio Qualität geführt hatte, da ich nicht präzise genug Pegeln konnte.

Ich habe den Film dennoch fertig geschnitten und ein erstes Grading gemacht. Dann musste ich mich entscheiden: entweder mit dieser Qualität fortfahren und versuchen zu retten, was ich kann, oder alles noch mal von vorne…

 

Dritter Dreh (The real thing)

Et voilà. Diesmal mit Audiorekorder und zusätzlichem Crewmitglied.

Drehbuch

Der Kurzfilm gibt Einblick in den Alltäglichen Kampf zwischen den drei Persönlichkeits-Instanzen, welche in uns innewohnen. Als Grundlage diente mir das Strukturmodell der Psyche von Sigmund Freud. Wenn die Instanzen streiten, sind ihre Dialoge absichtlich übereinandergelegt. Es ist nicht möglich allen zu folgen. Du musst dich für jemanden entscheiden und dich darauf fokussieren. Genau wie im echten Leben, ist es nicht möglich, es allen recht zu machen.

Die Lieder, welche im Hintergrund aus einem nicht-existenten Radio laufen, sind der ‘Soundtrack zum Leben’ und untermalen die Natur des ES, welches eindeutig die Oberhand hat. Es sind Türkische Klassiker aus den 70ern von Ajda Pekkan und Erol Büyükburc. Ich kenne kaum Songs, welche Emotionen so heftig, voller Leidenschaft und Hingabe auf den Punkt bringen wie türkische Chansons.

In ‘Sana ne kime ne’ singt Ajda «dann schade ich mir halt, es hat niemanden was anzugehen» oder in ‘kölen olayim’ besagt der Text von Erol «lass mich dein Sklave sein, lass mich dein Diener sein».

Das Vogelgezwitscher und der Strassenlärm Symbolisieren ebenfalls die Gegensätzlichkeit zwischen ES und ÜBER-ICH.

Als Witz habe ich bei diesem Mal noch ‘Outtakes’ geschrieben, um die Surrealität der Situation hervorzuheben. Diese werden ein eigenes kleines Video ergeben.

 

Set

Das ES folgt in allem dem Lustprinzip, während das ÜBER-ICH die moralische Instanz bildet, und das ICH als Vermittlerin versucht das Gleichgewicht zu wahren.

Der Keks ist in diesem Fall ist eine Allegorie für deine innigsten Wünsche und Triebe.

Das Set ahmt das Zimmer einer Psychologie-Sprechstunde nach. Die Kamera ist die Therapeutin, welche dem Geschehen zuschaut und sich Notizen macht.

Das ICH ist ihrer Rolle gemäss zwischen den beiden Wert-Instanzen platziert. Darüber hängt ein Bild von drei sezierten Tieren – auch wieder eine Verbildlichung der Situation.

Auf der Seite des ES steht eine Bar mit alkoholischen Getränken und vertrockneten Blumen.

Sie stehen für Ausschweifungen und Exzesse, für die Hingabe zum Rausch und zur Übermässigkeit, ohne die Konsequenzen für das persönliche Wohlbefinden zu beachten. Und der ‘Apfel der Sünde’ - Wenn jemand den ohne Bedenken pflückt und isst, dann das ES.

Beim ÜBER-ICH steht eine Avocado-Pflanze. Ein Gewächs, dass man hegen und pflegen muss. Es dauert nämlich, bis sie zum ersten Mal Früchte trägt. Sie darf nicht vernachlässig werden. Auf dem Stuhl ein Stapel Bücher, ebenso stellvertretend für die moralische Instanz.

Neben dem ICH, wie in der Sprechstunde, eine Box mit Taschentüchern und ein kleines Kästchen. Ein kleines bisschen Privatsphäre und Selbstbestimmung, dass sich die Vermittlerin gerne wahren möchte. Ob tatsächlich etwas drinnen steckt oder nicht, wissen wir nicht. 

 

Equipment

Sony PXW-Z90
Sachtler Flowtec 75 FSB 8
Funkset Sennheiser AVX
Zoom H5 Audiorekorder
Mikrofonstativ K&M
Mikrofon Rode  VideoMic1
Sennheiser Richtrohrmikrofon MKE 600 ,
Mikrofonstativ
Phantomspeise-Adapter MZA 900 P Sennheiser
Rotolight AEOS 2 Bicolor, Doppelset mit Stativen

 

Crew

Dimitri Meierhofer half mir mit der Koordination der Szenen und den Abläufen, ebenso mit dem Bedienen der Kamera und des Rekorders, so dass ich nicht jedes Mal noch ‘record’ drücken musste, und zudem hielt er die Aufnahmen im Blick, für den Fall, dass ich aus dem Bild rutschte.

 

Produktion

Ich habe die Learnings aus dem ‘zweiten’ Dreh gerade umgesetzt. Das Drehbuch und die Einstellungen habe ich minim angepasst, da ich jetzt wusste, was funktioniert und was nicht.
Ich baute das Set aus und leuchtete es mit zwei Lichtern statt mit einem aus und achtete mich vermehrt auf die Kontinuität. Auch das Audio ist jetzt flüssig.

 

Schnitt

Ich habe diesmal sehr viel mehr Takes gemacht. Im Schnitt war das eine rechte Herausforderung, da ich mit Masken gearbeitet habe. Für die beste Version hatte ich immer dreifach so viele Optionen, da die einzelnen Instanzen ausgetauscht und neu kombiniert werden konnten. Zudem musste ich entscheiden, ob ich eine Nahaufnahme verwende oder die Totale laufen lasse. Trotz des detaillierten Drehbuchs gab es beim Zusammensetzten solche Sequenzen, welche nicht wie geplant zusammengepasst haben.

 

Grading

Gefilmt habe ich in einem flachen Bildstil, dies war beim Graden von grossem Vorteil. Leider hatte ich die Blende der Kamera zuweilen zu hoch eingestellt, so dass ich beim Nach-Bearbeiten ein Bildrauschen nicht mehr verhindern konnte. Die Aufnahmen musste ich alle einzeln anpassen. Und dann kommt am Schluss immer DAS Feedback von DER Person, so dass ich auch da alles nochmals von vorne gemacht habe. Ich freue mich echt auf das Minor ‘Post Production’…

 

Audio

Die Aufnahmen mit dem Lavalier zu machen war zum einen Teil des Konzepts und gleichzeitig für mich die beste Lösung, um den Gesprächs-Ton einzufangen. Ein zusätzliches On-Cam-Mikrofon sowie das Interne Mikrofon des Recorders dienten als Back-Up.
Zusätzlich zum Gespräch habe ich nach dem Feinschnitt weitere Aufnahmen für das Sounddesign aufgenommen, um den Szenen mehr Leben zu geben.
Jede einzelne Tonspur musste ich zudem in der Audition bearbeitet, um das Raum-Rauschen herauszufiltern. Gepegelt und Übergänge eingebaut habe ich im Premiere.

 

Fazit

Ja, schön war’s mit mir;)
Nein, Quatsch. Ich habe wieder unglaublich viel gelernt. Für mein nächstes Projekt möchte ich definitiv bessere Aufnahmen hinkriegen – Kamera- und Audiotechnisch. Und mich schlicht und einfach weiter verbessern. Und vielleicht eine Schauspielerin anheuern. Dann bleibt mehr Raum für alles andere. Und soweit man sein eigenes Baby beurteilen kann, finde ich, habe ich was Schönes in die Welt gesetzt. Nicht flutsch, aber auch keine Zangengeburt. Es hat Spass gemacht.

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