The Yellow Envelope

Im Rahmen des Kurses “Studio- und TV-Produktion: Experimentieren mit neuen Formaten” haben wir uns der Aufgabe gestellt, ein neues TV-Format zu entwickeln. Was würdest du gerne im Fernsehen schauen? Was gibt es noch nicht? Was funktioniert?

Unser Endresultat heisst “The Yellow Envelope”. Der Gedanke dahinter: Jeder hat eine Geschichte und wir wollen sie finden.

Kurzbeschrieb Sendeformat
Durch einen Zufallsgenerator wird ein Ort in der Deutschschweiz ausgewählt, an dem Briefe in gelben Umschlägen durch verschiedene Massnahmen verteilt werden. Mit diesen Briefen möchten wir berührende, verrückte und einzigartige Geschichten finden, an denen die Medien bisher auf der Suche nach „the next big thing“ vorbeigerast sind. Diese Geschichten öffnen neue, unbekannte, noch nicht oft diskutierte Themenfelder, welche dem Publikum unter anderem anhand von Animationen näher gebracht werden.

Sendeformat
Die Sendung beginnt mit einem animierten Zufallsgenerator, der eine Postleitzahl aus der Deutschschweiz auswählt. Als nächstes sieht man den Presenter, wie er im Ort die “Yellow Envelopes” verteilt (z.B. Flaschenpost, klebt sie an eine Wand, legt sie auf eine Bank, klemmt sie unter Scheibenwischer von Autos etc.). In diesen gelben Umschlägen befindet sich ein Brief. Darin wird darauf aufmerksam gemacht, dass Geschichten gesucht werden. Wenn der Finder jemanden kennt, der ein Schicksal hat, welches ihn bewegt, aber nie an die grosse Glocke gehängt wurde, wird er dazu aufgerufen, sich bei uns zu melden. Hat der Finder des gelben Umschlages selbst ein Thema, das ihm am Herzen liegt, bekommt auch er die Chance darauf aufmerksam zu machen. Die Herzensangelegenheiten oder die Lebensereignisse dieser Menschen dienen als Grundlage für das Sendeformat. So haben sie die Möglichkeit, den Fokus der Öffentlichkeit auf ein bestimmtes Thema zu legen.

Sobald sich eine Person meldet, nehmen wir Kontakt auf und erfahren, um was für eine Geschichte es sich handelt. Danach entscheiden wir, ob die Person und ihre Geschichte für das Format geeignet sind. Melden sich mehrere Personen, wird eine Vorauswahl getroffen. Danach vereinbart der Presenter ein erstes Treffen mit der ausgewählten Person. Das Kennenlernen wird bereits filmisch festgehalten. Die Person erzählt bei diesem Treffen ihre Geschichte. In einem zweiten Schritt wird die Person individuell je nach Thema und Ereignis begleitet. Dies kann uns beispielsweise auf die Skipiste, ins Krankenhaus oder an einen Arbeitsort führen. Der Sendung wird ein grosser Gestaltungsfreiraum überlassen, wobei lediglich der Ablauf konstant gleich bleibt. Die Hintergrundinformationen zu den jeweiligen Themen werden dem Publikum mit animierten Informationsgrafiken vermittelt. Zum Schluss der jeweiligen Sendungen bekommen die Protagonisten eine individuelle Überraschung (z. B. Gutschein für Lebensmittel für eine arme Familie, Organisation einer Auftrittsmöglichkeit für einen Comedian, Spenden etc.). Diese soll als Belohnung und Anreiz gelten.

Somit stellt dieses Format einen Mix aus Reportage und Dokumentation dar. „The Yellow Envelope“ kann sowohl in einer Kurzfassung von 5-10 Minuten, als auch in einer ausführlicheren Variante von ca. 20-30 Minuten produziert werden.

Das komplette Konzept als Download: TheYellowEnvelope_Exposé

Und hier nun der Trailer zu unserem neuen TV-Format “The Yellow Envelope”:

(fms)

Kritik
von Aline Räss, Dan Führer, Nadine Wagner und Bianca Meyer

Team
Neues Team – neue Herausforderungen. Da die Gruppen wild und auch klassenübergreifend zusammengewürfelt wurden, hat sich unser Team ganz neu zusammengestellt. So gab es zu Beginn eine kurze Angewöhnungsphase. Schliesslich fanden wir zu einer Arbeitsweise, welche eine produktive Zusammenarbeit ermöglichte und für alle funktionierte.

Idee
Bereits nach einer kurzen Brainstormingphase war uns klar: Der Mensch soll im Fokus stehen. Wir alle glauben an den Grundsatz, dass jeder eine Geschichte zu erzählen hat. Man muss sie nur finden, herauskitzeln und gut erzählen. Ein wichtiges Anliegen in Zeiten von massivem Agenda Setting war uns auch, dass für ein Mal ein Mensch wie du und ich, die Zuschauer, die Bevölkerung das Thema einer Sendung vorgibt. Es sollen Themen behandelt werden, die sonst unter den Tisch fallen. Themen, welche nicht bereits von den Medien breitgetreten wurden. Deshalb liessen wir dem Format auch einen grossen Gestaltungsfreiraum: Denn es soll auf jeden Mensch individuell eingegangen werden können.

Ausarbeitung
Nach der Grundidee haben wir uns an den Feinschliff unseres Formates gemacht. Was macht Sinn? Was funktioniert? Was ist umsetzbar? Nach einigen Diskussionen über Logik, Glaubwürdigkeit und Umsetzungsmöglichkeiten, haben wir uns auf eine Version geeinigt. Nach einem Feedback des Plenums gab es noch den einen oder anderen Input, den wir einfliessen liessen.

Trailer
Die besondere Herausforderung stellte der Aufbau des Trailers dar. Wie können wir das Format kurz und schlüssig in dem Trailer erklären, ohne den Zuschauer zu langweilen? Unsere Befürchtungen waren, dass man das Format nicht versteht. Trotzdem sollten die Bilder ansprechend und der Trailer nicht zu lange sein. Mithilfe einiger Schrifttafeln konnten wir zusätzliche Erklärungen einbringen.
Der Einstieg im Trailer - sowie auch bei einer künftigen Sendung - geschieht anhand der Verteilaktion der gelben Couverts. Diese durfte jedoch nicht zu viel Gewicht bekommen, da  letztendlich die Menschen unser Format ausmachen. Nach dem Einstieg folgen viele verschiedene Gesichter, welche stellvertretend für die Schweiz und ihre Vielfalt stehen. Anschliessend werden anhand den kurzen Statements der verschiedenen Protagonisten Themen angeteasert, welche die Zuschauer packen sollen. Danach wird eine Geschichte näher beleuchtet und mit Animationen vertieft. Zum Schluss wird nochmals auf die gelben Couverts eingegangen: Wer eines findet, bekommt die Chance, seine Geschichte zu erzählen.

Herausforderungen des Formats
Was passiert mit dem Format, wenn sich niemand meldet? Das war unsere Hauptbefürchtung. Gerade wir Schweizer tragen unser Herz nicht auf der Zunge und besonders kamerageil sind auch die Wenigsten. Doch wir wollen bewusst auch solchen Personen Aufmerksamkeit schenken, die sonst nicht im Rampenlicht stehen würden. Denn oft sind gerade diese Geschichten die Interessantesten.

Dadurch, dass das Thema und die Gestaltung der Sendung so stark vom Protagonisten abhängen, wird das Ganze ein wenig unberechenbar. Teilweise kann nicht abgeschätzt werden, wohin die Sendung genau führt. Doch dies macht gerade den Reiz des Formates aus: Nichts wird gestaget.

Fazit
Wir alle stehen hinter unserem Credo "Jeder Mensch hat eine Geschichte" und glauben wirklich daran. Mit einem geeigneten Presenter der feinfühlig auch die heikelsten Themen ansprechen kann und Geschichten tief aus dem Inneren einer Person herausholt, kann dieses Format funktionieren. Das Akquirieren der Protagonisten wird mit einem gewissen Bekanntheitsgrad des Formats und der Reputation mit der Zeit nur einfacher. Der gelbe Umschlag kann zum Markenzeichen avancieren und im Idealfall wird er gerade als "The Yellow Envelope" erkannt werden, sobald er irgendwo auftaucht.

 

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