TikTok – Die ticken (nicht) ganz richtig

TikTok? Nein, nicht das Lied von Ke$ha aus dem Jahre 2009. TikTok: die Unterhaltungs-App, mit der man Videos kreieren und veröffentlichen kann.

Als Multimedia Producer stehen wir in der Pflicht, uns mit neuen Plattformen auseinanderzusetzen. Ich habe mich daher an ein Selbstexperiment gewagt und wollte herausfinden, was es braucht, um Viral zu gehen.

Bei TikTok geht es um Videos. Genauer um Unterhaltungsvideos. Aber für Videos gibt es doch schon eine Plattform? YouTube? Nicht ganz. YouTube ist in erster Linie für den Browser entwickelt worden und so auch der Content. Querformat. TikTok hingegen wurde für das vertikale Smartphone entwickelt und lässt keine Videos im Querformat zu.

Von allen Seiten hört man als erste Reaktion auf den Namen «TikTok» immer die Antwort: «Ah für das bin ich zu alt», oder «Ist das die Tanz-App für Kinder?». Ich wollte mich vom Gegenteil überzeugen lassen. Eines gleich vorab: Nein, es wird nicht nur getanzt.

Wie funktioniert die App?

Im Gegensatz zu herkömmlichen Social-Media Apps, steht bei TikTok das Erforschen im Zentrum. Man hat die Wahl zwischen dem «For You»-Feed oder dem «Following»-Feed. Also entweder bastelt mir TikTok einen Feed basierend auf meinen Like-Angaben zusammen oder einen Feed, von den Personen, denen ich folge.

Einmalig ist auch die Funktion des Audios. Jede Audiospur eines Videos kann wiederverwendet werden. So können lustige Lipsync-Videos oder sonstige virale Videos nachgeahmt werden.

Kopieren geht über studieren

Hast du ein Handy mit guter Kamera und ein gutes/lustiges Sujet? Wenn es zu einer anderen Audiospur passt, verwende es und du kannst zwischen 200-500 Views ausgehen im Normalfall. Wenn du auf die «For You» Page kommst, gibt es noch mehr Views. Ich habe es einmalig geschafft und erstellte ein Video mit 57 Tausend Views. 

Der Fleiss hat seinen Preis

Wenn du regelmässig originelle und gute TikTok-Videos machst, kommen die Follower und Views von ganz alleine. Wenn es nicht zufällige, witzige Videos sind steckt entweder viel Aufwand oder Kreativität dahinter und das wird mit vielen Likes belohnt. 

Wer sich also einen Namen machen möchte, muss sich ins Zeug legen. Für Leute wie mich, die es nur ausprobieren wollen, ist es eine lustige Abwechslung, die schnell süchtig machen kann.

Meine TikTok-Versuche

Auf TikTok gibt es, wie auch auf anderen sozialen Netzwerken, Trends oder Challenges. Nur ist es hier am einfachsten so einen Trend nachzuahmen. Vor allem durch die Audio-Funktion wird das Nachmachen einfach gemacht.

Bei meinem ersten TikTok versagte ich kläglich. Ich hatte mehrere Stunden Aufwand für verhältnismässig wenige Aufrufe und ein grosses Konzept hatte ich auch nicht. Ich wollte einfach etwas posten. Hier versuchte ich den Trend mit der Corona-Homeparty nachzumachen. Das Problem war nur, dass ich das Video in Premiere Pro gemacht hatte und dann auf TikTok hochgeladen habe. Das heisst, Audio und Filter des Videos, welches den Trend ausgelöst hatte, wurden nicht miteinadner verknüpft. Hier lag meine Anzahl Aufrufe bei gerademal 40.

Beim zweiten und dritten Video hatte ich schon etwas mehr Erfolg. Diese Videos erzielten beide um die 400 Aufrufe. Sie hatten deshalb mehr Aufrufe, weil ich die Original-Audios der TikToker verwendet hatte. Aber am Ziel war ich noch nicht.

Beim zweiten TikTok verwendete ich die Audio-Spur einer miauenden Katze. Das lustige bei dieser Audio-Spur war, spielt man sie in der Nähe einer Katze ab, soll diese vom Ton angezogen werden. Und genau dies trat ein.

Bei meinem dritten TikTok versuchte ich mich an der «SongCoverChallenge». Man stellt eine Frage oder Aussage in den Raum und positioniert sich dann in den Raum. Nach einigen Sekunden blendet man die Antwort als Cover eines Liedes ein.

Mein 4. TikTok erreichte dann ein grösseres Publikum. Bis heute habe ich rund 57‘000 Aufrufe auf dem Video. Was ich anders gemacht hatte? Weniger Aufwand, kein Filter, keine Hashtags, einfacherer Text, anderes Szenario, etc. Aber was es genau ausgemacht hat, dass ich so viele Aufrufe erhalten habe, weiss ich nicht. Bei TikTok ist es immer so ein bisschen Roulette. Ob man viral geht oder nicht, ist für mich irgendwie dem Zufallsprinzip überlassen.

Bei meinem neusten TikTok habe ich nicht nach einem beliebten Thema gesucht. Ein Freund von mir hat meinen Doppelgänger gefunden und ich machte ein sogenanntes «Duett», in dem unsere Videos nebeneinander abgespielt werden. Dies hatte mit rund 200 Views, einen relativ geringen Erfolg.

(bae)

Kritik
von Nicolas Grossenbacher

Idee/Konzept

Wie vermutlich viele andere Ideen zurzeit, entstand die TikTok-Idee aus lauter Corona-Langweile. Als MMP-Student muss ich für neue Medienkanäle wie TikTok offen sein. Und da wir das App bzw. das Netzwerk nicht in der Schule beigebracht bekommen, habe ich mich selber dahinter gemacht. 

Damit ich auch etwas besser in das Thema hinein komme, habe ich viele Stunden verbraucht, indem ich den Inhalt studiert habe. Was machen die beliebtesten TikToker? Sind Instagram-Prominente wie Kim Kardashian, Selena Gomez und co. auch vertreten? Was machen diese für Inhalte? Welchen Inhalt produzieren TikToker, die nicht schon vorher Prominent waren?

Umsetzung

Die Umsetzung war schwieriger als vorerst angenommen. Ich war mit der App als Konsument vertraut. Jedoch ist sie als Produzent völlig anders zu bedienen. Im Gegensatz zu Instagram und co. ist bei TikTok die Idee, dass man den Content direkt in der App herstellt. Klar kann man professionell erstellte Inhalte hochladen, kann aber dann nicht im „Entwicklung“-Modus sein Content erstellen. (Soweit ich die App begriffen habe). 

Timing und ein gutes Handy sind alles. Ich verfüge über ein iPhone Xs, welches schon relativ gute Aufnahmen macht. 

Pro TikTok habe ich mich mit andern Filtern versucht. Nicht die konventionellen Farbfilter, sondern die Spezialfilter, die deinen Kopf grösser machen, dich vor einem künstlichen Greenscreen stellen, oder deine Zähne automatisch weisser machen. Denn nicht nur durch das verwenden der Audios anderer Leute kann man viral gehen, sondern auch durch eben diese Filter. Das System ist dasselbe wie mit Hashtags bei Twitter. 

Fazit/Learning

Wenn man TikTok mit Facebook und Instagram vergleichen möchte, ist das etwas dasselbe, als ob man Äpfel mit Birnen vergleicht. Instagram und Facebook sind eher einfache Apps. TikTok im Gegenzug ist einfach in der Bedienung, aber komplex, wenn man die App richtig nutzen möchte. Ich nutze Facebook und Instagram seit gut 10 Jahren (Instagram: 5). Beide Apps waren simpel zu Beginn und ich bekam Schritt für Schritt jedes neue Feature mit. Bei TikTok aber fühlt es sich an, als benutze man schon ein völlig weit entwickeltes App welches bei weitem mehr Funktionen bietet als ihre Konkurrenz. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt und genau dort liegt der Reiz. TikTok ist nicht ohne Grund das am schnellsten wachsende soziale Content-App, seit es veröffentlicht wird. Auch für meinen weiteren Berufsweg gibt es mir sicher gute Chancen. Denn TikTok wird einmal noch eine grosse Sache, da bin ich mir sicher!

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