Tierische Filmaufnahmen

Lautes Hundegebell, Gitterstäbe, Betonboden. Tierheime sind oft mit negativen Gefühlen verbunden. Mit den “etwas anderen” Werbespots möchten wir den grauen Schleier heben und der Vorstellung eines Tierheims mehr Farbe einhauchen.

Denn dass ein Tierheim nicht zwingend ein trister Ort sein muss, zeigt das Tierheim Arche in Chur. In der Funktion als Tierheim nimmt die Arche heimatlose Tiere bei sich auf und versucht sie schnellstmöglich weiter zu vermitteln. Die Arche wurde vor einigen Jahren neu gebaut und ist seither nicht mehr “nur” ein Tierheim. Im Arche Tierhotel können Hund, Katze, Maus, Schildkröte, etc. ihre Ferien verbringen, wenn Frauchen und Herrchen am Strand herum liegen und in der Sonne brutzeln. Im Hundesalon bekommen wuschelige Vierbeiner eine neue Frisur verpasst und im hauseigenen Lädeli gibts was zwischen die Zähne.

Wir haben für die vier Bereiche des Tierheims Arche tierische Spots gedreht:

Wer träumt nicht auch davon, dem Alltag kurz zu entfliehen? :

Und ohne Freunde ist das Leben nur halb so schön:

Ein feines Essen kann den ganzen Tag verändern:

Doch wenn die Frisur nicht sitzt, ist alles für die Katz:

Kritik
von Lara Marty und Andrea Müller

Problematik Filmen mit Tieren:
Wenn wir an andere Tierheim Werbungen dachten, kamen uns als Erstes immer diese traurigen Spots in den Sinn. Traurige, grosse Hundeaugen hinter Gitterstäben. Deshalb wollten wir das Thema einmal anders angehen und es mit Humor versuchen. Genau diesen Ansatz wollten wir auch bei unseren Spots einbringen.

Doch einen Hund davon zu überzeugen, dass er einen Pullover anziehen und vor die Kamera sitzen soll, war ein weitaus schwierigeres Unterfangen. Einem Menschen hätten wir wohl gesagt: „Das war schon recht gut, aber jetzt probieren wir es nochmals mit ein bisschen mehr Emotionen!“. Mit dem Hund funktioniert das so natürlich nicht. Zwischendurch war immer mal wieder ein Spaziergang nötig, gutes Zureden und vielleicht eben nochmals den einen oder anderen Cervelat aus dem Kühlschrank zu holen, hat dann auch geholfen. Den zeitlichen Aufwand und die Übungslektionen hatten wir eindeutig unterschätzt.

Zu Beginn wollten wir die Spots mit verschiedenen Hunden drehen. Schnell stellte sich aber heraus, dass ein Hund, der uns nicht so gut kennt und kein Vertrauen hat, das ganze niemals mitmachen wird. Weil die Person, welche beim Hund sitzt so nahe am Tier ist, braucht es absolutes Vertrauen damit der Hund das zulässt und keine Angst zeigt. Die anderen Hunde waren uns zu wenig bekannt und wurden nervös, wenn wir uns ihnen zu nahe kamen. Aus diesem Grund haben wir alle Szenen mit Lory, dem Hund von Lara gedreht. Zum Glück stellte sich bereits bei den Proben heraus, dass es mit den anderen Hunden nicht funktionierte, sonst hätten wir beim Drehtag noch mehr Zeit verloren.

Als besonderes "Läckerli" haben wir danach Katja Elsässer, einer professionellen Tiertrainerin, ein Telefoninterview geführt und nachgefragt wie die Arbeit mit Filmtieren den aussieht. Wenn ihr also in der nächsten Zeit eine Dreh mit Tieren plant, könnten euch diese Informationen interessieren:

Bei der Idee und dem Konzept waren wir uns sofort einig und hatten wahnsinnige Vorfreude auf das Projekt . Die Suche nach den Räumlichkeiten gestaltete sich allerdings etwas schwieriger. Weil der Hund schon sehr alt ist, wollten wir ihm keine lange Reisezeit zumuten. Wir hatten relativ genau Vorstellungen von den Innenräumen und im kleinen Dorf, indem er lebt, gab es nur eine grössere Kanzlei, die geeignet war. Aber das gute an kleinen Dörfern ist die Hilfsbereitschaft und so konnten wir auf Unterstützung zählen. Die Produktion verlief bis auf kleine Ermüdungen des Hundes soweit planmässig und erfolgreich.

Das Filmen war aber nur der erste Schritt. Darauf folgte die Vertonung. Die Handlung wurde mit Geräuschen und Musik versehen, um die Stimmung zu maximieren. Das war nicht einfach, da wir auf lizenzfreies Material angewiesen waren. So haben wir Musik gesucht und Geräusche teilweise noch selbst aufgenommen um es perfekt auf die Filme abzustimmen. Wir wollten kurze Spots produzieren, welche das Tierheim auf eine witzige Art und Weise widerspiegeln.
Danach wurde ein kurzer prägnanter Abspann und ein dazu passender Jingle erstellt.

Selbstkritische Betrachtung des Gesamtbeitrags:
Grundsätzlich sind wir mit dem Ergebnis der Filme sehr zufrieden. Es war aber definitiv ein Experiment und es gibt Verbesserungspotenzial:

  • Durch noch besseres Training mit dem Hund vor den definitiven Aufnahmen könnten noch mehr Emotionen oder Positionen herausgearbeitet werden.
  • Die Musik ist ein wichtiger Bestandteil. Durch ihn werden die Emotionen erst richtig übertragen, durch eine Eigenproduktion der Musik hätte der Mood noch besser herausgearbeitet werden können.
  • Passende Geräusche zu finden ist schwierig. Originaltöne konnten wir leider nicht verwenden, da wir natürlich dem Hund jeweils zugerufen oder mit dem Wursträdchen gelockt haben. Dies war sehr schade und bedeutete einen grossen Mehraufwand.
  • Der Abspann und die Schrift könnten noch ein wenig mehr Animation vertragen und so den Jingle besser einbinden. Jingle und Abspann sind noch nicht ganz eine Einheit.

Gruppenprozessreflexion:
Wir waren eine zweier Gruppe, die beide am gleichen Strang zogen und vom Projekt begeistert waren. Wir konnten uns schnell einigen und gut zusammen arbeiten. Der Vorteil an Zweiergruppen ist die optimale Synergien- und Kapazitätennutzungen. Jeder hat seine Stärken in Film, Ton, Konzeption oder Organisation. Zu zweit muss jeder Alles geben, den es fällt auf, wenn jemand nichts macht. Es war eine intensive Arbeitszeit, da jeder noch eine weitere Idee hatte, noch eine Änderung hier und noch eine kleine Anpassung dort anbrachte. So war es wichtig, dass wir uns beide immer wieder auf die Grundidee besannen und diese klar verfolgten.

Lessons Learned:
Mit Tieren zu filmen braucht viel Geduld und nochmals ein ganz anderes Feingefühl, als wenn man mit Menschen filmt. Statt zu sagen, was zu tun ist, muss alles vorgezeigt und immer wiederholt werden. Wir hatten beim Dreh auch die Energiereserve des Tieres falsch eingeschätzt und nicht daran gedacht, dass die ganze Produktion für den Hund eigentlich schwerste Arbeit ist, auch wenn er „nur“ vor der Kamera sitzt. So war er nach dem zweiten Spot eigentlich schon ziemlich erschöpft und am Schluss wortwörtlich hundemüde. Gerade im Umgang mit Tieren gilt noch viel wichtiger als beim Dreh mit Menschen ist eine gute Zeitplanung mit genügend Pausen und eine riesige Portion Geduld und positiver Energie.

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