Tides – Ein etwas anderes Musikvideo

Far from the dark
Closer to your heart
Open up the door
Meet me right at the shore…

Letzten Monat hat die 25-jährige Taylor Swift für ihre neuste Single „Bad Blood“ ein vierminütiges Musikvideo veröffentlicht, das auf Youtube bereits über 100.000 Klicks generiert hat. Besonders daran ist aber nicht etwa das Lied, sondern die vielen Supermodels, Schauspieler und Popstars, die in dem Video einen Mini-Auftritt haben. Ein riesiges Cast und unwahrscheinlich viel Geld sind in ein Projekt geflossen, über dessen künstlerischen Wert sich sicherlich streiten lässt. Aber ist das wirklich nötig? Wir finden: Nein.

Ein Musikvideo muss weder teuer noch komplex sein, es soll ganz einfach das Lied unterstreichen und zur Geltung bringen. Bestenfalls lenkt es nicht davon ab, sondern rundet die Erfahrung des Hörers ab. Und deshalb war unser Rezept für das erste eigene Musikvideo auch ganz einfach…

Man nehme: Einen Sonnenuntergang am See, eine schöne Frau mit unendlich langen Haaren, ein Kleid, das im Wind flattert und ein Lied, das nach Sehnsucht und lauen Sommerabenden klingt. Ein bisschen Experimentieren mit Premiere Pro und After Effects – und fertig ist das Low-Budget-Musikvideo.

Keine Kostüme, keine Geschichte – nur die Ästethik des Zusammenspiels zwischen Bild und Musik.

Aber seht selbst:

Wir danken dem Schweizer Künstler CRISTALLIN von Herzen dafür, dass wir sein Lied verwenden durften.

Kritik
von Julia Dunlop und Antonella Nicoli

Idee

Unsere Idee war es, ein etwas anderes Musikvideo zu produzieren. Es sollte kreativ und ästethisch sein. Ausserdem wollten wir uns mit After Effects vertrauter machen, da wir das Programm noch sehr selten verwendet hatten. Inspiriert von anderen künstlerischen Musikvideos wollten wir bewusst einige Regeln brechen (wie etwa die Kamera drehen und Szenen aus der Hand filmen). Outdoor-Aufnahmen mit einer weiblichen Protagonistin waren das Ziel, mehr wussten wir nicht.

Umsetzung

Auf der Suche nach einem Künstler, dessen Musik wir verwenden konnten, stiessen wir auf den Schweizer Cristallin. Er erklärte sich freundlicherweise mit unserem Plan einverstanden, obwohl er selbst wunderschöne Videos für seine Musik aufnimmt. Seine ungewöhnliche Musik schien uns perfekt für die Aufnahmen, die wir uns vorstellten.

Als Location suchten wir schöne Naturlandschaften. Die Wahl fiel auf den Zürichsee, der für das ganze Team einfach zu erreichen war und eine tolle Kulisse abgab.

Für das Filmen brauchten wir zwei Drehtage. Einen für die Szenen auf der Blumenwiese und den anderen für den Sonnenuntergang am Zürichsee.

Da das Team nur aus drei Personen (zwei Produzenten, ein Model) bestand, waren wir sehr flexibel und spontan. So war es kein Problem, die erste . Location kurzfristig zu ändern. Die ursprünglich ausgesuchte Blumenwiese wurde kurz vor dem Dreh gemäht und gerade von einer Herde Schafe besucht, so dass wir auf eine andere Wiese ausweichen mussten. Dies erwies sich im Endeffekt jedoch als Glücksfall, da man von der zweiten Location aus auch den Zürichsee erblickte.

An den Drehtagen haben wir uns mit Filmen alterniert. Jemand bediente die Kamera, die andere kümmerte sich um das Licht und die „Regieanweisungen“. Nach ein paar Szenen wurden die Rollen jeweils getauscht. Diese etwas unkonventionelle Methode diente dazu, die Skills beider Produzentinnen zu verbessern.

Danach ging es daran, uns mit Tutorials über all die Möglichkeiten schlau zu machen, die PremierePro und AfterEffects bieten. Wir wussten einiges bereits beim Dreh, so dass wir Shots spezifisch für die Effekte aufgenommen hatten (bspw. die Komposition so gewählt, dass dann ein Mirror-Effekt verwendet werden konnte). Anderes mussten wir zuerst ausprobieren.

Das Schneiden, das Hinzufügen von Effekten und das Color Grading machten wir zusammen. Zwar war das sehr aufwendig, doch wir wollten die Entscheidungen zusammen treffen und nach wie vor gemeinsam lernen. Nur Intro und Outro teilten wir auf: Eine von uns produzierte das Kaleidoskop-Intro, die andere kümmerte sich um den Abspann.

Wir entschieden uns oft für den Doppelbelichtungseffekt, der harmonische Übergänge zwischen den Schnitten und allgemein schöne Kompositionen ermöglichte. Zudem liessen wir einige Aufnahmen rückwärts laufen und bedienten uns des Spiegeleffekts aus After Effects.

Schwierig war es, zwischen all den vielen möglichen Effekten die auszuwählen, die am besten zu unseren Aufnahmen passten. Vieles nahmen wir wieder raus, weil es die Zuschauer eher irritierte (wir testeten die Zwischenresultate mit Freunden und Familienmitgliedern). Schliesslich sind es eher wenige Effekte geworden, dafür (in unseren Augen) die richtigen.

Equipment

Canon 70D, Canon Objektiv 50 f/1.8, Canon Objektiv 24 – 70mm, Reflektor

Kritik

Wir hatten alle viel Spass beim Dreh. Wir waren ein gut eingespieltes Team und jeder wusste genau, was zu tun war. Auch die Protagonistin des Videos war sehr unkompliziert und spontan, was die Arbeit enorm erleichterte.

Da wir nur zu zweit produzierten, gab es kaum Konfliktsituationen. Die Entscheidungen wurden schnell gefällt und das Resultat stellt uns nun auch beide zufrieden.

Trotzdem hätten wir vielleicht ein bisschen weniger auf Spontaneität setzen sollen. Dadurch, dass wir ohne Storyboard gefilmt haben, sind sehr viel ähnliche Aufnahmen entstanden. Dies erwies sich beim Schneiden als schwierig, da wir zwar zu viel Material hatten, uns aber bei bestimmten Situationen mehr Einstellungen gewünscht hätten.

Auch das Zusammenfügen von Aufnahmen in ganz unterschiedlichen Lichtstimmungen war eine Herausforderung. So ist schliesslich der Eindruck eines chronologischen Ablaufs entstanden, weil auf die Szenen im Tageslicht die bei Sonnenuntergang folgen. Jedoch haben wir dieses Risiko beim Filmen bewusst in Kauf genommen, da wir dafür eine grössere Varietät bei den Aufnahmen erzielt haben.

Ein nächstes Mal würden wir unsere Vorstellungen vielleicht in der Vorbereitungsphase genauer formulieren und notieren, ums und beim Dreh vorallem auf diese Aufnahmen zu fokussieren. Der Experimentier-Charakter dieses Projekts hat zwar zu unvorgesehenen und erfreulichen Resultaten geführt, wäre bei einem längeren Film jedoch sicher problematisch.

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