«tschau wält»

Ich wollte doch nur noch in Ruhe schlafen. Aber dieses Kindergeschrei macht es heute Morgen wieder einmal unmöglich. «Warum nur nimmt jemand seine Kinder am Morgen früh mit in den Zug», denke ich genervt und versuche alles auszublenden. Ohne Erfolg.

Wieder greife ich zur einzigen Möglichkeit, mich von dieser nervigen Morgenwelt abzukapseln – meinen treuen Kopfhörern. Ich drehe der Welt meinen Rücken zu und versinke im Rhythmus der Musik. Kommt euch diese Situation bekannt vor? Wie oft nerven wir uns über den schmatzenden Sitznachbarn oder die übermütige Schulklasse im überfüllten Waggon. Die Kopfhörer sind in dieser Situation eine willkommene Abschottung. Sie erlauben uns, die Welt leiser zu schalten. Was manchmal eine Abwechslung darstellt, kann aber auch zur stetigen Gewohnheit werden. Sobald mich etwas nervt, greife ich zu meinen Kopfhörern. So lassen sich Probleme schnell unterdrücken, abwürgen oder aufschieben – aber leider nicht lösen. Vielleicht verpassen wir plötzlich etwas, das uns eigentlich wichtig wäre, weil wir uns ständig abschotten und der Welt den Rücken kehren.

Diese Thematik wird in der visuellen Geräuschgeschichte «tschau wält» umgesetzt.

(fms)

Kritik
von Tamara Fehr und Martina Petrig

Idee

Bilder geben dem Betrachter vor, was er sehen soll. Audio nicht. Ton lässt also viel Interpretationsspielraum und der Hörer kann sich seine Bilder selbst im Kopf vorstellen. Mit diesem Gedanken sind wir auf die Idee gekommen, eine Geschichte nur mit Geräuschen zu erzählen. Keine erklärenden Worte, nur Geräusche. Ist das überhaupt möglich? In diesem Beitrag haben wir uns an dieses Experiment gewagt.
An einem intensiven Tag am Mediathon in der EduZone der HTW haben wir unsere Idee für die Geschichte entwickelt. Es war herausfordernd, eine Idee zu kreieren, die nur mit Geräuschen umsetzbar sein soll. Die Töne sollen einen deutlichen Wiedererkennungswert haben, damit der Hörer der Geschichte überhaupt folgen kann. Am Ende des Tages resultierte die Geschichte der Kopfhörer und wie sich Menschen von der Umwelt abzukapseln versuchen.

Nun begann die Produktionsphase. Auf Input von Herrn Weibel hin haben wir uns entschieden, die Geschichte trotzdem visuell umzusetzen, da sie auf einer visuellen Plattform wie Digezz gepostet und angeschaut wird.

Umsetzung

Audio
Die Produktion begann mit dem Kern des Beitrages, dem Audio. Wir nahmen uns Zeit, alle Töne selbst aufzunehmen und danach zu einer Geschichte zusammenzuschneiden. Einzig das Weinen des Babys ist nicht ein Ton von uns. Die Herausforderung war vor allem das aufeinander Abstimmen der Töne, damit die gewollten Effekte richtig hervortreten und der Zuhörer gut durch die Geschichte geleitet wird.

Skizzen
Auf die Audioproduktion folgten die Skizzen. Nachdem wir wussten wie sich die Geschichte ungefähr anhört, konnten wir die Handlung visualisieren. Hier forderte es Vorstellungsvermögen, um die zahlreichen Skizzen so zu machen, damit sie danach gut animiert werden können.

Animation
Mit dem Fertigstellen der Skizzen konnte die Animation beginnen. Da wir in unserer noch kurzen Multimedia Producer Laufbahn After Effects erst an einem Einführungstag und dann für unser Logo im ersten Semester gebraucht haben, war dies eine zeitaufwendige Angelegenheit. Durch Tutorials und Ausprobieren kamen wir auf das jetzige Resultat.

Musik
Auch die Musik für unsere Geschichte haben wir komplett selbst gespielt und aufgenommen. Klavier spielen ist die Leidenschaft von Martina und sie hat sich in diesem Semester Zeit genommen, diese Melodie zu komponieren. Wir konnten sie perfekt für unsere Geschichte gebrauchen und somit haben wir eine Geräuschgeschichte mit eigens aufgenommenen Geräuschen und Musik.

Subsite
Gegen Ende des Semesters galt es, den produzierten Inhalt noch angemessen auf einer Subsite darzustellen. Wir konnten dabei die Fähigkeiten aus den Interaktiven Medien anwenden und vertiefen. Gemacht ist die Subsite mit Bootstrap und bietet so einen schönen Rahmen zu unserem Video.

Herausforderungen

Wie angetönt hatten wir vor allem damit zu kämpfen, dass wir einige Programme oder Techniken, wie After Effects oder das Programmieren der Subsite, noch nicht viel gebraucht haben. Wir haben uns diese Herausforderung aber absichtlich gestellt, indem wir uns entschieden haben, dass jeder diese Aufgaben im Projekt übernimmt, die er noch nicht gut beherrscht. Wer also in Interaktiven Medien Mühe hatte, machte die Subsite und wer After Effects erst zwei Mal geöffnet hat, nahm sich der Animation an. Dies bereitete uns mehr Aufwand und ist nicht ganz so effizient. Trotzdem fanden wir es eine gute Idee, da Digezz aus unserer Sicht auch dafür da ist, seine Fähigkeiten zu verbessern.
Eine grosse Herausforderung war es auch, die Geschichte so zu gestalten, damit sie der Zuhörer verstehen kann. Er soll ja immer begreifen, was er warum zu hören bekommt. Dies war ein Experiment und ist uns leider nicht sehr gut gelungen.

Fazit

Abschliessend lässt sich sagen, dass unser Experiment leider gescheitert ist. Wir glauben zwar immer noch, dass sich eine Geschichte nur durch Audio erzählen lässt. Objektiv gesehen aber, ist unsere Handlung blind nicht zu verstehen. Ein möglicher Grund dafür sehen wir darin, dass eine Geschichte mit zu komplexem Storytelling für auditive Beiträge nur mit Geräuschen kaum möglich ist. Dafür haben wir die Visualisierung, die das Verstehen der Geschichte etwas einfacher macht.
Ein grosser Kritikpunkt bleibt: Eigentlich hätten wir in der ganzen Visualisierung der Geschichte die Kopfhörer des Mannes viel mehr in den Vordergrund stellen sollen. Aus unserer Sicht ist der vorbeifliegende Hintergrund im Vergleich zu den Kopfhörern zu dominant. Somit wird die Botschaft der Geschichte auch nicht perfekt auf den Punkt gebracht. Trotzdem konnten wir dank unserer Arbeitsaufteilung beide viel von diesem Projekt profitieren und freuen uns, die neuen Fertigkeiten in den kommenden Semestern anwenden zu können.
Für uns gehört auch zum Fazit des Projektes, dass wir uns in den nächsten Semestern dem Tipp 1 von Herrn Weibel (mehrere kleinere Beiträge pro Semester) mehr bewusst sein wollen. Wir haben noch einige Ideen im Köcher für Digezz. Das vorliegende Projekt hat uns aber so eingenommen, dass wir diese nicht mehr umsetzen konnten. Trotzdem scheint es uns sinnvoller, in nächsten Semestern mehrere kleine Beiträge zu gestalten anstelle von einem Grossen.

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